Der Sommer ist bald vorbei, und einige von euch sind sicher verreist. Und zumindest ich höre nichts lieber, als wenn andere von ihren Reisen erzählen... Also: Wo wart ihr? Was habt ihr gemacht? Wie war die Aussicht/das Essen/ das Wetter? Menschen die euch begegnet sind, besondere Erlebnisse, Stimmungen?
Keine Sorge, das ist kein Kreuzverhör, nur Anhaltspunkte : )
Ich war zwar noch nicht weg, aber ich werde nächstes Jahr im Spätsommer/Herbst wahrscheinlich drei Monate lang durch Schottland kurven ich habe mir schon die praktischste Anreise ausgesucht und habe manche Dinge im Kopf, die ich gerne sehen würde. Wann, wenn nicht jetzt, habe ich schon die Gelegenheit dafür? Die Chance muss ich ergreifen
You exist because we allow it, and you will end because we demand it. - Sovereign
So, ihr wolltet ein kleines Resümee vom CosDay, ihr bekommt ein kleines Resümee vom CosDay.
Wie bereits gesagt, ich war dieses Wochenende in Frankfurt am CosDay. Das ist eine Manga/Anime-Convention die alle Jahre stattfindet und dieses Jahr ihr 10-jähriges Bestehen feierte. Es war meine allererste Convention. Erstmal vorweggenommen: Es war arschgeil. Vor allem der Samstag. Am Samstag war der grösste Rummel, die Eröffnung war um 10:00 und ging bis um 20:00 (also die Con, nicht die Eröffnung). Ich ging mit einer Freundin dort hin und bereits in der U-Bahn gab es überall Cosplayer (ich hatte übrigens ein Mikasa Ackermann-Cosplay (Attack on Titan, falls es jemanden interessiert)). Die Con fand auf dem Gelände eines riesigen Einkaufszentrums/Hotels statt. Der einzige Denkfehler dabei: Das Einkaufszentrum war vollkommen Glasüberdacht, was bei 36° die absolute Hölle war. Der einzige einigermassen angenehme Ort war das Maidcafe, das aber nur schon nach wenigen Minuten komplett voll war. Aber der Reihe nach. Ich bemerke gerade, dass ich schon sehr vieles vom Samstag gepostet habe. Ich bin noch immer sehr beeindruckt von den ganzen Cosplays die teilweise einfach unglaublich waren. Es gab unglablich viele Elsas, Narutos, Ruffys, Slendermans, Stormtroopers, Lara Crofts und Pokemons. Mich haben vor allem die Elsas überrascht, da ich mit denen überhaupt nicht gerechnet habe. Ich habe auch sehr viel mehr Attack on Titan-Cosplays erwartet, die hielten sich angenehm in Grenzen. Was mir auch positiv auffiel: Es wurde nie rumgepöbelt und es gab keine provokanten Cosplays (mit provokant meine ich Mädels die nur im Tanga und BH rumlaufen oä. Es gab einige Lucys (Elfenlied), dort ist schon rein von der Vorlage her klar, dass es freizügig werden würde, aber die Lucys die ich gesehen habe haben das genial umgesetzt, sodass es nicht als störend oder anstössig empfunden wurde (Die hier. ich hab sie gefunden ^_^)). Es gab auch einige Bronys die sich auch an der Aufmerksamkeit erfreuten, die sie mit ihren Rainbow Dash-Kigurumis [1] ebkamen und die Stimmung war allgemein einfach toll. Ich fand auch die Toleranz die herrschte grossartig. [Ich entschuldige mich jetzt schon für die Begriffe die ich benutzen werde, da ich mit der Thematik nicht genug vertraut bin. Ich verwende einfach die Begriffe, die ich kenne. Ich meine es nicht böse] Ein schönes Beispiel war an einem Workshop, an dem ich am Sonntag teilnahm: Es war ein "Wie man mit Animes Japanisch lernt"-Workshop. Neben mir sass jemand mit einer knallroten Perücke und einem leicht Asuna (Sword Art Online)-angehauchten Kleid mit einer hohen Stimme. Doch beim Hinsehen erkannte man: Das ist ganz klar ein Mann. Und obwohl er eine Tunte [verzeihtmirbitte] war, konnte er das auf der Con ohne weiteres ausleben. Die Leute akzeptierten ihn, er fühlte sich ganz klar wohl. Und das war einfach nur grossartig. So sollte meiner Mienung nach ein Fandom sein. Am Sonntag war dann nicht mehr allzuviel los. Ich gebe zu, die Con war doch nicht so gross und abwechslungsreich wie ich zu Beginn erwartet hatte. Es war alles etwas durcheinander und desoranisiert. Ausserdem hatte ich das Gefühl, dass die Con im Allgemeinen etwas an der Zielgruppe vorbeischoss: Es gab eine riesiege Händlerhalle mit Figuren, Schmuck, Postern, Dakimakuras [mittlerweile solltet ihr wissen, was das ist] und sonstigen Kleinkram um den durchschnittlichen Fan auszunehmen. Es gab noch einen Games/Gebrauchtmangas-Raum, ein Stockwerk für Cosplay, T-shirts und Gothic Lolita-Kleider [2], ein Maidcafe, ein kleiner Raum wo der Lokalcomicladen einige Mangas verkaufte und eine Bühne wo eine Theatergruppe und ein J-Pop-Sternchen [3] au Tour ihre Darbietungen präsentierten. Auf dem Papier klingt das toll, aber meiner Meinung nach war der Fokus zu stark auf dem Fanservice. Für Kleinkram oder Fanartikel muss ich nicht mich 3h in einen Zug setzen, da reicht ein kurzer Surf durchs Internet. Die Mangas kamen zu kurz, Animes waren gar nicht vorhanden (meine Hoffnung war, komplette Animes zu finden, die nicht über 100Fr. kosten. Weil Deutschland und Zoll und so), das allgemeine Feeling war kaum spürbar (man schlenderte von Stand zu Stand und nach 2h hatte man die ganze Con gesehen. Es war mehr ein Museumsbesuch durch eine Ausstellung unnötiger Dinge als ein Treffen von Gleichgesinnten die zusammen etwas machen) und es gab sehr wenige Workshops. Es gab sehr wenige und die waren im Allgemeinen auch sehr kurz. Die Fandom war im Prinzip mehr oder weniger die ganze Con über inaktiv. Das wirkliche Highlight war für mich nicht die Con selbst sondern das in-der-Schlange-stehen und so mit anderen in Kontakt kommen oder im Maidcafe einem Wildfremden am selben Tisch seinen Riesentext in sein Fanbuch schreiben oder mit Indiana Jones und Lara Croft in der U-Bahn über das dämliche Waffengesetz an der Con diskutieren.
