Es sind widersprüchliche Grfühle, die wohl die meisten haben, wenn sie an ihr eigenes früheres Ich denken. Da ist oftmals Scham, ein bisschen Wehmut... Aber oft fühlt es sich auch so an, als sei das frühere Ich schon ganz weit entfernt, wie eine Person, die man mal flüchtig gekannt hat.
Was fühlt ihr, wenn ihr daran denkt, wie ihr früher wart?
Das wird in Zukunft garantiert noch mehr werden, dadurch, dass wir das Internet (das größte vorstellbare Gedächtnis) immer an unserer Seite haben. Auf einmal wird nicht alles vergessen, was man früher so gesagt oder geschrieben hat, es bleibt immer noch da, irgendwo, und wenn man sich ein bisschen Mühe macht, kann man noch immer darauf zugreifen. Fast macht es ein bisschen traurig.
Es gibt dazu eine tolle Website, die heißt www.futureme.org . Für Leute, die dieses soziale Experiment nochmal hautnah am eigenen leib ausprobieren wollen.
Ich grüße euch alle ganz lieb an diesem bizarren Abend, Lea und Teile der Lea von früher.
"Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön."
Wenn ich an mein früheres Ich zurückdenke, empfinde ich Wut, Scham und Enttäuschung. Ich habe sehr oft gelogen, wurde auch oft belogen, hab mir alles zurechtgedreht, war egoistisch und noch agressiver als jetzt. Tja, da kann ich wohl von Glück reden, dass "mein anderes Forum" auch ein paar Umzüge hinter sich hat und man das so nicht mehr nachlesen kann. Ich bin nicht stolz auf mein früheres Ich, aber stolz darauf, was jetzt aus mir geworden ist.
It's like dancing in the sun, having trouble, having fun.
Zitat von LadyOzWenn ich an mein früheres Ich zurückdenke, empfinde ich Wut, Scham und Enttäuschung. Ich habe sehr oft gelogen, wurde auch oft belogen, hab mir alles zurechtgedreht, war egoistisch und noch agressiver als jetzt.
So geht es mir auch. Dazu kommt noch, wenn es um diese Zeugnisse im Internet geht, ein regelrechter Hass auf diese nicht mal altersgemäße Naivität, auf die dauernde Besserwisserei und den Kampf um Beachtung, Aufmerksamkeit.
Inzwischen hab ich aufgehört, meine Erinnerungen bewusst zu manipulieren, dadurch kann ich es vielleicht doch ein bisschen entspannter sehen. Auch ist das Internet für mich etwas anderes geworden. Ich kenn schon 8 von euch, die ich 1 (in einem Fall) bis 3 (in zwei Fällen) mal gesehen hab und dementsprechend liegt mein Schwerpunkt nicht mehr gar so sehr auf vorteilhafter Selbstdarstellung Auch sonst versuch ich, mit Ansprüchen zu schreiben, die ich auch in 5 Jahren noch als legitime Ansprüche von damals werde sehen können.
Trotzdem bin ich relativ sicher, dass ich auch in fünf Jahren wieder auf mein ganzes Geschriebenes von heute zurückblicken werde und mich vielleicht schämen werde...erkennen, wie dumm ich doch immer noch war, obwohl ich glaube, endlich (höhö) eine Art Weisheit errungen zu haben.
Ist es nicht ein natürliches menschliches Phänomen, dass wir zu jedem von uns als Gegenwart empfundenen Moment der Meinung sind, genau "jetzt" den Gipfel unseres Charakters erklommen zu haben? Weil wir ein paar alte Ansichten und Selbstbilder über Bord geworfen haben, uns von Meinungen verabschiedet haben, sind wir der Ansicht, dass wir besser als nun gar nicht mehr geraten können.
Das Leben ist ein ewiger Wandel. Vielleicht wäre es besser, Meinungen nicht automatisch als besser und schlechter einzustufen. Jede Art des Geisteshaltung hat ihre eigene Existenzberechtigung. Vielleicht werden wir in mancher Hinsicht besser werden in der Zukunft, dafür aber in anderen Punkten unser Moralbewusstsein aufgeben. Vielleicht verlieren wir Teile unseres jetzigen Charakters wieder. Und wir werden ihnen hinterhertrauern, während wir uns gleichzeitig schämen, werden an die guten alten Zeiten denken und uns gleichzeitig wünschen, dass alles so bleiben möge wie jetzt.
