ich frage mich ernsthaft, warum ich euch erst jetzt gefunden hab...

Ich hoffe auf euer ehrliches Feedback zu all dem Zeugs, was mir im Kopf herumspukt und ich hier preisgebe.

Den Anfang macht eine Geschichte mit dem Namen "Ukraine"

Ich habe die Fahne abgehängt, sie zusammengeknüllt und in die Mülltonne gestopft.
Mit gesenktem Kopf ziehe ich durch die Straßen, auf der Suche. Vielleicht aber auch auf der Flucht.
In mir wohnt ein Gefühl, das zu beschreiben unmöglich ist. Benennen kann ich schon seit langem nicht mehr. Veränderungen haben mein Leben zerrissen, haben die Zeit an sich gerissen. Ich bin verloren, das weiß ich. Der Gedanke, dass meine Zukunft in den Händen anderer liegt, schmerzt, zieht tiefe Wunden, die nicht verheilen können.
Am Anfang war ich noch neugierig, es war aufregend. Jetzt schleichen die Sekunden dahin, ich höre jeden Tag dasselbe. Es steigt an, natürlich. Aber ich habe es erwartet. Ich bin kein Hellseher, aber das Offensichtliche erkenne ich sehr wohl.
Wenn die Männer zwischen den Häusern umherwandern, verkrieche ich mich, wohin ist mein Geheimnis.
Es ist schon verwunderlich, wie man sich festklammern kann, auch wenn man ganz genau weiß, dass es hoffnungslos ist. Aussichtslos. Denn die Entscheidung hab nicht ich in der Hand, die Verantwortung tragen andere. Ich hoffe nur, dass sie damit umgehen können. Ich ahne, dass es nicht so ist. Aber wie schon erwähnt, man hält sich trotzdem daran fest. Denn was sollte ich denn sonst machen? Verkümmern, mein Schicksal hinnehmen, so wie es ist?
Ist das denn überhaupt mein Schicksal? Ist es tatsächlich so ausweglos?
Jeder Atemzug ist mit Hoffnung verknüpft, jede Bewegung zeugt von Sehnsucht. Sehnsucht nach stätigem Frieden.
Meine Lippen sind versiegelt, kein Wort entschlüpft, kein Laut entweicht. Ich ergebe mich nicht, ich nehme es nicht still hin, ich schweige aus einem anderen Grund. Dieser Grund ruht tiefer, ferner von der Oberfläche. Vielleicht bin ich mit einem Wissen ausgestattet, das mich selbst überwächst.
Ich ertrage nicht unterdrückt, ich folge nicht brav. In meinem Kopf tanzen die Buchstaben, schreiten Wörter, schweben Phrasen. Ich kann und will es nicht abstellen, vergessen, Augen verschließen. Auch wenn vieles in mir zerbrochen ist, das bleibt mir, das kann mir niemals jemand nehmen.
Selbst wenn das Land zerstört, die Straßen nur noch in zertrümmerte Wüste führen, Ruinen Geisterstädte beherrschen, böse Augen über uns wachen, ich werde weiterhin denken.
Ist das meine Möglichkeit Ruhe zu finden? Ist das meine Chance zu entweichen?
Kraft zu schöpfen kostet Energie, die langsam aber dennoch unaufhaltsam versiegt. Ich sehe Unruhe wachsen, Angst und Wut, Trauer und tiefe Unzufriedenheit.
Was denken diese Herren sich dabei? Sehen sie die Ursachen, die Folgen? Sehen sie uns? Erkennen sie die Wunden in den Leben der Betroffenen?
Einschnitte verheilen nicht, nie, sie eitern und verkrusten, reißen wieder auf.
Ich will die Hand ausstrecken, um Hilfe flehen. Ich erreiche niemanden.
Es sind Wörter, die die Zukunft bilden sollen. Man bittet um Gespräche, Waffenruhe. Legt die Waffen nieder, legt sie für immer ab.
Warum habt ihr sie denn überhaupt wieder aufgenommen, diese Todesmaschinen? Eine Bewegung, Leben gleitet davon.
Ich weiß, ein Wort kann vieles verändern. Ein winziger Fingerzeig, ich weiß.
Ich spüre die Unruhe, das Brodeln. Da steckt etwas in mir, das droht ans Licht zu kommen. Verbündete, Verbindungen. Ich bin auf der Suche, still, heimlich.
Ich will entkommen, nicht mehr an diesem Ort verweilen, wo mit jedem Atemzug die Luft schrumpft. Der Himmel rückt näher zu Boden, drängt uns zwischen verfallene Betonwände, wo es kalt und stickig ist.
Ich werde hier nicht bleiben. Ich suche nach dem Grund, warum ich lebe, immer noch. Ich suche nach den Gründen, warum diese Fremden ihr Blut vergießen mussten.
Mussten sie?
Freiwillig zogen sie dorthin, ich weiß. Unter der wütenden Macht von Zorn, Angst und dem Wunsch nach Ruhe. Mit Krieg kann man keinen Frieden erkämpfen.
Wo komme ich her? Wo möchte ich hin?
Wo bin ich jetzt im Moment?
Fragen, die man sich stellt. Kennst du eine Antwort? Stehe ich auf dieser oder auf der anderen Seite? Möchte ich die Plätze tauschen, fühle ich mich hier wohl, geborgen?
Sprachen sind verschieden, Kulturen, Sitten, ich weiß. Aber ist nicht jeder ein Unikat? Warum muss man sich trennen? Mischung ist doch schließlich eine Bereicherung, oder etwa nicht.
Sie sehen es anders, denken anders. Anders sein, ist das eine Schande oder eine Gabe?
Will ich so werden, so sein wie du? Oder wie du?
Ich folge dem Rhythmus meines Herzschlags und der führt mich, drängt mich auf einen Weg, dem ich folgen werde. Auch wenn dort Hindernisse auf mich warten, ich werde kämpfen, aushalten, standhalten.
Ich habe die Fahne abgenommen, sie in den Müll geworfen. Nicht, weil das nicht mehr meine Heimat ist, sondern weil mir das Vertrauen verloren gegangen ist.
Ich kann nur immer wieder wiederholen: Mit Krieg kann man keinen Frieden erreichen.