Trotz aller Begeisterung für den CosDay muss ich leider sagen, dass er mich nicht genug überzeugt hat, um mich nächstes Jahr wieder 400? in die Hand nehmen zu lassen um wieder nach Frankfurt zu reisen. Meine Freundin behauptete, dass die JAN in Winterthur zwar kleiner, aber überzeugender wäre und sogar Indiana Jones und Lara Croft sagten, dass die Gamescom und die Leipziger Buchmesse mehr für den Otaku zu bieten hätten, obwohl diese Veranstaltungen nicht einmal für sie spezifisch seien.
Das wars jedenfalls von meiner Seite, wenn ihre noch Fragen oder Anregungen habt, fragt einfach, ich freue mich auf all mögliche Reaktionen!
[1] Kigurumi: Ganzkörperanzug, das meist aussieht wie ein Pijama. Im Falle von Rainbow Dash sah es so aus. Üblicherweise sieht man aber vor allem Pikachus. [2] Um Gothic Lolitas zu erklären, muss man erst erklären, was Lolitas sind. Das sind Mädchen, die sich mMn megakitschig im viktorianischen Stil kleiden (ultrajapanisch halt). Gothic Lolitas haben denselben viktorianischen Stil, allerdings haben sie das kitschige durch Steampunk und dunkle Farben ersetzt. Ich gebe zu, ich finde es verdammt stilvoll, würde es selbst aber nie anziehen, kenne aber einige die das tatächlich täglich durchziehen. [3] für die, die nicht wissen, was J-Pop ist: Japanischer Pop. Muss man nicht mögen. Aber es gibt wie immer Ausnahmen. Die, die auf dem CosDay war war Origa.
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Der Laserdrucker ist das Nachtschattengewächs unter den Eichhörnchen. - Der DIE WELT-Praktikant
Hey Schildi, ich kann den Besuch nicht bewerten, da ich wahrscheinlich höchstens gegen Bezahlung zu so etwas fahren würde
Kann aber bestätigen, dass auf der Frankfurter Buchmesse eine riesige Cosplay-Szene versammelt ist, ich war zumindest einmal da und es wimmelte von verkleideten Menschen! Und der Eintritt kostet nur 10 Euro oder so ^^
Eine Anmerkung noch: Den Menschen, der mit der roten Perücke neben dir gesessen hat, magst du den anders bezeichnen? Das Wort ist verletzend Sag doch: Er war in drag. Das sagt es treffender. Falls es überhaupt ein Mann war, denn wenn die Person eine hohe Stimme hatte, kann es auch sein, dass du eine Transfrau vor dir hattest, das weißt du nicht.
Danke jedenfalls für den ausführlichen Bericht!
"Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön."
Wie schon gesagt, ich kenne die Fachausdrücke nicht und irgendwie das Offensichtliche zu umschreiben ist auch auf seine Art diskriminierend. Wenn ich ein Mann wäre der sich wie eine Frau fühlt würde ich es ehrlich gesagt bevorzugen "Tunte" oder "Transe" genannt zu werden anstatt dass man neue Wörter erfindet, die dasselbe in angeblich weniger diskriminierend beschreiben, aber der Sprecher selbst nicht genau versteht was es wirklich bedeutet. Von Umschreibungen mal ganz abgesehen. Ist meine Meinung. Hohe Stimme... Man hörte den Stimmbruch, man sah das unrasierte Kinn, der Körperbau war eindeutig männlich. Aber wurscht, das war nur ein Aspekt, den ich von der Con zeigen wollte, es soll nicht konkret um dieses Beispiel gehen.
Der Eintrittspreis war für das gesamte Wochenende 25?, also eigentlich ganz fair. Was tatsächlich so viel Geld gefressen hat waren die Reisekosten.
