Zwei geile Konzerte, den Leiterkurs bestanden, endlich wieder ein normales Bett. Beide Lager waren toll, auch wenn ich mich bei den einen oder anderen Situationen etwas unnötig zurückgehalten habe. Mein neues Englischhornrohr ist ein absoluter Traum (Concierto de Aranjuez habe ich noch nie so geschmeidig spielen können).
Das einzige, was mir die Musiklagerwoche versaut hat, war der zweite Oboist. Rassistisch, keine eigene Meinung, eingbildet, kann nichts (NICHTS.), eine Fresse grösser als der Bodensee und extrem Obrigkeitshörig. Menschen wie ihm sollte verboten werden zu wählen. Folgendes Gespräch: Er und ein schwäbischer Fagottist sind im gleichen Raum, ich komme rein. Wichtig zu wissen: Der Oboist spielt hundsmiserabel und er ist zu eingebildet um etwas an seiner Haltung oder sonstwas zu ändern. Sogar sein Lehrer kommt dagegen nicht an.
Oboist: "... und sowieso hast du scheiss Schwabe mir nichts zu sagen!"
Fagottist: "Erstens: Ich habe den schweizer Pass seit 2 Jahren. Zweitens: Das war Rassismus."
Oboist: "Nein, das Bundesgericht hat gesagt, dass das kein Rassismus ist*"
Fagottist: "Doch, war es"
Ich: "Was zwischen dir und mir passiert kann dem Bundesgericht egal sein. Das war Rassismus"
Oboist: "Nein, das Bundesgericht hat immer recht"
Ich: "Wenn das Bundesgericht sagen würde, dass man Juden verbrennen sollte, wäre das auch legitim?"
Oboist: "Man muss tun, was das Bundesgericht sagt!"

... Und dann fragen mich die Lagerleiter warum ich während den Proben nicht lächle. Logisch nicht mit so einer Flasche an meiner Seite. Aber zum Glück muss ich diese Arschgeige nie mehr wiedersehen. Ansonsten hat es sehr Spass gemacht.

*Vor kurzen gab es einen Fall, in dem ein Afrikaner auf Durchreise im Zug als einziger auf Drogen kontrolliert wurde. Dieser ging dann bis zum Bundesgericht wegen Rassismus, bekam aber kein Recht.

Ich fühle mich, als hätte ich die ganze Nacht durchgemacht, was daran liegt, dass ich die ganze Nacht durchgemacht habe.
Wanda sind einfach eine unglaublich coole Band.

Wir sind in einem Dorf in der Nähe Verduns, wir bekommen ein zusammengestelltes Menü. Ich sitze mit einer Vegetarierin, einer Muslimin und einer Laktioseintoleranten am Tisch. Das Menü:

Vorspeise:
Quiche mit Speck, Salat und Schinken.
Ausweichversion: Tomaten-Mozzarellatoast mit Salat und Schinken.

Hauptspeise:
Schweinemedallions an einheimischer Sosse mit Bratkartoffeln.
Ausweichversion: Coq au vin.

Dessert:
Mousse au chocolat.
Ausweichversion: Keine.

Zum Glück hat die Vegetarierin ihres Zeug gegessen, sonst hätte ich das auch noch essen müssen ._.

Wir haben in der Pfadi folgendes Spiel gemacht: Paare mussten bei mir Fragen beantworten. Wenn die Antwort falsch war, musste die, die nicht die Antwort sagte, den Berg hinunter zum Rhein und wieder zurückrennen (eine Treppe von etwa 150m Länge).
Die Aufgabe bei einer Gruppe war: "Nenne mir eine schwedische Band"
Antwort: "Sabaton"
Eine andere Aufgabe: "Welches ist der Vorname Kim Jong Uns?"
Antwort nach langem Debattieren: "Jong"
Frage: "Wer ist Kim Kardashian?"
sehr schnelle Antwort: "Eine social media personality"
Aufgabe: "Nenne mir 3 Eigenschaften einer Blache"
Antwort: "Sie hat einer Fläche von 2,67 Quadratmeter, 32 Löcher und 64 Knöpfe, wenn sie trocken ist ist sie 1,25 kg schwer und wenn sie nass ist wiegt sie 2,5 kg"
Meine Kiddies erstaunen mich immer wieder. Sind sie einfach nur frühreif oder wird denen solches Zeug bereits in der Schule eingeprügelt?

