Wie versprochen eröffne ich den Thread zum Thema.

Ich hab letztens etwas recht Gutes zu dem Thema gelsen, wo es geheißen hat, dass der Zeitpunkt, an dem wir noch darüber diskutieren können, ob Flüchtlinge nach Österreich/Europa kommen sollen, das Recht dazu haben, längst überschritten ist. Es ist eine Tatsache, an der nichts zu ändern ist. Jetzt müssen wir überlegen, wie wir als Gesellschaft damit umgehen.

Ich weiß leider nicht viel über die Situation in Deutschland, nur über die Brandanschläge hab ich gelesen. Furchtbar, wie da der Fremdenhass durchkommt.

Was das angeht, ist die Situation in Österreich nicht sooo schlimm. Okay, die FPÖ hat immer noch reelle Chancen, die Gewinner der Wahlen in Wien und OÖ zu werden, aber so vor zwei Monaten hat die Medienlandschaft (außer der Kronenzeitung und Österreich, aber die kann man kaum als Qualitätsmedien bezeichnen) umgeschwenkt, die öffentliche Meinung über Flüchtlinge hat sich ein bisschen geändert. Zwar werden immer wieder abartige Meldungen gelassen (da gabs einen Fall, wo jemand unter einem viralen Foto von einem kleinen Mädchen, dass in der Hitze unter dem Wasser aus einem von der feuerwehr zur Verfügung gestellten Schlauch spielt, geschrieben hat, dass ein Flammenwerfer besser gewesen wäre), aber es gibt immer mehr Menschen, die gegen solche Meldungen aufstehen, und unglaublich viel Hilfsbereitschaft und Einsatz aus der Bevölkerung.

Das wahre Problem ist die humanitäre Krise. Österreich ist in der EU das Land, in das nach Schweden und Ungarn die meisten Flüchtlinge (gemessen an der Einwohnerzahl) kommen. Die landen dann alle erst mal im Auffanglager Traiskirchen, ein Lager das im Vorjahr für maximal 480 Menschen Kapazitäten hatte. Jetzt sind dort 4500. Die Betreuung übernahm eine schweizer Privatfirma, weil alle österreichischen NGOs gesagt haben, dass sie zu dem Preis, den das Innenministerium bereit ist, zu zahlen, keine angemessene Betreuung bieten können. Dementschprechend elendig sind die Zustände dort auch: Nicht genügend Mistkübel, katastrophale hygienische Zustände, unzureichende medizinische Versorgung, nicht genügend Schlafplätze (bis vor wenigen Tagen mussten die meisten im Freien oder in Campingzelten schlafen), zu wenig Essen, etc. NGOs war der Zutritt versagt, erst vor wenigen Wochen wurde Amnesty International erlaubt, das Lager zu inspizieren (die haben die Zustände ebenfalls als katastrophal bezeichnet, seitdem wurden zumindest Vorhänge vor den Duschen angebracht), und seit etwa einer Woche dürfen MSF die dort stationierten Ärzte unterstützen. Es gibt glücklicherweise immer Spendeninitiativen von Privatpersonen, die nach Traiskirchen fahren und durch den Zaun Essen verteilen. Einen Augenzeugenbericht kann man hier lesen.

Aber auch wenn die Flüchtlinge aus Traiskirchen weggebracht werden, ist die Situation nur unwesentlich besser. Die Länder halten sich nicht an die vom Bund vorgegebenen Quoten, das Innenministerium hat im Juni durchgegriffen und auf Polizeigründen Zeltlager errichten lassen. Die Länder haben klein beigegeben, die Zelte wurden abgebaut, die Flüchtlinge in Übergangsquartieren in Schulturnsälen untergebracht. Jetzt fängt die Schule aber in drei Wochen wieder an, dann müssen die leer sein. was mit den Menschen geschieht, weiß der Himmel. Sie werden in kleineren Gruppen in immer neue Notunterkünfte geschickt. Meine Mama macht in einer dieser Schule öfters Nachtdienst, sie sagt, die Leute haben nichts zu tun als darauf zu warten, dass ihnen jemand sagt, dass sie jetzt in ein anderes Quartier gebracht werden. Das Land hat jetzt Containerdörfer bestellt (ich weiß nicht, ob ich das so öffentlich schreiben darf, aber mein Vater sitzt im Vorstand des oö teils einer NGO, und von dem, was er erzählt ist das, was da im Background so abrennt ist völlig hirnrissig. Lobbyismus ohne Ende, den Auftrag bekam die Firma mit den besten Connections, die bestellten Conatiner sind so schlecht isoliert, dass die Heiz- und Kühlkosten für keine Organisation dauerhaft tragbar sind, etc...).
Niemand weiß also wie es weiter gehen wird. Wo werden die Flüchtlinge untergebracht? Wie ist das mit dem Schulanfang, offiziell haben auch Flüchtlingskinder Anspruch auf Bildung? Wie lange müssen diese Menschen auf einen Asylbescheid warten? Was passiert, wenn sie Asyl erhalten?