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Aber du bist ja kein Mann, der sich wie eine Frau fühlt, von daher... lassen wir es einfach bei den offiziellen Bezeichnungen, die betreffende Leute auch für sich selbst benutzen. Und wenn eins das nicht richtig versteht, kann eins sich das ja anlesen. Und eine Umschreibung ist es nicht, wenn du sagst, eine Person ist in drag, sondern das heißt eben einfach so. Ich stell mich ja auch nicht hin und nenne Schwarze Menschen "N****", nur weil da alle wissen, was gemeint ist, oder so... Und es ist auch irrelevant, ob manche Menschen aus "queeren" Kontexten (also schwul, trans, drag, wasauchimmer) sich manchmal selbst als "Tunte" bezeichnen, oder Schwarze Künstler_innen selbst das Wort N**** benutzen, solange wir nicht selbst zu dieser Gruppe gehören, lassen wir die Finger...äh, die Zunge davon ^_^
Wir haben als weiße Cis-Menschen (na, wissen noch alle, was Cis ist? ) einfach das privileg, dass es für das, was wir sind, keine konkreten Beleidigungen gibt. Ich jedenfalls bin noch nie als "Du Hetero!" beschimpft worden, weil ich mit einer Person anderen Geschlechts Händchen gehalten habe, oder als "Du Cissy!", weil ich Brüste, lange Haare UND ein Kleid gleichzeitig zur Schau trug.
Naja, back to topic! Hast du jetzt eigentlich was gekauft? Und seid ihr mit dem ICE kurzfristig gefahren, oder warum war das so horrend teuer?
Wenn ich es schaffe (der Text liegt schon halbfertig herum), gibt es hier bald noch einen Reisebericht aus Russland. Aber irgendwie klingt alles beim Erzählen so banal. Naja, mal sehen ^^
[1] Cis bin ich, wenn ich mit weiblichem Genom und weiblichen geschlechtsmerkmalen geboren wurde und mich auch genau so fühle, als sei das richtig (same for Männer). Also das Gegenteil von trans, irgendwie.
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Mädchen, wenn eine Schweizerin nach Deutschland geht, wird eingekauft dass die Wände wackeln! Ich habe an Fanartikeln eigentlich gar nichts gekauft, da ich damit nichts anfangen kann (und vieles einfach schon zu lächerlich war). Ich habe nur ein signiertes Poster und ein signierter Manga von ApplewarPictures gekauft, da so eine Gelegenheit sicher kein zweites Mal kommen wird (ich habe sie auch nur auf Schweizerdeutsch angesprochen, da sie den "schweizer Akzent" lustig finden. Keine Ahnung haben die ) Ansonsten habe ich *zähl* 13 Mangas gekauft (Den Applewarmanga nicht mitgezählt; ich musste einfach zuschlagen denn (es kommt natürlich auf die Auflagen an) ein Manga kostet in CH etwa 12-15Fr., in D 6-8?. Ich war im Paradies). Was habe ich noch gekauft... Achja, ein Fächer, sonst hätte ich die 36° definitiv nicht überlebt. Und eine rote Perücke, die es für 18? gab und der ich auch nicht widerstehen konnte. Ich hab ein, zwei Ideen was man mit der machen könnte, aber konkret weiss ichs noch nicht. Es ist immer gut eine rote Perücke zu haben ^__^ Achja, und ein T-shirt habe ich noch gekauft.
Wir sind mit dem Billigspardingensangebot der DB gefahren, das insgesamt 108? kostete (Hin und Rückfahrt), was uns natürlich einen riesen Umweg quer durch den Schwarzwald bescherte. Es hätte einen ICE gegeben, der von Zürich direkt nach Frankfurt gefahren wäre, aber das wäre dreimal so teuer gewesen wie die Schwarzwaldbahn, so hatte man kaum eine andere Wahl. Zudem war die Jugendherberge auch nicht gerade billig (213? für 3 Nächte). Eben, wie schon gesagt, für das was man dann geboten bekam war es doch sehr teuer. Ich werde mich in Zukunft auf die JAN in Winterthur beschränken.
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Okay, ein Chinese bei mir zuhause ist jetzt keine Reise (die nach China kommt noch, im Oktober), aber wo soll ich denn meinen Bericht sonst posten? Ich fasse mich kurz und geh jetzt nicht zu sehr ins Detail.
