Und jetzt fängt das Toleranz-Wischi-Waschi an, das rechter Ideologie mit dem "Alle Meinungen sind doch gleichberechtigt!"-Mantra in die Hände spielt und ausblendet, dass rechte Ideologie eben im Kern bösartig ist und gerade etwas, was NICHT Gegenstand von Toleranz sein sollte.
Insofern: Nein, ich werde mich nicht um einen ganz ruhigen, lieben Ton bemühen, Schildkröte.
Und nein, Rosa-Regenbogen, ich werde hier keine Gemeinschafts-Mystik zelebrieren à la "Wir als Otherboard halten doch zusammen!", wenn das einzige, was mich mit Pirx verbindet, darin besteht, dass wir im selben Forum angemeldet sind.
Und schließlich: Nein, Artex, ich werde nicht aufhören, darauf hinzuweisen, dass Pirx hier regelmäßig rechtslastige Positionen äußert und diese Positionen als das zu benennen, was sie sind - rechtspopulistisch und diskriminierend. Ich stelle Pirx jedenfalls nicht in eine "Bild-Nazi-Ecke" - das ist garnicht nötig. Ich verweise darauf, dass er rechtspopulistische Medien zustimmend und befürwortend zitiert und dass sein politisches Profil, wie es hier zum Ausdruck kommt (und auch in diversen anderen Politik-Threads), sich selbst recht eindeutig positioniert.

Ihr redet immer über die Menschen hinter dem Bildschirm, die ich hier angeblich verletze. Warum ist es euch wichtiger, dass meine Darlegungen in Bezug auf Pirx' Posting seine Gefühle verletzen könnten, als dass Pirx' Post Menschen verletzt? Sind die Menschengruppen, die dadurch diskriminiert werden - einmal warens die Frauen, jetzt sinds die Flüchtlinge - weniger wichtig als der schöne Frieden im Forum? Es ist Duckmäusertum, sich nur um die eigene Wohlfühlstimmung zu kümmern und um der Bequemlichkeit Willen auszublenden, dass ganz reale Personen negativ davon betroffen sind.

Zu guter Letzt - ich sage garnicht, dass Pirx das alles mit schrecklich böser Absicht fabriziert, dass er Flüchtlinge hasst, Frauen verachtet und ein Nazi ist. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass das nicht der Fall ist. Mag auch gut sein, dass er, wie er sagt, das Magazin nicht toll findet, oder sogar ablehnt. - Aber trotzdem halte ich es für mehr als grenzwertig, überhaupt solch einen Artikel zu zitieren. Und dass etwas nicht aus Hass und Bosheit geschieht, sagt halt noch nichts über das Ergebnis aus.

Wie dem auch sei - einen schönen Abend und eine geruhsame Nacht allerseits.
Jasper

Das verdient eindeutig ein WORD. Danke, Sammy!
Dieses "word" und seine Bedeutung kenn ich jetzt wohl gut genug, um es verwenden zu können.

