ich frage mich ernsthaft, warum ich euch erst jetzt gefunden hab...
Ich hoffe auf euer ehrliches Feedback zu all dem Zeugs, was mir im Kopf herumspukt und ich hier preisgebe.
Den Anfang macht eine Geschichte mit dem Namen "Ukraine"
Ich habe die Fahne abgehängt, sie zusammengeknüllt und in die Mülltonne gestopft.
Mit gesenktem Kopf ziehe ich durch die Straßen, auf der Suche. Vielleicht aber auch auf der Flucht.
In mir wohnt ein Gefühl, das zu beschreiben unmöglich ist. Benennen kann ich schon seit langem nicht mehr. Veränderungen haben mein Leben zerrissen, haben die Zeit an sich gerissen. Ich bin verloren, das weiß ich. Der Gedanke, dass meine Zukunft in den Händen anderer liegt, schmerzt, zieht tiefe Wunden, die nicht verheilen können.
Am Anfang war ich noch neugierig, es war aufregend. Jetzt schleichen die Sekunden dahin, ich höre jeden Tag dasselbe. Es steigt an, natürlich. Aber ich habe es erwartet. Ich bin kein Hellseher, aber das Offensichtliche erkenne ich sehr wohl.
Wenn die Männer zwischen den Häusern umherwandern, verkrieche ich mich, wohin ist mein Geheimnis.
Es ist schon verwunderlich, wie man sich festklammern kann, auch wenn man ganz genau weiß, dass es hoffnungslos ist. Aussichtslos. Denn die Entscheidung hab nicht ich in der Hand, die Verantwortung tragen andere. Ich hoffe nur, dass sie damit umgehen können. Ich ahne, dass es nicht so ist. Aber wie schon erwähnt, man hält sich trotzdem daran fest. Denn was sollte ich denn sonst machen? Verkümmern, mein Schicksal hinnehmen, so wie es ist?
Ist das denn überhaupt mein Schicksal? Ist es tatsächlich so ausweglos?
Jeder Atemzug ist mit Hoffnung verknüpft, jede Bewegung zeugt von Sehnsucht. Sehnsucht nach stätigem Frieden.
Meine Lippen sind versiegelt, kein Wort entschlüpft, kein Laut entweicht. Ich ergebe mich nicht, ich nehme es nicht still hin, ich schweige aus einem anderen Grund. Dieser Grund ruht tiefer, ferner von der Oberfläche. Vielleicht bin ich mit einem Wissen ausgestattet, das mich selbst überwächst.
Ich ertrage nicht unterdrückt, ich folge nicht brav. In meinem Kopf tanzen die Buchstaben, schreiten Wörter, schweben Phrasen. Ich kann und will es nicht abstellen, vergessen, Augen verschließen. Auch wenn vieles in mir zerbrochen ist, das bleibt mir, das kann mir niemals jemand nehmen.
Selbst wenn das Land zerstört, die Straßen nur noch in zertrümmerte Wüste führen, Ruinen Geisterstädte beherrschen, böse Augen über uns wachen, ich werde weiterhin denken.
Ist das meine Möglichkeit Ruhe zu finden? Ist das meine Chance zu entweichen?
Kraft zu schöpfen kostet Energie, die langsam aber dennoch unaufhaltsam versiegt. Ich sehe Unruhe wachsen, Angst und Wut, Trauer und tiefe Unzufriedenheit.
Was denken diese Herren sich dabei? Sehen sie die Ursachen, die Folgen? Sehen sie uns? Erkennen sie die Wunden in den Leben der Betroffenen?
Einschnitte verheilen nicht, nie, sie eitern und verkrusten, reißen wieder auf.
Ich will die Hand ausstrecken, um Hilfe flehen. Ich erreiche niemanden.
Es sind Wörter, die die Zukunft bilden sollen. Man bittet um Gespräche, Waffenruhe. Legt die Waffen nieder, legt sie für immer ab.
Warum habt ihr sie denn überhaupt wieder aufgenommen, diese Todesmaschinen? Eine Bewegung, Leben gleitet davon.
Ich weiß, ein Wort kann vieles verändern. Ein winziger Fingerzeig, ich weiß.
Ich spüre die Unruhe, das Brodeln. Da steckt etwas in mir, das droht ans Licht zu kommen. Verbündete, Verbindungen. Ich bin auf der Suche, still, heimlich.
Ich will entkommen, nicht mehr an diesem Ort verweilen, wo mit jedem Atemzug die Luft schrumpft. Der Himmel rückt näher zu Boden, drängt uns zwischen verfallene Betonwände, wo es kalt und stickig ist.
Ich werde hier nicht bleiben. Ich suche nach dem Grund, warum ich lebe, immer noch. Ich suche nach den Gründen, warum diese Fremden ihr Blut vergießen mussten.
Mussten sie?
Freiwillig zogen sie dorthin, ich weiß. Unter der wütenden Macht von Zorn, Angst und dem Wunsch nach Ruhe. Mit Krieg kann man keinen Frieden erkämpfen.
Wo komme ich her? Wo möchte ich hin?
Wo bin ich jetzt im Moment?
Fragen, die man sich stellt. Kennst du eine Antwort? Stehe ich auf dieser oder auf der anderen Seite? Möchte ich die Plätze tauschen, fühle ich mich hier wohl, geborgen?
Sprachen sind verschieden, Kulturen, Sitten, ich weiß. Aber ist nicht jeder ein Unikat? Warum muss man sich trennen? Mischung ist doch schließlich eine Bereicherung, oder etwa nicht.
Sie sehen es anders, denken anders. Anders sein, ist das eine Schande oder eine Gabe?
Will ich so werden, so sein wie du? Oder wie du?
Ich folge dem Rhythmus meines Herzschlags und der führt mich, drängt mich auf einen Weg, dem ich folgen werde. Auch wenn dort Hindernisse auf mich warten, ich werde kämpfen, aushalten, standhalten.
Ich habe die Fahne abgenommen, sie in den Müll geworfen. Nicht, weil das nicht mehr meine Heimat ist, sondern weil mir das Vertrauen verloren gegangen ist.
Ich kann nur immer wieder wiederholen: Mit Krieg kann man keinen Frieden erreichen.