...ein Alternativthread für Weltuntergangsszenarien, in dem genauso wild und unrealistisch gesponnen werden darf.

Gerade fiel mir das Thema wegen der Diskussion im Thread über IQ-Tests ein, und gerade im frühpädagogischen Bereich und in der Trennung der Schularten müsste doch mal einiges verändert werden...
Was wäre die ideale Schule?
Nur so als Detail fiel mir gerade ein, dass es in meiner Grundschule eine "Oase" gab, einen großen Raum mit einem Bällebad und großen Schaumstoffwürfeln, einer Hängematte (die so groß war, dass man komplett hineinkriechen konnte und nicht gesehen wurde, einer Discokugel (sodass man bei Traumreisen kleine Lichtpunkte herumflitzen lassen konnte) und Matratzen und....naja.
Und wir hatten einmal oder zweimal in der Woche "Oasenstunde", so wie zusätzlich zum Sportunterricht, und es war ganz herrlich, ich bin jetzt 20 und erinnere mich immer noch genau daran.

So etwas sollte es doch in jeder Schule geben...Was ist schon Völkerball in der ranzigen, kalten, städtischen Turnhalle dagegen? Auch in der Oase kam man jedes mal außer Atem, aber hat eben auch andere Sachen gemacht.

Bei all dem Zeug, wozu ich in der Schule genötigt wurde, insbesondere in den früheren und somit weniger "ernsten" Schuljahren, und was davon sich im Nachhinein als vollkommen sinnlos herausgestellt hat... und was man alles stattdessen hätte machen können...! Es könnte so vieles veranstaltet werden!

Ich denke, beim Bildungssystem ist es so ähnlich wie bei der Frage nach dem idealen politischen System - man wird keines finden, ohne von Menschen auszugehen, die "besser" sind als die gegenwärtigen. Es gibt sich gegenüberstehende Ziele, die sich widersprechen, weshalb man Einbußen beim einen in Kauf nehmen muss, um sich beim anderen dem Ideal zu nähern. Die Frage nach verlängertem gemeinsamen Lernen ist doch sowas, oder? Individuelle Förderung nach "Begabung", oder Chancengleichheit stärken, Gleichheit, oder Freiheit gewährleisten? Schulpflicht ist, da Pflicht, was unbefriedigendes, aber notwendiges, sofern die Menschen so bleiben, wie sie sind. Ich sag nicht, dass das so sein muss, ich bin da ein recht optimistisch denkender Mensch mit linearem Geschichtsbild, denk ich, und fand in diese Richtung gehende Schillersche Überlegungen bezüglich ästhetischer Erziehung und Teile der Ansichten Marx' immer ganz sympathisch. Aber man muss wohl vorläufig pragmatisch vorgehen und sich mit kleinen Schritten zur Optimierung zufrieden geben. Und nach diesem überflüssigen am Thema vorbeigehenden post überlass ich das Feld zunächst mal den anderen, die sinnvolleres zu sagen haben.

Tendenziell stimm ich dir zwar zu, aber auch hier ist das Problem, ähnlich wie bei der Frage nach dem Wechsel von Grundschule zum dreigliedrigen Schulsystem, dass mit früherer Trennung bzw. individuellen Orientierung der Einfluss des Elternhauses steigt, Chancengleichheit sinkt und ein umorientieren immer schwieriger wird. Es manifestieren sich bestehende Strukturen, ausbrechen wird schwieriger. Und zumindest ich hab in der vierten Klasse genausowenig gewusst, was ich "nach der Schule mal machen" will, wie heute. Frühzeitige Festlegung ermöglicht auf der einen Seite individuellere Förderungen, lässt dem Kind aber auch weniger Zeit, selbständig zu werden und eigene Entscheidungen zu treffen, sich vom sozialen Hintergrund zu lösen. Nicht nur interessantes, sondern auch schwieriges Thema.

