Ich hab letztens ein sehr schönes Gespräch mit zwei Freundinnen gehabt, das genau so verlief, wie Gespräche eben verlaufen, wenn es spätabends vor einem Abschied für 5 Monate ist, und ein bisschen (viel) Wein im Spiel ist.
Im Zuge dieses ganzen YOLO / Wir sind viel zu jung und das Leben viel zu kurz um es zu verschwenden-Gequatsche kamen wir darauf zu sprechen, wie wichtig es eigentlich ist, den Menschen, die wir in unserem Leben schätzen, das auch zu sagen.

Ich bin keine Person, die gern und leicht über Gefühle redet, aber ich hab mir vorgenommen, ab jetzt öfter meinen FreundInnen und meiner Familie zu sagen, dass ich sie gern habe /etc. Es ist aber schwierig eine Balance zu finden, es muss ja nicht eine 5minütige Liebeserklärung sein, aber "Ich freu mich schon so, dich zu sehen" und hin und wieder ein Herzerl-emoji (ihr ahnt nicht, wie viel Überwindung mich das kostet) sollte doch schon drinnen sein?

Wie handhabt ihr das? Ist euch sowas wichtig?
Seid ihr vielleicht der Meinung, dass es an Bedeutung verliert, wenn man ständig "hab dich lieb"/"Ich liebe dich" sagt oder schreibt?

Zuneigungsbekundungen sind auch so gar nicht meins. Andersrum höre ich aber total gerne, dass andere Menschen mich mögen. Ich erinnere mich wahrscheinlich eher und positiver daran, dass mir eine Freundin sagt, dass sie mich gern hat, als daran, dass sie mir letztens Geld geliehen hat.
Ich glaube nicht, dass Liebeserklärungen in jeder Abstufung mit der Häufigkeit an Bedeutung verlieren. Die meisten Menschen hören doch wahrscheinlich ganz gerne, dass sie wertgeschätzt und gemocht werden. Wenn mich jemand nicht mag, merk ich das am Verhalten ja auch von selber. Das Gemocht-Werden aber zusätzlich zu Gesten auch noch zu hören, schadet nicht. Sage ich, und mach's nicht.

Meine großartige Vermeidungsstrategie von generellen Zuneigungsbekundungen: nach Möglichkeit viele kleine Komplimente verteilen. Wenn ich das Verhalten von einer Person in einer Situation gut fand, wenn jemand eine neue Frisur hat,... Für mich funktioniert das grade ganz gut, denk ich.

Ich bin beeindruckt. Ich bin gerade von der Schule gekommen, völlig fertig mit den Nerven, verweint und ohne Jacke und bin wirklich beeindruckt.
Ich habe meine Jacke mitsamt Handy und Haustürschlüssel in der Schule verloren und in allen Räumen gesucht, sogar mit fremden Personen geredet, was mir wirklich schwer fällt.
Und in der ganzen Zeit, in der ich gesucht habe, ist ein Mädchen bei mir geblieben. Ich wusste, dass sie mich sehr mochte; sie hat oft meinen Namen gerufen, wenn ich morgens in die Schule gekommen bin, mein Haar verwuschelt, dass sie ganz toll fand, und ja, sie hat auch Dinge getan, die mich wirklich sehr genervt haben. Sie hatte bei mir abgeschrieben und nicht davor gescheut, meinen Arm anzuheben, damit sie sehen konnte, was ich geschrieben hatte, mich abgelenkt und mir Dinge zugeflüstert, wenn ich mich auf das, was vorne an der Tafel gesagt wurde, konzentrieren wollte, sie hatte auch manchmal Sachen gesagt oder getan, die ich wirklich nicht gut fand. Sie ist wirklich nicht mein Typ und wir werden wohl niemals Freundinnen werden können, aber diese eine Sache werde ich nie vergessen. Es war wie ein magischer Moment.
Sie hat mich vorhin getröstet, ist bei mir geblieben, bis wir wirklich überall gesucht hatten.
Das ist echte Wertschätzung.

Ich finde Wertschätzung ungemein wichtig! Es gibt für viel zuviel Menschen in unserer Gesellschaft viel zuwenig davon.
Deswegen bemühe ich mich ganz bewusst darum, den Menschen in meinem sozialen Umfeld eine positive Rückmeldung zu geben, wenn ich etwas gut finde.
Oft kommt es mir so vor, als ob viele Menschen mit Kritik im Vergleich zu Lob sehr viel großzügiger umgehen. Das ist schade.