ZitatAusserdem freu ich mich dass ENDLICH (!!) die FDP aus dem Bundestag geflogen ist und dass die Wahl auf jeden Fall wider Erwarten sehr spannend, besonders in Betracht auf die FDP, AfD und der absoluten Mehrheit war.
Da kann ich nur zustimmen. Dafür, dass die FDP in den letzten Jahren nichts weiter getan hat, als ihr gelbes pseudoliberalistisches Fähnchen so in den Wind zu hängen, wie es gerade ihrem Koalitionspartner passt, ist das eigentlich eine gerechte "Strafe" für eine Partei, die ohne nennenswerte eigene Inhalte zur Wahl angetreten ist und ihre eigenen Ideale für eine andere Partei über den Haufen geworfen hat. Früher stand die FDP vielleicht für eine ernstzunehmende Position, heute ist ihre politische Glaubwürdigkeit für mich bei nahezu null.
Mal sehen, wer jetzt mit wem regiert - dass die CDU das Sagen haben wird, ist für mich eigentlich so gut wie klar. Im Bundesrat gibt ja aktuell klar die SPD den Ton an, und ich glaube, dass es für die CDU am besten wäre, eindringliche Koalitionsgespräche mit der SPD zu führen, welche zu vielleicht zu ganz guten Ideen führen könnten. Sichere Mehrheit im Bundestag und -rat und so. Koalitionspolitik ist und bleibt schließlich Kompromisse eingehen - das muss der Peer jetzt auch lernen
Spannend finde ich die Übersicht über die einzelnen Wahlkreise...wo ersichtlich ist, welche_r Direktkandidat_in gewählt wurde. Hier zeichnet sich ganz deutlich das Stadt-Land-Gefälle ab... Die Städte haben der CDU überwiegend die (im wahrsten Sinne des Wortes) "rote Karte" gezeigt. In Südniedersachsen, Hamburg, Kiel, Bremerhaven, im Ruhrgebiet, und Köln und Bonn wurden Direktkandidat_innen der SPD gewählt. In Ostberlin hat es in mehreren Wahlkreisen sogar die Linke geschafft, einmal die Grünen. Abgesehen davon, dass diese in Stadtgebieten auch weitaus mehr Prozentpunkte hatten als im Bundesdurchschnitt...
Hier scheint die Faustregel zu greifen: Je ländlicher (ich möchte fast sagen: provinzieller), desto CDU. Kein großes Wunder, oder?
"Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön."
Hm, jetzt, wo die FDP nicht dabei ist, kann zumindest niemand mehr sagen, dass das, was die Regierung anrichtet, auf den Juniorpartner zurückzuführen sei. Es ist schon faszinierend, wie die FDP für die ganzen Debakel der vergangenen Legislaturperiode verantwortlich gemacht wurde...
Zu Wishmaster - ich glaube, das Problem ist, dass Begriffe wie "rassistisch", "faschistoid" usw. usf. recht unterschiedlich angewendet und verstanden werden. So fühlt sich z.B. meine Mutter aufs tiefste gekränkt und ist geradezu empört, wenn ich in einem Gespräch mit ihr ein Wort wie "rassistisch" auf eine Äußerung ihrerseits anwende. So als müsse eins ein ganz, ganz pööser Mensch sein, um etwas rassistisches sagen zu können. Als müsse eins alle Frauen hassen und unterdrücken wollen und täglich zwei Schwarze niederstechen um einE SexistIn und/oder Rassistin zu sein. - Auch ich reproduziere teilweise diskrimminierende Strukturen. Und ich hoffe, dass ich deswegen noch nicht zu einem Hitlerverehrer und Frauenhasser erklärt werde. Und umgekehrt bin ich mir darüber im klaren, dass meine Mutter ein lieber Mensch ist, der sich Gedanken macht, sich bemüht, dem andere Menschen am Herzen liegen usw. usf. - das schließt aber eben noch nicht aus, dass sie irgendetwas sagt, was rassistische Komponenten beinhaltet.
Ähnlich sehe ich das bezogen auf meine CDU-Aussage. Klar gibt es innerhalb der CDU extrem unterschiedliche Ansichten und Positionen. Und klar gibt es innerhalb der CDU viele Menschen, die es wirklich, wirklcih gut meinen, sich engagieren, die unglaublich viel arbeiten für das, was sie für gute Politik halten.