Es ist alles gerade so in der Schwebe, niemand hat eine Ahnung, wie man das lösen kann, und es kommen täglich mehr Menschen. Heute sind im Mittelmeer schon wieder 80 Menschen gestorben, 100 sind noch vermisst. Von dem Laster mit den 71 Toten hab ich euch gestern eh schon erzählt....

Mich würd interessieren, wie die Situation mit der Unterbringung in Deutschland/Schweiz ist... Und welche Lösungsmöglichkeiten ihr seht.
Ich will das nicht in den ersten Post schreiben, aber da will ich noch was drüber schreiben. Ich glaub, das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich zu aktuellem politischem Geschehen eine klare Position vertreten und auch argumentieren kann, nicht nur so mit einer generellen Richtung sympathisiere.

Kleo du hast irgendwas von Engagement angesprochen, was schwebt dir denn da vor?
Ich hab mir jetzt ausgemacht, dass ich, sobald ich wieder in Wien bin, einmal die Woche Deutschunterricht für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gebe. Ich wollte einfach, dass aus meiner Betroffenheit mehr herauskommt als nur Gejammere. Auch wenn das bisschen Zeit, das ich investiere nichts daran ändert, dass es dem Menschen in Traiskirchen dreckig geht, und jeden Tag unzählige Menschen auf dem Weg nach Europa sterben. Ich wünschte es würde etwas ändern.

Hey Holly,

danke dir so sehr für deinen Beitrag.

Tatsächlich hast du Recht, wenn du schreibst, dass in Deutschland einerseits noch nicht so eine "das Land ist voll und wir lassen niemand mehr rein"-Stimmung herrscht (von seiten der Politik, meine ich), was auch eine Selbstverständlichkeit sein sollte, da Deutschland einfach enorm reich und bevölkerungsstark ist. (Heute habe ich erfahren, dass auch Polen inzwischen eine sehr restriktive Politik fährt und am liebsten alle Flüchtlinge ablehnen will...)

Derzeit schockierend ist tatsächlich die rechte Hetze, die aufgrund der Anwesenheit von Flüchtlingen deutlicher wird denn je, und ich frage mich eigentlich jeden Tag: Sind diese Leute schon immer so rechtes Scheißpack gewesen und haben es nur irgendwie gut verbergen können, bis sie jetzt glauben, einen legitimen Grund gefunden zu haben, ihr wahres Gesicht zu zeigen?
Oder sind das meiste Leute, die bis vor kurzer Zeit noch relativ unpolitisch waren, sich nicht viele Gedanken gemacht haben, und jetzt meinen, sich eine "politische Meinung" bilden zu müssen, die aufgrund ihrer Dummheit und Beschränktheit halt nah an Nazi-Parolen liegt?
Das ist mir immer noch ein Rätsel.

Ich habe das Glück, in einer relativ linken und jungen Stadt zu leben, daher ist hier sowas (meines Wissens) bisher nicht vorgekommen, aber inzwischen schüttelt man nur noch fassungslos den Kopf, wenn beinah jeden Tag irgendwelche Gewalttaten gegen Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte passieren... Und fast immer sind es Brandanschläge. Ist das einfach irgendwie "praktisch" mit dem Feuer legen, oder springen die Täter auf einen fahrenden Zug auf, so wie Amokläufer, und ahmen einfach das nach, was sie selbst in den Medien sehen? "Ach, die machen das ja auch alle, kann ich ja auch mal hingehen und eine (evtl. geplante) Flüchtlingsunterkunft anstecken.