Hallo Spezifisch,
hier meine ehrliche Meinung zu deinem Text.

Erstmal zum Thema: Die Urkaine mit ihren derzeitigen Konflikten ist wirklich ein ausgezeichnetes Thema. Noch kein bisschen abgegraßt, also noch ganz frisch und saftig. Da kommen bestimmt auch noch andere Autoren drauf, aber denen bist du wohl zuvor gekommen. Klasse Idee.

Zum Sprachstil: Du schreibst sehr schriftlich, sehr poetisch und gewählt. Auch das gefällt mir, denn ich mag es, wenn jemand lange an Sätzen schleift, statt nur salopp daher zu quatschen.
Was mich daran stört, ist, dass du sehr abstrakt schreibst, keine konkreten Details nennst, sondern auch in deiner Wortwahl teilweise sehr allgemein bleibst. "Ich bin verloren" und Worte wie "Zukunft", "Schicksal", "Entscheidunug", "Sehnsucht", sind eben nichts wirklich handfestes, nichts greifbares. Ich habe kein Bild im Kopf, wenn ich das Wort "Schicksal" höre.
Daher fehlen mir hier die originellen Details, "Unruhe", "Angst", "Wut", ist mir zu allgemein.

Zur "story": Bei einem so kurzen Text ist es vollkommen in Ordnung, dass sich die Handlung fast ausschließlich "im Kopf" des Protagonisten abspielt. Wäre der Text länger, würde mir das irgendwann zu gefühlsduselig. Schließlich lassen sich Chraraktereigenschaften nicht nur durch Gedankenwelt, sondern auch durch Sprache, Handeln, Auftreten, etc. vermitteln.
Gut gefällt mir allerdings, dass du am Ende wieder Bezug zum Anfang nimmst. Dadurch entsteht ein schöner Bogen, und die Geschichte hat einen runden Schluss.

Zur Perspektive: 1. Person und Präsens haben ihre Vor und Nachteile. Vorteil ist: Es klingt wie ein Tagebucheintrag, man ist nah am Geschehen und an der Figur. Nachteil: Leidende Figuren erscheinen schnell selbstmitleidig, und starke Figuren angeberisch. Auch hier bewahrt die Kürze des Textes davor, dass mir als Leserin die Perspektive auf die Nerven geht. Deshalb gefällt es mir auch, dass so emotional und aufgewühlt geschrieben wurde. Wäre der Text länger müsste er vielleicht ein wenig neutraler sein, und auch indirekter, damit es nicht so klingt als würde sich die Hauptperson selbst analysieren. Ich zumindest bin mir selten so über meine Gefühle im Klaren, wie die Erzählerin in deinem Text.