Gleichzeitig gibt es aber Positionen, die von nicht wenigen CDU-PolitikerInnen vertreten werden, die mir klar faschistische Tendenzen aufzuweisen scheinen. Und dabei geht es mir nicht nur um Vorfälle wie den NSU-Skandal, um den Umgang mit Asyl- und Schutzsuchenden oder dergleichen, sondern um Menschen wie den bald ehemaligen Bundesinnenminister Friedrich, um Herrn Schäuble usw., um das sich berufen auf die Tradition und die Vergangenheit als Wert an sich, um die Vorstellung, der Staat müsse den öffentlichen Raum gestalten, kontrollieren, überwachen und beherrschen, um die Bereitschaft, Freiheitsrechte für eben genanntes Ziel zu beschneiden.
Und wenn ich schreibe, dass ich da tendentiell potentiell gefährliche Tendenzen (!) ausmache, dass ich meine, dass dort Strukturen gepflegt werden, die so auch in faschistischer Ideologie vorliegen... dann stell ich damit die CDU keineswegs mit der NPD gleich oder so. Ich sage nicht, dass sich Frau Merkel über die Morde von Seiten des NSU freut. Aber Übergänge sind, wie so oft, fließend, Strukturen und Denkmuster komplex...
ZitatGanz ehrlich - wenn die Gruenen oder welche Partei auch immer du waehlen wuerdest fast 42% der Stimmen erhalten haette, wuerdest du dich doch bestimmt nicht so sehr ueber die Legimitaet einer Regierung aufregen und rumrechnen und dafuer, dass die Wahlbeteiligung ``nur`` bei 75% liegt kann die CDU ja auch nichts, sondern allenfalls die Menschen die nicht zur Wahl gegangen sind. Apropos Nichtwaehlen - ich kann die Leute nicht verstehen die nicht zur Wahl gehen und sich damit konstruktiv fuehlen.
Hm, ich glaube, da schätzt du mich ein wenig falsch ein. Auch wenn die Grünen oder welche Partei ich auch immer wählen würde die absolute Mehrheit erhalten würden, würde sich an der grundsätzlichen Kritik nichts ändern. Dass die CDU für die Wahlbeteiligung allenfalls indirekt etwas kann ist mir auch klar. Aber mir ging es bei der Rechnung ja garnicht darum, der CDU vorzuwerfen, dass (unsere Form der) Demokratie in gewisser Hinsicht illegitim ist... - Demokratie erhält ihre Legitimation doch letztlich dadurch, dass dem Ideal nach die Regierten zugleich die Regierenden sind, dass also das Volk sich selbst beherrscht. - Dass das bei einer indirekten Demokratie, einer parlamentarischen Demokratie von vorne herein nicht mehr stimmt ist klar. Dass es nicht stimmt, wenn eins nur zwischen ein paar Sachen wählen kann, also die Möglichkeiten vorgesetzt bekommt, ist auch ersichtlich. Dass es nicht stimmt, wenn 20% der Bevölkerung die Regierung bestimmen und wenn darüber bestimmt wird, was ich darf und was nicht, wie mein Leben auszusehen hat, wofür ich eingesperrt werden kann usw. und wenn ich nur ein Millionenstel Einfluss darauf habe, wer darüber entscheidet (Nichtmal auf die Entscheidung selbst...) - wie auch immer, alles etwas problematisch, in my opinion. Es ist halt fraglich, was besser wäre, bzw. ob es überhaupt ein besseres politisches Herrschaftssystem geben kann, oder ob das Problem im Herrschaftssystem selbst begründet liegt...Was das Nichtwählen betrifft - ich habe gewählt, diesmal. Aber ich glaube nicht, dass es so wichtig ist, bzw. ich bin mir nicht sicher, ob es das iist. Und ich kann sehr gut verstehen, dass manche Menschen keine Lust darauf haben, bei dem Spielchen mitzuspielen.
EDIT: Wo ich schonmal dabei bin - sowohl Überhangmandate, die unterschiedliche Größe von Wahlkreisen, die nicht streng an der Bevölkerungszahl ausgerichtete Anzahl der Abgeordneten im Bundesrat und die 5%-Hürde halte ich allesamt für undemokratische Regelungen. Ob es gute oder schlechte Regelungen sind, ist eine ganz andere Frage und hat damit nicht wirklich viel zu tun...