So viele Leute, die, wie es den Anschein hat, jetzt endlich die Möglichkeit gekommen sehen, ihre sadistischen, kriminellen und asozialen Tendenzen auszuleben.

Und ganz ehrlich, was eins dagegen machen kann, ich weiß es einfach nicht. Streit im Internet anfangen, wenn eins mitkriegt, dass jemand sowas gutheißt und verbreitet? Also von Angesicht zu Angesicht, ja klar, da streite ich mir gerne die Seele aus dem Leib (ist bisher zum Glück noch nicht so krass vorgekommen, ich bewege mich wohl einfach in einer relativ netten Bubble), aber in irgendwelchen anonymen Kommentarspalten...da hat das doch keinen Sinn, oder?
Einfach anzeigen und bei den Admins um Sperrung bitten, denke ich.

Genauso, wie ich nicht weiß, was so kleine Leute wie wir unternehmen können gegen Tragödien wie die gekenterten Schiffe und Boote im Mittelmeer, und den Tod der Flüchtlinge in dem Lastwagen. Einfach nur registrieren und sich drüber aufregen, aber davon ändert sich doch nichts...

Also komm ich immer wieder, wenn ich drüber nachdenke, zu dem Schluss, dass das einzige, was ich selbst wirklich tun kann, irgendeine Art von Unterstützung ist für die Flüchtlinge, die schon hier sind.
Ich hab die Sachen von Traiskirchen gehört und gesehen, das muss ja wirklich krass sein... Ich habe noch von keinem Flüchtlingslager in Deutschland gehört, das so unhaltbare Zustände hat, aber ganz hier in der Nähe (genau: 15 km) ist ein sogenanntes "Grenzdurchgangslager", das eigentlich mal für Weltkriegsvertriebene und dann für Spätaussiedler gedacht war, inzwischen aber halt ein Flüchtlingslager ist.
Und wenn eins den Berichten glaubt, teilweise auch mit sehr schlechten Bedingungen (Menschen in dünnen Mannschaftszelten auf Isomatten, zu kleine Mahlzeiten und ewiges Anstehen, erst viel zu spät eigenes Geld, kein Schutz vor (sexueller) Belästigung und Gewalt, schlechte medizinische Versorgung...

Es gibt da halt ein Aktionsbündnis, das versucht, irgendwie Hilfe zu leisten. Es gibt Räume, wo Computer mit Internet sind, wo Deutschkurse stattfinden, und es gibt auch so Behördengangs-Unterstützung.
Ich weiß halt nicht, ob ich dazu qualifiziert wäre, Deutsch zu unterrichten (Jaspers Mutter macht das, aber die ist studierte Lehrerin und sagt selbst, dass es eigentlich ein Unding ist, Laien einfach so unterrichten zu lassen, und ich studiere halt nichtmal was sprachliches), aber ich könnte wohl zumindest sowas machen wie das Internetcafé ein paar Stunden betreuen oder so.

Als Medizinstudentin würde ich auch gerne was in Richtung medizinische Hilfe machen, aber das ist schwer... ich hab halt keine Approbation und darf nicht einfach so Menschen behandeln oder auch nur Diagnosen stellen. Daher hab ich mich nicht getraut, mich dort zu melden, weil die wohl eh sagen, dass ich nicht hilfreich wäre

Nächsten Mittwoch ist in unserer Stadt ein Informationsabend für Interessierte, und da werden Jasper und ich wohl hingehen und gucken, ob es was gibt, was wir machen können.
Ich werd dann auf jeden Fall mal erzählen, wie es war und was dabei rumgekommen ist...

(Auch wenn ich, wenn das klappen sollte, wohl ständig das Semesterticket von meiner Schwester schnorren oder schwarzfahren müsste, denn ausgerechnet DIE Strecke ist natürlich in meinem Ticket nicht mit drin Y_Y)