Weil Kaktus gefragt hat, erzähl ich einfach mal von meinem letzten Nachtdienst...
Ich bin um ca. 16.00 ins Quartier gekommen, hab geholfen, die letzten unsortierten Säcke im Gewandspendenlager zu ordnen, und dann in den oberen zwei Stockwerken die Zimmer bezugsfertig gemacht (Wir haben drei Stockwerke mit 6er Zimmern, und im Keller 6 Schlafsäle für je ca 15-30 Leute. Als Schlafgelegenheiten gibts dünne Matratzen oder Feldbetten, in einem der Schlafsäle leider nur mehrere übereinander gelegte Decken), also Einmaldecken verteilt und Hygieneunterlagen aufgelegt. Dann haben wir angefangen Tee und Suppe zu kochen; wir haben drei dieser beheizbaren Fässer mit Ventil, die man aber nie alle drei auf einmal ganz aufdrehen kann, weil sonst im ganzen Haus der Strom ausfällt; das Wasser können wir auch nicht nehmen (yay für Abbruchhäuser), deswegen sind meine Finger voller Blasen vom Flaschenöffnen. Dann war kurz Lagebesprechung, ich wurde zur Stockwerksverantwortlichen ernannt (dummer Titel, aber es kam irgendwie überraschend, weil ich dann doch noch nicht so oft da war, und es ist doch irgendwie schön, Anerkennung für seine Arbeit zu bekommen), und dann kam auch schon der erste Bus vorm Bahnhof. Vom Einchecken hab ich eh schon was geschrieben, mein Stockwerk wurde als erstes angefüllt, danach hatte ich Zeit, abzuchecken, was sofort gebraucht wird (wir bitten die Leute immer, in ihren Zimmern zu bleiben, bis alle eingecheckt sind, um Doppeltzählungen zu vermeiden). Dazu gehören Müsliriegel und Kuscheltiere für die Kinder, Socken für die, die keine haben, und echte medizinische Notfälle (im Laufe der Nacht haben wir vier ins Krankenhaus bringen müssen, etliche wurden in der Ambulanz im Haus behandelt). Im Keller hab ich auch noch mitgeholfen, da ist das wegen der großen Schlafsäle alles ein bisschen komplizierter, Afghanen und Syrer/Iraker zusammenzulegen funktioniert nicht ganz so gut, und zwei kopftuchtragende Frauen in einen Schlafsaal voller Männer zu schicken ebenso wenig. Bei der Ankunft ist einfach zu wenig Zeit, um auf sowas zu schauen, aber wir habens dann doch geschafft, alle so umzulegen, dass es gepasst hat.
Nachdem alle angekommen waren, hab ich mich um ein paar allfällige Angelegenheiten gekümmert, und war dann ein paar Stunden im Gewandlager, zuerst zur Aufsicht, und dann, als die meisten so gegen 12 schon schlafen gegangen waren, haben wir alles neu sortiert, mit der Hilfe eines Syrers, der noch nicht schlafen wollte. Als das fertig war, haben wir die fertig verpackten Hygienepakete aufgemacht und alles auseinander sortiert (es wurde festgestellt, dass viele ihre eigenen Hygieneprodukte mithaben und dann nur zB eine Tube Zahnpasta benötigen, anstatt Zahnpasta, Zahnbürste, Seife, Duschgel und Haarshampoo). Als wir damit fertig waren, war es ca 3 halb vier, dann haben wir uns in den Speisesaal gesetzt und ein bisschen Karten gespielt, bevor wir dann um 5 die ersten aufwecken mussten, weil sie um 6 zum Bahnhof gebracht wurden. Ich hab Speisesaalaufsicht gehabt, da geht es hauptsächlich darum, zu schauen, das alle Lebensmittel nachgefüllt werden, etc... Um ca 745 bin ich dann heimgefahren, und nach dem Duschen sofort eingeschlafen.
Körperlich ist das ganze schon total anstrengend, es waren immerhin 15 fast 16 Stunden, die ich praktisch durchgearbeitet hab, aber ich finde, es lohnt sich so sehr. Ich hab das Gefühl, wirklich was zu bewirken, dass den Menschen durch etwas so simples wie ein frisches Paar Socken oder ein nettes Gespräch echt geholfen wird. Es kommt so viel zurück von den Leuten. Alle sind ausgesprochen dankbar und so höflich, auch wenn man ihnen zum siebten Mal sagen muss, doch bitte im Stockwerk zu bleiben, bis alle eingecheckt sind und ich leider leider nicht sagen kann, wann das sein wird.

Ich will das ganz bewusst einfach sagen: Ich werde zu dem Thema hier nicht mehr Antworten. Ich hab es jetzt schon öfter versucht, aber unsere Standpunkte sind unvereinbar, ich bin nicht gerade gut im schriftlichen Diskutieren und außerdem bringt das sowieso nichts. Denn am Ende zählt das was gemacht wird. Und da hat sich bis jetzt Merkels Politik der Reaktion ganz gut bewährt.

Ich hab mich gestern beim Nachtdienst mit einem Syrer unterhalten. Nachdem ich ihm erzählt hab, dass ich Politikwissenschaft studier, frag er so, fast schon beiläufig "What do you think happened in Syria?". Und da schluckt man schon irgendwie, und ringt um eine Antwort. Weil, egal was ich sag, und wie vorsichtig ich meine eigene Meinung dazu formuliere, ich weiß ja erstens nicht wo der andere politisch steht, und nichts, was ich hier in Europa über Syrien erfahre, kann mir erklären, wie es wirklich ist, dort zu leben.