ZitatEDIT: Wo ich schonmal dabei bin - sowohl Überhangmandate, die unterschiedliche Größe von Wahlkreisen, die nicht streng an der Bevölkerungszahl ausgerichtete Anzahl der Abgeordneten im Bundesrat und die 5%-Hürde halte ich allesamt für undemokratische Regelungen. Ob es gute oder schlechte Regelungen sind, ist eine ganz andere Frage und hat damit nicht wirklich viel zu tun...
Die 5%-Sperrklausel ist nur dazu da, eine zu starke Fragmentierung des Parlaments zu verhindern und klare Koalitionen herbeizuführen und keine undemokratische Regelung. Was ohne so etwas passiert, sieht man an der Weimarer Republik oder auch, etwas aktueller, an Italien, das so eine Klausel erst vor ein paar Jahren aus dem oben genannten Grund eingeführt hat (nicht mehr regierungsfähiges, stark fragmentiertes Parlament). In Sachen Wahlkreisen muss ich zustimmen, das sollte mehr an der Bevölkerungszahl ausgerichtet werden, um den Mehrheitswahlrecht-Teil des deutschen Wahlsystems ein bisschen gerechter zu machen. Überhangmandate sind aber auch nur eine logische Konsequenz aus der Verfügbarkeit von Erst- und Zweitstimme, und spiegeln nur wider, dass in bestimmten Wahlkreisen die Mehrheit der Bürger ihren "Vertreter" im Bundestag sehen wollen. Auch nicht undemokratisch. Ja, die Mixtur aus Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht in Deutschland führt zu seltsamen Regelungen, aber ich denke, dass keine dieser ernsthaft demokratische Grundsätze verletzt - letzlich geht es immer nur um Mehrheiten, prozentual oder numeral.
Schön langsam trudeln auch hier die Ergebnisse ein: http://orf.at/wahl13/ Die traditionellen Großparteien, verlieren, aber haben immernoch die Mehrheit, die FPÖ gewinnt fast vier prozent dazu und hat damit fast so viele Stimmen wie die ÖVP, das BZÖ hat die 4-Prozent-Hürde nicht geschafft, die Grünen gewinnen ein Prozent, Stronach und Neos sind fix im Nationalrat. Ich kann euch gar nicht sagen wie frustriert ich bin... Hab die ganze Sitution mit einem Bekannten, der nicht aus Österreich ist, durchbesprochen, und seine abschließende Reaktion war "So, everything as usual, but slightly more racist?".... Ich hätt nie geglaubt, dass ich das sagen würde, aber ich hoff jetzt wirklich, dass alles beim Alten, sprich Große Koalition bleibt, mein Worst Case Szenario wäre nämlich ÖVP-FPÖ-Stronach...
In Deutschland scheint es ja inzwischen wirklich recht eindeutig auf eine große Koalition hinauszulaufen. In vielerlei Hinsicht nicht so sonderlich wünschenswert - die SPD gibt schon jetzt sehr zentrale Forderungen auf, die CSU maßt sich an, in einem Maße mitzubestimmen, das ihr rein prozentual bei weitem nicht zusteht, die Opposition ist unglaublich klein, 17 Prozent oder so haben grüne und linke ja zusammen nur bekommen - und damit fehlen ihnen die 20% die für viele politische Instrumente der Opposition notwendige Voraussetzung sind - die Opposition wird also praktisch entmachtet... Ich glaube nicht mehr daran, dass die Verhandlungen noch platzen - aber vielleicht gibt es ja eine Verfassungsänderung bezüglich der Voraussetzungen für ein Eingreifen der Opposition auf diese oder jene Weise... Was haltet ihr von den entsprechenden Entwicklungen? Und die Östreicherinnen dieses Forums würd ich gern fragen, wie sich dort die ganze Sache entwickelt hat - ich bin mal wieder erbärmlich schlecht informiert...