Zitat

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Ich denke, eine grosse Hilfe in der Debatte ist die liberale Einstellung der Medien. Selbst der Blick (das schweizer Äquivalent zu Bild und Kronenzeitung) berichtet positiv über die kommenden Flüchtlinge, preist die Tüchtigkeit und der Arbeitswille der Eritreer an und führt recht gute Interviews mit Freiwilligen, die, wenn ein Asylheim in einen Engpass gerät, ihre Wohnmobile, Zelter und Gärten zur Verfügung stellen. Als ich letzten Sonntag einen Blick am Abend in der Hand hatte musste ich wirklich den Hut ziehen, denn dass eine Gratisschundzeitung die erste Doppelseite den Eritreern widmet und am Schluss noch auffordert, ebenfalls in irgendeiner Form mitzuhelfen (ein herziges Beispiel war: den Leuten Trinkgeld geben), ist absolut nicht selbstverständlich. Von daher ist die Unterstützung fast aller Seiten vorhanden und der Bullshit, der im deutschen Facebook abgeht, findet man kaum hierzulande. Wie gesagt, das was ich hier jetzt ablasse, ist sehr unreflektiert, da man schlichtweg nichts hört, was ich mal als gutes Zeichen interpretiere.

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Ich muss das kurz nur sagen, weil ich nicht viel Zeit habe...
WOW das hätte ich, um ehrlich zu sein, wirklich nicht gedacht. Das gerade die Schweiz schon so viel weiter ist als wir hier in D. das ist ein bisschen, naja das tut weh... Ich muss mich noch mal genauer darüber informieren, aber hat CH nicht an sich schon ein schärferes Asylgesetzt als wir hier?

Damit mein anderer Beitrag jetzt nicht so elendig lang wird, mache ich einen Doppelpost:

Mediale Berichterstattung hat meines Erachtens ein Problem. Das klingt jetzt so abgedroschen...aber die Berichte sind so negativ. Jeden Tag nur Desaster...
Ich bin zwiegespalten, denn natürlich soll die Presse auf keinen Fall zensiert werden oder Dinge verschweigen... aber bei diesem Thema (anders als Bankenkrise in China o.ä.) handelt es sich hier um ein Thema, das tatsächlich auch relevant die Bevölkerung angeht.

Bei soviel negativer Berichterstattung neigen viele Leute irgendwie dazu, die Hände in den Schoß zu legen und nur noch zu jammern: Ach, ist ja eh alles so furchtbar!

Eben hab ich einen (zwei oder drei Wochen alten) Videobericht gesehen über das Engagement der Bürger*innen von Berlin für Flüchtlinge, die in der krassen Hitzewelle (40°C im Schatten!) vor dem Amt für Gesundheit und Soziales ausharren mussten. Die Leute haben soviel Essen, Wasser und andere Versorgungsmittel gebracht, einfach so, und es waren so viele, dass es nachher zentral koordiniert wurde.
Es gab Interviews mit Leuten, die einfach meinten: "Tja, ich hab ein paar Kanister und Flaschen genommen, mit Trinkwasser gefüllt, mir ein Lastenfahrrad geliehen und...tja", und das wirkte so leicht, so niedrigschwellig, es hat mich ganz enorm motiviert.

Meine Angst, selbst was zu machen, ist auch immer ganz stark, weil ich befürchte, nur zu nerven, weil ich kein Geld hab und nichts richtig gut kann, was nützlich wäre (denk ich jedenfalls) und dann wag ich es nichtmal, eine Anfrage per E-Mail zu schicken, weil ich denke, ich stehle den Leuten doch nur ihre wertvolle Zeit. Und sowieso, was kann ich denn schon machen. Wer braucht denn jemand wie mich.

Wahrscheinlich wäre es schon gut, irgendwas zu Essen zu machen und damit nach Friedland zu fahren und es durch den Zaun zu reichen, das klingt pervers (und ist es ja auch irgendwie), aber es gibt wohl Leute, die das machen, und das Schlimme ist, dass das auch angenommen wird und alles andere als überflüssig ist.

