Vortan
In der Föderationshauptstadt
Sehr früh morgens wurde Vortan von einem Boten zum Senatsvorsitzenden gerufen. Der junge Lar hatte einfach um Drei Uhr unnachgiebig mindestens Zehn Minuten sturmgeklingelt bis Vortan endlich aufgewacht war, sich angezogen hatte und nun in dem Fahrzeug des Gesandten saß und sich fragte was der Vorsitzende wohl von ihm wollte. Er, Vortan, schaute durch die Glasscheibe des Seitenfensters und blickte hinaus. Regen klatschte schräg von vorne gegen sein Fenster gegen das er seinen Kopf gestützt hatte und ließ die Lichter die von draußen in die Kabine drangen seltsam verwaschen erscheinen. Schwermütig betrachtete der General dieses Farbengewirr. Es war das erste mal das er zu einem größeren Kampfeinsatz auf zu brechen hatte. Aber es war das erste mal überhaupt, das er mit dem Herzen nicht dabei war. Er wusste nicht warum, aber er fühlte, das er nicht hinter dem stand was mit diesem Einsatz beabsichtigt war. Und er fühlte das er deswegen nicht in der Lage sein werde die Aufgaben die sich ihm stellen werden zu Meistern, das er diese Armee nicht in den Krieg führen konnte ohne zu wissen wo für. Ihm war bewusst das es ihm, als Soldat, nichts anging warum er kämpfte. Aber er kein einfacher Soldat, er war Generaloberst der Föderationsarmee und das bedeutete das er für das Gelingen wie für das Scheitern dieses Krieges verantwortlich war. Und er konnte einfach nicht verantwortlich sein für etwas was er nicht billigte.
Der Wagen hielt und die Tür wurde ihm geöffnet. Mit schwerem Herzen stieg er hinaus in den Regen und beeilte sich unter das Vordach zu kommen. Eine solche Angelegenheit war damals unüblich in der Hauptstadt. Ein Vordach hatten sich, aus welchen Gründen auch immer, seltsamerweise die wenigsten vor ihre Tür bauen lassen. Aber der Senatsvorsitzende, also quasi das Staatsoberhaupt, brauchte natürlich so was und im Moment war Vortan, obgleich er es komisch fand, nicht unglücklich darüber vor dem Regen der immer stärker wurde in Sicherheit zu sein. Mit einem, erstaunlich leisen, aufheulen des Motors setzte sich das alte Auto in Bewegung und ließ, um die nächste Straßenecke verschwindend, Vortan allein vor der verschlossenen Tür stehen. Fragend schaute dieser sich um. Aber es war niemand da der ihm hätte helfen können dieses Mysterium zu lösen. Eine Klingel war auch nicht zu sehen und lange wollte Vortan nicht hier stehen bleiben. Unheimlich und Kalt, dachte er, warum hatte sich der Herr Vorsitzende ausgerechnet dieses Viertel ausgesucht? Er blickte suchend die Straße hinauf und dort, ganz am Ende. Dort lehnte eine schwarze Gestalt, wegen der Dunkelheit war sie nicht richtig zu erkennen, unter einer offensichtlich kaputten Straßenlaterne. Vortan war sich nicht sicher, aber es sah so aus als blickte sie ihn an. Schulter zuckend klopfte er gegen die schwere Metalltür, die, zu seinem Erstaunen, sogleich ohne einen Laut von sich zu geben einen Spalt weit geöffnet wurde. Weiter geschah nichts. Er wollte schon die Tür selber öffnen, ganz koscher kam ihm die Angelegenheit hier nun nicht mehr vor, dann aber schien es sich sein Gastgeber überlegt zu haben und die Tür wurde so weit geöffnet das Vortan eintreten konnte, was er nun auch tat. Nach ihm schloss sich die Tür wieder lautlos und es kehrte wieder Stille in die Szene ein. Nur der Regen rieselte wieder ruhig vom Himmel und bildete Wasseransammlungen auf dem Gehweg und der Straße, auf der nun ein schwarzer Wagen vorgefahren kam. Durch die getönten Fenster war nicht viel zu erkennen, aber die Person die Vortan auszumachen geglaubt hatte stieg in das sehr neue Fahrzeug ein und wenig später fuhr es mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Stadtzentrum davon. Nun verstärkte sich der Regen abermals und der Wind schwoll an, sodass das Wasser auf der Straße Wellen bildete und die Wolken am Himmel begannen sich noch schneller als ohne hin schon nach Süden zu bewegen. Die regnerische Jahreszeit brach heran und kalte, feuchte Luft wurde aus den nördlichen Regionen in die Stadt geweht. Auf einmal wurde es Tag hell vor dem Haus und es donnerte bedrohlich. Der Sturm begann.

Nachdem Vortan eingetreten war wich die Beklemmung die in ihm aufgestiegen war während er draußen stand, schlagartig von ihm. Durch die Wärme die ihm entgegen strömte, durch die angenehmen Gerüche von Zigarrenrauch, frisch gebackenen Zimtsternen und Tee die in seine Nase stiegen, durch die niedrige aber dennoch sehr schmeichelhafte Beleuchtung, durch dies alles fühlte Vortan sich sofort zu Hause. Nicht als wäre er gerade in das Haus seines Vorgesetzten, und eines der wichtigsten Köpfe der Föderation eingetreten, sondern in das eines alten Mannes. Er legte fasziniert von dem Eindruck den das alles auf ihn machte seinen Mantel und seinen Hut ab, hängte diese auf den Kleiderständer, der in einer Ecke des Flurs in den er getreten war stand, und sah sich abermals allein gelassen. Niemand war zu sehen, aber zu hören. Aus einer der Türen die nur halb angelehnt war drangen seltsame Geräusche. So als würde jemand einen Ofen öffnen. Langsam, und durch den schweren Teppich auch lautlos, ging Vortan auf dieses Geräusch zu und bemerkte, nicht ohne Freude, das der Geruch nach Zimt und Orangen immer stärker wurde je näher er kam. Dann schaute er um die Ecke und es bot sich ihm ein Bild. Da stand der Senatsvorsitzende, das Lonvi was er immer nur aus der Ferne, hoch oben über allen anderen auf seinem Stuhl gesehen hatte wie es Befehle erteilte oder wichtige Bekanntmachungen verlas, dieses an Würde und Respekt ausstrahlende Wesen nicht zu überbietende, stand nun vor ihm. In einem rot-weißen Wollpullover und eine braune Kordhose die zusammen mit der dunkelgrünen Backschürze die er sich umgebunden hatte, alle die ihn so zu sehen vermochten sofort geradezu dazu zwingen musste vertrauen zu fassen. Der Vorsitzende stand nun so mitten in eine geräumigen, von einer großen Lampe an der Decke mit angenehm warmen Licht beleuchteten, Küche. Ein großes Backblech in der behandschuhten Hand auf dem zahlreiche frisch zubereitete Plätzchen lagen. Er schaute Vortan entschuldigend an.
?Entschuldigung für mein Verschwinden. Mir wären fast die Zimtplätzchen verbrannt!? sagte er in einem Tonfall, als ob das für ihn das Ende der Welt bedeutet hätte.
Vortan schüttelte lächelnd den Kopf und winkte ab. Dann sah er sich immer noch fasziniert um. In diesem Haus sah es ganz und gar nicht so aus wie man es in der Behausung einer wichtigen Person erwarten würde. Kein bisschen abgehoben, eher altmodisch und anheimelnd. Der Vorsitzende ging mit eiligen Schritten an ihm vorbei.
?So und jetzt zu ihnen. Folgen sie mir in mein Arbeitszimmer!...? sagte er lächelnd und Vortan folgte ihm in den gegenüberliegenden Raum. Dort sah es ähnlich aus wie er es erwartet hatte. Alte Schränke voller bestimmt noch älterer Bücher. (Keine elektronischen. Echte Bücher, noch aus richtigem Papier. Das kannte er nur aus der Armee aber nicht aus den gehobenen Kreisen der Föderation) Mit einem alten Schreibtisch und Zwei großen, schweren Ledersesseln. Einer vor und einer hinter dem Schreibtisch, auf letzteren setzte sich der Vorsitzende und begann Papiere zu ordnen. Das war auch etwas was Vortan nicht erwartet hatte. Überall im Raum lagen, ja stapelten sich beschriftete Papiere. Es war richtig unordentlich. Fragend schaute er den Vorsitzenden an. Dieser bemerkte Vortans erstaunen darüber und sagte mit einem eiligen Ton als würde er sich nicht daran aufhalten wollen:
?Tja, Nullen und Einsen kann jeder über das Netz klauen. Aber das jemand meine Papiere stiehlt will ich erst einmal sehen. Setzen sie sich!? forderte er Vortan einladend auf sich in den Sessel vor dem Schreibtisch zu setzen. Dieser folgte dieser Freundlichkeit und setzte sich in den Ledersessel in dem man richtig versank. Dann schaute er seinen Chef forschend an.
?Nun. Ich nehme an sich haben mich nicht um diese Zeit hier her geholt um mit mir Tee zu trinken??
?Ganz Richtig. Ich habe sie hier her beordern lassen um mit ihnen über den Einsatz zu sprechen. Wie sie wissen sollen sie Morgen, das heißt besser Heute mit 5000 Mann ausrücken und ihr Glück versuchen um die Streitereien um diese Minenkolonie zu beenden.? Er ließ eine kurze Pause. Vortan nickte zum Zeichen er solle fortfahren.
?Wissen sie, wenn es nach mir ginge, dann würden wir diesen Einsatz nicht machen. Ich halte nicht viel davon und ich denke das sie auch nicht viel davon halten.? Nachdenklich stütze Vortan seinen Kopf auf den linken Arm doch dann nickte er abermals und schaute dem Vorsitzenden unverwandt in die Augen.
?Jedenfalls...? fuhr dieser fort doch man merkte ihm an, das er nicht ganz die richtigen Worte fand ?Jedenfalls stehe ich vor einer schwierigen Entscheidung. Ich würde sie ungern damit belasten, da ich eben genau weiß wie sie zu dieser Sache stehen. Andererseits brauche ich jemanden dort dem ich vertrauen kann und, wenn ich ganz ehrlich bin, sind das in der Armee, wenn es um eine Operation von solcher Wichtigkeit geht, nur sie. Auch denke ich das es nicht sinnvoll ist gleich mit der ganzen Armee in das Geschehen drein zu schlagen. Ich denke da mehr an eine kleiner Einheit die die Bewohner der Städte zusammenruft und sie zum aktiven Widerstand mit der Waffe bringt...? er hielt inne und schaute Vortan in die Augen.
?Kommen sie zur Sache wenn ich darum bitten darf!? sagte Vortan zwar in höflichem Ton aber dennoch bestimmt. Der Vorsitzende schaute ihn noch direkter an als vorher. Vortan wusste nicht warum, aber ihm kam sein Gegenüber gerade mehr wie ein Junge vor der im Begriff ist etwas unglaublich dreistes zu sagen, wovon dieser sich aber viel erhofft. Genau in einem solchen Tonfall begann der Vorsitzende zu sprechen, obgleich Vortan schon von vornherein wusste was nun kam:
?Gut. Ganz kurz und knapp. Ich bitte sie hiermit darum ihren Rang als General auf zu geben und sich zum Offizier degradieren zu lassen. Natürlich wird man sie nicht erkennen können. Dann landen sie mit einer kleinen Einheit, sagen wir so um die Hundert Mann, auf der Oberfläche und hetzten die Bevölkerung gegen die Konzerne, gegen die Regierung gegen alle auf. Sie verraten damit den Senat und sie verraten damit ihr Wähler. Aber sie kämpfen damit für ihre Überzeugungen und sind sich im Nachhinein bewusst etwas wirklich wichtiges getan zu haben.? jetzt war es an dem Vorsitzenden Vortan forschend an zu sehen.
Der saß einfach nur da und rührte sich nicht. Vor seinem inneren Auge zog gerade sein Leben vorbei. Was er alles Geleistete hatte. Wie er sich von einem unbedeutenden Lonvi, wohlgemerkt: Kein Lar, kein Mensch, ein Lonvi, Das machte das klettern auf der Karriereleiter um einiges schwieriger; hochgearbeitet hatte und nun einen beträchtlichen Rang als General und eine nicht unansehnliche Stellung in der Politik hatte. Und da kam dieses Lonvi daher und sagte ihm das er das alles doch mal an den Nagel hängen sollte und nur um die Überzeugungen die sie beide teilten zu verteidigen sich in höchste Gefahren begeben sollte. Wenn sich Vortan so etwas nicht schon lange überlegt hätte, dann...
?Okay. Ich mach's! Wie lauten meine Instruktionen?? Der Vorsitzende lächelte freundlich und erleichtert. 'Lonvi, verstehe einander.' (Für Nicht-Lonvi: Ein Zitat aus einer berühmten Rede von FVL in dier die Loniv dazu aufgerufen wurden sich zu vereinigen.)
?Hier. Dieser Umschlag ist für sie. Er enthält ihre Anweisungen. Die Steckbriefe der Soldaten die ich ausgesucht habe, und noch einige andere Papiere. Ich rate ihnen sie in Ruhe zu lesen.? er stand auf und Vortan erhob sich ebenfalls.
?Ach ja...? sagte sein Bundesgenosse in verlegenem Tonfall ?das hier ist ihr Lebenslauf. Und das der Zeitungsartikel der Morgen über sie in diversen Zeitungen erscheinen wird. Ob sie ihn lesen ist ihre Sache aber in ihr Vergangenheit sollten sie unbedingt mal rein schauen. Sie enthält einige Dinge die sie noch nicht über sich selbst wussten.? Vortan atmete schwer.
?Welche Spezies??
?Ich denke Terraner wäre am besten...? Vortan nickte. Dann senkte er den Blick
?Ich weiß wie du, es ist doch in Ordnung, dich fühlst Vortan. Mir ging es vor einigen Jahren ähnlich. Aber, du weißt wie vergänglich das alles ist was du dir hier aufgebaut hast... Komm. Für jeden Lonvi kommt einmal die Zeit an der er sich verändern muss.?
?Was wird mit Vortan geschehen??
?Nichts was die Erinnerung an ihn trüben wird...
In einem Stadtteil wird es eine Explosion geben... er ist als Held gestorben. Den Rest findest du im Umschlag. Komm! Bring es hinter dich.?
Und dann verschwand Vortan. Für immer.