Ich dachte weniger an festgelegte Modelle, die durch Elterneinfluss entschieden werden...sondern eher an Schulklassen auf verschiedenen Niveaus, sodass ein Kind z.B. einfachen Deutschunterricht besuchen kann, aber stärker fordernden Sachkundeunterricht.
Es gibt doch Schulmodelle, die mehr freies Lernen propagieren (und das sind nicht nur Waldorfschulen), und es wird berichtet, dass die Kinder dort wirklich mehr Eigeninitiative und Motivation mitbringen, neugieriger und selbstständiger sind...das mag zu idealistisch sein und sicherlich gibt es auch einige, die für solche Lernmodelle nicht geeignet sind, doch insgesamt scheint ein entspanntes, weniger an Noten gebundenes System wirklich viele Vorteile mit sich zu bringen.
Und, ganz ehrlich, wen interessiert es schon, ob im Laufe der Schulzeit in einer Fremdsprache vier oder fünf Lektüren durchgenommen wurden, wenn dazwischen mehr (über beliebige andere Dinge) geredet und somit die freie Sprachkompetenz geschult wird... Wäre so etwas nicht viel vorteilhafter, auch fürs spätere Berufsleben (von dem man als Anfängerkind in dem Moment ja noch nicht einmal eine feste Vorstellung haben muss).

Abes es gäbe doch auch sicherlich Möglichkeiten, wie man eine Schule gestalten kann, ohne dass jeder irgendwie "durch den Lehrplan getreten werden" muss...
Und außerdem: Jeder hier von uns wird z.B. andere Schullektüren gehabt haben. Ist der eine deswegen jetzt dem anderen gegenüber im Vorteil? Muss unbedingt eine Mindestzahl von Büchern/mathematischen Systemen/biologischer Prozesse abgearbeitet werden?
All unser Schulwissen, selbst auf Abiturniveau, ist doch imme nur eine Sammlung von Bruchstücken, die mehr oder weniger zufällig ausgewählt wurden. Und das oft nur, um uns "Lernprozesse" nahezubringen, systemisches Lernen, Eigenverantwortlichkeit, Wissensdurst. Es geht oft weniger um den Stoff an sich.
Durch den Lehrplan muss niemand getreten werden, wenn der Lehrplan selbst ein flexibleres Konstrukt werden könnte, als er es jetzt ist. Ich denke, davon würden die meisten profitieren. (Ohne großartige Einbußen in der Allgemeinbildung zu befürchten zu haben...)

Um vom Schulthema einmal die Brücke zum Thema Mobbing zu schlagen: Ich denke, dass auch schon bei Grundschülern das Fördern von Sozialverhalten, Softskills etc. schon viel mehr unterstützt werden sollte - und zwar nicht nur mit einer Note im Zeugnis, die sich um eine Stufe verbessert, wenn jemand freiwillig das Klassenbuch herumträgt -.- Das ist doch letztendlich wichtiger als auswendig gelernte Fakten.

Zudem hätte die Aufteilung in freie Kurse (auch in der Unterstufe!) den Vorteil, dass ein Kind, das evtl. mobbinggefährdet ist, nicht immer in derselben Umgebung denselben Schikanen ausgesetzt ist, sondern auch mal andere Umfelder erlebt, andere Mitschüler, bei denen es vielleicht besser integriert ist. Und sollte ein Fall von Mobbing auftreten, muss vllt. nicht sofort die Schule gewechselt werden, sondern es genügt die Versetzung in einen anderen Kurs. (Natürlich ist das kein Patentrezept, doch immerhin ein Ansatz.)

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Aber ich denke, dass nicht alle dafür geeignet sind, selbständig aussuchen zu können, was sie am liebsten haben (man stelle sich die Überzahl an Sänger, Schauspieler und Fussballer vor!). Die Mehrheit muss dazu immer erst strikt durch den Lehrplan getreten werden, bevor sie ihre Interessen entdecken können, und bei nicht wenigen tritt dies erst nach Vollendung der Lehre ein.