Nun handelt es sich ja dabei nicht um eine "Wahl" im strengen Sinne, aber es passt recht gut hier her, letztlich ist es faktisch eine "Wahl" zwischen zwei Alternativen gewesen und ich möchte nicht extra einen neuen Thread aufmachen, sofern sich keine intensive Diskussion entzünden sollte (Haha...) - In der Schweiz wurde ja mit einer Mehrheit von grandiosen 50,3% eine Begrenzung der Zuwanderung beschlossen. Zumindest drei Menschen aus der Schweiz sind ja meines Wissens im Forum, an die sich meine Frage nach Wahrnehmung, Einordnung und Bewertung der ganzen Angelegenheit natürlich ganz besnders richtet. Wie lief das ganze ab? Wann kam der Vorschlag/die Diskussion auf? Wie ist das Ganze einzuordnen? Haltet ihr so eine gesetzliche Regelung für notwendig für die Stabilität eines so kleinen Landes wie der Schweiz? Oder ist es ein nationalistischer und rassistischer Akt? Seht ihr Verbindungen zu früheren Abstimmungen (Minarette, Verschleierung, whatever...)? Gewinnen nationalistische Strömungen an Einfluss? Wenn ja, woran liegt das eigentlich? Wie auch immer - ich bin gut im Fragenaneinanderreihen, aber da es sich darin auch irgendwie erschöpft beende ich das Postdings lieber früher als später. Entschuldigt bitte.
Mein Kanton hat ja mit 58% und ein paar Zerquetschte dafür gestummen. Ich zähle jetzt einfach Fakten auf, die ich einfach weiss und teilweise übers Radio mitbekommen habe, genaueres weiss ich auch nicht.
Man sollte wissen: Die Schweiz ist politisch gesehen zweigeteilt: Die Romandie ist eher links, die Deutschschweiz rechts. Natürlich gibt es Ausnahmen wie in der Romandie zB die extrem ländlichen Gebiete wie das Unterwallis oder das Jura und in der Deutschschweiz die Städte wie Zürich, Basel oder Zug. Im Verhältnis zur Bevölkerung hat die Schweiz die grösste Einwanderungsquote von ganz Europa, scheinbar 80'000 Migranten im Jahr auf ca. 7 Mio Einwohner (fragt mich nicht, woher die Zahlen stammen, fragt Radio DRS). Die Konsequenzen sind: Die Arbeitslosenquote unter den Einheimischen steigt langsam, mehr Ballungsräume, kaum billige Wohnungen, der Druck steigt. Die SVP (Schweizerische Volkspartei, extrem konservativ und führende Partei der Ostschweiz, ist unter anderem Schuld für die Minarette, die Burkas und auch dieser heutigen Sauerei) gibt die Schuld der EU die versuchen die Oststaaten Europas einzugliedern und diese laut Verträgen somit mehr oder weniger freien Zutritt in die Schweiz haben. Die SVP versucht schon seit langem diese Bündnisse mit der EU zu lockern und die Schweiz unabhängiger zu machen, was nur schon von der Lage der Schweiz ein totaler Schuss ins eigene Knie ist. Eines der Punkte die diese Masseneinwanderungsinitiiative beinhaltet ist eben dieses Kontingent von 80'000 auf mindestens 43'000 runterzuschrauben. Die Sache ist aber nun folgende: Genauso wie die Schweiz von den Einwanderungen belastet wird, ist sie auch von ihr abhängig. Die Wirtschaft, die sozialen Einrichtungen, alle "Drecksarbeit" die ein schweizer Bünzli niemals selbst machen würde wird von den Einwanderen verrichtet - und das verstehen scheinbar die Mehrheit der Leute nicht. Sie sehen nur, was in den Zeitungen steht und sie lassen sich von Kampagnen der SVP Angst machen. Jedenfalls diejenigen Schweizer auf dem Land, die kaum auf Ausländer treffen. So hat die SVP die letzten heissen Abstimmungen gewonnen, ganz gegen den Strich der Städte und der Romandie. Diesmal ist es aber etwas anders, denn die Initiative wurde nur zu 50,3% angenommen. Das heisst, dass die Hälfte der stimmenden Bevölkerung dafür, als auch dagegen ist. Ausser im Tessin (wobei die auch von der Lage her allgemein die Arschkarte gezogen haben) das mit 68,2% dafür war, war es in der restlichen Schweiz sehr knapp (Hier der Link mit der Liste der Kantone) und es gab kaum wirklich eindeutige Resultate (sogar in den Kantonen Graubünden, Schwyz, Luzern und Appenzell Ausserrhoden (!!!) war es extrem knapp). Während die SVP jetzt in ihrem Kämmerchen ihre Korken knallen lassen, muss der Bundesrat irgendwie mit diesen Resultat klar kommen, denn eins ist klar: Die SVP versucht mit extremen Massnahmen der EU ihren Willen aufzuzwingen im Glauben wegweisend in Sachen Demokratie zu sein. Was sie aber nicht sehen ist dass eben die Hälfte der Schweiz dagegen ist - und zwar genau diejenigen, die vom Druck der Einwanderungswelle betroffen sind. Für Alpöhi macht es keinen Unterschied wenn er seine Wäsche selber waschen muss, aber für Fritz Bünzli in Zürich geht die Welt unter wenn plötzlich seine Pflegerinnen im Altersheim und seine Ärzte weg sind. Der Bundesrat muss die ganze Sache so modellieren, dass weder die Abkommen mit der EU geschädigt werden noch dass diese knappe Mehrheit übergangen wird. Und die SVP hat natürlich die Ehre, einen Abgesandten nach Brüssel zu stellen um ihnen die ganze Sache näher zu bringen (Blocher wird uns alle in den Abgrund stürzen). Ich bin noch immer der Meinung: Hätte man in diesem Land wirklich etwas bewegen wollen was ein Zeichen gesetzt hätte, hätte man die 1:12-Initiative annehmen sollen, nicht die Masseneinwanderungsinitiative.