(Ich scheine verliebt zu sein auf schlaflos-appetitlose Weise, ohne es definieren zu können, und es macht mich fertig, weil ich der Meinung war, so etwas nicht mehr nötig zu haben, nachdem ich mich über all die (mittlerweile schon beträchtliche) zeit doch ach-so-toll weiterentwickelt habe. Es macht so hilflos.)
"Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön."
Das finde ich jetzt mal sehr interessant... ich denke nie darüber nach, wie ich früher war.
Wenn ich das mal bewusst mache, denke ich, dass ich mich deutlich verbessert habe. Nicht in jeder Hinsicht, aber so im Ganzen. Ich schäme mich nicht für Fehler die ich in der Vergangenheit hatte, weil es für alles einen Grund gab. Ich bin ich, so wie ich bin, war und sein werde. Für mich gibt es keinen Grund mich über Dinge aufzuregen, die schon lange vorbei sind und zu der Zeit vollkommen normal waren, weil sie ein Teil von mir waren.
Da wir uns im ständigen Austausch mit einem immer sich verändernden Umfeld stehen, was vor allem auf uns junge Menschen zutrifft, da wir noch nicht so wirklich unsereren Platz in der Welt gefunden haben und momentan noch auf unser späteres Leben mit festem Beruf und Familie, etc hinarbeiten, werden auch wir uns immer ändern und anpassen. Ganz normal.
Ich denke, es ist keine so gute Idee, zurück zu schauen. Vielleicht ein bisschen, sich erinnern, aber ich versuche so gut es geht im Jetzt zu leben, was schon genug Schwierigkeiten hat. Da muss man sich nicht noch mit alten Fehlern rumschlagen...
Neun Stimmen in meinem Kopf behaupten, ich wäre nicht verrückt. Die Zehnte summt die Melodie von Tetris.
Wenn ich an mein früheres Ich denke, denke ich nicht nur an Fehler, die ich gemacht habe, oder Situationen, in denen ich mich anders verhalten/ entscheiden hätte sollen. Natürlich fällt mir dazu auch einiges ein, aber ich kann es ja (mit 5 oder 7 Jahren Abstand) nicht mehr rückgängig machen. Ich kann mich nur, wenn ich vielleicht in eine ähnliche Situation komme, besser entscheiden. Meine meisten Erinnerungen sind positiv; es ist schön sich daran zu erinnern und dann wieder nach vorne zu schauen und weiterzuleben.
Alte Foreneinträge, für die ich mich schämen würde, kenne ich so nicht. (Was aber hauptsächlich daran liegt, dass ich früher nur sehr selten im Internet wahr) Erinnerungen an mein früheres Ich sind vor allem Fotoalben, Tagebücher oder Briefe, die ich aus irgendeinem Grund nicht abgeschickt habe. Das Kind auf den Fotos ist sehr weit von mir entfernt, hauptsächlich durch seine Körpersprache und Mimik. Bei manchen Tagebucheinträgen ist es mir völlig schleierhaft, wie ich sie verfassen konnte. Andererseits bin manchmal erstaunt, wie wenig ich mich verändert habe.
Wieviel von dem Bild, das wir von uns selbst haben, stammt denn nur aus unserer eigenen Phantasie? d.h, vielleicht ist unser Bild von dem, was wir früher waren, auch nur eine Illusion, die wir uns selbst schaffen, um uns irgendwie einordnen zu können. Und dabei vergessen wir andere Teile von uns, die eigentlich mindestens genauso wichtig gewesen sind. Weil man doch meist dazu neigt, die Welt irgendwie in gut/böse einzuteilen, und sich selbst damit automatisch auch.
Manche Entwicklungen finde ich selbst aber auch sehr traurig und geradezu beschämend, da geht es mir wie dir, Jan. Aber es gibt doch sicher noch andere Dinge, die sich positiv entwickelt haben, oder? Man wird auf jeden Fall reifer, immer, egal in welcher Situation. Wir verlieren Dinge, aber wir gewinnen auch.
"Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön."
Zitatvielleicht ist unser Bild von dem, was wir früher waren, auch nur eine Illusion, die wir uns selbst schaffen, um uns irgendwie einordnen zu können.