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Warum soll ein Kind sich nicht aussuchen können, ob es den sportlichen Bereich, oder den künstlerisch/musischen/musikalischen stärker betont? Warum soll man nicht schon früher, als es heute der Fall ist, beurteilen können, ob einem Literatur oder Physik mehr zusagt, ob einen Gesellschaftswissenschaften mehr interessieren als Mathematik? Es redet ja niemand von "Sängern, Schauspielern und Fussballern" - klar, es geht um eine umfassende Allgemeinbildung, für spezielleres gibt es Fachabitur, Berufsschulen usw. - aber wie sehr (und ab wann!) man gewichten kann oer können sollte ist damit ja noch nicht gesagt. - Schule hat sicher die Aufgabe, umfassende Bildung zu ermöglichen und soll Kindern möglichst viele Facetten der Welt näherbringen, insofern hielte ich es für falsch, ganze Themenfelder (Naturwissenschaften, Sprachen o.Ä.) abwählen können zu lassen - aber das muss ja noch nicht heißen, dass man Kindern nicht die Möglichkeit geben kann, verschieden zu Gewichten, das eine Fach intensiver zu machen, als das andere, in einem Fach langsamer vorzugehen, als im anderen, oder mehr Stunden Musikunterricht zu nehmen als Religion oder was auch immer. Ich denk schon, dass mehr Individualität in der Gestaltung des Schullebens möglich wäre. Allerdings ist es natürlich auch sehr viel aufwändiger, sich jedem Kind einzeln zu widmen, bzw. durchlässigere, weniger starre Systeme zu schaffen - wäre vermutlich mit größeren Kosten verbunden, da jammern dann wieder alle wegen Staatsverschuldung. Naja.

Mit früherem Gewichten ist ein früheres sichfestlegen, ein früheres Einschränken der Wahlfreiheit verbunden, insofern ist eine Einschränkung der Wahlfreiheit vielleicht auch ein Stückweit ein Erhalten ebendieser Freiheit. Da wäre zumindest zu diskutieren, wie individuelle Förderung, persönliche Gestaltung und Umsetzung des Lehrplans möglich sein kann, ohne dabei Schülern Frühzeitig Zugang zu einigen Bereichen zu verbauen.

Was soll Schule bewirken? Schulabschlüsse, Zeugnisse usw. müssen eine gewisse Vergleichbarkeit ermöglichen, sonst verlieren sie ihren Sinn - und diese Vergleichbarkeit ginge sicher ein Stück weit verloren, wenn ein allgemeiner Lehrplan wegfiele. (Die Entwicklung geht ja gegenwärtig eher in die andere Richtung - Bologna, Zentralabitur...) Ich persönlich finde Bewertungen, Benotungen, Schubladisierungen ja auch sehr unsympathisch, die Frage ist halt, was die Alternative wäre. Und ob eine Änderung des Schulsystems, was diesen Aspekt betrifft überhaupt möglich ist, ohne dabei Grundlegendes in anderen Bereichen, nämlich der Wirtschaftsordnung und in Teilen das Politische System zu verändern. Es ist klar, dass unser Bildungssystem doch sehr... Leistungsorientiert ist, um es nett auszudrücken. Es geht doch letzten Endes beim gegenwärtigen System darum, Menschen in Bestimmte Bereiche des gesellschaftlichen Lebens einzuführen, Kinder zu bestimmten Aufgabenträgern zu machen, sie in der sozialen Hierarchie irgendwo einzuordnen, oder? Und das ganze möglichst effektiv und schnell, damit man möglichst zügig in die Sozialkassen einzahlen und Einkommenssteuer bezahlen kann. (g8...)
Es drängt sich zumindest häufig der Eindruck auf, dass das das eigentliche Ziel ist und Bildung nur Teilweise als Selbstzweck aufgefasst wird. Einem wird doch von Anfang an das Nützlichkeitsdenken, das Arbeits- und Leistungsethos, das Konkurrenzdenken und das Denken in Wettbewerbsstrukturen eingetrichtert, auf dem unser kapitalistisches System aufbaut, oder? Und um das zu ändern reicht wohl ein Eingriff ins Bildungssystem nicht aus.
Wie dem auch sei - ich blende den Rest einfach mal aus, was solls.
Zeugnisse und Benotungen... über die Frage wie sinnvoll die sind ließe sich im Grunde getrennt diskutieren. Es wird einem einzelnen Menschen jedenfalls in den seltensten Fällen gerecht. Sicher, es ist bequem, das (vermeintliche) Wissen, den (vermeintlichen) Bildungsstand, die (vermeintliche) Leistungsfähigkeit, Intelligenz oder was auch immer einem dieses Zeug sagen soll, schwarz auf weiß zu haben - es macht viele Prozesse unkomplizierter, ist aber ebenso unzureichend, verfälschend, oft wenig aussagekräftig, festlegend und freiheitnehmend. Wie auch immer - vermutlich wird man um Leistungsbewertung nicht herumkommen, auch wenn mans gern hätte, insofern muss die Kritik wohl vor allem an der Art der Benotung ansetzen.