Everything not saved will be lost. - Nintendo "Quit Screen" message
Der Laserdrucker ist das Nachtschattengewächs unter den Eichhörnchen. - Der DIE WELT-Praktikant
Hm, wie war denn eigentlich die Wahlbeteiligung bei dieser Wahl?
Und abgesehen davon: Ich verstehe nach wie vor nicht, wie es sein kann, dass eins da von "rationalen" Berechnungen sprechen kann. Dass es eine Vernunftsache wäre, die Einwanderung zu begrenzen, weil eigene Arbeitsplätze, Sozialleistungen, blabla etc... Ich meine, es gibt Menschen, die hungern und werden verfolgt, und die Schweiz sorgt sich um Arbeitsplätze und den allgemeinen Wohlstand? Es ist derartig paradox, das Denken innerhalb von Staatsgrenzen, stets egozentrisch geprägt und elitär...
Natürlich verstehe ich, dass es Menschen gibt, die nicht weiter als bis zu ihrer eigenen Haustür denken und sowas wie das Schweizer Bildzeitungs-Äquivalent konsumieren, und ich begreife auch, dass solche Menschen eher dazu neigen, alles, was sie nicht kennen, abzulehnen. Und da ist solche Meinungsmache von rechter Seiten wohl ein willkommener Grund. ("Wir sind zwar doof, aber immerhin sind wir doof UND leben in der Schweiz.")
Und dann gibt es auch solche Leute, die durchaus gebildet sind, aber gerade aus diesem Grund ihr ausgrenzendes, egoistisches Denken gerechtfertigt finden. Bildung schützt leider nicht vor Hochmut.
Die Kombination aus beidem hat wohl nun (leider!) ein derartiges Abstimmungsergebnis bewirkt...
Danke übrigens, Schildi, für die Erklärung der regionalen politischen Haltungen, das wusste ich vorher gar nicht.
"Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön."
Ich denke, dass zu Schildis Darstellung nichts mehr hinzuzufügen ist. Längerfristig schießt sich die Schweiz mit dieser (knappen und fragwürdigen) Entscheidung ins eigene Bein. 'Nuff said.
Zitat von KleoHm, wie war denn eigentlich die Wahlbeteiligung bei dieser Wahl?
Ich meine, gelesen zu haben, dass sie sehr hoch war. Die drittgrößte Wahlbeteiligung bei einer Volksabstimmung seit Einführung des Frauenwahlrechtes oder so...
Zitat von Kleo Dass es eine Vernunftsache wäre, die Einwanderung zu begrenzen, weil eigene Arbeitsplätze, Sozialleistungen, blabla etc... Ich meine, es gibt Menschen, die hungern und werden verfolgt, und die Schweiz sorgt sich um Arbeitsplätze und den allgemeinen Wohlstand? Es ist derartig paradox, das Denken innerhalb von Staatsgrenzen, stets egozentrisch geprägt und elitär...