Also, es lief besser als erwartet. Dafür, das im Voraus es hieß, dass Chinesen den Mund nicht aufbekommen, lief das Ganze doch sehr gut ab. Unsere deutsche Gruppe hat immer zusammengehalten, wir haben uns immer abgesprochen, damit wir zusammen unterwegs sind. So ging es also durch einen Freizeitpark ("Do you want to ride that rollercoaster?" - "It's okay."), durch Straßburg und unsere lokale Einkaufsstraße, wo die Chinesen ihr Geld verbraten haben. In der Gruppe waren die, anders als erwartet, super-extrovertiert und sind schon am zweiten Tag beim Warten im Freizeitpark total aufgetaut und haben sich allerhand Späße erlaubt. Wenn ich mit meinem Austauschpartner jedoch alleine zu Hause war (meist abends gegen 10), musste ich ihm fast alles irgendwie aus der Nase ziehen, da er dann doch nicht ohne mein Zutun seinen Mund aufbekommen hat. Das Englisch war sehr eingeschränkt, und Gott sei Dank gibt es so etwas wie Google Übersetzer, und es hat dann doch irgendwie geklappt. Wenn andere Chinesen dabei waren, haben die es sich dann gegenseitig übersetzt, und sonst... Bowlen waren wir, Flammkuchen essen, grillen... Eigentlich hat meiner alles gegessen außer Käse, gegen den eigentlich alle Austauschschüler aus Fernost eine Abneigung hatten. Wenn es aber Gegrilltes oder Gebratenes gab - da können die reinhauen, aber sowas von, sonst haben sie eigentlich nicht so viel gegessen. Aber Gabel und Messer haben sie beherrscht, nur einmal hat meiner zu seinen Stäbchen gegriffen, die er dabei hatte (Satéspieße, don't ask me why). Sonst... ich hab unsere Austauschschüler als sehr aufgeschlossen und freundlich erlebt, die am Ende beim Abschlussgrillen massenhaft Fotos mit allen gemacht haben, sich einen Haufen Späße erlaubt haben, und so viel Freiheit wie hier in Europa in China wohl nicht erleben dürfen. Deswegen haben sie sich wohl, trotz aller Müdigkeit, so ausgetobt. Es war verdammt anstrengend, in manchen Situationen auch extrem nervig, aber im Nachhinein spaßig und auch bereichernd. Bei der Verabschiedung hab ich meinen Chinesen dreimal umarmt, eine andere hat geweint und musste von ihren Freundinnen festgehalten werden, und sonst hat man gemerkt, dass unsere Austauschschüler in Deutschland einen extrem heftigen Kulturcrash erlebt haben, vor allem in Sachen Freiheit und Spaßniveau (14 Stunden Schule, 6 Tage die Woche in China, sag ich nur...).
Zum Thema Politik: Meiner hat Fernsehen und Internet kategorisch abgelehnt, wahrscheinlich, weil ihm seine Eltern das so eingeflößt haben. Die, die nach Europa dürfen, werden keine Kritiker des politischen Systems sein. Außerdem hat er mir seine deutliche Abneigung gegenüber Japan klargemacht ("But I can't explain", sagt er daraufhin, weil das Englisch wohl nicht ausreicht), und sonst... einige meinten auf die Frage, was die chinesische Religion denn eigentlich sei, dass das "Government" ihre Religion sei. Die Propaganda funktioniert also. Dass der Typ auf dem Geldschein Mao ist, das wissen die, aber was der genau gemacht hat außer der "communist revolution" (das Wort kannte meiner, aber nicht "egg" oder "bacon") nicht. Tank Man und manche für das chinesische Regime unbequeme Wahrheit waren ihnen genauso unbequem wie die Tatsache, dass wir hier freies Internet haben. Ich musste meinem sogar erklären, was Facebook denn eigentlich genau ist. Irgendwie hinterlässt das einen faden Nachgeschmack, obwohl die Woche so viel Spaß gemacht hat. Die ganzen Schüler gehen jetzt wieder in ihr Land zurück, in dem sie wieder in ihren fixen, durchkoordinierten Tagesablauf zurückkehren, ohne Freizeit und voller Hausaufgaben, gelenkt von ein paar reichen Betonköpfen an der Spitze der Regierung. Und die glauben das IMO auch noch alles.
Naja. Ich bin für alles bereit, wenn ich in China bin. Aber ohne Übersetzerapp werde ich nach zwei Tagen sterben. Da bin ich mir sicher.
ZitatDer Sommer ist bald vorbei, und einige von euch sind sicher verreist.
Streu noch Salz in die Wunde, Holly. Tsss. Ich hab nämlich erst ab nächster Woche frei, und selbst ab dann keine Zeit. Aber ja, Jammern auf hohem Niveau - meine Gedanken sind bei der arbeitenden Bevölkerung mit 28 Urlaubstagen.
Aber: ich war vor nicht allzulanger Zeit für eine Woche in Prag, und das war super. Billiges Bier, größter Club Europas, feierwütige Deutsche - grandios!
Nein, Spaß. Wir haben das totale Rentnerprogramm durchgezogen und waren jeden Morgen spätestens um 8 draußen. Geschlafen haben wir in einem billigen Hostel mitten in der Innenstadt, und haben es dank kluger Verhandlungstaktiken und netten Gesprächen mit dem Rezeptionisten geschafft, erstens noch weniger Geld zu bezahlen (yo, Klischeeschwaben!), und zweitens ein 8er-Zimmer größtenteils für uns alleine zu haben. Insgesamt war das ein relativ budgetfreundlicher Städtetrip.
Prag ist eine wirklich sehenswerte Stadt. Geschichtsreich, viel historische Bausubstanz, und relativ viel Scheiß, den es wahrscheinlich nur dort zu sehen gibt - inklusive kurioser Geschichten. Wir hatten einen Reiseführer (ich hab ja gesagt: Rentnerprogramm), und haben uns an dem entlanggehangelt. Am Ende haben wir alle wichtigen Stellen gesehen, denke ich, und haben zudem noch mehrere Museen, eine Schluchtenwanderung, und einen Besuch im Ballett in unserem Zeitplan untergebracht. Empfehlen kann ich das eine Woche gültige Ticket für alle jüdischen Museen, das Turmticket für alle 8 (?) großen Prager Türme, das Kommunismusmuseum, und den Blick von der Burg auf die Stadt bei Sonnenuntergang. Wir waren fast nur zu Fuß unterwegs. Das ist auch echt machbar, weil in der für Touristen wie uns attraktiven Innenstadt (Altstadt, Josevov, Hradschin, Kleinseite, Neustadt, und Vinohrady) nichts wirklich weit voneinander entfernt ist. Es gibt allerdings auch Straßenbahnen, die bezahlbar sind.