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All unser Schulwissen, selbst auf Abiturniveau, ist doch imme nur eine Sammlung von Bruchstücken, die mehr oder weniger zufällig ausgewählt wurden. Und das oft nur, um uns "Lernprozesse" nahezubringen, systemisches Lernen, Eigenverantwortlichkeit, Wissensdurst. Es geht oft weniger um den Stoff an sich.

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Hm, das würde ich nicht so eindeutig sagen, wie du, denk ich. Es ist m. E. schon Aufgabe der Schule, Wissen zu vermitteln, nicht nur Lernprozesse.
Sicher sind es nur Bruchstücke, aber zufällig ausgewählt... nunja, das würde ich zumindest mit einem Fragezeichen versehen. Zu einem nicht unerheblichen Teil ist die Auswahl durchaus sinnvoll und nicht dem Zufall überlassen denk ich - die Schule soll doch Grundlagen schaffen, und das tut sie, wenn sie sicherstellt, dass jeder Schüler, der die Schule verlässt, zumindest von der Existenz von Atomen, von dem groben Prinzip der Evolution, von der Geschichte der letzten Jahrhunderte, oder von Freier Marktwirtschaft, sozialer Marktwirtschaft und Kommunismus, von Renaissance, Barock, Sturm und Drang, Klassik, Aufklärung, Romantik, Expressionismus oder was auch immer gehört hat. Ob man einem Schüler jetzt Eichendorff- oder Brentano- oder Novalisgedichte vorsetzt, um die Romantik zu illustrieren ist dabei sicherlich wirklich einigermaßen zufällig. Aber ich denke nicht, dass die Inhalte der Fächer nur als Mittel zur Vermittlung bestimmter Lern- und Arbeitsprozesse verstanden werden sollten. (Und Wissensdurst nimmt einem das gegenwärtige System in vielen Fällen eher, als dass es welchen hervorriefe, wie du selbst gesagt hast, durch die vielen Zwänge, die mit Schule verbunden sind.)
Ich bezweifle, dass man Mobbing wirklich verhindern kann, und ich denk auch nicht, dass man Gruppenbildung verhindern kann oder sollte - Man kann sicher das ganze Auflockern, den Schülern Wechsel erleichtern usw. - das halte ich auch für ganz sinnvoll. Vielleicht sind da strukturelle Veränderungen tatsächlich zielführender als irgendwelche Antimobbingseminare, wie sie bei uns immer mal wieder stattfanden... die Versuche von Lehrern Mobbing zu verhindern waren eh allesamt sehr lächerlich und sinnlos, da haben sie wohl einfach nicht allzuviel einfluss.
Um so wichtiger ist es wohl, da stimm ich dir zu, das nicht erst in der 7., 8. Klasse zu thematisieren. (Dass Kopfnoten sinnlos sind... sage ich jetzt einfach mal, ohne das weitergehend zu begründen.)

Frühere Kurswahlen hätte ich persönlich wohl alles in allem sehr angenehm gefunden - es war ziemlich befreiend, als sich dieser Klassenverband aufgelöst hat, irgendwie. Sicher erstmal seltsam (wie auch nicht, wenn man 5 Jahre lang zusammengepfercht war?), aber alles in allem doch... naja, festgefahrene soziale Machtstrukturen und Hierarchien werden aufgebrochen, das Fachliche rückt mehr in den Mittelpunkt.

Wie auch immer, mal wieder viel geschrieben und wenig gesagt - In den Grundzügen stimm ich Kleo zu, denk ich, auch wenn ich es für wichtig halte, dabei das Ziel einer Umfassenden Allgemeinbildung nicht aus den Augen zu verlieren und Kinder nicht zu früh in Leistungsstark und -schwach zu teilen. Das ganze mit einer Prise Kapitalismuskritik versehen kommt obiger post zustande, fürchte ich. Nundenn... schönen Tag euch.