Regen nieselte vermischt mit Schnee vom grauen Himmel über der Hauptstadt. Aus einem der Häuser trat ein Terraner im grauen Mantel und dunkelbraunen Hut. Einen Ordenstern auf der Brust. Er lief die Straße herunter in Richtung des Raumhafens in dem die Flotte der Föderationsarmee sich bereit zum auslaufen machte. Der Wind schwoll bedrohlich brausend an und wehte den hochgeklappten Kragen des Offiziers zur Seite so das für einen kurzen Moment sein Gesicht gut sichtbar wurde. Aus den eigenartig gefärbten Augen lief eine Träne.


In einem Schiff der Föderationsflotte
Achtung! Alles Bereit machen zum Sprung in den Hyperraum!
Attention! All make ready to jump to hyperspace!
Ostorozhno! Vse prigotovit'sya , chtoby pereyti v giperprostranstvo!
Su?y?u yùbèi tiào zhu?n dào ch?o k?ngji?n!
5... 4... 3... 2... 1... 0...

Er spürte das leichte ungefähr Zehn Sekunden anhaltende Vibrieren das das ganze Raumschiff ,in dem er nun für ganze Drei Tage verbleiben sollte, erfasste als sie in den Hyperraum eintraten. Er schaute sich in der ihm zugewiesenen Offizierskajüte um. Weiße Wände, Weiße Decke, grauer Boden. Das war für ihn immer das schlimmste an den lausigen Kabinen der Militärraumschiffe gewesen. Dieses entsetzlich leuchtende weiß. Egal wo man hinschaute, überall nur Weiß. Oben, Unten, Rechts links, hinten vorn; ein Glück das sie davon abgesehen hatten auch noch die wenigen Einrichtungsgegenstände oder Armaturen Weiß ein zu färben. Dass hätte er nämlich niemals Drei Tage ausgehalten. Er strich sich die grau-braune Offiziersuniform glatt, stand von dem Stuhl auf den er sich gesetzt hatte auf und holte den braunen Umschlag dem der Vorsitzende ihm gegeben hatte hervor. Hereingeschaut hatte er noch nicht, das einzige was er über sich wusste war sein Name Er hieß Jegor Kasakov. Er wusste nicht warum, aber eine Vorliebe für Terranische und ganz besonders Russische Namen war ihm schon immer zu eigen gewesen und so gefiel ihm sein jetziger Name sehr gut. Woher der Vorsitzende das wohl gewusst hatte? Er öffnete sein Klappmesser und schnitt den Umschlag an der verklebten Seite auf, dann kippte er den Inhalt auf den grauen Metalltisch und breite die vielen bedruckten wie beschriebenen Zettel vor sich aus. Er nahm den obersten zur Hand und begann ihn zu überfliegen. Das Schriftstück war in einer altmodisch Schriftart gedruckt und beinhaltete das was sie schon vorher besprochen hatten, also das er, Kasakov, mit einem Bataillon von Einhundert Föderationssoldaten im Krisengebiet, besser gesagt Kriegsgebiet, landen sollte und durch aufhetzen der Bevölkerung gegen alles gegen was sich eine enttäuschte und wütende Bevölkerung so aufhetzten lässt, zu erreichen das die beiden Konzerne sich zurückziehen oder ihre Armeen geschlagen werden. Anschließend sollte er versuchen die Bürgermilizen zu einen und einen neuen Staat, einen ?Minenstaat? zu erschaffen. Das hörte sich doch nach einem Plan an. Er sah die anderen Zettel durch. Dort waren die Personalien seiner Soldaten, hier seine Persönlichen Papiere, das da war vermutlich auch wichtig, aber er wurde unterbrochen. Aus einem der Lautsprecher die in jedem Gang, jedem Zimmer, jedem Klo befestigt waren drang eine Frauenstimme:
?Offizier Kasakov Jegor wird gebeten sich im Hangar 3 auf Deck 4 ein zu finden! Ich wiederhole: Offizier Kasakov Jegor zum Hangar 3 auf Deck 4 bitte!? Die Betonung legte die Frau, vermutlich eine Lar, mit Nachdruck auf die Ortsangaben und sprach auch so so deutlich das eine Wiederholung geradezu überflüssig war. Mit einem Seufzer schob der gerufene die Papiere wieder in den Umschlag und machte sich auf in das, es muss an dieser Stelle nochmal wiederholt werden einfach damit es nicht untergeht, Hangar 3 auf Deck 4 um, so dachte er, seine Truppen zu inspizieren.
Er ging durch die Langen, und wie konnte es anders sein, Weißen Gänge des riesigen Raumschiffs und suchte nach dem Hangar 3. Auf Deck 4 war er ja bereits, aber da ihm die Raumschiffsklasse dem das seinige angehörte seltsamerweise völlig unbekannt war fand er sich nicht zurecht. So irrte er erst einmal mindestens Zehn Minuten durch die Ewigen Gänge umher bis ihm ein freundlicher Adjutant den Weg wies, und so fand er mit ein wenig Verspätung doch noch sein Ziel, ein kleineres Personalhangar in welches er nun im Laufschritt kam. Dort erwarteten ihn schon seine Adjutanten, ein höherer Offizier und die Fünf Unteroffiziere die zu seinem Bataillon von Hundert Gemeinen Soldaten gehörten. Der höhere Offizier empfing ihn mit einem Lächeln das besagte das er genau wusste wie einfach es ist sich in einem so großen Raumschiff wie es dieses ist zu verirren. Kasakov mäßigte sein Schritttempo und salutierte ordnungsgemäß vor seinem Vorgesetzten.
?Erwarte Befehle Herr Oberleutnant!?
?Kommen sie Kasakov, ich wollte ihnen ihr Bataillon nur erst einmal vorstellen...? sagte er in freundlichem Ton, fasste Jegor am Arm und ging mit ihm langsam durch die Reihen der still stehende Infanterie.
?Sie werden in Zwei Tagen zu einer Offensive nach unten geschickt, da ist es nur von Vorteil wenn sie über die Verfassung ihrer Truppen im Bilde sind?
?Die, so wie ich sehe, nicht übel ist. Aber, wir waren ja auch noch nicht unter Feindfeuer, dann wird sich zeigen was ihre Leute so alle können...?
?Oh, sie werden sehr, sehr zufrieden mit ihrer Truppe sein...? sagte der Oberleutnant in zufriedenem, glücklichem Ton. ?Es sehr gut, erfahrene Soldaten. Der Feldmarschall unseres Schiffes rühmt sich in höchsten Tönen dieses Regiment unter seinem Kommando zu wissen und es schmerzt ihn sicherlich nicht wenig es nun an sie abtreten zu müssen...? sagte er mit einem zwinkern. Kurz darauf hatten sie die Aufstellung einmal umrundet und der Oberleutnant hielt an.
?Ich muss nun gehen, habe noch anderweitige Verpflichtungen...? sagte er zu Jegor gewandt und dann zu einem seiner Adjutanten:
?Lassen sie die Leute wieder zurück in ihre Kabinen!? Der Adjutant folgte der Anweisung und bald darauf war die Luft erfüllt von dem Stimmengewirr der in ihre Unterkünfte zurückkehrenden Soldaten die sich auf ihr Mittagessen, was es in einer Stunde bald geben sollte, freuten.
?Nun, Auf Wiedersehen Herr Kasakov!?
?Auf Wiedersehen Herr Oberleutnant!? verabschiedete sich Jegor mit angewinkeltem Arm.
Dann ging er wieder hinaus aus dem Hangar und trat auf den Gang. Um ihn herum herrschte geschäftiges treiben nur er wusste nicht was er tun sollte. Sollte er wieder in seine Kabine gehen oder doch lieber wo anders hin? Unentschlossen schlenderte er an den großen Glasfenstern durch die man sonst wohl hinaus blicken konnte, deren Panzerstahlschutzjalousie nun aber hinunter gelassen worden war, so das man anstatt leuchtender Sterne nur den grauen Stahl zu sehen bekam, entlang. Hatte er gesagt auf den Kriegsschiffen sei das schlimmste die Weißen Wände? Nein. Das schlimmst, das allerschlimmste war die gähnende Langeweile!