Der große Nachteil an Prag: Touristen. Überall, wohin das Auge reicht. Der Ironie bin ich mir bewusst, aber man redet sich ja gerne ein, dass man selbst ganz anders ist. Wirklich schlimm fand ich die dicken US-Amerikaner (ja, ich bin vorurteilsbelastet) auf den Segway-Touren, und den Kanadier in unserem Hostelzimmer, der von seinem Aufenthalt in Berlin Folgendes erzählte: "You know this kind of, like, needle tower thing? And there is this wall thing going on. That seems to be important." Und dann gab's ja noch die Münchner Studenten, die übers Wochenende anrückten (Gründe: Billiges Bier, größter Club Europas, feierwütige Deutsche). Super waren dagegen die zwei alten Frauen, denen wir bei unserer Schluchtenwanderung ohne Plan über den Weg gelaufen sind, und die sich trotz Sprachbarriere relativ offensichtlich über unsere elegante Aussprache tschechischer Wörter lustig gemacht haben.
Dieser Thread ist ja immerhin schon ein Jahr alt, Kaktus
Von meinen Reisen gibts, denke ich dann einen Sammelbericht... Ich kann nur so viel sagen, dass uns nach der ertsen Stunde der 1500km Strecke mitten auf der Autobahn das Auto eingegangen ist. Daraufhin ewig langes Herumgetelefoniere mit dem ÖAMTC, der dann den französichen Autoclub und sogar den ADAC eingeschaltet hat, um einen Abschleppwagen, der auch den Wohnwagen mitnehmen kann. Währenddessen kommt ein Auto von der Autobahnmeisterei vorbei, sperrt alles mit Hütchen ab, und fragt immer wieder, wann denn endlich die Pannenhilfe kommt, weil so wie wir stehen ists "trop dangereux". Als der Pannendienst kommt, sind noch zwei weitere Autos da, die mit großen blinkenden Schildern alle Autos umdirigieren. Pannendienst kommt, wir versuchen ihm irgendwie auf französisch zu erklären, was da jetzt geanu passiert ist. Dann werden wir abgeschleppt,in das kleinste kaff dass gerade noch eine Autowerkstätte hat. Ewiges Warten auf Rückmeldung eines der drei Autoclubs, bis es dann heißt "also, vor Montag tut sich da gar nichts mehr"... Blöd nur, dass ich am Dienstag ein Flugzeug in Wien erwischen muss. Also stopfen meine Mutter und ich so viel wie nur geht in zwei Rucksäcke, und lassen meinen Vater, der kaum ein Wort Französisch spricht, in dem Kaff wo er bis jetzt noch ist, zurück um uns auf die Suche nach dem Bahnhof zu machen, an dem sage und schreibe 3 Züge pro Tag fahren. Also fahren wir nach Rennes und von dort aus nach Paris-Montparnasse. Mit der Metro zur Grare de l'est, wo wir in einem absolut zwielichtigem Hotel übernachtet haben (der Lift war so klein, dass wir zu zweit kaum Platz drin gehabt haben). Heute früh weiter nach Stuttgart,und dann eigentlich München. Bei unserem Glück stehen wir dann 90 min in Augsburg, weil die Strecke nach München wegen eines Notarzteinsatzes blockiert war (wir vermuten leider einen Selbstmord, als wir nacher an Rettungswagen und großflächigen Abdeckungen vorbei kamen, war das genau unter einer Brücke....). Unseren Anschlusszug haben wir natürlich auch verpasst, und mussten daher einen Umweg über Salzburg nehmen.... Aber naja, zumindest bin ich jetzt daheim.
Oha, das hab ich übersehen. Sorry, dann nehm ich meine Beschwerde selbstverständlich zurück.
Deine letzten zwei Tage klingen auf jedenfall... abenteuerlich. So viel, wie da jetzt schon schiefgegangen ist, können deine Städtereisen in den nächsten Wochen ja nur noch gut werden - zur Entschädigung. Über Fotos und einen Bericht von dir würde ich mich freuen!
So, hier ist er, der versprochene Bericht über meine Reisen diesen Sommer...
Frankreich kann ich eigentlich kurz halten, nach fast fünfzehn Jahren Sommerurlaub auf diesem Campingplatz hat es zwar vielleicht ein wenig den Reiz des Neuen eingebüßt, ist aber trotzdem die entspannendste zeit des Jahres... Außer vorm Wohnwagen sitzen und lesen und vielleicht hin und wieder noch einem Ausflug hab ich nicht viel gemacht. Dänemark war jetz auch nichts großartig neues, aber es hat so gut getan, meine Familie(n) wieder zu sehen... Es ist verdammt schwer zu beschreiben, aber das ganze war viel emotionaler als ichs mir vorgestellt hab, egal wohin ich mich gedreht hab in dem Ort sind Erinnerungen hochgekommen, und ich hab eine Balance finden müssen zwischen dem Gefühl, dass ich nie weggewesen wär und dem Wissen, dass sich in einem Jahr viel ändert. Also im Grunde nicht viel anders als bei meiner Rückkehr nach Österreich Meine dänische Familie war aber total lieb, es tut einfach gut zu wissen, dass sich an unserer Beziehung fast nichts geändert hat.