Nur ein kleiner Einwurf:

Schwerpunktgewichtung muss doch nicht gleich bedeuten, dass ein Kind für immer und ewig auf dem Bereich festgenagelt ist, für den es sich eimal entschieden hat.
Wenn man jedes Jahr neu entscheiden lassen könnte, was ein Kind machen will, dann hätte es die Möglichkeit, einmal stärker in Naturwissenschaften hineinschnuppern zu können und im nächsten Jahr vielleicht mehr Politik- und Umweltkunde zu machen.
Hier sind die Fächer ohnehin sehr unterschiedlich, einige haben z.B. Philosophie/Ethik, bei anderen wird das ganze in den Religionsunterricht integriert (der dann tatsächlich gar nicht mehr so viel mit Religion bzw. Religiosität zu tun hat), oder unter "Werte und Normen" zusammengefasst.
Genauso ist es mit den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Soziales, die je nach Land ganz unterschiedlich aufgeteilt sind. So etwas wie "SoWi" habe ich z.B. nie gehabt.
In der 5. und 6. Klasse gab es in Niedersachsen früher ein Fach namens "WUK" - Welt- und Umweltkunde, darin wurde Geschichte, Ökologie, Chemie/Physik und auch etwas Ethik integriert.

Nun sind das alles Kleinstdetails, ich wollte damit nur ausdrücken, dass die Möglichkeiten sehr vielfältig sind und es damit auch machbar sein sollte, freies Wählen zwischen den Bereichen zu ermöglichen.
Kinder, die von vornherein wissen, dass ihnen der künstlerische Bereich keinen Spaß macht, die sollten den auch abwählen können und nicht gezwungen sein, ihn bis zur 10./11. Klasse mitzuschleppen und ihn danach nur im Austausch gegen Musik abwählen zu können.

Wann habt ihr gewusst, in welchem Bereich eure Kompetenzen liegen? Sprachen, Soziales, Naturwissenschaften, Ethisches/Historisches?
Meist weiß man doch schon, in welchen Fächern man gut ist, ehe man in der Oberstufe ein Profil dafür wählen muss. Und gerade bei Kindern ist der Vorteil, dass sie ihre Entscheidungen ehrlich und unverkopft treffen, ohne eventuelle Kalkulation bezüglich des späteren Berufsbildes, sondern wirklich nach der eigenen Veranlagung.

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Schwerpunktgewichtung muss doch nicht gleich bedeuten, dass ein Kind für immer und ewig auf dem Bereich festgenagelt ist, für den es sich eimal entschieden hat.
Wenn man jedes Jahr neu entscheiden lassen könnte, was ein Kind machen will, dann hätte es die Möglichkeit, einmal stärker in Naturwissenschaften hineinschnuppern zu können und im nächsten Jahr vielleicht mehr Politik- und Umweltkunde zu machen.

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Hm, das wäre natürlich sehr, sehr schön, klar. Die Frage ist nur, wie man das in der Realität umsetzen kann - und wenn die Kosten sich nicht vervielfachen sollen (Dann jammern alle wegen Staatsverschuldung rum), wird man nicht verhindern können, dass mit Schwerpunktgewichtung auch eine gewisse Festlegung verbunden ist. - Wenn ein Kind den Schwerpunkt auf Sprachen legt wird der Abstand in den Naturwissenschaften zu denen, die da ihren Schwerpunkt haben, größer werden. Ein Wechsel ist dann kaum reibungslos umzusetzen, ohne sehr viel mehr Lehrer einzustellen, Gruppen sehr viel kleiner zu machen und Schüler individuell zu betreuen. Und das ist so gut wie unmöglich.
Dass man Fächer wie Kunst, Sport (! ^^) oder Religion schon früher abwählen dürfen sollte, denk ich auch. Dass man aber nicht den gesamtetn Gesellschaftswissenschaftlichen Bereich abwählen darf, oder den ganzen Naturwissenschaftlichen/Sprachlichen/Künstlerischen halte ich für sehr sinnvoll. Für andere Wünsche gibt es Fachabitur.

Zitat

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Wann habt ihr gewusst, in welchem Bereich eure Kompetenzen liegen? Sprachen, Soziales, Naturwissenschaften, Ethisches/Historisches?
Meist weiß man doch schon, in welchen Fächern man gut ist, ehe man in der Oberstufe ein Profil dafür wählen muss. Und gerade bei Kindern ist der Vorteil, dass sie ihre Entscheidungen ehrlich und unverkopft treffen, ohne eventuelle Kalkulation bezüglich des späteren Berufsbildes, sondern wirklich nach der eigenen Veranlagung.