Ihm blieb also nichts weiter übrig als sich die Personalien seiner Soldaten anzuschauen, was zugegeben gar nicht so uninteressant war, das Raumschiff zu erkunden, zu lesen oder in der Kantine angeregte Diskussionen zu führen. Das war auch nicht ganz zu verübeln, da auf dem Raumschiff eine bestimmte Ration Alkohol pro Tag sogar erlaubt war, was die Abendstunden unwahrscheinlich zu versüßen und zu verkürzten versprach. Bekanntlich existieren im Hyperraum keine Tages- oder gar Jahreszeiten weswegen die Beleuchtung im Schiff, aus Rücksicht auf die Innere Uhr der Besatzung, immer an die jeweilige Uhrzeit angepasst wurde. Folglich war es schon kurz nach Sonnenuntergang und es leuchtete nur noch die spärliche, orange Nachtbeleuchtung die allerdings durch die Farbe der Wände ausreichte um gut sehen zu können, als Jegor Kasakov hinaus auf den Gang trat und sich in Richtung des Speisesaales der Offiziere seines Decks auf machte. Er hatte sich in der Zwischenzeit eine Draufsicht von jedem der Decks besorgt und kannte sich so nun schon so gut aus hier in diesem Raumschiff das er ohne Probleme den Weg fand und ohne zu suchen dort angelangte. Er trat in den geräumigen Raum, mit weißen Wänden, dafür aber mit roter Fußbodenbespannung ein und sofort fiel ihm die Dämpfung der Geräusche auf die sonst fast keinem der Räume in diesem Blechkasten zu eigen ist. Er schaute sich um. Tatsächlich, oben an der Decke waren lamellenartige Schallschlucker angebracht welche für eine sehr angenehme Atmosphäre sorgten die fast sogar gemütlich zu nennen war. Er seufzte. So friedlich sah es hier aus, wenn nicht alle Anwesenden Uniformen getragen hätten, wäre man nie im Leben auf die Idee gekommen das es sich hier um den Offizierssalon eines Schlachtschiffes der Föderationsarmee von gigantischem Ausmaß das, zusammen mit einer ganzen Flotte, auf den Weg in den Krieg ist handeln könnte. Aber, es waren noch Drei Tage, wozu also jetzt schon an Übermorgen Denken, dachte er sich und ging auf das Buffet zu das am anderen Ende des Raumes nur darauf wartete erkundet zu werden. Was sollte er sich zuerst vornehmen? Die Brötchen? Den Nudelsalat auf Lar'sche Art? Oder doch lieber den Terranischen Kartoffelauflauf? Er entschied sich für eine wohl ausgewogene Mischung aus allem wobei wohl ausgewogen angesichts der Mengen in denen diese Köstlichkeiten vorhanden waren und in den Portionensgrößen in denen hier getafelt wurde ein etwas unpassendes Adjektiv ist und besser mit ?großzügig? oder ?von einem gesunden Appetit zeugend? ersetzt werden sollte. Dann noch ein Gläschen Rotwein, oder auch zwei, zur Verdauung und ein Stück Käse und ein wenig Obst. Damit ließ sich doch ein Abend verbringen! Zufrieden schaute Jegor sich einen schönen Platz aus und setzte sich voller Vorfreude auf dieses Essen an einen Tisch von dem aus er gut den ganzen Saal überblicken, und den interessanten Gesprächen lauschen konnte.
Als er mit dem Großteil des Essens fertig war und, nachdem er die Überreste beseitigt hatte, nur noch ein Gläschen Pangalaktischen (Dieses stark alkoholhaltige Getränk wird sogar in den höheren, sonst so auf eine reine und feine Sprache bedachten Kreisen nur mit dieser Verkürzung des Ursprungswortes bezeichnet und trotzdem oder gerade deswegen auch sehr gerne getrunken) und ein Stück Käse auf einem kleinen Teller vor sich hatte (Im Stillen Überlegte er ob er es wirklich wagen sollte. Käse und das Teufelszeug... Das hatte er noch nie versucht.) kam ein Junger Unteroffizier, nachdem er sich umgeschaut und keinen anderen, freien Platz ausfindig gemacht hatte, auf Jegor zu und fragte ob er sich denn setzten könnte. Mit einem freundlichem Lächeln bejahte dieser die höfliche Anfrage und bald stellte sich heraus das dieser Unteroffizier zu seinem Bataillon gehörte. So blieb Jegor, der wie gesagt eigentlich schon gehen wollte, doch noch eine Weile und trank mit seinem Kameraden auf den Senat, auf die Föderation und auf das bevorstehende Gefecht. Nach ungefähr Einer Stunde musste sich sein Unteroffizier aber dennoch verabschieden, da er weit weniger gut gegen die Macht des Alkohols gerüstet war als der Wetterfeste Jegor und so machte dieser sich weit nach seiner eigentlich Angestrebten Zeit auf um in seine Kajüte zurückzukehren und sich schlafen zu legen. Der Weg dauerte dieses mal zwar etwas länger, aber Jegor war wieder hellwach als er sein Gemach endlich gefunden hatte und feststellen musste das man versucht hatte gewaltsam in es einzudringen. Sofort durchsuchte er seine gesamte Habe, aber glücklicherweise konnte er feststellen das nichts gestohlen worden war. Sie hatten ja auch nur versucht einzudringen. Er nahm sich vor dies Morgen dem Major zu melden doch an diesem Abend war er nicht mehr in der Fassung dazu. Er schloss nur noch ab und schmiss sich auf sein Bett. Dann schlief er auch schon tief und fest.

