ZitatEs sind widersprüchliche Grfühle, die wohl die meisten haben, wenn sie an ihr eigenes früheres Ich denken. Da ist oftmals Scham, ein bisschen Wehmut... Aber oft fühlt es sich auch so an, als sei das frühere Ich schon ganz weit entfernt, wie eine Person, die man mal flüchtig gekannt hat.
Was fühlt ihr, wenn ihr daran denkt, wie ihr früher wart?
Wenn ich an mein früheres Ich denke... man, waren das Zeiten! Nur 5 oder 6 Stunden Schule, einige tolle Freunde, jeden Tag ein Treffen mit Freunden zum Spielen... ich war glücklich und merkte es nicht. Ich wünsche mir so sehr, dass ich die Zeit damals besser genossen hätte. Klar, ich habe auch einige dumme Dinge gemacht, aber im großen und ganzen war früher einfach alles besser. Wirklich alles. Ausnahmslos.
Da kommt echt viel Wehmut auf, wenn ich an früher denke. An all die tollen Dinge, die ich als Kind erlebt habe. Bis zu meinem 17. oder 18. Lebensjahr war mein Leben eigentlich gut. Ab da ging es dann abwärts. Heutzutage hasse ich nur noch.
Wenn es die Möglichkeit gäbe, für immer in seiner Vergangenheit zu leben und nie wieder in das Jetzt zurückkehren zu können, würde ich sie sofort ergreifen.
Zitat von blubbl Auch sonst versuch ich, mit Ansprüchen zu schreiben, die ich auch in 5 Jahren noch als legitime Ansprüche von damals werde sehen können.
Zitat von "KleoTrotzdem bin ich relativ sicher, dass ich auch in fünf Jahren wieder auf mein ganzes Geschriebenes von heute zurückblicken werde und mich vielleicht schämen werde...erkennen, wie dumm ich doch immer noch war, obwohl ich glaube, endlich (höhö) eine Art Weisheit errungen zu haben.
Und, ist das so, im Rückblick? Eure Beiträge sind nun sogar 9 Jahre her - bestätigt sich hier, bei der Probe aufs Exempel, eure Einschätzung von damals?
Was die Rolle des Internets beim "konservieren" von Selbstbildern betrifft, kann ich zumindest grob zustimmen. Bei mir sind es wohl weniger "versehentliche" Relikte, als absichtlich konserviertes: Gespeicherte Skype-Verläufe, aufbewahrte Briefe, alte E-Mails, das wieder aufgesuchte Forum hier. In sozialen Netzwerken ist über mich quasi nichts zu finden. Und da ich recht wenig "erreicht" habe, karrieretechnisch, gibt es auch sonst, soweit ich weiß, kaum Spuren jenseits des Otherboards im www.
Zitat von KleoIst es nicht ein natürliches menschliches Phänomen, dass wir zu jedem von uns als Gegenwart empfundenen Moment der Meinung sind, genau "jetzt" den Gipfel unseres Charakters erklommen zu haben? Weil wir ein paar alte Ansichten und Selbstbilder über Bord geworfen haben, uns von Meinungen verabschiedet haben, sind wir der Ansicht, dass wir besser als nun gar nicht mehr geraten können.
Spannende Frage, gerade jetzt, wo die meisten von uns schon eine Weile erwachsen sind. Habt ihr noch dieses "Fortschrittsgefühl" in Bezug auf euren Charakter? Ich habe den Eindruck, dass dieses Erleben stark an Kindheit und Jugend gekoppelt ist, an die Zeit, in der die charakterliche und intellektuelle Entwicklung rasant ist. Klar, mit 15 war ich klüger, gebildeter, reifer als mit 11. Bin ich es mit 24 im Vergleich zum 20-jährigen Jasper? Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich noch nie soviel gewusst wie heute, vielleicht waren auch meine politischen Überzeugungen nie so ausgereift wie jetzt (andererseits war da vielleicht früher mehr Feuer?) - aber vom Gipfel meines Charakters würde ich wohl nicht sprechen. Nicht nur, weil ich auf weitere Verbesserungen hoffe, sondern auch, weil ich, wenn ich Zeugnisse meines vergangenen Ichs betrachte, den Eindruck habe, dass ich viele sehr liebenswerte Eigenschaften hatte, die ich verloren habe. Ich bin genauso asozial wie damals, aber nicht mehr so schüchtern und unsicher. Ich liebe genauso wie damals, bin aber vielleicht nicht mehr so zärtlich. Auch damals habe ich teilweise gehasst, aber nicht auf so eine bittere Art und Weise. In mancherlei Hinsicht wäre ich wohl besser auf der Stelle stehen geblieben.