Vielleicht ist sogar das Bild von dem, was wir heute sind, nur eine Vorstellung von uns. Andere Leute haben teilweise andere Vorstellungen von uns, weil sie nur einen Bereich unseres Lebens (z.B. Schule oder Urlaub) kennen.
ZitatWeil man doch meist dazu neigt, die Welt irgendwie in gut/böse einzuteilen, und sich selbst damit automatisch auch.
Stimmt, außerdem kann man sich an "besondere" Momente (egal ob besonders schöne oder besonders schreckliche) auch besser erinnern, wie an den ganz normalen "grauen" Alltag.
ZitatWir verlieren Dinge, aber wir gewinnen auch.
Veränderungen gehören zum Leben dazu, positive und negative. Wir können ja nicht für immer Kindergartenkinder bleiben.
ZitatVeränderungen gehören zum Leben dazu, positive und negative. Wir können ja nicht für immer Kindergartenkinder bleiben.
Wenn ich mich jetzt daran erinnere, wie ich mich selbst im Kindergarten oder in der Unterstufe wahrgenommen habe, und wie ich mich jetzt wahr nehme, ich komme mir nicht älter oder erwachsener vor. Ich habe mit elf zu den damals 14 jährigen aufgesehen, komme mir jetzt mit 15 aber jünger vor als die damals. Klar hab ich mich verändert (ich bin zB nicht mehr so ein Plappermaul wie früher, das fällt mir schon auf), aber mehr nach außen hin. Für mich fühlt sich 15 sein nicht anders an als 5 sein, ich hab nur ein anderes Umfeld, andere Probleme, andere Dinge die mir Spaß machen, aber das Gefühl, die Selbstwahrnehmung ist immer noch die selbe.
Zitat von KleoIst es nicht ein natürliches menschliches Phänomen, dass wir zu jedem von uns als Gegenwart empfundenen Moment der Meinung sind, genau "jetzt" den Gipfel unseres Charakters erklommen zu haben? Weil wir ein paar alte Ansichten und Selbstbilder über Bord geworfen haben, uns von Meinungen verabschiedet haben, sind wir der Ansicht, dass wir besser als nun gar nicht mehr geraten können.
Wenn ich so darüber nachdenke, ist das bei mir auch so. Bei manchen meiner Eigenschaften habe ich ein bisschen das Gefühl, sie mir selbst erarbeitet bzw. sie über die Jahre verbessert zu haben. Ob das nun stimmt, sei mal dahin gestellt, Fakt ist aber, dass ich aus diesen Veränderungen meines Charakters durchaus Selbstwertgefühl ziehe. Deshalb denke ich, dass dieses Phänomen gar nicht mal so schlecht ist.
Oh ja, diese subjektive Alterswahrnehmung kenn ich aber auch. Wenn man selbst noch jünger ist, kann man sich nie vorstellen, so alt zu werden...man glaubt, bis dahin müsse man unheimlich weise, erfahren und noch dazu total langweilig geworden sein oder so^^
Wenn ich daran denke, was üch früher so geglaubt habe...darüber, wie es sein muss, bald 20 zu sein... Ich glaube, ich wäre angesichts der unspektakulären Realität ganz enttäuscht gewesen. Wir können dem Leben schon ein bisschen dankbar dafür sein, dass es uns selten total ins kalte Wasser wirft. Jede Entwicklungsstufe vollzieht sich in kleinen Schritten.
(Meint ihr, die "Ersten Male" werden im Laufe des lebens weniger, von der ganz frühen Kindheit mal abgesehen? Oder erleben wir immer mal wieder welche, gleichbleibend über die Jahre hinweg, und nehmen sie nur nicht mehr so bewusst wahr mit der Zeit? Vielleicht liegt es auch daran, dass man mit dem Erwachsensein auch ein bisschen reservierter wird (auch, wenn man es nicht unbedingt will) und konstruktiver denkt, sodass man jedem kleinen "Erstes-Mal-Erlebnis" nicht mehr ganz soviel Aufmerksamkeit schenkt, weil man statt der Gegenwart eher seine zukünftigen Pläne im Visier hat.)
Ich hab immer wieder das Gefühl, dass alle meine "früheren Ichs" in mir versammelt sind, jedes mit seiner eigenen Identität. Das frühkindliche, kurzhaarige, genauso wie die 17-Jährige mit den langen Haaren und den schicken Klamotten. Jetzt bin ich irgendwie nichts davon, mal eher das eine, mal eher das andere, und oftmals irgendetwas dazwischen. Und noch ganz viel anderes, das ich nicht richtig benennen kann. Vielleicht, weil es noch zu neu ist, um sich ein Urteil darüber zu bilden.