So, und jetzt zum spannenderen Teil des Sommers... Nach Amstderdam sind wir mit dem Nachtzug gefahren, in dem man überraschenderweise sogar halbwegs bequem schlafen konnte. Zumindest waren die Sitze bequemer als die auf Langstreckenflügen. Gewohnt haben wir in einem bunt angemalten Wohnwagen in einem "Wohnwagen-Hostel" an einem Baggersee etwas außerhalb der Stadt. Das Hostel besteht aus jeder menge bunter Wohnwagen, einer Freiluft-Gemeinschaftsküche, einer "Raucherlounge" (das ganze war so "alternativ" wie es sich anhört und dementsprechend viel wurde dort auch gekifft, aber solange ich nicht dazu gezwungen werde mitzumachen kann es mir ja egal sein), und einem umgebauten Autobus, in dem es frühstück gab. Das ganze war richtig nett, aber grenzwertig weit draußen aus der Stadt, man musste immer mit einem am Vortag zu buchenden Shuttlebus zur nächsten sBahnstation fahren. Aber für den Preis wirklich super. Amsterdam selber ist richtig hübsch, ein Fotomotiv nach dem anderen... Besonders toll fand ich den Vondelpark, mit lauter kleinen Teichen, Brücken und Trauerweiden. Das Anne Frank Haus war auch wirklich beeindruckend, ich fands wirklich gut, dass es wenige "Infotexte" im klassischen Sinn gab, sondern hauptsächlich mit Zitaten aus ihrem Tagebuch gearbeitet wurde, was das ganze noch eindringlicher gemacht hat. Karten rechtzeitig online kaufen zahlt sich auf jeden Fall aus, die Schlange reicht um mehrere Häuserblocks. Wenn man ansonsten nicht so sehr auf Kunst und Museen steht, sind 5 Tage schon lang für Amsterdam, und man sieht oft das selbe. In London hatten wir ein Zimmer in einer Wohnung, die anderen Zimmer waren an andere Leute vermietet. Da waren: Zwei Holländer (Vater und Sohn, aber den Vater hab ich nie gesehen), die Familie ganz bei mir in der Gegend haben und mit dem einen mit dem unaussprechlichen Namen haben wir bis spät abends selbstgebasteltes Mensch-ärgere-dich-nicht am Küchenboden gespielt; ein abgeschleckter kanadischer Business-Typ, und ein Brasilianer aka der Höhlenmensch, weils in seinem Zimmer immer finster war und wir ihn genau einmal gesehn haben. Wir haben viel von dem typischen Touriprogramm gemacht, vieles aber auch nicht, aus Geldgründen (ehrlich, ich brauch keine Fahrt mit dem London Eye für über 20 Pfund wenn ich auf die Tower Bridge für 8 komm). Was wir uns aber schon geleistet haben waren Musical-Tickets für Les Miserables. Damit hab ich mir einfach einen Traum erfüllt. Ich bin sowieso ein riesen Musicalfan, Les Mis ist eines meiner Lieblingsmusical, und dann noch in dieser Besetzung (Rob Houchen als Marius und Carrie Hope Fletcher als Eponine, falls jemand etwas damit anfangen kann), traumhaft. Ansonsten waren wir noch in Brighton, damit wir zumindest einmal das Meer gesehen haben. Dort gibt es einen langen Pier voller Essensstände und Spielehallen, mit Liegestühlen um auf das Meer zu schauen. Früher gabs noch einen zweiten, aber der ist abgebrannt, das Gerüst steht noch im Wasser, ich hab bei einer echt tollen Wolkenstimmung Fotos davon gemacht... Auch toll war Greenwich, das Observatorium mit dem Nullmeridian, das Marinemuseum und die Markthallen. In Paris hatten wir mit Abstand die schlechteste Unterkunft... Wir sollten ein sms mit Zimmernummer und code für die Schlüsselbox bekommen, weil wir außerhalb der Öffnungszeiten angereist sind, haben wir natürlich nicht. Also haben wir die Hotline angerufen, die uns das dann gegeben haben, nur der Schlüssel passte nicht ins Schloss. Nochmal anrufen, zwei Stunden warten bis ein Security-Typ kommt, der uns einen neuen Schlüssel gibt. Das Zimmer hat nach Zigarettenrauch gestunken, und jedes Mal wenn man die zweite Herdplatte benutzt hat fiel der FI... Aber naja, für "Essen-duschen-schlafen" hats gereicht. Das Wetter war uns in Paris so gar nicht hold, also haben wir relativ viel Zeit in Museen verbracht (Musee du quai Branly ist toll, eine Art Völkerkunde museum? und das Holocaust Memorial hatte eine tolle Foto-Ausstellung über das Leben in den Ghettos). Aber der Eiffelturm ist sich natürlich ausgegangen, und ein Spaziergang am Montmartre im Regen hat auch was. Versailles war beeindruckend, mehr gibts da nicht zu sagen, außer dass Marie-Antoinettes Blick auf die Welt noch ein wenig "deplatzierter" war als der "Sollen sie halt Kuchen essen"-Spruch vermuten lässt... Sie hat sich in den Gärten ein ganzes Dörfchen samt BAuernhof bauen lassen, aus Sehnsucht nach Landidylle und so. Ganz toll ist auch der La Villette Park (der nur fünf minuten von uns entfernt war) und die cité des sciènces, einem riesigen interaktiven Wissenschaftsmuseum, in dem man echt den ganzen Tag verbringen kann. Die haben dort auch einen kugelförmigen Kinosaal, in dem wir uns einen Dokumentarfilm über den Südpazifik angesehen haben. Auch wenn wir ein klein wenig über unser Budget gekommen sind, war es das sicher wert.