Als er am nächsten Tag aufstand wünschte er er hätte sich gestern nicht überreden lassen zu bleiben. Einen einzigen, einen ganz kurzen Moment überlegte er ob man nicht Feuer mit einem Gegenbrand bekämpfen könnte. Wenn würde er in den nächsten Monaten denn schon wieder Alkohol in ordentlichen Mengen zu Gesicht bekommen? Aber, dann warf er sich doch nur Zwei Kopfschmerztabletten ein und die Sache war gegessen.Wenn alles so gut funktionieren würde wie die Haushaltsmittel, dann gäbe es sicher keine Probleme mehr in dieser Galaxie. Er rieb sich die Stirn, gegen Müdigkeit halfen die Dinger trotzdem nicht, und ging ins Bad um Zähne zu putzen, für die Terraner eine Notwendigkeit, sich zu waschen und seine Lageruniform an zu legen. Als er damit fertig war, nahm er seinen silbernen Laptop (diese Art des Computers gab es immer noch, sie wurden zwar immer schneller und dünner auch hatten sie Touch-Displays oder konnten per Sprachsteuerung bedient werden, auch hatten sie wesentlich mehr Speicherplatz und der Akku hielt viel länger, aber für Terraner gab es einfach keine effektivere Form des tragbaren, handlichen Computers) und setzte sich an seinen Tisch, Zeit hatte er ja, und öffnete das Mail-Programm, den RSS-Feed Reader (Auch ein Überbleibsel aus der Terranischen Zeit vor dem Erstkontakt), und die Schnittstelle zum Ethernet des Raumschiffes damit, falls dies Notwendig wurde, schnell Kontakt zu ihm aufgenommen werden konnte. Er wischte sich mit dem Finger durch die Nachrichten von Galactic-Press, die sehr stark vom Krieg dominiert wurden: Artikel über die Ursachen des Konfliktes, über den Auslöser, über einen verschwunden Reporter der Zeitung und ähnliches machten somit den Großteil der Neuigkeiten aus. Doch dann fand er eine Nachricht die ihn einen Moment zögern ließ bevor er sie ins Archiv verschob. Es war die Nachricht über den Tod eines wichtigen Politikers der Föderation. Er verschob sie nicht in des Archiv sondern setzte das Symbol viel mehr auf seine Arbeitsfläche, damit er sie immer im Blick hatte und sich daran gewöhnte. Nie vergessen durfte er wer er einmal gewesen war und das dies niemand wissen durfte. Denn äußerlich ähnelte er zwar bis auf einige, zugegebenermaßen sehr auffällige, Details einem Terraner aber jedem der ihn sah musste klar werden das er keiner, sondern viel mehr ein Lonvi war. Und Lonvi standen, wenn es darum ging jemanden nach seinem Verhalten zu verdächtigen, schon immer unter Generalverdacht. Zwar gab es für sie auch Möglichkeiten diese kleinen ?Fehler? zu verbergen, zum Beispiel konnte man gegen die Augenfarbe Kontaktlinsen tragen, aber dies Funktionierte nicht bei jedem und die meisten Lonvi vertrugen solche Dinge, seltsamerweise, nicht und wurden davon krank. Bei Jegor funktionierte die Tarnung zwar, aber er bekam davon immer einen schrecklichen Juckreiz in den Augen der anschließend mehrerer Stunden anhielt. Also ließ er es bleiben sich zu verstecken und hoffte das keiner Ressentiments gegen ihn hegen werde. Spätestens im Gefecht hätten sie es sowieso spitz gekrickt, denn so lange es auch dauerte einen Körper entstehen zu lassen, ganz fix waren Lonvi darin sich wieder auf zu lösen. So besaßen sie die Fähigkeit einem drohenden Streifschuss dadurch zu entgegen das sie die entsprechende Stelle ihres Körpers einfach verschwinden ließen. Es dauerte dann zwar eine Weile bis dort wieder normales Fleisch und Haut entsteht, aber besser als die Alternative. Zusätzlich besitzen Lonvi erstaunliche Selbstheilungsfähigkeiten die es ihnen ermöglicht auf sich gestellt einen einfach Schuss, zum Beispiel in den Oberarm, selbstständig zu heilen. Dies hängt damit zusammen das sie sehr resistent gegen Krankheiten sind und Blutverlust, oder ähnliches bedingt durch den inneren Bau, nicht vorkommen können. Ein wirkliches Problem hat ein Lonvi nur, wenn es ernsthaft verletzt wird. Wird es Beispielsweise in den Kopf geschossen, dann stirbt es deswegen zwar nicht, es kann sich noch mit letzter Kraft heilen, jedoch wird durch eine so schwerer Verletzung ein bis jetzt unbekannter Prozess in Gang gesetzt, der dazu führt dass das Lonvi voll und ganz zu dem Wesen wird dessen Gestalt es gerade angenommen hat. Würde Jegor jetzt Beispielsweise mit einer Schrotflinte in die Brust geschossen, dann würde er dies, und das allein ist erstaunlich genug, überleben. Es wären zwar Narben und so weiter zu sehen, aber er würde ein ?Zweite Chance? bekommen. Allerdings zu einem hohen Preis. Er würde nach und nach immer mehr vollständig zum Terraner werden, auch wenn er länger leben würde als andere, auch wenn er seltener einen Schnupfen bekommen würde, er wäre nach einer kurzen Zeit kein Lonvi mehr, sondern ein richtiger Terraner. Diese Metamorphose, so der Fachbegriff unter Lonvi, ist das schrecklichste was diese sich Vorstellen können. Nicht den Tod fürchten den Lonvi, sondern die Verwandlung in ein einziges Wesen ohne den Körper verändern zu können, was ihnen wie die Gefangenschaft in einem Gefängnis vorkommt. So ist es kein Wunder, das die meisten Lonvi denen dies Wieder fuhr sehr schnell Selbstmord begingen.
Er verbarg das Programmfenster wieder und schaute in sein Mailpostfach, in dem gähnende Lehre herrschte. Das für ihn ein ungewohntes Gefühl den früher wurde er geradezu mit Mails überschüttet. Wer aber sollte ihm nun schreiben? Der Vorsitzende wäre der einzige, aber der würde ihm nichts in ein Militärraumschiff senden, da der gesamte Informationsverkehr durch den Hotspot des Raumschiffs überwacht werden konnte. Jegor klappte seinen Computer wieder zu und schaute auf die Uhr. Schon, beziehungsweise 'erst', ganz wie man's nimmt, Mittag. Zeit sich wieder in den Speisesaal zu begeben!

Man konnte gegen dieses Raumschiff sagen was man wollte, aber für das Leibliche Wohl seiner Offiziere wurde hier gesorgt. Vermutlich dachte sich der Kapitän das er sich die Drei Tage von seiner netten, großzügigen Seite zeigen könnte und bestimmt werden, sobald die Flotte an ihrem Ziel angelangt ist, wieder andere Winde wehen, aber im Moment konnte man sich einfach nicht beklagen. Der einzige Nachteil der Speisen war allerdings, das es unwahrscheinlich schnell, dies ist wohl so eine systemimmanente Eigenschaft jeden leckeren Essens, und lange satt machte was dazu führte das er schon nach Einer Portion vollständig gesättigt war und sich träge und scher fühlte. Jetzt einen guten Wein, aber er verkniff es sich. Er konnte ja nicht erst eine Kopfschmerztablette gegen den Kater nehmen nur um später weiter zu trinken. Nein, Zucht und Ordnung muss wieder in die Hütte sonst wird das ja nie was hier. Also trank er statt Wein, Wasser und aß statt Eis mit Schnapskirschen gar nichts. Danach ging er wieder hoch in sein Zimmer, schaltete seinen Computer so das er klingeln sollte falls eine wichtige Nachricht ankommen sollte und legte sich hin, langsam aber sicher ließ die Wirkung der Tabletten nach.

Es gibt immer mindestens zwei Möglichkeiten etwas zu beschreiben. Einmal positiv und das andere mal negativ. So kann man sagen, das Jegor sich während der Reise ausgeruht und mental auf seinen Einsatz vorbereitet hatte, man kann aber genauso gut auch sagen, er habe die ganze Zeit nur gepennt. Beides trifft zu, auch wenn, von außen betrachtete, letzteres wohl der angemessenere Begriff wäre da er den Zweiten und Dritten Tag seiner Reise hauptsächlich mit schlafen, lesen etc. mehr Tot schlug als verlebte. Am letzten Tag aber, hatte dieser wenig militärische Lebensstil schlagartig ein Ende, denn dieser letzte friedliche Tag wurde vollständig mit den Vorbereitungen für die Operation: ?Goliath Downfall ? ausgefüllt. So hatte er eine Unterredung mit dem Flottenadmiral und dem General der ihm nochmals persönlich seine Befehle gab, die sich ?zufälligerweise? genau mit denen deckten die der Vorsitzende Jegor gegeben hatte, und ihm viel Glück wünschte. Allerdings machte er ihm auch klar, das wenn seine Mission scheitern sollte dann die Föderation härtere Maßnahmen ergreifen würde. Nach diesem Gespräch inspizierte er nochmals seine Truppe, gab einige Anweisungen bezüglich des bevorstehende Gefechts und redete den Soldaten Mut zu. Danach wurde das Licht in den Gängen des Raumschiffes auch schon immer rötlicher und der letzte Tag neigte sich dem Ende zu, als ihm einfiel das er sich ja selbst auch noch fertig machen musste. Also packte er alles was er unten benötigen würde in seine Reisetasche, den Rest (sprich Paradeuniformen etc.) würde er hier auf dem Schiff lassen müssen, da solche Dinge auf der Oberfläche ihm bestimmt nicht weiterhelfen würden. Als letztes Packte er seine persönlichen Waffen ein die jeder Offizier besaß: Eine gekühlte Plasmapistole der Neusten Generation, Ein Schnellfeuergewehr (Selbstverständlich ebenfalls der Neusten Generation, da das Militär kurz vor dem eintritt der Föderation in den Krieg modernisiert wurde ? Zufall?). Soweit so vorgeschrieben. Diese beiden Waffen musste standardmäßig jeder Offizier der Föderationsarmee besitzen und immer, sofern nicht in Zivil, immer bei sich führen. Doch Jegor hatte noch ein Gewehr mitgenommen, eines mit dem er ganz besonders gerne und auch gut schoss. Es war ein relativ altes, aber auch unverwüstliches Gewehr und ähnlich aufgebaut wie ein Jagdgewehr nur hatte es eine höhere Reichweite, einhergehend mit einer höheren Durchschlagskraft, eine höhere Schussfrequenz war möglich und es war von Jegor so umgebaut das ein Magazin mit Zwanzig Schuss verwendet werden konnte. Sein Fähigkeiten mit solcher Art von Gewehr umzugehen hatte ihm, als er noch ein junger Feldwebel war, einen nicht unbeträchtlichen Ruhm eingebracht und nun sollte sie ihm, wie schon oft, vielleicht wieder die Haut retten. Es klingt vielleicht komisch, aber in Jegor, eigentlich in allen Soldaten seines Regiments, glühte gerade eine gewisse Vorfreude auf das kommende. Auf den Kampf. Nur er und seine Truppe. Dort gab es kein richtig und kein falsch nur leben oder nicht leben. Keine Gründe über die nachgedacht, keine Argumente über die diskutiert werden müssten. Dort würde alles ganz einfach sein. Hier sind Wir und Da hinten ist der Feind. Dorthin Schieß'!