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Sag mal einer 8. Klässlerin, sie soll nach ihren Veranlagungen wählen ... ich vermute, das wird in den meisten Fällen schief gehen. In dem Alter ist man noch zu sehr von den Freunden beeinflussbar, man wählt nicht wirklich, was einem liegt, sondern das, was die Freunde wählen ... Ich fand es auch in der 11. Klasse noch schwer, mich für meine LKs zu entscheiden. Dass es nicht Chemie wird, war klar. Aber Mathe oder Deutsch? Geschichte oder SoWi? Bio? Oder doch Physik? Die Entscheidung hab ich bis zuletzt rausgezögert und noch nach den Sommerferien darüber nachgedacht, sie zu ändern ... Früher hätte ich sicher andere Schwerpunkte gewählt als jetzt, aber ich bezweifle, dass ich mit denen jetzt glücklich wäre.

Das Problem sehe ich gar nicht so sehr darin, dass man nicht weiß, was man will, sondern eher in den völlig hirnrissigen Vorgaben, was man alles für Fächer belegen MUSS, z.B. muss man außer Mathe eine Naturwissenschaft fortführen, man muss Sport haben, man muss Reli/Philo und SoWi/Geschichte ein Jahr, entweder in Q1 oder Q2 durchgehend belegt haben ... all so ein Schwachsinn, der einem den Schnitt versauen kann. Wozu das alles?
Da steigt eh niemand durch, nichtmal die Lehrer können einem das alles erklären, da gibt es Infoveranstaltungen, die aber immer noch mehr Fragen aufwerfen und Flyer, die so genau aber doch nicht für mein Abi gelten, weil ich ja noch G9 bin, der letzte, und da ist nochmal alles anders und eigentlich wissen die auch noch nicht genau, wie das überhaupt ist -.- Schule, das Schulsystem allgemein, kommt mir momentan eher vor wie ein Glückspiel: Versuch in diesem Labyrinth möglichst viele Punkte abzustauben.

Was wirklich nötig wäre, wären mehr Lehrer. Besser ausgebildete Lehrer, die kleinere Klassen betreuen. Und da ist es egal, ob das teuer ist oder nicht: Wie Volker Pispers es so treffend formulierte muss das Geld in die Schulen. Bildung ist die Zukunft, wenn die Bildung versagt, dann haben auch die Dinge, in die Momentan investiert wird, bald keinen Nutzen mehr. Diese ganzen Hirnis, die da oben sitzten und rumheulen wegen Staatsverschuldung sollten sich mal überlegen, wer das alles lösen soll. Genau. Die, in die sie gerade NICHT investieren. Traurig. Wir fungieren hier als Versuchskaninchen, jedes Jahr ne neue Bildungsreform und wer muss es ausbaden? Die "Zukunft". Wir. Vielen Dank.
Vernünftig ausgebildete Lehrer. Schüler individuell zu betreuen sollte nicht "kaum möglich" sein, sondern das Ziel der ganzen Veranstaltung ...
Saubere, gut ausgestatte Schulen. Meine Freundin war grade in Dänemark. Dort hat die Oberstufe eine Schule für sich. Mit Teppichböden in den Klassenräumen, sauberen Tischen, sauberen Toiletten. Jeder hat seinen eigenen Laptop. Schüler und Lehrer duzen sich. Eine Mensa, in die alle reinpassen, Jede Stufe hat ihren eigenen Tisch. (In unsere Cafete passen 30 Leute, wenn man sich quetscht 40). All sowas.
Und wenn man soweit ist, dass man die Kapazitäten hat, dann kann man sich über Schulsysteme, Gemeinschaftsschulen, sonstwas den Kopf zerbrechen. Aber so, wie es im Moment ist, kann das nicht funktionieren, das ist nichts halbes und nichts ganzes. Und es hängt mir zum Hals raus.

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Sag mal einer 8. Klässlerin, sie soll nach ihren Veranlagungen wählen

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Ich fand das gut, wie es bei uns in der Schule war: In der 6. Klasse musste man sich entscheiden zwischen Latein und Französisch (was ich persönlich eine einfache Wahl fand: Französisch für die, die von natur aus sprachbegabt sind und Latein für die, die eher der Lern-Typ sind).
In der 8. musste wir uns dann zwischen dem sozialen, mathematischen und sprachlichen Zweig entscheiden. Da man dort nur die grobe Richtung gewählt hat (wer den sozialen Zweig hatte, hat natürlich trotzdem Sprachen und Mathe gehabt, nur mit einem geringfügig anderen Schwerpunkt), fand ich die 8. Klasse nicht zu früh dafür. Nach der 10. musste man dann eben die Fächer für die Oberstufe wählen und in der 11. dann die, in denen man Abi machen muss.