"Sind denn Ideale zum Erreichen da? Leben wir denn, wir Menschen, um den Tod abzuschaffen? Nein, wir leben, um ihn zu fürchten und dann wieder zu lieben, und gerade seinetwegen glüht das bißchen Leben manchmal eine Stunde lang so schön."
ZitatIst es nicht ein natürliches menschliches Phänomen, dass wir zu jedem von uns als Gegenwart empfundenen Moment der Meinung sind, genau "jetzt" den Gipfel unseres Charakters erklommen zu haben?
Also ich hoffe mal nicht, dass ich jetzt den Gipfel meines Charakters erklommen habe. Wär doch dann irgendwie traurig, für immer jugendlich zu bleiben.
ZitatWir können dem Leben schon ein bisschen dankbar dafür sein, dass es uns selten total ins kalte Wasser wirft.
Aber wenn man manchmal nicht ins kalte Wasser geworfen würde, wäre das Leben dann nicht auch irgendwie langweiliger? Ich meine alleine die Zufälle sind es doch oft, die etwas verändern. Wobei meiner Meinung nach ja sowieso fast alles zufällig ist.
Ich glaube, es gibt schon noch oft "Erste Male" im Leben. Und ich glaube auch, dass wir sie später noch wahrnehmen. Nur ist eben alles nicht mehr so besonders, da man an unsere Welt schon gewöhnt ist. Das wundern über die Erde geht uns meiner Meinung nach verloren, leider. Natürlich kommt es auch auf die persönliche Lebensführung an, wie viele "Erste Male" man erlebt. Wer meist zu Hause bleibt, kaum Anderes entdeckt, der wird auch nicht viel Neues erleben. Dafür steigt die Intensität des Erlebten, wenn man nicht so viel zum ersten Mal tut. Man misst dem dann glaube ich mehr Bedeutung bei. So ist die Bilanz dann wieder ausgeglichen. Doch so wahnsinnig, wie diese Erlebnisse in unserer Kindheit waren, so werden sie wohl nie wieder.
Ich bin mit meinem Charakter unddessen entwicklung eig ganz zufrieden. Gewisse Leitideen, an die ich glaube und von denen ich überzeugt bin, habe ich eher selten gebrochen. Ich war auch schon immer akzeptiert, nicht mehr und nicht weniger, auch wenn ich etwas anders bin. Stellt euch mal vor, euer Charakter hätte sich nicht verändert und ihr wärt immer noch das naive Kindergartenkind. Alte Interntinhalte, für die ich mich schäme hab ich eig auch nicht, da ich erst relativ spät einen eigenen nternetanschluss bekommen habe. Was ich nebenbei bemerkt für eine weise Entscheidung meiner Eltern halte...
Zitat von Kreszentia Ich glaube, es gibt schon noch oft "Erste Male" im Leben. Und ich glaube auch, dass wir sie später noch wahrnehmen. Nur ist eben alles nicht mehr so besonders, da man an unsere Welt schon gewöhnt ist. Das wundern über die Erde geht uns meiner Meinung nach verloren, leider.
Kennst du "Sofies Welt" von Jostein Gaarder? Ein Gedanke dieses Buches ist, dass jeder, der Philosoph werden will, lernen muss sich wie ein Kind über die Welt zu wundern.
Ich glaube auch, dass es noch später "Erste Male" gibt, die wir wahrnehmen. Sie sind nur häufig nicht so einzigartig. Wenn man zum ersten Mal ein Buch in einer Fremdsprache liest, ist es wahrscheinlich kein so einschneidender Moment, wie das erste selbstgelesene Buch überhaupt. Andererseits gibt es auch "Erste Male" die man meistens erst als Teenager oder Erwachsener hat: erstes Mal selbstständig (ohne Jugendgruppe oder Eltern) in den Urlaub, erste Fahrstunde, eigene Wohnung, ...
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06.05.2011 22:45
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Auch sonst versuch ich, mit Ansprüchen zu schreiben, die ich auch in 5 Jahren noch als legitime Ansprüche von damals werde sehen können.