So, das waren jetzt viele Anregungen, vielleicht helfen dir manche davon weiter.

Viele Grüße
die Perfektionistin

Hallo,
hier meine Gedanken beim Lesen deines Textes:

Ich finde deine Schreibsprache hat einen schönen Rhytmus, einen schönen Lesefluss.
Allerdings stimme ich Perfektionistin zu, dass der Text inhaltlich sehr abstrakt ist. Am Anfang liest man noch gespannt, was der Protagonist fühlt, aber dann fragt man sich: warum denn genau? und wartet auf mehr Details der Situation. Die bleibt aber relativ unklar.
Trotzdem gefallen mir die Gedanken und wie du am Ende auf den Anfang zurück kommst.

Ich mag den Text... (Ich weiß. Nicht sehr konstruktiv... aber trotzdem.)

danke für die Kommentare
ich hab die Kritik still in mich aufgenommen

ein bisschen verspätet, nicht ganz aktuell, aber das ist mir jetzt einfach mal egal:
ein Gedicht mit dem Namen "herbstblau"

Es ist die Zeit, wenn die Blätter fallen
Schattierungen von gelb bis rot
Wenn sich Winde zusammenballen
All das Laub gesammelt stirbt, tot

Es ist die Zeit, wenn man sich beisammen drängt
Sich nach Wärme sehnt
Die Momente kurz bevor der Winter anfängt
Sich ein nackter Ast nach dem anderen nach vorne lehnt

Stille Töne verfolgt von einsamen Stürmen
Sonnenstrahlen zwischen kahlen Stämmen
Schwebende Blätter im Wiegeschritt
Ein Todesmarsch aus altem, zartem Leben

Wiederkehrend, immer das gleiche Schauspiel
Erinnernd, ein Ende nach dem anderen
Raschelnd, aufgeschreckt, wieder niedergelegt
Die Abendsonne senkt sich früher in den Schlaf

Es ist die Zeit, wenn die Minuten warten
Beruhigtes Wasser, einkehrendes Schweigen
Wenn andere lauern zu starten
Nebel verhüllt den Blätterreigen

Es ist die Zeit, wenn alles langsamer wird
Feine Düfte davongetragen
Die müde Wache eines alten Hirt?
Wenn nasse Kräfte einen plagen

Eine Stimme führt hindurch
Wo andere irren
Nach einer leitenden Hand greifen
Wenn Blätter von Zweigen abschweifen

Kälte zeigt den Weg
Wo andere sterben
Schritt für Schritt über den endlichen Steg
Von Verlorenem neuen Mut erben

Es ist an der Zeit
Den Sommer zu verabschieden
Die Zeit
Ist abgeschieden

Wenn die Natur regiert
Ansteigendes Echo
Der Dunst die Dunkelheit begehrt
Ich drehe mich um, sehe zurück, Echo

Ein aufgeklapptes Bilderbuch
Ein Fenster, die zitternde Wahrheit
Die feuchte Erde ruht unter braunem Blättertuch
Herbstblauer Himmel, unerreichbar weit

Klarheit küsst das Licht
Dürre Skelette als Opfer der Schatten
Ermüdetes Leben zerbricht
Meere, die erst ihre letzten Sekunden hatten

Herbstblau
Wenn die Sonne lebt
Klammernd, lau
Gemeinsam einen Sommer erlebt

Sich das Leben zu Ende neigt
Unter der Hülle neues erwacht
Der Winter aus seinen Höhlen steigt
Herbstblau der Himmel lacht

Ein fröhliches, ein mutiges Lachen
Ergreifend, um Stärke ringt
Von den Kronen gefallene Wachen
Herbstblaue Freude erklingt

Wenn die Zeit zu schnell vergeht

Tanze bis sich die Luft in Spiralen dreht
Süßlich neu, vollkommen fremd
Das Gefühl von Beginn und zugleich dem Ende
Einer Ära, die mich leben ließ

Ich werde weitermachen
Mich treiben lassen von Wirrungen
Nicht verwirren lassen von dem Treiben

Egal wie sehr ich es versuche
Es ist und bleibt die Realität
Winzig kleine Erinnerungen
Verankert um wiedergegeben zu werden

Wenn die Zeit zu schnell vergeht
Du weg bist bevor ich realisiere
Dass du da bist

Wenn die Zeit zu schnell verstreicht
Die Stunden in Serpentinen einem unbekannten Weg folgen
Die Orientierung schon längst verloren
Im Wirrwarr von Einbahnstraßen
Eine pulsierende Kälte mir den Atem raubt
Mich vorwärtstreibt ohne einer Ahnung auf das Ziel

Tanze bis sich die Luft in Spiralen dreht
Willst du mir etwas sagen
Oder schweigst du lieber?