Zitat von KreszentiaAlso ich hoffe mal nicht, dass ich jetzt den Gipfel meines Charakters erklommen habe. Wär doch dann irgendwie traurig, für immer jugendlich zu bleiben.
Bei mir hab es definitiv eine Entwicklung zwischen 19 und 23. Ich kann wesentlich besser mit Leuten umgehen, die nicht meine politische Meinung teilen, ich labere Leute nicht mehr damit zu wie schlimm ich es doch habe und ich bin viel ernster, aber auch fröhlicher geworden. Manche Komilitonen meinen gar, ich sei scary, bzw mein erster Eindruck sei "don't fuck with me". Ich gebe zu, dass ich das ganz gut finde, denn so sehr ich gerne Scheiss mache und lustig bin, ich möchte auch dass den Leuten klar ist, dass ich kein Freiwild bin. Was sich aber kaum geändert hat, sind meine verbalen Sniperschüsse, die ich gerne gegen Leute abfeuere, die ganz offensichtlich desinformierte Scheisse labern. Ausserdem kann ich noch immer kein rechtes Deutsch lel, aber das wird vermutlich nichts ändern können.
Everything not saved will be lost. - Nintendo "Quit Screen" message
Der Laserdrucker ist das Nachtschattengewächs unter den Eichhörnchen. - Der DIE WELT-Praktikant
Wenn ich mein Jetzt-Ich mit dem von vor... sagen wir mal 15 Jahren vergleiche, dann hat sich viel verändert. Ich bin selbstbewusster und nicht mehr schüchtern. Was aber wohl mehr daran liegt, dass mir egal geworden ist, was andere von mir denken, und nicht daran, dass ich wirklich sehr von mir überzeugt wäre. Es reifte mehr die Erkenntnis, dass die anderen Menschen auch ziemlich viel Bullshit verzapfen und genauso damit klarkommen müssen, was ich von ihnen halte. :D Mit Menschen zurecht kommen tu ich trotzdem immer noch nicht... meine verschwundene Schüchternheit hat eher dazu geführt, dass ich unhöflicher geworden bin und wahrscheinlich sozial ungeschickter wirke. (z.B. beantworte ich Fragen, die jemand anderem gestellt wurden, bevor der andere zu Wort kommt... ziemlich bescheuert. Entschuldige, Jasper. Das ist mir passiert als wir uns zuletzt getroffen haben. ) Also wäre ich in mancherlei Hinsicht wohl auch besser auf der Stelle stehen geblieben. Außerdem war ich ein extrem geduldiger Mensch... das ist auch zu einem großen Teil verschwunden. Aber gemessen an anderen Menschen, bin ich vermutlich immer noch die Ruhe selbst. :D Hass habe ich nicht gekannt, obwohl ich vermutlich Grund dazu gehabt hätte. So im Nachhinein hab ich den Eindruck, dass meine Gefühlswelt sehr eintönig war. Ob ich das jetzt positiv oder negativ auffassen soll, weiß ich nicht,
Wenn ich mich mit dem Ich vor 5 Jahren vergleiche, dann hat sich wohl nicht so viel getan... Auf jeden Fall kaum positives, muss ich leider feststellen. Ich bin böse auf mein Vergangenheits-Ich, wegen einiger Versäumnisse, habe mehr Sorgen und bin pessimistischer. Ich fühle mich sozusagen im Erwachsensein angekommen.
Ich weiß noch sehr genau wer ich war! Sehr, sehr genau. Sehr, sehr genau. Es tut weh, so genau. Aber ich weiß jetzt endlich, was ich werden kann - was immer ich will! Naja, fast. Aber was immer ich will. Das ist die Grenze. Mein Wille, mein Weg, mein Leben, mein Tanz, mein Rhythmus. Ich wirbele, bis ich erschöpft bin. Ich hoffe, das ist okay.
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27.05.2011 16:00
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Nur 5 oder 6 Stunden Schule, einige tolle Freunde, jeden Tag ein Treffen mit Freunden zum Spielen... ich war glücklich und merkte es nicht. Ich wünsche mir so sehr, dass ich die Zeit damals besser genossen hätte. Klar, ich habe auch einige dumme Dinge gemacht, aber im großen und ganzen war früher einfach alles besser. Wirklich alles. Ausnahmslos.
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