Ach, Islay. Es war für mich in mancherlei Hinsicht etwas Besonderes: mein erster eigener Urlaub ganz alleine, zum ersten Mal in einem Flugzeug gesessen, und: meinem Interesse für ein gewisses Getränk (die Rede ist natürlich von Whisky, genauer: schottischem Single Malt) dabei zugesehen, wie es zu einer echten Leidenschaft aufblüht. Also bin ich am Dienstag, den 12. August am Münchner Flughafen losgesaust und habe eine Woche lang Islay erkundet.
Es ging gut damit los, dass ich meinen Taxifahrer, einen sehr freundlichen älteren Herrn, am Flughafen in Islay fast gar nicht verstanden habe. Der Grund: seine Muttersprache ist Gälisch, und nicht Englisch. Gälisch steht auch auf den ganzen Straßenschildern immer an erster Stelle über der englischen Variante - wie sich das eigentlich auch gehört, Gälisch ist immerhin die eigentliche Sprache Schottlands. Schön zu sehen, dass sie wenigstens in einigen Regionen erhalten bleibt und auch von jungen Menschen noch gesprochen wird, wenn auch kaum im alltäglichen Gebrauch. Mein Hotel im nördlichen Port Askaig hatte Blick auf die Nachbarinsel Jura und die bekannten Paps of Jura (mehrmals in meinem Album zu sehen, ein sehr beliebtes Postkartenmotiv), ansonsten kam ich mir eher vor wie bei meiner 80-jährigen Großtante, Gott habe sie selig aber hey, mehr als Schlafen hatte ich in meinem Zimmer ja nicht vor, und in der Bar gab es WLAN. Außerdem war ein Restaurant dabei, das schottische Spezialitäten zubereitet hat (die Vegetarier und Veganer schauen bitte kurz weg: z. B. Haggis - wunderbar und viel besser, als es die objektive Zutatenliste vermuten ließe - oder Cullen Skink, eine Suppe mit Räucherfisch und Kartoffeln).
So habe ich mich am Mittwoch dann erstmal auf den halbstündigen Marsch zur Caol-Ila-Destillerie (gesprochen Kull Ila) gemacht, von der ich zwei Flaschen des hierzulande leider schwer erhältlichen Single Malts mitgebracht habe. Meine allererste Tour ist mir natürlich besonders in Erinnerung geblieben - hat man doch überhaupt zum ersten Mal den ganzen Fertigungsprozess von Whisky kennen gelernt. Den kann ich nach sechs weiteren Destillerien am Ende des Urlaubs immer noch auswendig runterrattern, wie sich das für einen echten Snob gehört Die Führung war um 09:30, was im Umkehrschluss bedeutete, dass wir um 11:00 die ersten Gläschen verkosten durften, und zwar so viele, wie wir wollten. Nach Caol Ila bin ich weitergewandert nach Bunnahabhain (gesprochen Bunnahaven) und dabei in einen mächtigen Wolkenbruch geraten. Nun ja. Auch diese Tour war sehr charmant und unterhaltsam, auch wenn die Anlage von außen ein bisschen aussieht wie ein Gefängnis. Aber ein Blick über die Schulter, und der Sound of Islay und Jura entschädigen wieder für alles.
Donnerstags habe ich mir die Örtchen Port Charlotte und Bruichladdich (gesprochen Bruchladdi - da gibt es auch eine Destillerie, die ich aber leider zeitlich nicht auf die Reihe gekommen habe) angesehen - und zwar im strahlenden Sonnenschein bei angenehmen 20 Grad, wobei der Wind natürlich trotzdem eiskalt war. Port Charlotte mit seinen weißen Häuschen neben dem tiefblauen Lochindaal (ein Einschluss des Atlantik) war ein atemberaubender Anblick, dem ich mit meinen Fotos nicht gerecht werden kann, denn was fehlt, ist die allgemeine Atmosphäre: völlige Stille, nur ab und an mal unterbrochen von einem Auto, und dazu die salzige Meerluft. Wie ein kleines Paradies.
Freitags bin ich mal eben von der Nord- an die Südküste mit dem Bus gefahren (keine Kunst bei einer Insel, die von Spitze zu Spitze 30 Kilometer lang ist) und habe die beiden Destillerien Laphroaig (gesprochen Lafroig) und Lagavulin besichtigt. In Lagavulin war ich besonders von dem äußerst bekannten und erfolgreichen 16-jährigen Single Malt begeistert, der eine ganz eigene Charakteristik der Islay-Whiskies perfektioniert hat: das eindeutige Aroma des Torfrauches, in dem das Malz geräuchert wird. Überhaupt war das eine nette Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist: wo es bei uns (also, zumindest hier im Süden ) gerne mal nach Holzrauch riecht, wenn die Temperaturen sinken und wieder eingeheizt wird, riecht es dort nach Torf (und ja, auch im August ist es dort schon kalt genug zum Heizen). Ein ganz eigener, erdiger Duft ist das.