Deine Blicke bohren sich in meine Augen
Elektrisieren
Dein Lächeln
Elektrisierend

Eine vage Frage, auf die ich nie eine Antwort hören werde
Was verschlossen ist, bleibt es manchmal für immer
Aber wenn die Zeit zu schnell vergeht
Die Welt sich aus den Fugen hebt
Du tanzt bis sich die Luft in Spiralen durch die Nächte dreht
Die Empfindungen zu groß sind um auf Zehenspitzen zu laufen
Sehnsüchte überschwappen
Wir schweben
Wir leben
Auch wenn die Zeit zu schnell vergeht
Hab ich noch nie etwas intensiver erlebt

Ich hatte nachdenken wollen. Aber meine Gedanken breiteten sich aus wie Wellen nachdem man einen Stein ins Wasser geworfen hatte. Gedanken waren wie Dominosteine. Wenn man dann merkt, dass man überhaupt nicht mehr darüber nachdenkt, über das man eigentlich nachdenken wollte oder sollte, dann hält man inne. Klaubt die Gedankenfetzen wieder zusammen. Rief sich selber zurück wie ein ungezogener Hund. Um den Gedankengang zurückzuverfolgen wie man überhaupt auf diesen Gedanken gekommen war, stellt man Dominostein um Dominostein wieder auf.
Dann merkt man wie man denkt, wie man verbindet, was man verknüpft, was einen ablenkt an eine andere Sache zu denken.
Meine Gedanken wirbelten unkontrolliert durch die Gegend, genauso wie die riesigen, zarten Schneeflocken. Das Eis knirschte, die Bäume wiegten sich langsam unter ihrer weißen Last.
Mein Atem gefror zu weißem Nebel, verzog sich durch die klare Luft. Es war eisig, die Luft brannte in der Lunge, meine Nase kribbelte vor Kälte. Aber meine Beine waren warm, ebenso meine Hände. Ich stopfte die dünnen Handschuhe in die Jackentaschen ohne an Geschwindigkeit zu verlieren.
Ich bog nach rechts ab, trabte vorsichtig über die zugefrorene Holzbrücke und rannte hinten wieder hinunter. Richtete ich den Blick nach links, könnte man meinen es wäre eine einsame Idylle. Der gemächlich dahinfließende Fluss, die weißen Büsche, Bäume und Wiesen, die einzelnen Enten.
Aber rechts rauschte Auto für Auto über die viel befahrene Bundesstraße. Dahinter reihte sich Industieflachbau an Lagerhalle.
Mein Atem ging gleichmäßig, Schritt für Schritt lief ich den freigeräumten Weg am Fluss entlang. Ich überquerte eine kleine Zwischenstraße und der winzige Spielplatz tauchte auf meiner rechten Seite auf. Die Rutsche war weiß, das Klettergerüst eine kleine Schneehütte, selbst auf den Schaukeln türmten sich die Flocken.
Vor der Holzbank stand ein Mann. Mittleren Alters vielleicht. Bierbauch. Ein bisschen ungepflegt. Eine dunkle Mütze schief auf dem Kopf.
Er klopfte sich den Schnee von den Händen und sah mich an. Fast so als würde er sich schämen.
Vor ihm auf der Wiese stand ein Schneemann. Augen, Nase und Mund bestanden aus Steinen, er hatte eine Frisur aus Gras. Um den eisigen Mann herum schaute teilweise die Wiese heraus. Ich sah mich um, aber es waren keine Kinder in Sicht.
Nur der Mann mit seinen einsamen Fußstapfen.
Er grinste beschämt zu mir herüber.
Ich sah mich weiter um. Und dann entdeckte ich oben an der Böschung den großen roten LKW. Er stand in der Parkbucht der Bundesstraße. Die Beifahrertür stand offen, Fußspuren führten zum Fluss hinunter.
Ich blickte wieder den Mann an. Ein typischer Kraftfahrzeugfahrer.
Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und schob mit dem Fuß Schnee hin und her.
Ich lächelte, immer breiter. Verlangsamte meine Schritte nicht, rannte weiter, aber meine Gedanken waren gefangen, das Dominospiel war beendet. Ich lächelte immer noch.

