Natürlich, beim Nachhilfe geben etc. langweilen sich immer einige. Aber lernt man dann nicht auch, dass es wichtig ist, anderen zu helfen? Sein eigenes "Ego" zu überspringen?

Ich habe das Nachhilfe geben auch nicht als Nachteil gesehen. Vordergründig war es ein besserer zeitvertreib als im unterricht zu sitzen, aber mit einem passendem Niveau in der Klasse wäre dem Mädchen sicherlich bessergeholfen gewesen. Denn sowas iwe unterschiedliches Grundschulniveau gabs bei uns nicht, davon höre ich zum ersten mal. Wie läuft das denn ab?

Noch ein Aspekt:
Ist das denn überhaupt wichtig, diesen Entwicklungsschub früh zu haben? "Erwachsen" zu werden? Sind nicht gerade die Jahre der Kindheit die schönsten Jahre, die, von denen man eigentlich am meisten mitnimmt?

Jaja, Lotte

Wir sind in der Gegend der Welt, in der die Kinder am längsten kindlich bleiben. Manche werden erst erwachsen, wenn sie in ihrer eigenen Wohnung sitzen und kein Essen im Haus haben. Wir sollten uns vielleicht schon ein bisschen schämen, dass 13-jährige Kinder bei uns das Niveau von 5-jährigen in Entwicklungsländern haben, die schon Geld für ihre Familien verdienen und komplett selbstständig sind. Natürlich ist das nicht schön und nicht erstrebenswert. Trotzdem.
Klar, man kann auch der Ansicht sein, dass man gerade deshalb seine Kindheit so genießen soll. Hm. Ansichtssache.

Ich denke nicht, dass das ein Grund ist, sich zu schämen. Und ich denke auch nicht, dass "5-Jährige in Entwicklungsländern", wer auch immer das genau sein mag, wirklich unseren 13-Jährigen entsprechen. Man erarbeitet sich eben in erster Linie die Fähigkeiten, die man braucht.
Ich kann dir auch versichern, dass man nicht so schnell verhungert, nur weil man in der Familie kaum jemals eingekauft oder gekocht hat- ich lebe

Aber darum geht es ja gar nicht, sondern um diesen Entwicklungsschub. (An den kann ich mich zwar nicht in der Form erinnern, aber ich glaub euch einfach mal.)
Erstmal... ich kann mir nicht vorstellen, dass der Entwicklungsschub etwas mit dieser Art von Selbstständigkeit zu tun hat, damit, sich alleine durchschlagen zu können. Es ist doch eher, dass man neue Freiheiten gezeigt bekommt, Freiheiten des Denkens zum Teil, und dass man neue Aufgaben gesetzt bekommt und lernt, die möglichst gut zu lösen. Das ist ein (von mir vorerst nicht bewerteter) Schritt in der geistigen Entwicklung.
Aber, ist der wirklich nur mit möglichst früher Aussiebung zu erreichen? Das? kann ich mir nicht ganz vorstellen.

Und dann eben Lottes Frage. Ich, ganz für mich, finde darauf gerade keine rechte Antwort. Parallel müsste beides laufen, hm.

edit: worüber sprechen wir eigentlich, wenn wir über "erwachsen" und "kindlich" diskutieren?

Wir diskutieren immer noch über die Grundschuldauer.. *räusper*, nur sind wir etwas vom Thema abgeschweift..

Ich finde, in den Jahren der Kindheit lernt man eigentlich das, was im Leben am Wichtigsten ist. Teilen zum Beispiel. Einen Streit schlichten. Menschen mit anderen Meinung akzeptieren ("Ich will aber nicht buddeln gehään!"). Ich denke, soetwas ist wichtiger als ein Entwicklungsschub. Wobei auch eine gewisse Reife dazugehört, soetwas zu lernen... naja.
Zum Thema Kinderarbeit sollten wir aber eigentlich dann einen eigenen thread eröfnen, wenn ihr so wollt..