Karel Donovann
In einem Abgelegenen Schacht im Untergrund des Schlachtfeldes
Kurz nachdem der Droide über eine direkte Funkverbindung zum Cockpit der Schiffs dem Co-Piloten Slikar mitgeteilt hatte das Karel wieder bei Bewusstsein war, hörte dieser aufgeregte Schritte vor der Kabinentür und herein traten Asterei der Zweite Maschinist, Slikar, und der Schiffskoch Bougrunder. Dann kurzes Schweigen, sie alle blickten Karel an. Dieser fragte verwundert mit ängstlichem Unterton:
?Äh... wo sind denn die anderen?? weiter Schweigen. Dann kam sein Zweiter Maschinist auf ihn zu und setzte sich neben ihn auf die Pritsche. Dann legte er ihm einen Arm auf die Schulter und sagte leise:
?Fritijov und Guradow sind tot...?
?Jaja, ich weiß. Aber wo sind die anderen? Ich will einen vollständigen Statusbericht!?
?Gut. Ich beginne mal an dem Punkt wo du Bewusstlos geworden bist. Du weißt ja, das wir versucht hatten die Kiste zum laufen zu bringen. Nun ja, als erstes hat die Treibstoffeinspritzung funktioniert. Dadurch ist Treibgas hinten in die dritte Düse geflossen und als dann die Erste Zündung eingeleitet wurde ist sie Explodiert. Dabei ist ein Teil oben gegen die Brüstung unter der ihr standet geschossen wurden und hat sie zum Einsturz gebracht. Du wurdest von den Betonteilen getroffen. Wir haben dich dann ins Schiff gezerrt und hier von den Droiden versorgen lassen. Währenddessen haben die im Cockpit alles zum laufen gebracht und wir sind gestartet. Allerdings wurden wir von den verdammten Echsenviechern beschossen und die haben die Zweite Düse zerstört. Dabei hat sich die Treibstoffleitung entzündet und hat ein Feuer auf dem Zweiten Deck entfacht. Wir konnten es löschen. Das Feuer war aber noch wo anders. Durch die Entzündete Treibstoffleitung muss irgendwie Öl in die missil slots geflossen sein. Dann hat es sich entzündet und...? er brach ab.
?Und was??
?Und die fuck HellFire-Raketen sind raus gefallen.? sprang der Koch mit seinem Bariton für ihn ein ?aus irgendeinem Grund haben sie gezündet und da sie ja eigentlich für den Weltraum bestimmt sind haben sie ein schönes Loch im Boden hinterlassen. Wir konnten uns durch den gewaltigen Stoß nicht mehr in der Luft halten und sind dort hinein gesegelt. Ich weiß nicht was für einen Schutzengel wir hatten, aber der hatte da verdammt gute Laune. Die Höllen Raketen haben ein so großes Loch in den Boden gerissen das wir bis hinunter in einen Schacht gefallen sind. Wir können von Glück reden das Semjon trotz seiner üblen Verletzung am Arm die er sich während er dich rettete zugezogen hat noch genug Reaktionsfähigkeit hatte um die Schrottmühle hoch zu ziehen und uns in einen schlecht zugänglichen Seitenschacht zu steuern. Da sitzen wir nun und kommen nicht weg. Wir alle haben Stauchungen, Schnitt- und Brandwunden et cetera aber am schlimmsten hat es Erdun erwischt. Während er das Feuer gelöscht hat hat er sich Brandverletzungen aller Grade bis 2b zugezogen und liegt jetzt Bewusstlos im Nebenzimmer. Außerdem ist uns Zugrib verloren gegangen als wir hier die Höhlen erkundet haben. Wir sind nun schon Zwei Tage hier und der Treibstoff geht langsam zur Neige. Die anderen werden bald zurück kommen und es ist ein Wunder wenn wir hier noch lange so bleiben können, denn die verfickten Lar sind schon mit ihren Suchtrupps ganz in der Nähe gewesen!? während er sprach wurde er immer lauter und wütender. Den letzten Satz schrie er gerade zu hinaus. Danach Stille. Alle schauten sich betroffen an. Karel drehte den Kopf schräg nach unten zur Seite. Dabei sah er in den Spiegel der rechts neben ihm an der Wand befestigt war. Was er sah erschrak ihn. Er richtete den Kopf auf und sah sich in das Gesicht. Oder, war das überhaupt sein Gesicht? Er wusste es nicht. Das was er sah, war eine grässliche Fratze. Die Hautfarbe variierte zwischen einem schmutzigem grau und einem unangenehmen gelblichen weiß. Dabei sah es so aus, als blätterte sie von ihm ab, so wie das Gesicht eines alten Gemäldes von dem die Farbe verblassen und abblättert. Auch waren seine Gesichtszüge verzerrt, wie gestaucht und gedehnt so das etwas abartiges, etwas widerwärtiges entstand. Das alles schrecklichste war aber die entsetzliche Ähnlichkeit mit der Vergangenheit, die es ihm Möglich machte doch sich selbst zu erkennen aber nur zu bemerken das das einmal er gewesen war, nicht zu verstehen das das er nun auch ist. Er brach zusammen. Wieder umfing Dunkelheit sein Bewusstsein und wieder fiel er in diesen schwarzen Tunnel. Nun erkannte er die Fratzen die ihn ansahen. Das war er...


Karel erwachte. Das erste was er fühlte, war das er nichts fühlte. Er versuchte irgendetwas zu bewegen, aber voller Panik bemerkte er, das es ihm egal was er versuchte nicht gelang. Er öffnete die Augen, schloss sie aber geblendet von grellweißem Licht sofort wieder. Dann hörte er gedämpft wie aus weiter ferne eine ihm bekannte Stimme hektisch rufen:
?Hast du das gesehen? Seine Augen. Er ist wach!?
?Was?!? Dann wurden seine Lieder auseinander gerissen und noch helleres Licht blendete ihn
?Scheiße! Mehr Betäubungsmittel! Schnell!? hörte er jemanden rufen, dann bemerkte er aber einen entsetzlichen Schmerz ausgehend von seinem Rechten Bein. Er stöhnte auf, dann verschwand wieder alles um ihn herum und er wurde wieder Bewusstlos.




Ausschnitt aus einem Rundfunkbeitrag von INTERFunk© vom 32. September 401AF
?...Achtung! Eine Eilmeldung! Wie soeben bekannt wurde ging die Explosion in der Föderationshauptstadt in der Nacht vom 31.- zum 32. September vom Wohnhaus des Senators und Generals Vortan aus. Nach derzeitigen Informationsstand ist dieser bei einer Gasexplosion die im Umkreis von Einhundert Metern Schäden anrichtete als einziges Opfer ums Leben gekommen. Die Polizei geht nicht von einem Verbrechen aus obwohl zahlreiche Politiker dies, aufgrund der aufgeheizten Stimmung, bezweifeln. Vortan hätte Heute Mittag mit der Föderationsarmee ausrücken sollen um die Kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Lar und Terranern militärisch zu lösen. Der Senat gab an diesen Einsatz nicht verschieben zu wollen. Als neuer General wurde...?

Jegor Kasakov (ehem. Vortan)
In der Stadt zusammen mit Einhundert Soldaten der Föderationsarmee