Hi erstmal, irgendwie hab ich dir glaube ich noch nie Hallo gesagt, so verpeilt bin ich, und nun komme ich gleich mal zum Wesentlichen

Iiiich...hab den Übergang zwischen dem Gedankendomino und dem Schneemann-Mann nicht verstanden. Ich fand den Schmeemann-Mann wunderbar, das hat etwas sehr liebes, menschenfreundliches, so ein Bild von einem LKW-Fahrer, ein totales und sehr gerne bedientes Klischee für Grobschlächtigkeit und Stumpfsinn. Und dieser LKW-Fahrer tut etwas, was sonst kaum irgendein erwachsener Mensch tut. An der Stelle hats das Ganze echt noch irgendwie rumgerissen für mich.
Aber das Gedankendomino! Was hat das damit zu tun? Bin ich zu beschränkt, dass ich es nicht erkenne? Es hat es mir sehr schwer gemacht, überhaupt über die ersten zehn Zeilen hinauszukommen, weil ich dachte: "Oh nein, so ein Metaebenen-Geschwafel, was soll ich damit anfangen. Und überhaupt, die Behauptung, dass eins es schaffen kann, die ganze Kette zurückzuverfolgen, ist in meinen Augen utopisch und es ist billig, in einem Prosatext so zu tun, als könne jemand sowas." (Ich kann es nicht. Ich scheitere meist schon beim zweiten Schritt zurück und gebe auf und allen, die in meiner Gegenwart auf diese Art laut gedacht haben, ging es genauso.)
Wir Menschen denken meist ja nur sehr gegenwartsbezogen vor uns hin. Die meisten unserer "Gedanken" erreichen nichtmal das einminütige Gedächtnis.
(P.S: Beim zweiten Durchlesen wird mir klar, dass der_die Protagonist_in wahrscheinlich irgendwelche sehr bedeutsamen und niederschmetternden Sachen gedacht haben muss und der Mann ihn_sie aus einem Gedankenkarussell gerissen hat, das ihm_ihr nicht guttat!?)

Naja, und nachdem ich immer lustloser den Gedankenkram überflog, kam da auf einmal eine echte Erzählung, mit "ich ging", und da war Schnee und irgendetwas passierte. Ab da wurde es viel besser.
Aber warum ist dein_e Protagonist_in so blass ohne eine einzige Eigenschaft? Und warum spricht er_sie den LKW-Fahrer nicht an? Warum erfahre ich nichts über diesen Menschen, der scheinbar anders denkt, anders fühlt als der Großteil seiner LKW fahrenden Kolleg_innen? Warum hat er ausgerechnet an dieser Stelle angehalten? Macht es nichts, dass der LKW jetzt mit offener Tür da herumsteht? Warum sagen sie nichtmal Hallo zueinander? Du lässt es aussehen, als träfen sich da zwei Menschen, die so ein bisschen seelenverwandt sind und das ist wunderschön, aber dann wechseln sie kein Wort miteinander!

Und dann - wieder der Schwenk zu dem Gedankenkram. Wo ich mich immer mehr frage: Wenn das Gedanken waren, die den_die Protagonist_in SOOO beschäftigt haben, warum wissen wir dann nichts darüber? Eins kann doch nicht berichten, DASS eine Person denkt, aber dann mit keinem Wort erwähnen, WAS er_sie eigentlich denkt. Das ist doch irgendwie essentiell.

Also, Fazit: Mehr Gedankendetails oder kompletter Verzicht auf den Gedankenkram, und mehr Interaktion! Interaktion ist das Fleisch und Blut einer Prosaerzählung!
(Ja, es gibt auch andere, abstrakte Erzählungen, aber ganz ehrlich: Diese Leute bewegen sich auf so einem völlig anderen Niveau der literarischen Meisterschaft, dass das schlecht vergleichbar ist.)

Ich weiß, Geschichten sind kein Wunschkonzert, aber wären sie es, würde ich sagen: Schreib doch eine zweite Version aus der Perspektive des LKW-Fahrers, oder lote seine Motive in einer längeren Unterhaltung zwischen ihm und dem_der Protagonist_in aus

Ein Hallo zurück

dankeschön für den Kommentar, endlich mal richtige Kritik
Ich verstehe voll, was du meinst, ist tatsächlich ziemlich "holprig".