Eher von letzter Woche, aber trotzdem: Wir hatten erst gerade vor zwei Wochen den Überttritt in der Pfadi von der ersten in die zweite Stufe (erste Stufe: 5-10, zweite Stufe: 10-14 -> die leite ich). Letzte Woche war er Kantonaltag; alle Gruppen des Kantons sind gegeneinander angetreten und wurden bewertet. Bei uns wars etwas ungünstig, da wir die Älteren verloren haben und gaaaanz viele (sage und schreibe 12) Junge bekommen haben. Dennoch hatten wir Zeit einander etwas kennenzulernen.
Auf dem Weg zum Lagerplatz blödeln eine Mitleiterin und ich etwas herum und singen Mist. Ein Mädchen der frisch Übergetretenen kommt zu uns und wir beginnen aus irgendeinem Grund über klassische Musik zu reden (ich glaube, es war, weil sie wollte Musik hören und ich hatte nur Klassik auf dem Handy). Dann haben wir einige Minuten über Schostakowitschs Werke und ihre Auswirkung diskutiert (beziehungsweise, ich habe einen Monolog gehalten, die anderen beiden haben brav genickt), bis ich zu dem Punkt gekommen bin, als ich erzählt habe dass Schostakowitsch mehrmals im Gefängnis wegen siner Musik war. Darauf sagt das Mädchen: "Ja, ich weiss, das sind Gulags!"
Die Mitleiterin und ich waren erstaunt dass ein Zehnjähriges Kind sowas weiss und ich antworte vorsichtig: "Nicht ganz... Aber woher weisst du was ein Gulag ist?"
Das Mädchen: "Meine Mutter war ein Kind in der Sowjetunion"
Ich: "Cool! Woher ist sie denn?"
Sie: "Sie ist aus Donetsk"
Das Ouuu shit! stand uns beiden Leitern dann noch den Rest des Abends ins Gesicht geschrieben.

Heute ist irgendwie ein surrealer Tag.

Ich bin um halb acht aufgestanden, weil ich Pilze suchen gehen wollte. Hab also unsere Katze und die vier jungen gefüttert; zwei der kleinen Teufel abgeschüttelt, die sich in meinen Oberschenkel verbissen hatten (man gewöhnt sich dran); Korb und Messer eingepackt, und ab dafür.
Dann hat's angefangen zu regnen.
Ich also umgedreht und wieder nach Hause gefahren - um elf nach dem Frühstück hab ich einen neuerlichen Versuch gewagt. Nach einer halben Stunde im Wald kommt mir ein älterer Mann entgegen und fragt mich in schwerstem russischem Dialekt: "Kennst du Pilz?"
Ja, ich kenne Pilz, hab ihm also weitergeholfen, nachdem er mir seinen Korb unter die Nase gerammt hatte (mit dem Messer, das er dabei hatte, hätte er übrigens Wildschweine jagen können) und bin frohen Mutes tiefer in den Wald gegangen, hab eine Abzweigung genommen, die ich noch nie entlang gegangen bin, und hab mich natürlich erstmal kräftig verlaufen. Dem alten Pilzsucher-Mantra "Wenn du nicht weißt, wo du bist, lauf einfach irgendwo entlang und schau überzeugt drein" folgend, bin ich also immer tiefer in den Wald rein, ohne die geringste Ahnung zu haben, wo ich bin. Auf einmal sah ich mich - mitten im Wald! Im Unterholz! - zwei Pferden auf einer Koppel gegenüber. Ich hab sie dann so zehn Minuten mit Grasbüscheln gefüttert und mich mit ihnen unterhalten:
"Wisst ihr, wo's hier raus geht?" - "Whhhrrrffff."

Auch recht, dachte ich mir, und hab kehrt gemacht, meines Verstandes nicht mehr so sicher. Nachdem ich völlig unverhofft auf einen perfekt mit Steinen ausgelegten Weg gestoßen bin, musste ich der Versuchung widerstehen, "Es war so dunkel und auch so bitterkalt..." zu summen, und dachte für einen Moment, tatsächlich auf das Lebkuchenhaus gestoßen zu sein, bevor ich gemerkt habe, dass der weihnachtliche Plätzchengeruch von einer Gruppe Grüner Anistrichterlinge stammt. Immerhin - Anistrichterlinge eingepackt und wie durch ein Wunder wieder den Weg gefunden, auf dem ich überhaupt erst in den ganzen Schlamassel geraten bin. Zum krönenden Abschluss musste ich mit Entsetzen feststellen, dass ich meinen Autoschlüssel verloren hatte, bevor mir wieder eingefallen ist, dass ich ihn nur in die linke anstatt in die rechte Hosentasche gesteckt hatte.

Äh, ja. Seltsamer Tag.