Das ist ja genau der Twig an der ganzen Sache: Situationen, Gefühle, chronologische Abfolgen, ect, ect werden durch ein Bild ersetzt. Für mich ist es Kino in stumm, das die Kunst des Schreibens und des Malens in sich vereint. Es werden zwei Arten von Kunst miteinander geschickt verwoben und - wenn es gut umgesetzt wird, siehe Lessa, Tower of God, Distant Sky oder Dead Days (das sind jetzt zwar alles Manhwas, gilt aber für alles was unter Comic geht) - lassen den Leser dichter an dem teilhaben, was der Autor ihm zeigen will. Wenn Baam (ToG) zerstört am Boden liegt und weinend in seinen Erinnerungen schwelgt, sieht das anders aus, als wenn Rano (Lessa) seine Erinnerungen aus seinem letzten Leben erlangt und diese schockiert unter Tränen durchstöbert. Natürlich, das Buch kann alles, was der Autor will umschreiben, aber es kann dem Leser nur sehr selten wirklich das vor die Nase halten, was der Autor will, dass der Leser sieht. Der Comicautor/Mangaka/Manhwakünstler/wiedieallenochheissen kann das, weil es sich um eine andere Art von Kunst handelt.

Ein konkretes Beispiel: Edge of Tomorrow. Das basiert auf einer Light Novel (jp. Buch/Novelle), Takeshi Obata (der Zeichner von Death Note) hat es als Manga adaptiert und Hollywood hat einen Film draus gezaubert. Die Light Novel liest sich wie durchschnittlich-normale Endzeitliteratur; eine handvoll Bilder im Kopf, etwas Action, viel Beschreibungen, viele innere wie äussere Dialoge. Der Manga geht noch einen Schritt weiter: kaum Beschreibungen mehr, sehr viel mehr Details, der Hauptcharakter hat wirklich ein Gesicht, der Leser bekommt so viel mehr vom Autor aufgebauten Universum zu sehen als er es mit purem lesen könnte. Er muss es aber trotzdem immernoch selber lesen, was einem nicht die ganze Arbeit abnimmt. Der Film hingegen nimmt einem auch das ab, er reibt dem Zuschauer alles ins Gesicht was er wissen muss. Der Schritt weiter wäre dann das Game, was den Spieler wieder miteinbezieht, aber ich schweife ab.

Was ich damit sagen will, ist, dass die Annahme dass ein Comic durch ein Buch ersetzbar wäre grundsätzlich - nur schon vom Ansatz, an dem die Überlegung aufbaut - falsch ist.

Zum Thema Dialoglastig: Genauso wie es einen Unterschied macht, ob man Herr der Ringe oder Eragon liest, macht es einen Unterschied ob man ein lustiges Taschenbuch oder Bakuman liest (wobei ich sagen muss, dass ein lustiges Taschenbuch sich auf einem erfreulich hohen sprachlichen Niveau befindet).[/list]

Zitat von Kleo

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Persönlich lese ich wohl einfach zu schnell. Das ist klasse, weil ich wirklich extrem schnell lesen KANN, aber wenn ich ein Buch in der hand halte, das naturgemäß schon wenig text enthält, komme ich meist nicht von diesem Tempo runter. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heißt es, aber ich muss mich immer wieder ermahnen, die Bilder überhaupt als solche ausgiebig zu betrachten, statt sie nur als schmückendes Beiwerk zu den wenigen Worten Text zu sehen.

