Da ich darüber einfach keinen thread finden konnte, schmeiß ich den jetzt mal hier rein:

Wie verhaltet ihr euch, wenn ihr im Alltag auf Behinderte trefft? Helft ihr ihnen oder ignoriert ihr sie? Was denkt ihr über sie?

Mich würde das echt mal interessieren!

Edit

Wenn ich mal einem Behinderten (Du hast Recht, kein schönes Wort.) auf der Straße begegne, dann ignoriere ich ihn auch. Das ist aber sehr selten und ich bin dann irgendwie froh, weil ich ausnahmsweise mal nicht die Einzige bin.
Deshalb bin ich aber nicht böse oder egoistisch.
Ja, ich bin auch behindert, besser gesagt, körperlich behindert (SMA Typ 1, falls ihr damit was anfangen könnt).
Es nervt schon, wenn mich irgendwelche fremden Leute deshalb ansprechen. Besonders, wenn die mit mir reden, als wäre ich ein kleines Kind. Das ist dann nicht mehr nett, sondern einfach nur noch nervtötend. Allerdings interessieren sich oft kleine Kinder für mich. Das ist trotz allem auch wieder süß.

Ich versuche, sie genauso wie andere Menschen zu behandeln. Was sollte man auch anderes tun? Ich glaube die wenigsten Behinderten wollen Aufmerksamkeit, sondern einfach nur Akzeptanz. Wenn man also nicht schreiend weg läuft oder anfängt, denjenigen zu beschimpfen, was sollte man anderes machen, außer ganz normal weiter zu gehen? Manchmal fällt es mir aber auch schwer, wenn ich nicht weiß, ob jemand Hilfe braucht. Neulich kam zum Bispiel ein Blinder in den Bus und hat eine Gelegnheit zum Festhalten gesucht, da wusste ich auch erstmal nicht, was ich machen sollte, es gab aber zum Glück jemanden, der ihm eine Stelle gezeigt hat, wo er sich festhalten kann. Denn, ich denke das geht nicht wenigen so, man kann sich halt schlecht in so eine Person hineinversetzen und ich denke vielen fällt es dann schwer, zu wissen, wann jemand Hilfe braucht und wann nicht.
Und diese bemitleidenden Blicke... ich weiß nicht, ich denke nicht dass dir so etwas hilft, Rosa-Regenbogen, oder?
Übrigens finde ich nicht, dass "behindert" ein blödes Wort ist. Es wurde einfach nur zu einem blöden Wort gemacht, indem es als Beleidigung genommen wurde und jetzt irgendwie die ganze Zeit dafür verwendet wird, was ich nicht so toll finde.

An mitleidige Blicke gewöhnt man sich, aber du hast schon Recht: Helfen tun sie mir nicht. Außerdem nerven sie.
Was noch nervt: Manche schieben ihre Kinder schnell weiter, wenn sie sich für mich interessieren. Das ist dann irgendwie schade und ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Ich glaube, man könnte, wenn man Behinderten begegnet und denkt oder merkt, dass sie Hilfe brauchen, seine Hilfe anbieten. Das finde ich immer sehr nett und es zeigt, dass man aufmerksam ist. Alten Leuten hilft man ja auch über die Straße. Der Betreffende könnte dann ja immer noch ablehnen.
Das ist jedenfalls meine Meinung.

Bei der taz gibt es grade eine Serie zu Inklusion: http://www.taz.de/taz-Serie-Inklusion-7/!150545/ (der siebte Teil, darin geht es unter anderem um behindert als Bezeichnung - sorry, Link muss anscheinend kopiert werden.)
Solche Serien, oder zB auch der eine YouTube-Kanal, den enya vor einiger Zeit gepostet hatte (SoBehindert) finde ich oft hilfreich, weil die nochmal eine andere Perspektive als die eigene able-bodied-Perspektive bieten, auch wenn das nicht der "Ratgeber" für Umgangsregeln mit allen Menschen immer ist.

Seit ich mich mit meinem Nachbarn angefreundet habe, der Rollstuhlfahrer ist, trete ich, obwohl ich immer dachte, ich gäbe mir Mühe, ständig in Fettnäpfchen. Das geht damit los, dass ich in seiner Küche stehe und Gläser suche und dabei die Hängeschränke aufmache ("Kleo, suchst du gerade da oben in meiner Küche nach etwas, das ich regelmäßig benutze?") und geht weiter mit gemeinsam in einem Supermarkt einkaufen, der so ein mistiges Drehkreuz am Eingang hat (und mir fällt nicht ein, dass eins die so beiseite schieben kann), und es endet damit, dass ich immer, wenn er uns besuchen kommt, hineilen und das ganze Zeug wegräumen muss, das unordentlich in unserem Flur herumliegt (und über das wir immer einfach drübersteigen), was ich jedes Mal vorher vergesse.
Und manchmal merke ich, wie er gaaanz kurz davor ist, genervt zu sein, und es sich dann verkneift.

Ich hoffe einfach, dass ich auf Dauer besser werde und gebe mir Mühe und entschuldige mich halt, wenn ich mal wieder was peinliches gebracht hab.

Schön ist auch immer wieder: "Sollen wir da mit dem Bus hinfahren?" - "Ich kann nicht, ich hab doch kein Busticket." - "Kleo, du kannst bei MIR mitfahren." - "Achja..."

Aber was ich eigentlich mal promoten wollte, ist die www.wheelmap.org!
Das ist ganz lustig, alle können sich da anmelden und "mitmappen", also Orte eintragen, die eins kennt und ihnen einen Status geben, ob sie rollstuhlgerecht sind oder nicht (oder so halb), und ob sie ein barrierefreies WC haben.

Ich hab mich da vorhin angemeldet und hab schon meine Frauenarztpraxis, meine Hausärztin, meine Neurologin, ein Restaurant, ein Denkmal, ein Muesumsgebäude und den blöden Supermarkt mit dem Drehkreuz gemappt ^^
Und es macht irgendwie Spaß.

Die Karte gilt übrigens nicht nur für Deutschland, sondern soll weltweit genutzt werden.

Hm...Sorry, ich muss mir gerade ein Grinsen verkneifen.
Ich glaube dir, dass das manchmal kompliziert und für dich auch teilweise verwirrend ist. Aber eigentlich sollte es mit der Zeit besser werden, denn je mehr du mit deinem Nachbarn unternimmst, desto mehr gewöhnst du dich daran. Irgendwann sind all diese kleinen Dinge vielleicht alltäglich und selbstverständlich.
Aber wenn nicht, ist das auch nicht so schlimm. Sieh es mit Humor und lächel einfach darüber, dann ist es gleich nicht mehr so peinlich oder nervig.

Bei der wheelmap hab ich übrigens auch schön einiges eingetragen. Das ist echt praktisch. Da müssten eben nur noch mehr Leute mitmachen, damit man es wirklich gut nutzen kann.