Schon von weitem konnte man die riesigen Sternenkreuzer der beiden Rüstungsindustrie Giganten sehen - wie ein Rudel überdimensionierter Pinnadeln mit einem bläulich-schimmerndem Metallsporn am Ende streiften sie im Orbit des Planeten umher, sichtlich bemüht nicht in die Atmosphäre einzudringen. Es war ein wundersames Schauspiel, von weitem glich die Ansammlung wie einem gigantischen Fischschwarm der in der Schwärze des Alls umher glitt auf der Suche nach Nahrung oder Schutz. Ein Schwarm? Nein eigentlich zwei Schwärme, denn schon von dem Punkt an dem die Raumflotte aus dem Hyperraum austrat, konnte man ganz klar erkennen wie sich die beiden Schwärme umkreisten, immer wieder ein paar Schiffe aus der Menge hervorstießen, und gefährlich nah an die des jeweils anderen Schwarm heran glitten, nur um dann kurz vorher wieder um zu drehen. Als auch das Raumschiff mit Jegor an Bord aus dem Hyperraum ausgetreten war sah er fast das selbe wie Karel einige Zeit zuvor gesehen hatte nur kam dieser mit friedlicher Absicht. Jegor kam um mit Gewalt für Frieden sorgen.
Immer näher kam der Planet, jetzt konnte man schon die einzelnen Raumschiffes Ethertecs und Vengeances voneinander unterscheiden die alle ausnahmslos von ihrem Kurs, sofern er die Flugbahn der Föderationsflotte schneiden würde, änderten und abdrehten. Keiner wollte der neuen Streitmacht die sich da ins Bild schob in die Quere kommen, zu groß war die Ungewissheit über die Truppenstärke und zu groß die Angst als ?Der-der-den-ersten-Schuss-abgab? in die Geschichte einzugehen. So hatte Jegor mit seinen Leuten freie Bahn und es dauerte auch nicht mehr lange, da hatten die Landungsschiffe abgedockt und traten in die Atmosphäre der Planeten unter ihnen ein. Niemand folgte ihnen, niemand versuchte das zu verhindern was sich anbahnte. Der Erste Militärische Eingriff der Föderation in die Militärischen Streitigkeiten Zweier Mitglieder. Das war etwas Revolutionäres, etwas völlig Neues, etwas nie da gewesenes. Die Elitetruppen der Föderation hatten zwar eigentlich, genau wie der Geheimdienst, schon immer in informelle, inoffizielle Streitereien der beiden Konzerne genauso informell und inoffiziell eingegriffen, aber sie bedienten sich da meist, entweder Handlangern in Form von Kopfgeldjägern oder kleinen, leichtgewichtigen Einheiten mit geringer Truppenstärke um heimlich und möglichst ohne das störende Wissen der Medien von solcherlei ein zu greifen. Doch jetzt, kämpften ganz offiziell Soldaten der Föderation gegen Soldaten von Ethertec und Vengeance und da diese beiden Konzerne fast stellvertretend für die Staaten aus Eth und Terra standen, auch gegen Lar und Terraner, sie führte also offiziell Krieg gegen sich selbst. Das war ein sehr heikler und gefährlicher Tabubruch, weil ein solcher Schritt sich schlecht vor der Judikative Begründen lässt, und die Legislative, in diesem Fall der Senat, sich einfach mit der Exekutive, hier das Militär, vereinigt womit die Gewaltenteilung nicht mehr gewährleistet ist, was ganz schnell zu der Frage nach der Legitimität des Vorgehens führt und das Potential besitzt die Föderation endgültig von der Zwischenstufe einer nutzlosen Ansammlung von Bürokraten in den Untergang zu stürzen. Allerdings hatte er auch das Potential in sich die Föderation aufs neue zu einigen und Frieden zwischen Lar und Terranern zu sichern. Daran dachten auch die Soldaten die unter Jegors Kommando mit ihm auf die Oberfläche flogen und daran dachte auch Jegor der im Cockpit des an der Spitze des Konvois fliegenden Landungsschiffes stand und voller Vorfreude auf das kommende Befehle erteilte und Befehle ausführte. Das Konvoi flog über den eigentlichen Schauplatz des Geschehens hinweg, von dem wegen der Dunkelheit nicht all' zu viel zu sehen war, und landete in einem trotzdem von Artilleriebeschuss völlig zerstörtem Stadtviertel. Nachdem die Einhundert Soldaten ausgestiegen waren und ausgeladen hatten flog ihre Rückflugmöglichkeit wieder davon, verschwand im sternenübersäten Himmel und ließ sie allein.
Jegor gab der einen Hälfte seiner Soldaten die Anweisung, die Truppe in einem der besser erhaltenen, verlassenen Gebäude möglichst weit unten, am besten im Keller, einzuquartieren und der anderen Hälfte aus zu schwärmen und die Umgebung zu erkunden. Zwar wurde gerade über ihren Köpfen durch die Raumschiffe eine Synchronisation der physischen Daten der Stadt durchgeführt, aber die würde erst am nächsten Tag fertig werden und erstens hatte er nicht die Zeit so lange zu warten, zweitens wurden so nur 3-D Modelle der Fassade der Gebäude erstellt. Das brachte einem im Zweifelsfall, und der traf hier mit hoher Wahrscheinlichkeit zu, auch nicht viel. Er ordnete an das die Fünfzig Mann in Fünf Gruppen von je Zehn Mann aus schwärmen sollten und die Gebäude von Innen erkunden sollten, wobei sich die Gruppen wieder aufteilen durften, aber immer mindestens Zwei Soldaten zusammen bleiben mussten ? Jegor wollte kein unnötiges Risiko eingehen zumal er selbst auch Teil dieses Pioniere war. Er, mit einem seiner Unteroffiziere und Neun Soldaten, ging schleichend eine mit Trümmerteilen übersäte Straße an völlig zerstörten Drei- bis Vierstöckigen Gebäuden vorbei in nördliche Richtung von der man vor wenigen Minuten Raketen, vermutlich von einer mobilen Abschussrampe, in den Himmel steigen gesehen hatte. Ein eisiger Wind pfiff ihnen entgegen durch die von allen guten Geistern verlassenen, grauen Straßenzüge und wirbelte den Staub der überall zu finden war in hohen, dichten Wolken auf, empor zum Himmel und verschlechterte die Sicht zusehends so das Jegor über Funk an alle Truppenteile ordern musste sich umgehend, von wegen der Sicherheit, in die Gebäude zu begeben und bis der Sturm sich legen würde dort weiter zu machen. Allerdings konnte man durch die Dunkelheit und mangels Stromversorgung in diesen praktisch nichts sehen. Sie schalteten also ihre starken Taschenlampen an und begannen die Räume um sich zu erkunden. Im Moment waren sie in einer Art geräumigen Flur an den sich mehrere verschlossene Türen anschlossen. Die Lichtkegel der Lampen strichen durch die Dunkelheit und vielen auf verschlossene und vom Staub fast undurchsichtige Fenster, Stühle, Pinnwände. Sie verteilten sich auf den Raum, Jegor ging auf eine der ehemals weißen, jetzt aber vom Dreck schmutzig-grau gefärbten Türen zu und säuberte mit dem Handschuh ein kleines Plastikschild was auf Kopfhöhe, mittig an dieser befestigt war. Auf dem Schild stand: ?faculty lounge ? batter, please!?, sie waren also in einer Schule.
?Jegor an Gruppe Alpha. Wir sind in einer Schule. Es könnte sein das noch Personen hier im Gebäude sind. Zu Zweit Aus schwärmen! Falls ihr welche findet, Signal geben und wenn möglich hier her bringen.?
Er winkte dem ihm am nächsten stehenden Soldaten zu und öffnete die Tür die mit einem unangenehmen Geräusch zur Seite schwang und sie traten in den von ihren Lampen beleuchteten Raum. An den Wänden waren Schränke befestigt und in der Mitte des kleinen, mit Holzdielen bestückten Raum standen mehrere runde Tische. Auf einem stand eine Kaffeemaschine, aber sonst war nichts auffallendes zu sehen.
?Nächste Tür!? Sie gingen wieder heraus und ließen die Tür offen zum Zeichen das dieses Zimmer schon gesichert worden war. Direkt gegenüber von ihnen war noch eine Tür, auf deren Schild stand: ?Classroom 1?, die öffneten sie auch und leuchteten hinein. Es bot sich den beiden ein entsetzlicher Anblick, im Zimmer verteilt lagen junge Lar, ungefähr Zwanzig an der Zahl in vor Schmerz gekrümmten Haltungen. Die Fenster waren geöffnet, nein waren nicht vorhanden und auf der anderen Seite der Straße sah man ein völlig zerstörtes Gebäude dessen Oberen Stockwerke von einer starken Explosion vollständig zerfetzt, bis nicht mehr vorhanden waren. Sie überprüften hastig die Körper der Kinder, mussten aber feststellen das keiner mehr am Leben war, die Detonation musste wohl die Fensterscheiben mit einer gewaltigen Wucht in den Raum geschleudert haben, die zerfielen und wie eine Splitterbombe alles organische auf ihrem Weg zerfetzten. Sie gingen wieder hinaus und schauten in das nächste Zimmer, dort bot sich ihnen das gleiche Bild, nur war es hier noch furchtbarer. Die Kinder saßen teilweise noch an ihren Plätzen, den Kopf auf die Tischplatten gelegt, so als ob sie schliefen. Der Lehrer vorne an der elektronischen Tafel hing mit dem Arm an dieser fest, ein Stück Kreide vor Schmerz so fest umklammert das die Totenstarre es noch immer dort fest hielt, was einen unvorstellbaren Anblick erzeugte. Man sah hier eine komplette Schulklasse, herausgerissen aus dem Leben durch diesen Krieg, Jegor wendete sich ab. Tote Soldaten war er ja gewöhnt zu ertragen, aber das war etwas anderes, denn das waren keine Lar die hier waren um zu töten. Sie wurden getötet ohne etwas getan zu haben, ohne Schuld, und, fast das schlimmst, ohne das man jemanden dafür verantwortlich machen konnte. Jegor ging aus dem Zimmer, auf dem Gang traf er die restlichen seiner Einheit. In fast jedem Zimmer das gleiche Bild des Schreckens, nur auf dem Gang nicht. Die Unglücklichen hatte nicht mal Zeit gehabt davon zu laufen. Die Gruppe ging wieder in den Eingangsbereich, wo sie feststellten das sich der Sturm gelegt hatte, weswegen Jegor die Ausgangssperre aufhob und sie ihre Suche draußen weiter fortsetzten. Je weiter sie gen Norden gingen, desto verwüsteter sah verwüsteter sah es um sie herum aus. Am Anfang waren die Straßenzüge ja wie leer gefegt gewesen, aber jetzt lagen, standen auf dem Weg den sie gingen umgekippte Fahrzeuge und noch viel mehr Trümmerteile. Auch sahen die Häuser nicht mehr wie völlig zerbombt, sondern mehr wie nach einem Großbrand oder einer großen Explosion verlassen aus, in manchen von ihnen brannten immer noch Feuer auf den Dächern oder Innen. Auf der Straße, die ein großes Trümmerfeld war, waren an machen Stellen die Batterien der alten Earthtecs, die zu Hauf die nicht mehr als solche erkennbare Fahrbahn für noch funktionierende Fahrzeuge unpassierbar machten, ausgelaufen und hatten sich Entzündet, wodurch ein stechender Geruch in der verschmutzen Luft hing welcher für die meisten Lebewesen giftig war, allerdings von den Kreisrunden Filtern der Atemgeräte aus der Atemluft die die Truppe in ihren Gasmasken einatmete beseitigt wurde. Sie kamen an eine Kreuzung, mit Ampeln an den Seiten, in deren Mitte das Zentrum dieses Post-apokalyptischen Staus liegen mochte. Dort waren mehrere, wie alle vermutlich schon davor verboten aussehende, Fahrzeuge kollidiert und hatten sich so ineinander verheddert das man sie nicht mehr von einander trennen konnte. Auch sie hatten sich entzündet, doch aus unbekannten Gründen war die Hitze so groß geworden das der Asphalt, oder aus welcher Substanz die Straße bestanden hatte, geschmolzen war und jetzt da das Feuer wieder erloschen war in undefinierbarer Form ein phantastische Bild entstehen ließ. Sie standen nun genau in der Mitte und schauten sich um, das traurige Bild was sich ihnen, unter der Aufgehenden Sonne die mit Weißem Licht alles erhellte, bot. Das was einst eine lebendige Lar-Siedlung, wenn auch in einem der Orte des Planeten wo es einem am dreckigsten gehen konnte so denn noch lebendig, gewesen war, war nun unbewohnbar. Giftige Dämpfe hingen in Bodennähe und konnten durch die vielen Trümmer und an sich Hindernisse nicht richtig abziehen so das man entweder in den höheren Teilen hausen musste oder Atemmasken zu tragen hatte wenn man länger als Drei Stunden überleben oder keine irreparablen Schäden davontragen wollte. Die Häuser in denen einst mehr oder weniger glückliche Lar gewohnt hatte waren nun ausgebrannt, von Sprengstoff zerstört und bildeten grausige Höhlen für das Böse.