Man hat also mit den groben Entscheidungen begonnen, die ich durchaus in der richtigen Altersklasse finde, und ist dann in den Jahren immer mehr in die Feinheiten gegangen.

Ich hatte 5 Jahre Grundschule mit 5-10. Das war in einer normalen Staatschule. Unterricht war von 7h bis 15h oder länger, aber mit großer pause. Die Fächer waren sprachen, mathematik, lesen, bisschen science, sport und religion. Es war sehr streng, aber auch nicht schlecht. Dann kam ich wo anders in die Mittelschule und ich war da 3 Jahre lang bis 14. Das war ein bisschen generell alle gleich, aber mit ein paar basis fächern und ein paar electives. Also das gab schon einen Stundenplan nach Interessen, auch in welche Teams du am Nachmittag gehst. Es war nicht so streng dort, auch keine Schuluniformen und Strafen. Danach war ich 2 Jahre in einer privaten Highschool wieder wo anders. Dort war es sehr akademisch, viel mehr als hier. Aber man konnte auch mehr selbst aussuchen welche Kurse man macht.
Und jetzt, jetzt ist das lustig weil ich bin in der 10. klasse aber ich könnte auch die Sachen aus der 11. machen. In Science hatte ich schon viel mehr gemacht als hier jetzt. Also jetzt bin ich in einem Realgymnasium Zweig. Ich muss alle Fächer machen und aussuchen geht fast gar nichts. Das ist schade. Auch die Schüler haben nicht so viel Verantwortung für sich. Eigentlich gar nicht, alle sitzen nur da weil die müssen. Streng ist es gar nicht und lernen muss man auch nicht so viel.
Vielleicht es fehlt ein bisschen eine Autorität hier...

Warum sind eigentlich hier keine Schuluniformen? Warum sind die meisten hier so dagegen?

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Warum sind eigentlich hier keine Schuluniformen? Warum sind die meisten hier so dagegen?

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Die leicht polemische Antwort: neoliberaler Individualismus in winzigen Nationalstaaten innerhalb eines großen, schwer fassbaren und sowieso identitätsbedrohenden Zusammenschlusses mit Bösen Großen.


Die weniger polemische Ergänzung: Naja, während manche Punkte dafür sprechen (die soziale Hierarchisierung erfolgt zumindest nicht direkt über die Kleidung), sprechen halt auch ein paar dagegen. Je nachdem, wie eng die Vorschriften sind, ist es nicht immer gegeben, dass sich die Leute in dieser Kleidung wohlfühlen. Menschen sind unterschiedlich und sollten die Möglichkeit haben, sich ihren Vorstellungen, aber vor allem auch Bedürfnissen entsprechend zu kleiden. Mir fallen da spontan zwei Gruppen ein, die unter Umständen auf Probleme stoßen: Das sind einerseits Menschen, die Probleme mit ihrem Körperbild haben- darunter gibt es sicher welche, die die Uniform als Entlastung empfinden, aber genauso sicher auch die, die sich dadurch unnötig exponiert fühlen. Andererseits die, die eine ungewöhnliche Geschlechtsidentität haben: Auch, wenn Mädchen keine Röcke tragen müssen, können Kleidungsvorschriften es schwieriger machen, zB bei Trans-Männern die Brüste zu kaschieren, oder es Trans-Frauen erschweren, sich unauffällig-feminin zu kleiden, oder allen, die sich mehr oder weniger neutral kleiden wollen, genau das erschweren, weil eben zum Teil ungewöhnliche Kleidungsstücke besser verschleiern, welcher Körper sich darunter verbirgt.
Kurz gesagt: Wer sich in dieser Uniform unwohl fühlt oder hasst, hat dann halt Pech.