Das hab ich auch ein bisschen gemeint, als ich gesagt hab, die Medien haben ein bisschen umgeschwenkt, weil es immer wieder positive Berichte gibt. Auf der Orf Homepage, die sich ja sonst immer bemüht, keinerlei Standpunkt zu beziehen und reine Fakten aufzulisten, gab es in den letzten Wochen immer wieder Artikel, die sogenannte "Asyl-Mythen" überprüft und entkräftet haben. zB das Gerücht, dass die Asylwerber so viel mehr Geld bekommen als österreichische Arbeitslose auf Mindestsicherung; das Innenministerium hat Anzeigen geschaltet, dass die Flüchtlinge ihre HAndys brauchen, um mit Angehörigen in Kontakt zu bleiben (weil viele Idioten gemeint haben "Die sind ja gar nicht arm, die haben ja alle Smartphones, wieso geben wir denen dann unsere Hilfe")

Qualifiziert bin ich sicher auch nicht, aber soweit ich das verstanden habe, ist das kein direkter Deutschkurs, sondern ein freiwilliges Unterstützungsangebot. Eine Freundin von mir, die da schon lange mithilft, weil ihre Schwester das organisiert, hat gesagt, dass die Flüchtlinge ihren Deutschkurs haben, und dann in dieser Nachhilfe die Möglichkeit haben, Hilfe mit den Hausaufgaben zu bekommen, oder einfach in GEsprächssituationen und Spielen Deutsch zu üben.

Die Flüchtlingskrise dominiert momentan die gesamte Medienlandschaft Deutschlands, soweit ich das mitkriege - seit dem schrecklichen Schiffsunglück vor Lampedusa hat sich die Berichterstattung gefühlt verzwanzigfacht. Zum Glück - so besteht ja vielleicht Hoffnung, dass sich tatsächlich in nächster Zeit politisch etwas bewegt.

Deutschland nimmt wohl absolut betrachtet die meisten Flüchtlinge in Europa auf, relativ zur Einwohnerzahl laut Welt.de (Schande über mich - miese Quelle, war aber das erste, was ich gefunden habe) Schweden, Malta, die Niederlande und Zypern vorne.

Es gibt in Deutschland verdammt viele Brandanschläge auf Flüchtlingsheime - zwar meist bevor sie bezogen werden, aber selbst das nicht immer. Auch Körperverletzung bzw. Übergriffe im Allgemeinen kommen recht häufig vor. Hier: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2...erperverletzung ist das gut zusammengefasst, auch wenn dort nur absolute Zahlen aufgeführt sind - es kommt natürlich auch auf Größe und Einwohnerzahl an und darauf, wie viele Unterkünfte für Flüchtlinge sich im jeweiligen Bundesland befinden.
In Bayern hat es sehr viele Brandanschläge gegeben, am schlimmsten scheint es, was Gewalt insgesamt betrifft, auf jeden Fall in Ostdeutschland zu sein.
PEGIDA ist, soweit ich das mitkriege, in Deutschland kaum noch ein Thema - zumindest die Zeiten, wo jede woche tausende (zigtausende, manchmal) dort aufgekreuzt sind vorbei und auch die AFD scheint nicht mehr ganz so erfolgreich zu sein, wie sie anfangs war, oder?
In Heidenau gab es nun ziemlich eklige "Demonstrationen" von Neonazis, unter anderem von der NPD organisiert. Ein Versammlungsverbot wegen Polizeimangels wurde für unrechtmäßig erklärt, mitlerweile. - Die Lage hat sich wohl mitlerweile etwas beruhigt und es besteht Hoffnung, dass das im NPD-Verbotsverfahren hilfreich sein kann.

Soweit ich das mitkriege berichten fast alle großen Zeitungen in D. (zumindest FAZ, Sueddeutsche, TAZ, die ZEIT usw.) inzwischen ziemlich kritisch über die gegenwärtige Flüchtlingspolitik in Europa - rechte Hetztexte habe ich dort bislang noch nicht gelesen, im Gegenteil, was die Medienlandschaft betrifft, ist es in D. alles in allem sehr in Ordnung, meinem Eindruck nach. Aber ich mag irren - wäre nicht sonderlich erstaunlich... Die im Bundestag vertretenen Parteien scheinen mir auch in den letzten Monaten ihre Positionen verändert zu haben. Zwar versuchen einige die Verantwortung D.s kleinzureden (Wir nehmen doch schon die meisten auf!), die Schuld an der Misere ausschließlich auf Schlepperbanden zu schieben und eine "Wir tun ja, was wir können!"-Beschwichtigungs-Schiene zu fahren, aber nicht einmal die CSU, die sonst echt grenzwertigen Scheiß von sich gibt und viele rechte RassistInnen beherbergt (auf dem Weg zu FPÖ- und SVP-Level) betreibt offene Hetze, oder? Auch da scheint es einigermaßen angekommen zu sein, dass sich was verändern muss... Ich kriege natürlich nur selektiv mit, was "die breite Bevölkerung" so denkt, aber selbst da habe ich den Eindruck, dass die Stimmung eigentlich momentan garnicht so sehr zu rassistischen Abschottungsmüll tendiert, sondern dass, im Gegenteil, die Mehrheit doch erkannt hat, dass es so nicht weitergeht, dass sich was tun muss usw. - aber klar, dass ist nur eine Seite der Medaille, siehe obige Karte mit den Verzeichneten Übergriffen, Brandstiftungen usw.
Vielleicht mal als Frage an die anderen Menschen aus Deutschland - nehmt ihr das auch so war? Ich will nicht die Schuld an den Rassistischen Übergriffen nur auf die ja doch recht kleine Extreme Rechte um NPD (und in Teilen AFD) schieben, wenn euer Eindruck also ein anderer ist...