Und dann, tja, dann kam Ardbeg am Samstag, ebenfalls an der Südküste. Ich habe mich spontan entschieden, auch diese Destillerie noch zu besichtigen, und das war die beste Idee des gesamten Urlaubs. Hier habe ich die mit Abstand beste Tour mitgemacht, was zum Großteil an unserer wunderbar charmanten und witzigen Führerin Gillian lag, aber auch am Ardbeg Alligator, den ich danach verkosten durfte. Dieser Whisky ist nicht weniger als eine Sensation. Der Duft zunächst noch recht medizinisch, dann sanfter mit einer eindeutigen Haselnuss-Note, ein wenig Hustensaft und einem Hauch von Torf (was ungewöhnlich ist, denn der Alligator ist genauso torfig wie die anderen Versionen Ardbegs). Das klingt jetzt erstmal nicht besonders anregend, aber glaubt mir, wenn es so gut zusammen passt wie hier, dann ist das einfach faszinierend ich bin natürlich auch noch ein ziemlicher Laie, erfahrenere Whisky-Trinker könnten vielleicht ganz andere Notizen machen. Das zeigt nur, dass Whisky ein völlig subjektives Erlebnis ist. Der Alligator war bei 51 % Alkoholgehalt abgefüllt - ein ziemliches Brett. Umso erstaunlicher, dass er problemlos ohne jede Zugabe von Wasser trinkbar war und fast nicht brannte. Leider ist dieser Whisky nicht mehr im Handel erhältlich und kann nur noch bei Auktionen o.ä. erstanden werden - für mindestens 200 ?. Trotz dieses horrenden Preises überlege ich ernsthaft, mir eine oder zwei Flaschen für ganz besondere Anlässe ins Regal zu stellen. Bis die eine leer ist, kann man ja mal schauen, wie viel die andere mittlerweile wert ist Jaja, der Ardbeg Alligator. Mein persönliches Erweckungserlebnis in Sachen Whisky.
Sonntags wollte ich eigentlich zu der historischen Stätte Finlaggan wandern, aber das Wetter war einfach zu schlecht. Der Sturm hätte mich fast umgepustet, und ich bin nicht leicht umzupusten also bin ich im Hotel rumgesessen und habe abwechselnd Musik gehört, im Internet gesurft und die Sammlung der Gedichte Robert Burns' gelesen, auch wenn die schottische Mundart (eigentlich ja eine eigenständige Sprache) in geschriebener Form teilweise fast nicht zu verstehen ist.
Montags habe ich die Destillerie in der Hauptstadt Bowmore (die keine 1000 Einwohner hat, aber dafür eine runde Kirche namens Kilarrow Round Church, in der der Teufel keine Ecken zum Verstecken hat) besichtigt. Naja. Das Tollste daran war, dass ich an der Wand ein Zitat aus einem Buch von Iain Banks entdeckt habe, das ich erst auf Islay zu Ende gelesen hatte. Ansonsten fand ich die Tour recht fließbandmäßig und den Whisky nichtssagend und uninteressant. Ein wenig Sirup, ein wenig Birne, ein wenig Apfel, ein wenig Torf, aber kein stimmiges, eigenständiges Gesamtbild. Außerdem habe ich mich von der Islay Ales Brewery in Bridgend begeistern lassen, die verschiedene hervorragende Ale-Sorten (also obergärige Biere) brauen, aber das Single Malt Ale war wirklich spektakulär. Ich hoffe, dass der geplante Export nach Deutschland (spezifisch an einen Getränkemarkt in München zu vermutlich unerschwinglichen Preisen) klappt.
Tja, und so neigte sich mein Urlaub dem Ende zu. Ich möchte auf jeden Fall nochmal hin, vielleicht schon nächstes Jahr, verbunden mit ein wenig Insel-Hopping über Islay, Orkney, Skye, Shetland etc. So viel bleibt noch zu sehen: das Dorf Portnahaven und die Umgebung, die Destillerien Bruichladdich und Kilchoman, das historische Kildalton Cross... Wunderbar waren die ausgesprochen freundlichen und offenen Ileachs (die Einwohner Islays, gesprochen Ilachs), die einen einfach mal an der Bushaltestelle anquatschen und desöfteren müden Wanderern anbieten, sie ein Stück mitzunehmen - mir ging es zumindest ganze vier Mal so, kein schlechter Schnitt. Auffällig und interessant im Hinblick auf die mögliche Unabhängigkeit Schottlands in der nahen Zukunft: die vielen Yes-Schilder in Autos, Fenstern etc. Die Ileachs scheinen mehrheitlich für die Loslösung von Großbritannien zu sein - nachvollziehbar, wenn man an der Quelle eines der größten Wirtschaftsfaktoren des Landes sitzt, nämlich eben Whisky, dessentwegen Touristen aus aller Welt die Insel besuchen (jede Menge Deutsche darunter).
Tja, das war jetzt aber wirklich eine Wall of Text für meine Verhältnisse macht euch drauf gefasst, dass so etwas wieder kommt, wenn ich wieder verreise!
You exist because we allow it, and you will end because we demand it. - Sovereign
Okay, ich habe das eben im Schnelldurchlauf überflogen, und es klingt, als hättest du deinen ganzen Urlaub betrunken verbracht
Aber du klingst auch sehr begeistert und das freut mich total!
"Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön."
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20.08.2013 20:57
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ich habe mir schon die praktischste Anreise ausgesucht und habe manche Dinge im Kopf, die ich gerne sehen würde. Wann, wenn nicht jetzt, habe ich schon die Gelegenheit dafür? Die Chance muss ich ergreifen 
Glorifizierung von Alkoholkonsum