Eine längere Grundschuldauer würde nicht nur, die Vier- bis Sechstklässler betreffen, sondern auch alle jüngeren Grundschüler.
Ich erinnere mich noch wie ich in den ersten Schulwochen auf dem Pausenhof Angst hatte, von den "Großen" umgerannt oder geschubst zu werden. Dabei waren an meiner Grundschule die Ältesten Viertklässler. Wenn man bis zur Sechsten in der Grundschule bleibt, werden die Grundschulen natürlich größer und unübersichtlicher. Gerade Erstklässler, die direkt aus dem (relativ geschützten und familiären) Kindergarten kommen, wären damit vielleicht überfordert.

Außerdem beginnt am Gymnasium die zweite Fremdsprache häufig schon in der 5. oder 6. Klasse. Wie wird das organisiert, wenn dann noch Grundschule ist? Wird die Klasse in diesen Stunden geteilt? Kann an kleinen Grundschulen (z.B. einzügig) überhaupt ein Sprachkurs zustande kommen?

Insgesamt finde ich, dass die Grundschule nur 4 Jahre dauern sollte. Eine Orientierungsstufe in Klasse 5 und 6 oder Gesamtschulen halte ich aber für eine gute Idee.

Zitat

---

Außerdem beginnt am Gymnasium die zweite Fremdsprache häufig schon in der 5. oder 6. Klasse. Wie wird das organisiert, wenn dann noch Grundschule ist? Wird die Klasse in diesen Stunden geteilt? Kann an kleinen Grundschulen (z.B. einzügig) überhaupt ein Sprachkurs zustande kommen?

---

Das seh ich nicht als Hindernis. Englisch wird ohnehin in den meisten Grundschulen (zumindest in meiner Umgebung?) unterrichtet. Leider oft auf grottigem Niveau, die Tendenz geht aber seit längerem zu native speakers als Unterstützung. Diese Tendenz aufrechtzuerhalten und den Unterricht in den letzten beiden Jahren (vom Ergebnis, nicht unbedingt den Methoden ) dem in weiterführenden Schulen anzugleichen würde reichen.
Dass es in kleineren Schulen mit anderen Sprachen schwierig werden könnte, seh ich auch so, allerdings wird zB in weiten Teilen Österreichs die zweite Fremdsprache ohnehin erst ab der 7. Klasse unterrichtet- was in anderen Zusammenhängen zu hinterfragen ist, für unsere Fragestellung aber sehr hilfreich (:

Zitat von cameleon

---

Eine längere Grundschuldauer würde nicht nur, die Vier- bis Sechstklässler betreffen, sondern auch alle jüngeren Grundschüler.
Ich erinnere mich noch wie ich in den ersten Schulwochen auf dem Pausenhof Angst hatte, von den "Großen" umgerannt oder geschubst zu werden. Dabei waren an meiner Grundschule die Ältesten Viertklässler. Wenn man bis zur Sechsten in der Grundschule bleibt, werden die Grundschulen natürlich größer und unübersichtlicher. Gerade Erstklässler, die direkt aus dem (relativ geschützten und familiären) Kindergarten kommen, wären damit vielleicht überfordert.

Außerdem beginnt am Gymnasium die zweite Fremdsprache häufig schon in der 5. oder 6. Klasse. Wie wird das organisiert, wenn dann noch Grundschule ist? Wird die Klasse in diesen Stunden geteilt? Kann an kleinen Grundschulen (z.B. einzügig) überhaupt ein Sprachkurs zustande kommen?

---

Zum ersten: Das ist doch kein Problem. In meiner Grundschule hatten die Erstklässler ein eigenes Gebäude mit Schulhof. Das ist vielleicht nicht unbedingt erforderlich. Es reicht schon ein eigener Schulhof und die Kleinen sind geschützt.