Und die Lage in den Unterkünften... scheint extrem stark zu variieren, von Stadt zu Stadt. Durch meine Mutter habe ich Einblicke in die Situation in Köln bekommen, wo es vergleichsweise gut zu laufen scheint - einige ihrer Deutsch-SchülerInnen, die inzwischen in anderen Städten gelandet sind, haben aber auch Pech gehabt. Es gibt eben wohl auch Unterkünfte, wo Menschen arg beengt und mit recht miesen hygienischen Bedingungen leben müssen und wo es ziemlich scheiße läuft. Von sowas wie in Traiskirchen habe ich in der krassen Form noch nicht gehört, aber es sollte mich nicht wundern...

Wie das ganze Desaster zu lösen ist, weiß ich nicht - es gibt ja diverse Vorschläge, wie z.B. Möglichkeiten legaler Einreise geschaffen werden können (http://www.tagesschau.de/ausland/legale-fluchtwege-101.html) - was am besten wäre... keine Ahnung. Aber auf jeden Fall kann und muss Deutschland sicher viel, viel mehr Menschen aufnehmen und selbiges gilt für sämtliche anderen EU-Staaten (und die Schweiz), insbesondere für die, die sich bislang vornehm zurückhalten... Aber das alleine wird ja wohl nicht reichen.

Achja, Holly, was meinst du eigentlich genau, wenn du schreibst, dass du zu dem Thema eine klare Position hast? (Und danke für die gute Zusammenfassung!)

Hm, vielleicht hängts ja einfach nur damit zusammen, dass ich jetzt ein Jahr PoWi studiert hab, oder einfach nur mit der Tatsache, dass ich noch nie zuvor so viel zu einem aktuellem Thema recherchiert hab, aber ich merk, dass ich nicht mehr einfach nur denk "die situation ist schlecht und soll anders sein", sondern ich mir konkret gedanken über lösungsansätze und so mach. Ich glaub vor einem Jahr hätt ich nicht so klar sagen können "ich bin für Quotenregelung", oder "ich finde nicht, dass die Mikl-Leitner (Innenministerin) ihren Job so schlecht macht, wie alle sagen." (viele fordern ihren Rücktritt, aber ich denk, das wird nichts ändern. Sie ist in einer Situation, in der sie nichts bewirken kann ohne die Einwilligung der Länder, bzw der EU; den Umständen entsprechend arbeitet sie ganz gut, aber sie wird halt jetzt zum Sündenbock gemacht).

Jetzt hab ich ihn doch noch wieder gefunden: den Artikel, in dem berichtet wird, dass Flüchtlinge in der Schweiz wochenlang in unterirdischen Bunkern untergebracht werden (und zwar seit Jahren!!), und andere auch in Zelten.

Sooo richtig toll scheints ja auch nicht zu laufen, in der Schweiz.

Politiker_innenn fordern, die "Flüchtlinge härter anzufassen, damit die Schweiz unattraktiv wird"...und das, obwohl, wie im Artikel steht, die Zahl der Asylanträge prozentual viel niedriger ist als in den Nachbarländern: In diesem Jahr in der Schweiz um 20% gestiegen, im europäischen Durchschnitt um 71 Prozent!