Plötzlich knallte es nicht weit entfernt und bevor sie wussten was eigentlich geschehen war hatten sich schon alle reflexartig geduckt und waren hinter Schutz bietende Objekte, wie Autos oder Steine gerobbt. Jegor wollte Verstärkung rufen, doch er vernahm nur ein rauschen in seinen Helm-integrierten Kopfhörern. Wer auch immer das war, er hatte die Technischen Mittel den Funk zu stören, also musste diese Angelegenheit auf die gute, alte Art erledigt werden. Währenddessen flogen weiter Kugeln um sie herum und rissen kleine Stücke aus dem Straßenbelag, der Karosserie oder dem Stein. Jegor hatte sich hinter ein umgestürztes Transportfahrzeug geduckt und gab dem Soldaten der sich neben ihm auf der anderen Seite hinter einem anderen Auto befand Zeichen er solle versuchen ihm kurz Deckung zu geben, damit Jegor die Lage überblicken konnte. Sein gegenüber hatte verstanden und eröffnete seinerseits mit einer Plasmapistole ungefähr in die Richtung aus denen nun immer mehr Kugeln geflogen kamen wild das Feuer. Jegor lugte vorsichtig zwischen einem kleinen Spalt in seinem Schutz hervor und sah das sich mehrere Schützen unbestimmter Art auf die Gebäude in Südlicher Richtung verteilt hatten. Er sah bis jetzt Fünf, doch wollte er sich noch ein wenig umschauen um ganz sicher zu sein, da flog auch schon eine Kugel haarscharf an seinem Helm vorbei und er duckte sich schnell weg. Nun gab er allen seiner Leuten irgendwie, sei es durch rufen oder Zeichengeben, durch den Lärm der fliegenden und einschlagenden Kugeln und des Knatterns der Maschinenpistolen die Lage zu verstehen und gab ihnen ihre Anweisungen. Dann, auf Kommando fingen sie alle wie wild in die Richtung zu schießen in der sie ihre Feinde vermuteten so das diese für einen Moment überrascht sich ducken und dadurch das Feuer einstellen mussten. Diesen Moment nutzte Jegor der gesehen hatte das das eine Gebäude in dem Drei der Fünf Feinde sich postiert hatten sehr instabil war und warf so weit wie er konnte eine Granate durch ein eingeschlagenes Fenster hinein.
?Runter! Schallschutz!? schrie er seinen Leuten zu und schmiss sich mit dem Rücken an die Motorhaube der Transportfahrzeugs, dann fingen die Feinde auch schon wieder mit schießen an, doch dann noch ungefähr Drei Sekunden gab es einen Ohrenbetäubenden Knall, durch den alle Personen im Umkreis von Zwanzig Metern für mehrere Minuten nur noch ein surren in den Ohren gehört hätten, so wie die nun nicht mehr schießenden Schützen die keinen Schallschutzeinrichtung in ihren Helmen aktiviert hatten. Sie sprangen nun alle wieder auf und Fünf stürmten das Zweite Gebäude, das Erste war mit einem Dröhnenden Krachen in sich zusammengestürzt, und die anderen durchsuchten die Trümmer nach den Drei Feinden die sie schon ausgeschaltet hatten. Nach kurzer Zeit hörte man mehrere Schüsse und die Soldaten kamen wieder heraus.
?Wurde leider nichts draus. Tut mir Leid...? sagte der größte und Erste von ihnen, mit nicht sehr unglücklichem Blick und in einem gleichgültigem Tonfall
?Ach. Wir waren auch nicht besser.? erwiderte sein Offizier Jegor ?Die werden wir unter den Trümmern nie finden! Aber, was waren's denn??
?Lar. Aber, keine Soldaten. Vermutlich ehemalige Bewohner dieses Stadtteils die irgendwie richtige Waffen in die Finger bekommen haben.? Jegor nickte ab. Das fing ja schon mal gut an. Nach kurzer Beratung entschieden sie sich weiter zu gehen, der Tag war noch Jung und da Er den Zeitpunkt an dem alle Pioniertrupps sich spätestens wieder am Lager zu melden hatten erste gegen Mittag angesetzt hatte, gab es für sie kein Grund zu Übermäßigen Eile. Nun erleuchtete die Sonne alles schon etwas mehr mit ihrem seltsam weißen Licht und ließ alles nur noch verlassener, noch schmutziger, noch katastrophaler erscheinen. Dafür war es nicht mehr ganz so gefährlich da man besser sehen konnte und sie setzten ihren Weg weiter in nördlicher Richtung fort.
Sie bewegten sich weiter durch diese trostlose Umgebung die immer mehr vom Sonnenlicht erhellt wurde. Vorbei ging es an ausgebrannten Supermärkten, Wohnhäusern, Geschäften - Sie waren in einem der ehemals besseren Teile der Stadt gelandet die nicht einem Slum glichen sondern eigentlich ganz Wohnbar ausgesehen hatten. Vermutlich zumindest, denn nun sah alles gleich unheimlich und ungemütlich aus.Sie waren ab jetzt vorsichtiger, der kleine Zwischenfall hatte ihnen gezeigt das mit einer solchen Umgebung und der momentanen Situation nicht zu spaßen ist, und blieben immer wieder stehen und lauschten oder überprüften die Zusammensetzung der Luft die immer noch einen relativ hohen Gehalt eines Konglomerat bestehend aus den verschiedensten Giften enthielt. Woher diese kamen wussten sie nicht, zuerst war die Vermutung ja gewesen das die Autobatterien der Fahrzeuge sich entzündet hatten, doch da sie nun immer weniger Earthtecs auf ihrem Weg begegneten, und diese wenn schon am Rande der Straße lagen, war ihnen die Herkunft der Toxide unerklärlich. Vorletzteres war aber ebenso ein Rätsel, es sah tatsächlich immer mehr so aus, als hätte jemand oder etwas die Straßen von dem Schutt gereinigt, und was waren auch langsam immer deutlicher Spuren von Ketten die sich in den Asphalt gedrückt hatten auf dem staubigen Boden zu erkennen, weswegen sie von der Straße, in deren Mitte sie fortwährend gelaufen waren, an den Rand wechselten um möglichst schnell in eines der immer kleiner werdenden Gebäude fliehen oder anderweitig Schutz suchen konnten. Nach ungefähr einer halben Stunde, die sie fast gänzlich schweigend zurücklegten, die Sonne stand nun schon hoch am Himmel und es gab nur noch wenige lange Schatten, dafür aber viele in den Gebäuden, hörten sie auf einmal ein fernes Geräusch. Es erinnerte an das Rattern von Ketten unterlegt mit dem stampfen Metallischer Füße auf Stein. Sofort versteckten sie sich, gerade rechtzeitig, denn um die Straßenecke, die nur Hundert Meter vor ihnen lag bog eine Kolonne. Vorne fuhr ein gepanzertes Fahrzeug in Schritttempo mit einem drehbaren Maschinengewehr oben auf dem Dach befestigt hinter dem ein breitschultriger Lar stand und mit Adleraugen um sich blickte. Dahinter marschierten um die Dreißig schwer Bewaffnete Soldaten mit dem Ethertec-Symbol an der grauen Uniform und Gasmasken vor dem Gesicht und hinter diesen, Drei noch schwerer bewaffnete Droiden, die Plasmagewehre im Anschlag. Jegor sah seine Nachbarn durch die Schutzbrille und das Visier, das wegen dem Gift herunter geklappt werden musste um den Helm Luftdicht abzuschließen, hindurch an. Jetzt hatten sie ein Problem, ihre Gegenüber hatten, soweit er das erkennen konnte, allesamt Schnellfeuerwaffen. Egal wie sie es angestellt hätten, kämpfend kamen sie hier nicht heraus. Funk konnte sie auch nicht verwenden, da dieser erstens aus einem nicht ganz erklärlichen Grund immer noch gestört war und weil zweitens die Gefahr zu hoch gewesen wäre das sie dadurch geortet werden könnten. Das einzige was ihnen blieb, war sich weiter an ihrem Platz, möglichst Still zu verhalten bis die Soldaten außer Sichtweite waren und dann versuchen schnell und unauffällig zurück zum Lager zu kommen. Langsam aber sicher mussten sie zurück kommen, die Sonne stand wie gesagt schon hoch am Himmel und ein Blick auf die Analoguhr an seinem Handgelenk offenbarte ihm das sie nur noch eine Stunde hatten, dann würde es genau Mittag sein. Nun bog die Kolonne um die nächste Straßenecke und verschwand dahinter während ihre Marschgeräusche sich immer weiter entfernten. Jegor schlich langsam, das Gewehr feuerbereit nach vorne und lugte um die Ecke. Dort marschierten sie in einer Staubwolke Richtung Westen. Er gab seinen Leuten mit den Händen ein Signal, sie sollten auf die andere Straßenseite wechseln und einer nach dem anderen, als letztes Jegor schlichen vorsichtig hinter den feindlichen Soldaten in Südlicher Richtung davon.