Hm, eins kann natürlich genauso plump wie eins Bezug nehmend auf "mein eigenes Wohl", das Wohl meiner Familie/Umfeld/Schicht/Nation/whatever als zentrales Beurteilungskriterium argumentieren kann mit dem "Allgemeinwohl" argumentieren, dass dadurch geschmälert würde, wenn die Schweiz (o.Ä.) durch massenhafte Ausländerinvasionen und Überfälle von Sozialschmarotzerschweinen und so destabilisiert würde - dann kann sie kein toller, positiver Faktor mehr im Weltgeschehen sein - besser 20000 Menschen gut aufgenommen, versorgt und integriert als von 2000239485 eingenommen, ausgesogen und am Ende sind alle tot. Das ist doch kein Egoismus, Mensch! Allgemeinwohl!
Zitat von SchildiIch bin noch immer der Meinung: Hätte man in diesem Land wirklich etwas bewegen wollen was ein Zeichen gesetzt hätte, hätte man die 1:12-Initiative annehmen sollen, nicht die Masseneinwanderungsinitiative.
Mhm, klingt nach einem sehr vernünftigen Vorschlag. Würde zwar vermutlich durch Boni-Zahlungen o.Ä. ein Stück weit umgangen werden und wenn eins sich das mal in Ruhe vor Augen führt ist 12 immernoch ein unglaublich hoher Faktor - aber sicher wäre es ein Zeichen und darüber hinaus auch noch ganz konkret ein Schritt in die richtige Richtung.
Im Übrigen danke für die zusammenfassende Darstellung, Schildkröte.
Zitat Die Sache ist aber nun folgende: Genauso wie die Schweiz von den Einwanderungen belastet wird, ist sie auch von ihr abhängig. Die Wirtschaft, die sozialen Einrichtungen, alle "Drecksarbeit" die ein schweizer Bünzli niemals selbst machen würde wird von den Einwanderen verrichtet - und das verstehen scheinbar die Mehrheit der Leute nicht. Sie sehen nur, was in den Zeitungen steht und sie lassen sich von Kampagnen der SVP Angst machen.
Hm, da hast du wohl Recht. Allerdings ist es bizarr und traurig, dass du Recht damit hast, wenn du so gegen besagte Kampagne argumentierst: Es ist doch eigentlich ziemlich pervers, wenn eins gegen ein rassistisches Gesetzesänderungsvorhaben argumentiert, indem eins sagt, die Rechtspopulisten würden übersehen, dass das eigene Land auch abhängig von diesen Menschen als Arbeitskräfte ist, da sie für Hungelöhne Drecksarbeiten machen die wohl für andere als Sittenwidrig gelten würden. Eigentlich ist es doch ein unhaltbarer Zustand, dass viele der Menschen, die von einer solchen Regelung betroffen sind 1. Scheißjobs machen und 2. dafür auch noch schlecht bezahlt werden. - Die Initiative wäre doch auch abzulehnen, wenn das nicht der Fall wäre, oder?
Ganz allgemein finde ich es ein wenig seltsam, wenn in der Diskussion so getan wird, als wäre "So ist halt Demokratie" ein inhaltliches Argument. Als sei eine Entscheidung besser, nur weil der Weg zur Entscheidung demokratischer ist oder so. Auch wenn es wirklich der Wille der Mehrheit des "Volkes" sein sollte (was ja gut sein kann) ist es halt immer noch scheiße. Mehrheitswille ist nicht zwangsläufig gut. Im Gegenteil - die Mehrheit der Bevölkerung hängt allzu oft ziemlich hinterher, was Meinungen und Positionen betrifft. Im Gegenteil - anhand dieses Beispiels werden die in meinem Kopf durchaus auch vorhandenen Kontraargumente in der "Direkte Demokratie!"-Debatte mal wieder gestärkt. Die Mehrheit der Menschen hat teilweise so abstoßende Meinungen, dass ich ganz sicher nicht davon regiert werden möchte...
Direkte Demokratie ist mir immernoch lieber als die Wahl zwischen den kleineren Übeln zu haben. Und nicht die Bevölkerung an sich ist das Problem sondern die Übermacht einer Partei.
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Hm, keine Ahnung. Ich hab immer das Gefühl, da eigentlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera zu haben. Wenn ich mit der Bahn heimfahre und mich umschaue läuft mir beim Gedanken, alle Menschen dadrinnen mit gleichem Stimmgewicht über solche Themen abstimmen zu lassen, ein Schauer über den Rücken. Wenn es doch tolle Alternativen Gäbe... Ein Dilemma.
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23.09.2013 21:35
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