Oh, und um hier mal die Schweiz selbst zu zitieren: von den Immigranten, die 2013 in die Schweiz kamen, sind 70 Prozent...taddah: aus Europa und Amerika. Sooo schlimm kann die Schweiz unter dieser Immigration eigentlich nicht leiden.
Das mit den 29% Ausländeranteil ist halt eine Farce: In der Schweiz wohnen und arbeiten sehr viele Leute aus europäischen Nachbarländern, und somit ist das etwas völlig anderes als die Sache mit den Flüchtlingen, wie sie (in ebendiesen Nachbarländern übrigens) derzeit stattfindet.

Eine Zahl allein kann eben auch trügen.

Du meinst also, dass Flüchtlinge nach bestimmten Quoten auf alle EU-Staaten verteilt werden sollten? (Ich weiß grad garnicht, wie da momentan der Stand der Dinge ist - das wurde/wird ja diskutiert, aber mit welchem Ergebnis? Ich geh mal Google fragen...)

Ja, genau.
Soweit ich weiß, gibts das zur Zeit nicht, aber Merkel hat sich in den letzten Tagen dafür ausgesprochen, also steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es durchgesetzt wird. GB und Dänemark haben aber in den EU-Verträgen Ausnahmeregelungen ausgehandelt, dass sie bei solchen Regelungen nicht mitziehen müssen. Das find ich völlig verkehrt, weil gerade in Dänemark wären ja wirklich ausreichend Ressourcen vorhanden, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Regelung würde Staaten wie Griechenland entlasten, die kommen ja mit den eigenen Problemen schon kaum zurecht, wie sollen die ohne Unterstützung der EU die Situation auf Lesbos/Kos/etc klären können?

@Holly:
Klar, das stimmt sicher. Auch Italien müsste sicher mehr Unterstützung bekommen, als es momentan der Fall ist.
(Und GB hat ja eh in weiten Teilen keinen Bock mehr auf die EU, oder? Kein Wunder, dass die nicht begeistert von geplanten Quotenregelungen sind... - Was bei Calais passiert ist spricht wohl auch nicht gerade für die Politik von GB (die eh schon sehr wenige Flüchtlinge aufnehmen) - Bei Dänemark (die ja zumindest auch das Schengenankommen mal wieder angefochten haben, wenn ich mich recht erinnere) wundert es mich allerdings. Die nehmen doch ziemlich viele Flüchtlinge auf - das müsste denen doch eigentlich gelegen kommen? Wie auch immer...)
Ich hoffe nur, dass eine Quotenregelung nicht dazu führen würde, dass sich D. dann damit rausredet, doch die Quote zu erfüllen und somit allen "Verpflichtungen" nachzukommen - Es ist ja eh schon mode, so zu tun, als würde D. sich von allen Ländern am meisten aufopfern... naja, mal sehen, was aus dem Vorschlag wird.

die Dänen versteh ich sowieso nicht ganz, aber das wär ein thread für sich. DA passiert in der letzen Zeit ein Rechtsruck in der Politik, nur ist deren rechteste Partei vermutlich irgendwo im ÖVP Spektrum einzuordnen (die DF hat sich von der FPÖ distanziert, weil sie zu rechts seien), und schart die Wähler um sich, weil sie sich als Tierschutzpartei darstellen. Die Bevölkerung ist dem einzelnen Ausländer positiv eingestellt, es kommt zu wenig Übergriffen oder öffentlichen Attacken, auf facebook werden aber fleißig rassistische Witzchen geteilt. So von meinem Gefühl her wird in Dänemark von Einwanderern aber totale Anpassung gefordert.
Ich kenn keine Zahlen, aber ich hab nicht das Gefühl, dass so viele Flüchtlinge aufgenommen werden? Es ist auf jeden Fall lang nicht so prominent in den Medien wie hier. Die Stadt, in der ich gewohnt hab, hat 50 000 Einwohner, und hat gerade mal 100 Flüchtlinge aufgenommen.
Jemand hat mir erklärt, sie wollen keine mehr aufnehmen, weil sie sie nicht adäquat unterbringen kann, die aktuellen Unterkünfte seien doch schon unter jeder Würde. Da ist aber die Rede von topmodernen Containerdörfern.
Vielleichthaben sie einfach so hohe Standards und eine zu gute Ausgangslage, so dass ihre Sicht auf die Situation verzerrt ist.