Jegor Kasakov
Auf der Oberfläche der Mienenkolonie

Das Gebäude in dem sich das ?7. Jägerregiment? unter der Führung Kasakovs einquartiert hatte war einmal ein Bürogebäude gewesen in dem auch das Archiv dieses Stadtteils untergebracht gewesen war, und obwohl die Digitalisierung eigentlich schon vollständig sein müsste hatten die Archivare die alten Bestände nicht entsorgt und so war es angefüllt von hohen Regalen mit Tausenden von Ordnern. Die einzelnen Büros waren nicht in Großraumbüros angelegt sondern waren durch weiß tapezierte Gips-Trennwände voneinander abgegrenzt und auch die Ausstattung ließ darauf schließen das es sich hier um die Firmenzentrale eines der besseren Arbeitgeber der Minenkolonie handelte ? davon war nun freilich überhaupt nichts mehr zu spüren. Das Gebäude hatte Sieben Etagen, wovon die oberste Aufgrund eines von Raketenbeschuss herrührenden Brandes in sich zusammengefallen und die darauf folgende so schwer beschädigt war, dass Jegor den Zutritt zu ihr, außer für die aufgestellten Aussichtsposten, verbieten musste. Zusätzlich fehlten in fast allen anderen Etagen ein Großteil der Glasfenster, sodass Wind und Wetter, vor allem die häufigen Sandstürme, dem Inventar schon nach sehr kurzer Zeit arg zugesetzt hatten und die allermeisten Technischen Geräte, einschließlich der Heizung und Beleuchtung, die von einem separaten Generator im Keller des Gebäudes betrieben hätten werden können, betriebsuntauglich gemacht hatten und das einst so stolze Bauwerk nun immer mehr zu einem Schatten seiner selbst werden ließen. Die Soldaten hätten genau aus dem Grund solcher Unannehmlichkeiten über der Erde, und der ständigen Gefahr entdeckt zu werden, Untertage in den Kellern unter dem Gebäude untergebracht werden sollen. Das Problem war nur das sich der vorhin angesprochene Generator samt seines Treibstoffes entzündet, die Räume unbewohnbar gemacht hatte und sich die Verbrennungsgase von Plastik, Treibstoff und Papier dort unten sammelten und einen stechenden, milchigen Schleier über alles legten. So waren die Hundert Mann Teils in den umliegenden Gebäuden untergebracht, teils in jenem Bürohaus einquartiert und schlugen ihre Zelte überall dort auf wo halbwegs Platz war und sich gute Deckung bot.
Stetig wehte ein unangenehm warmer, trockener Wind vom Norden der Minenkolonie und strich rötlichen Sand mit sich tragend um die Häuser, raspelte Körnchen für Körnchen des Betons der zerfallenden Wände, zerkratzte Kratzer für Kratzer jeder noch übrig gebliebene Fensterscheibe der wenigen Glasbauten, ließ Stück für Stück mit Eiserner Kraft die Farbe vom beschichteten Metall der häufig zu sehende Container, in denen vor gar nicht all zu langer Zeit mobile Versorgungseinrichtungen, Ambulanzen und andere öffentliche Einrichtungen untergebracht waren, errichtete sein Reich des langsamen aber sicheren Zerfalls, ließ stolze Bauten wie Krüppel dreinschauen, ehemals belebte Straßen und Plätze zu Orten des Hinterhalts werden und erzeugte ein ständiges Gefühl der Vergänglichkeit, der Unsicherheit und der Angst. Der Himmel hatte eine dem Sand gleichende rötlich-gelbe Farbe angenommen und beleuchtete alles mit diesem schmutzigem Licht das jede Farbe übertönte, das selbst die schönste Blume hässlich farblos und den gesündesten Lar oder Terraner krank und fahl erscheinen ließ. Oder erscheinen lassen hätte, wenn nicht alle vernünftigen Lebewesen sich in dichte Kleidung, in schützende Mäntel gehüllt und eine Maske vor dem Gesicht gehabt hätte.

Kasakov kam tatsächlich als letzter mit seiner Einheit im provisorischen errichteten Lager an, und begutachtete sofort alles wie es von seinem Vertreter eingerichtete worden war auf seine Zustimmung auf einem Rundgang. Freilich, die Umstände und die Zustände waren keineswegs optimal aber man konnte schließlich nicht alles haben. Was sie auch nicht hatten, denn das wichtigste, der einzige Grund warum sie hier unten waren, das fehlte dem Regiment und seinem Kommandanten immer noch. Die Feinde. Sie hatten eigentlich erwartet das relativ schnell eine relativ große Anzahl an Larschen oder Terranischen Soldaten vor Ort erscheinen und ihnen das Leben schwer machen würden. Doch nach der ganzen Zeit hatte sich bis auf die Patrouille der Jegors Einheit ausgewichen war kein einziger feindlicher Soldat oder Söldner oder wenigsten Scanvenger blicken lassen - was allerdings vielleicht auch besser so war, denn der Funk funktionierte immer noch nicht, weder untereinander, noch zu der nächsten Radiostation noch zu den Raumschiffen die dort irgendwo über ihren Köpfen schweben mussten und sich mit Sicherheit Gedanken machten warum von unten keine Antwort mehr kam. Er war mit seiner Runde die ihn durch das ganze provisorische Lager geführt hatte schon ans Ende gekommen und kam an eines der schmutzigen Treppenhäuser, die Fahrstühle des Bürogebäudes funktionierten nicht mehr, und begann die vielen Stufen bis in die oberste Etage zu ersteigen ? die Aussichtsposten hoch oben, das war das letzte auf seinem Rundgang, dann hatte er alles gesehen. Eigentlich war er ganz zufrieden mit seinem, oder ihrem, Zustand, allerdings war ihm nicht mehr so richtig klar was eigentlich sein Auftrag war. Klar, er sollte versuchen die Lage zu den Ungunsten der Konzerne zu verändern, möglichst indem er die Bevölkerung aufstachelte. Aber wie er das machen sollte, das hatte sie ihm nicht gesagt. Er schaute durch eine der zersplitterten Glastüren in den großen Raum vor ihm der auf diesem Treppenabsatz an das Treppenhaus angeschlossen war und stampfte gedankenverloren mit dem Fuß auf. Er hatte ganz klare Befehle erhalten: ?Basis errichten. Stellung sichern. Mit einem Teil der ihnen zur Verfügung stehenden Truppen als Vorhut für die nachfolgenden Garnisonen von oben vorrücken, dabei die Bevölkerung aufhetzten und Versorgungseinrichtungen zerstören.? Ganz eindeutig ? zumindest schien das so, denn die Wirklichkeit sah wie so oft anders aus. Zum Ersten hatten die Befehlshaber geglaubt das hier relativ große Teile der ehemaligen Bevölkerung sind. Dem war nicht so. Dann hatten sie geglaubt das sich dem Regiment feindliche Truppen relativ schnell in den Weg stellen, beziehungsweise sehr sehr bald nach dem absehbaren Landen der Soldaten die Stellungen angreifen würden. Dem war nicht so. Sie hatten ferner geglaubt das es Versorgungseinrichtungen zum zerstören geben würde. Dem war nicht so, alles was es zu demontieren gegeben hätte war entweder zerstört oder gestohlen worden.
Jetzt konnte man einwenden das die Truppe nun noch nicht wirklich viel gesehen hätte und das nach gerade einmal Zwölf Stunden auf der Oberfläche noch keine Schlüsse getroffen werden können, doch erstens hatten die Pioniereinheiten einen doch relativ große Fläche untersucht und Zweitens war von den Aussichtsstand oben auf dem Gebäude, das hoch über die anderen in der Umgebung ragte, ein guter Überblick über die weite Ebene ihres Einsatzgebietes möglich und bis jetzt waren noch keine Anzeichen von funktionstüchtiger Infrastruktur oder Gefechten in nächster Nähe gesehen worden. Dabei hätte eigentlich die Hölle los sein müssen, nach den Berichten die überall abgedruckt worden waren, es sei denn sie waren einfach im falschen Bezirk gelandet. Das war eine plausible Erklärung, und genau in dem Moment kam Jegor oben auf der zerstörten Sechsten Etage an und trat aus dem Treppenhaus hinaus auf die Schutthalde die vor ihm lag. Hier sah es genauso aus wie man es sich nach einem Raketeneinschlag vorstellt: Rußgeschwärzte Wände ? von den wenigen noch stehenden, überall umher liegender Schutt und die zerstreute, zerbrochene Einrichtung des Zimmer. Er schaute sich um, niemand zu sehen, nur hinter einem kleinen Haufen Steine stieg ein wenig weißer Rauch in den Himmel auf. Er schaute genauer hin, das was da brannte hatte eine bräunlich-rötliche Farbe und... in dem Moment trat ein Soldat in dunkelsandfarbener Uniform hinter ihm hervor, das Schafschützengewehr mit dem Lauf nach vorne-unten geschultert, das Fernsichtgerät an zwei dünnen Bändern um den Hals gehängt.

?Hier lang Offizier!? rief der junge Lar ihm mit einer freundlichen Geste und Jegor folgte ihm schweigend bis an den Aussichtsstand. Auf dem weg begegneten ihm noch Zwei Lar und Drei Terraner die jeder an einer anderen Stelle postiert angestrengt durch ihre stationären Fernsichtgeräte auf den Horizont starrten. Ein Wunder wenn sie was finden würden...
?Und? Schon was gesicht...? wollte Jegor den ihn führenden Lar fragen als plötzlich ein ohrenbetäubendes Dröhnen alle umliegenden Häuser bis ins Mark erschüttern ließ. Putz rieselte von vielen Stelle herab und ihm gegenüber brach eine Wand unter dem immer noch anhaltenden wummernden Donnern darniedergeschmettert zusammen und fiel in die Tiefe, gab den Blick frei auf den Horizont und dem Himmel - von dem sich eine immer größer werdender grauer Punkt herab bewegte.
Der Soldat sah Jegor viel sagend an.
?Jetzt schon.?
Das donnern wurde immer lauter, an immer mehr Stellen vielen Überreste der Trennwände ein und wirbelten Staubwolken auf, doch sie behielten die Stellung. Das was sich dort einer Gewitterwolke gleich näherte war kein Flugzeug sondern ein Raumschiff was eine Plasmaspur hinter sich herziehend wie ein Komet hinab zu fliegen begann. Der Lärm begann noch lauter zu werden, offenbar näherte es sich, visierte sie aber nicht direkt an.
?Was ist das für eins?!? schrie Jegor den neben ihm stehenden Terraner an seinem Gerät an der das Flugobjekt auch schon ins Visier genommen hatte und einen Arm hebend, um Jegor zu zeigen das er noch nicht so weit sei, gebannt versuchte das immer schneller fliegendes Raumschiff anzupeilen.
?Ein Larraumschiff. Die suchen vermutlich...? aber das folgende ging im Lärm unter und Jegor musste noch näher an den wild gestikulierenden Soldaten heran treten aber er verstand ihn immer noch nicht. Der Lärm war nun so unerträglich geworden das Jegor sich gezwungen sah seine Schallfilter in seinem Helm zu aktivieren. Er klopfte mit der flachen Hand auf die Seite seines Helms um dem Terraner zu signalisieren das er ihn wegen der Filter nicht verstehen konnte. Plötzlich sprang dieser auf Jegor zu, packte ihn und riss ihn zu Boden hinter einen Schutthaufen. Staub und Asche verschleierte sie und bedeckte ihre Uniform. Jetzt verstand Jegor was Sache war.

Das Larsche Raumschiff flog einen Halbkreis über ihre Köpfe hinweg und verschwand dann immer leiser werdend am Horizont. Der Soldat der Jegor gerettet hatte sah ihn nachdenklich an.
?Wo Die sind, da sind auch die anderen...? er deutete in die Richtung in der das Raumschiff verschwunden war.
?There were ten Lar bombers, bombers in the air.? sagte dieser ebenfalls nachdenklich
?Danke.? Der Terraner nickte. Dann verließ Jegor die Etage und ging nach unten. Jetzt wird es lustig...