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Dazu habe ich letztin etwas interessantes gelesen - nämlich dass eine Doppelseite eines Mangas im Durchschnitt in 1,5 Sekunden gelesen werden. Geht es weniger schnell, besteht die Möglichkeit dass sich der Leser langweils, geht es schneller überfliegt der Leser zu sehr und nimmt die Story nicht mehr wahr. Es ist die Aufgabe des Mangaka, mit diesen Anforderungen etwas anzufangen. Es gibt viele Möglichkeiten was er machen kann, er kann voll Karacho draufgehen (ich bin noch immer beeindruckt von diesem Bild), er kann aber auch das Tempo drosseln (hier einfach durch das Kapitel durchklicken. Keine Angst, keinerlei Spoiler oder Vorwissen benötigt (ok, doch: die Mutter von Punpun ist gerade an Krebs verstorben und er lebt jetzt alleine vor sich hin), seht es euch einfach an. Ich hatte am Schluss dieses Kapitels Gänsehaut und Tränen in den Augen).
Was ich auf jeden Fall sagen will: Gute Mangaka können das Lesetempo beeinflussen. Ich weiss, ich rede nur von Mangas, aber seit Bakuman halte ich mich in diesem Gebiet für etwas Sattelsicherer als bei anderen Genregeschwistern ^^" Wer sich mehr für das Thema interessiert kann sich mal den Blogpost einer sehr erfahrenen Fantranslationgruppe durchlesen. Sie vergleichen Webtoons (Manhwas) und Mangas miteinander und sprechen unter anderem genau diesen Punkt an. Ich bin nicht vollständig mit ihnen einverstanden (vor allem weil Tower of God, Noblesse und Annarasumanara sehr alt sind und sie sozusagen Poiniere auf dem Webtoongebiet waren - heute sieht es bei den Webtoons um einiges stabiler aus): http://hoxtranslations.blogspot.ch/2014/...btoons-and.html

So, jetzt zum eigentlichen Hauptgrund warum ich diesen Post verfassen wollte: Ich habe zwei neue Webtoons für mich entdeckt, von denen ich wirklich begeistert bin und ich euch nicht vorenthalten möchte.

Ersteinmal:
Gepetto - Italien, irgenwann in der Zukunft. Androiden werden gebaut, irgendwann entwickeln die Androiden ein eigenes Bewusstsein und stellen fest, dass die von den Menschen versklavt werden. Sie stellen sich gegen sie - was in einem verlustreichen Krieg endet. Eines Tages wird ein deaktivierter Android gefunden, der unbeschädigt zu sein scheint. Als er von den Androiden aktiviert wird, scheint der sich aber auf die Seite der Menschen zu stellen.
Es klingt sehr trivial und man glaubt das alles bereits mit Terminator durchgekaut zu haben - DENKSTE! Hier hat es noch ein, zwei Ebenen mehr wie zB sich die Menschheit organisiert hat um den Krieg zu überleben oder wie die Androiden untereinander funktionieren. Zudem ist das hier eine wundervolle Umsetzung von dem was ich eben oben angesprochen habe: Wenn die Androiden sich aufs Maul geben, sieht das... einfach wunderschön aus. Die Bewegungen sind vollkommen flüssig, man sieht die Unterschiede zwischen kämpfenden Androiden und kämpfenden Menschen, das kombiniert mit einem sehr angenehmen Zeichenstil und einer sich interessant entwickelnden Story. Bin jedenfalls sehr gespannt auf wies weitergeht.

Dice - Jeder Mensch würfelt vor seiner Geburt seine Stellung die er in der Gesellschaft haben wird. An diese wird er bei seiner Geburt gebunden sein - was er aus der Situation macht ist seine Sache. Allerdings bekommen manche Menschen die Möglichkeit, durch ihnen gestellte Aufgaben ihr Schicksal neu zu erwürfeln.
Der Autor dieses Webtoons ist ein wahrer Nerd. Es hagelt kleine und grosse Referenzen die das Lesen noch zusätzlich versüssen. Was dieser Webtoon sonst noch zu bieten: eine von Beginn an saftige (und noch relativ unverbrauchte) Story, Bilder die vor Stimmung nur so triefen (Sonnenuntergänge. Alterschwedediesessonnenuntergänge O___O), Gratistickets nach Feeladelphia und vor allem jede Menge Zug. Man wird in einem Schwung durch die ganze Geschichte gezogen, nach 3h gerade durchlesen stellt man fest dass man bereits durch ist ohne es zu merken. Die hohe Sternchenzahl hat es eindeutig verdient.