Verfasst am: Sa 19 Jan, 2013 14:03 Titel:
Ich bin sehr froh, nicht gezwungen zu sein, uniformiert rumzulaufen. Sicher, es ist möglich das, wie blubbl es zu Beginn ihres posts getan hat, in einen neoliberalen Kontext einzuordnen und die Ideologie dahinter für verlogen zu halten - Pseudofreiheit durch Gleichheits-vermeidung und Betonung von vermeindlicher Individualität, die letztlich nur unterschiedliche Positionen im gesellschaftlichen Machtgefüge wiedergibt. - Aber letztlich kann es m. E. kein Weg zur Auflösung solcher Machtstrukturen sein, lediglich oberflächliche Symptombehandlung zu betreiben. Nötig ist viel eher eine Bekämpfung der Bestehenden Machtstrukturen, die sich in Form von Kleidung etc. natürlich wiederspiegeln, durch soziopolitische und ökonomische Veränderungen, oder?
Uniformierung find ich in so ziemlich allen Zusammenhängen tendentiell pervers. Es ist Freiheits- und individualitätsberaubend und festigt autoritäre Strukturen eher, anstatt sie aufzubrechen - Nicht umsonst festigen so ziemlich alle autoritären Regime der Welt ihre Machtstrukturen durch Gleichschaltung, entindividualisierung, entwertung des Individuums und Reduzierung des Selbigen zu einem Teil eines Kollektivs. Und letztlich gilt das nicht nur für Regime im strengen Sinne, sondern auch für Ungleichheiten in anderen Bereichen - Der künstlich immer wieder reproduzierte und konstruierte Sexualdimorphismus z. B. kommt ja einer ein wenig verschleierten Uniformierung gleich - was durch Schuluniformen sicher nicht zum besseren verändert würde.

Aus selbigem Grund bin ich auch sehr froh, dass meine Lehrer nicht mehr so "autoritär" sind, wie zur Zeit, als meine Eltern oder gar meine Großeltern in die Schule gegangen sind - Autoritäre Strukturen sind primär erstmal abstoßend, find ich. Klar, man erreicht einen größeren Grad an Disziplin, yay... Aber sosehr fühl ich mich dem Preußentum dann doch nicht verbunden

Mit dem österreichischen Schulsystem bin ich nicht sonderlich vertraut, aber die von Tami bemängelte Beschränkung der Fächerwahlmöglichkeiten findet sich wohl in ähnlicher Form auch in Deutschland - eins darf nicht alle NWs abwählen, nicht alle Sprachen, nicht Deutsch oder Mathe, nicht Sport, nicht alle GWs... - Letztlich halte ich das auch für sehr sinnvoll, wenn es um eine Schulform geht, die eine allgemeine Hochschulreife anstrebt... Wenn eins sich schon auf irgenwas spezialisieren will, kann eins ja auch ein Fachabitur machen - da ist zwar eine geringere Fächerbreite nötig, aber dafür ist es halt auch nicht möglich - wie mit der allgemeinen - alles mögliche zu studieren, von Sport, über Afrikanistik, Psychologie, Jura, Medizin, bishin zu Philosophie oder Physik... Es soll ja irgendwie sichergestellt sein, dass eine gewisse Breite an Allgemeinwissen und Grundbildung vorhanden ist...
Und zumindest in D. hat man ja dennoch einige Wahlmöglichkeiten - Sport, Mathe und Deutsch sind die einzigen Fächer, die man unter keinen Umständen abwählen kann. Man braucht mindestens eine Sprache (dann mindestens zwei NWs), oder eine Naturwissenschaft (Dann mindestens zwei Sprachen), eine GW usw. usf. - ich denke, das ist noch das geringste der zahlreichen Probleme unseres Bildungssystems... Da ist m. E. z. B. die überproportionale Förderung der eh schon überprivilegierten Gruppen im tertiären Bildungssektor (sagt eins das so? Ach, keine Ahnung, ihr wisst, was ich mein...), während der primäre Bildungssektor, wo ein Ansetzen viel wirkungsvoller ist... naja, wie auch immer.

Was du erzählst find ich recht interessant - gilt das nur für die private Highschool, dass das Niveau deutlich über dem hiesigen liegt (was dann ja nicht repräsentativ wäre, sondern nur dann aussagekräftig wäre, wenn man es mit anderen privaten höheren Bildungseinrichtungen vergleichen würde, die meist nur von recht privilegierten Bevölkerungsteilen besucht werdenn), oder auch für die staatlichen Schulen in Sri Lanka?