Zum zweiten. Da gibt es zwei Möglichkeiten. Wenn die Schule groß genug ist, wird die Klasse in diesen Stunden getrennt, wie an jeder weiterführenden Schule. Wenn sie kleiner ist und Lehrer fehlen, kann eben nur eine Fremdsprache angeboten werden. Das ist bei uns sogar bei vielen weiterführenden Schulen so.

@blubbl: Bei uns hat sich das Niveau vom Englischunterricht in der Grundschule in letzter Zeit erheblich verbessert. Meine Drittklässlerschwester kann bei mir Essen bestellen und über Haustiere schwafeln.

Ein eigener Pausenhof etc lässt sich aber bei vielen schulen nicht realisieren. Wenn man zB nur ein Fußballfeld hat/haben kann, werden die 1 und die 6 Klässler eher nicht zusammen spielen. Das funktioniert bei nur 4 Klassen einfach besser. Und die schulen deshab zusammenlegen? Dann wird es sehr unübersichtlich und die Erstklässler müssten tw ehr alnge mit dem Bus fahren.
Ideen gab es in dieser hinsicht schon immer viele, aber bei einer Grundschule, die 3-4 Klassen und nur 2-3 Lehrer hat, lässt sich vieles nicht realisieren, wobei zusammenlegen oft auch keine Möglichkeit ist.

Eigentlich kann so gut wie jede Schule einen zweiten Pausenhof realisieren. Du trennst einfach ein Stück des Pausenhofs durch ein Gebäude, eine Hecke oder notfalls sogar nur durch einen Zaun ab und fertig.

Und die Größe der Schule ist doch eine ganz andere Sache als die Dauer, oder?

Werden die Grundschulen nicht automatisch um 1/3 größer, wenn die Schüler nun nicht mehr nur bis zur vierten, sondern bis zur sechsten Klasse dort sind
(immerhin zwei ganze Jahrgänge mehr)?

Pausenhöfe trennen wäre natürlich eine Möglichkeit. Obwohl ich es mir irgendwie seltsam vorstellen...

Dass so ein Wechsel im Bildungssystem nicht ohne Kosten vonstatten gehen kann ist ja klar - natürlich wird man da an einigen Schulen umbauen müssen, aber das ist ja bei jedem Größeren Wandel so: Wenn man wirklich etwas am System ändern will, muss man auch darein investieren und die Folgekosten tragen. Insofern glaub ich auch nicht, dass sich solche Probleme, wenn man es denn wirklich will, nicht beseitigen lassen - Sowohl, was Pausenhof betrifft, als auch was Sprachunterricht angeht. Der Unterricht wird sicher ein anderes Niveau haben müssen als in den ersten vier Jahren, die momentan die Grundschulzeit darstellen - da muss wohl ein Stück weit ein umgewöhnen stattfinden, aber wer sagt denn, dass man das nicht auch machen kann? Gemeinsames lernen muss ja nicht gleichbedeutend sein mit schlechtem Unterricht...
Ich bin einfach aus den schon genannten Gründen tendenziell für längeres Gemeinsames Lernen (Vielleicht jedoch ein wenig individueller gestaltet als in den ersten Jahren....) - ich glaub nicht, dass man in dem Alter schon Kinder trennen und einem Teil von ihnen erklären sollte, dass sie sozial tot sind, in der Gesellschaft nicht gebraucht werden und absolut nutzlos sind. Nicht jeder entwickelt sich gleich schnell, und grad in jungen Jahren gelten die Zeugnisse doch ebenso den Eltern und ihrem Einfluss, wie den Kindern selbst - ich hoff, dass man dieser Abhängigkeit der Bildungschancen vom Elternhaus dadurch abschwächen könnte, wenn man wartet, bis die Kinder ein wenig selbständiger werden und sich ein wenig weiter entwickelt haben. Abschaffung der Hauptschule wäre wohl auch eine erwägenswerte Möglichkeit, die ich absolut unterstütze - dieser Selektionswahn...