Aber vielleicht sollte ich noch dazusagen, dass es meine einzige Geschichte ist, die tatsächlich aus der echten Ich-Perspektive geschrieben ist und sie deshalb auch einfach eine Aneinanderreihung ist. Ich wollte diesen eingefangenen Moment zu Papier bringen, so schlicht wie es ging, ohne dabei auf mich eingehen zu müssen.
Beim Joggen bleib ich übrigens nicht einfach so stehen und quatsch LKW-Fahrer an

danke nochmal, hat mich wirklich total gefreut eine Rückmeldung zu bekommen

Oh, dann ist deine Geschichte also gar kein Produkt deiner Fantasie, sondern etwas, was dir einfach in echt passiert ist? Hm...dann fühl ich mich ein bisschen betrogen, ehrlich gesagt, um etwas, wovon ich dachte, dass es eine Art Märchen wäre, etwas, was jemand "geschaffen" hat und wozu ich noch ein Drumherum träumen darf...
Das ist ja so, als würde mir jemand das Tagebuch der Anne Frank geben und behaupten, jemand hätte diese Story erfunden - ich hörte, dass es Leute geben soll, die das tatsächlich glauben -.-

Aber wenn es einfach ein Tatsachenbericht ist, dann geht doch das ganze Potential verloren, das du den Leuten eröffnest, wenn du ihnen die Geschichte als Fiktion servierst.

Klar, so gut wie alle ernstzunehmenden Autor_innen schreiben nicht alles komplett aus der Fantasie heraus. Bei einigem Nachstochern sind in den meisten Geschichten autobiographische Elemente - seien es Ereignisse, Orte oder Figuren, die realen Personen nachempfunden sind. (F. Scott Fitzgerald hat, wie ich neulich lernte, sein ganzes Leben und das seiner Frau als sein geistiges Eigentum empfunden, aus dem er den Stoff für seine Erzählungen schöpfte, und er hat vor Wut getobt, als seine Frau einen autobiographischen Roman herausbrachte, weil er das Gefühl hatte, sie würde ihm damit stehlen, was ihm zustünde.)
Aber - und das ist der Unterschied - es sind eben keine "originalen" Erzählungen, sondern es sind geistige Weiterentwicklungen dessen, was vielleicht einmal so oder in ähnlicher Form passiert ist - oder passiert sein könnte!? Geht es nicht beim Erzählen darum, sich Gedanken zu machen, was eins der Welt sagen möchte, welchen Eindruck die Erzählung machen soll, ob es vielleicht so eine Art "Moral" gibt oder zumindest einen wichtigen Aspekt, den der_die Autorin den Mitmenschen vermitteln will? Oder auch nur der Kunst an sich? Thomas Mann hat sogar seine Tagebücher, seine intimsten Schriftstücke, von vornherein so geschrieben, dass sie irgendwann der Nachwelt zugänglich gemacht werden konnten und sollten. Selbst hier konnte er den Impuls nicht fallen lassen, dass die Tagebücher nicht als zwecklose Schriftstücke alleinstehen sollten.

Also, um mal mit dem Geschwafel aufzuhören: Ich würde mir in deinem Fall eine weitere Bearbeitung dessen wünschen, was bisher anscheinend ein "originales" Erlebnis von dir ist, das einfach in einer ungewöhnlichen Form notiert wurde. Ich möchte weiteres, richtig geistiges Eigentum von dir drumherum haben, was das Ganze in einen Kontext stellt, ich wünsche mir, dass du dir literarische Freiheiten nimmst, und damit meine ich nicht nur Wortwahl und Satzbau.

Sonst habe ich das Gefühl, dass ich hier gar nicht in der Ecke für "Kunst und Literatur" bin (oder wie das jetzt auch immer heißt, ich hab es vergessen), sondern ein bisschen weiter nach unten gescrollt im Forum, in der "Blog-Ecke" oder im "was hast du heute gemacht"-Thread.

Und natürlich wünscht sich ein kleiner romantischer Teil von mir auch immer noch die tiefergehende Geschichte um diesen wunderbaren LKW-Fahrer, der einen Schneemann baut, obwohl er eigentlich rauchend und ffn hörend in seinem LKW sitzen sollte und an nichts denken außer an den Burger, den er an der nächsten Raststätte zu verspeisen gedenkt