Selbstverschuldetes Unglück ist nicht weniger real als anderes.

Und natürlich sollte eins niemandem, auch nicht sich selbst, Leid wünschen. Leiden ist scheiße. Und es ist in der Tat abstrus, das irgendwie relativieren zu wollen.

Darum sprach ich auch von einem "trotzdem", nicht von einem "gerade deswegen!"

Ja vielleicht man muss nicht leiden, um das alles mit Glück verstehen zu können. Aber wenn man zufällig leidet, dann kann man das für besseres nützen und das positivere und Glück daraus sehen. So ist auch mindestens das nachdenken über das Leid wichtig.
Außerdem ist für mich nicht ein Mensch mit einem Leid besser als ein Mensch mit anderem Leid. Es kann sein, deine Katze lauft weg und das ist sehr schlimm. Oder deine Eltern sterben, dann ist das sehr schlimm. Für beide Menschen, wenn das das schlimmste war, dann war das das schlimmste und dann will niemand hören das war ja ein Witz. So ich glaube schon, man muss auch weniger Leid mit Mitgefühl sehen genau wie ganz schlimmes Leid. Man muss ja nicht sagen ja du hast recht wenn du so viel leidest wegen etwas kleines. Man muss aber trotzdem auch denen ganz viel zuhören, muss ja nicht beurteilen.

(Kleo, erzähle mal was über Bahai, ich habe da viel zu wenige Ahnung. Sind deine Eltern Bahai oder wie bist du dort hin gekommen?)

Glücklich ist man dann, wenn alles so läuft wie vorgestellt: Erfolg im Berufsleben, Erfolg mit der Liebe, Erfolg bei Freunden. Wer tolle Hobbys hat, womit derjenige bei anderen Auftrumpfen kann, wer einen aktiven Lebensstil pflegt. Wer soziale Kontakte mag und neue knüpft. Wer sich gut anderen Leuten anpassen kann und damit kein Außenseiter wird. Wer selten oder gar nicht Schicksalsschläge erleidet (wenn z.B. Verwandte sterben oder einem die große Liebe verlässt). Wer positiv und optimistisch durch das Leben geht. Wer gut aussieht. Solche Menschen sind oder werden glücklich.

In anderen Worten: Glückliche Menschen sind das genaue Gegenteil von einem gewissen Grünschnabel.

Zitat

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Denk dran, Grünschnabel: alles liegt in deiner Hand. Du allein bist für dein Glück und dafür, was du mit deiner Lebenssituation anstellst, verantwortlich.

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Ein noch größerer Teil machen jedoch die Gene aus - wofür man nichts kann. Wer mit schlechten Genen geboren wird, wird von Anfang an schlechtere Chancen haben und muss sich viel mehr anstrengen, um das zu erreichen, was andere mit Leichtigkeit erreichen.

Zitat

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Ein noch größerer Teil machen jedoch die Gene aus

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Hui, das ist aber eine mutige Hypothese. MW ist immer noch umstritten, wie groß der genetische Einfluss auf "subjective well-being" tatsächlich ist. Die einzige Möglichkeit, da statistisch irgendwas Vergleichbares zu kriegen, sind Zwillingsstudien, und da gibt's ja immer das Problem, dass bei Zwillingen nicht nur die Gene, sondern auch die soziokulturelle Beeinflussung ähnlich sind. Weiß da jemand mehr zu?

Aber abgesehen davon: nur weil es schwieriger sein soll, ist es ja nicht unmöglich, oder?

@ Wishmaster:
Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir diese Redewendung nicht. Ich denke dabei auch an solche Sachen wie "Jeder ist seines Glückes Schmied" etc...

Es impliziert, dass ein Mensch ganz allein darüber entscheiden kann, ob er_sie glücklich ist. Und damit wird allen Menschen, die es aus irgendeinem Grund nicht sind, irgendwie selbst die Schuld für ihr Unglück zugeschoben. Andere Menschen weisen Verantwortung und Mitgefühl von sich, indem sie sagen: "Die könnte ja glücklich sein, aber sie will nur halt irgendwie nicht."

Dabei gibt es so viele Gründe, die einem Menschen das Glück rauben können, für die er_sie einfach gar nichts kann.
Mobbing ist einer dieser Faktoren. Ein schlechtes Elternhaus, Vernachlässigung, psychisch kranke Eltern, oder andersrum übermäßiger (Erwartungs-)Druck. Eigene psychische Erkrankungen. Behinderungen, die die Lebensqualität massiv einschränken. Zugehörigkeit zu einer diskriminierten Gruppe. Schicksalsschläge wie plötzliche Erkrankungen bei einem selbst oder nahen Verwandten/Freunden.
Oder einfach furchtbares Pech: Firma insolvent, Job weg, zu alt für eine Neueinstellung, plötzliche Arbeitslosigkeit. Leben in einem Land mit hoher Jugendarbeitslosigkeit und daraus resultierende schlechte Jobchancen. Substanzabhängigkeit. Oder einfach nur von der großen Liebe verlassen werden...

Und wenn jemand in diesen Situationen ist und jemand anderes kommt an und sagt einfach: Denk daran, alles liegt in deiner Hand! Du bist allein für dein Glück verantwortlich!... Dann klingt das ein bisschen wie Hohn

Es ist ein blöder Vergleich, aber es ähnelt diesen reißerischen Meldungen über Prävention von Krebs, etc. Je mehr von den Medien verbreitet wird, was eins angeblich selbst zur Prävention von Krebs tun könnte, desto mehr wird die Krankheit zu einem scheinbar steuerbaren Ereignis.
Und wenn dann jemand Krebs bekommt (was ein schrecklicher Schicksalsschlag ist), dann werden Stimmen laut, die unterstellen, die Person sei irgendwie selbst daran schuld, weil sie nicht genug Sport gemacht, nicht genug Gemüse gegessen hat, blablubb.
Dabei stimmt das nicht. Du kannst noch so viel Sport machen, noch soviel Gemüse essen, dich dein Leben lang nur von Körnern aus dem eigenen Garten ernähren, und trotzdem Krebs bekommen.

Und genauso kannst du alles tun, was in deiner Macht liegt, um "dein Leben in die Hand zu nehmen"... und trotzdem unglücklich sein.
Und fürs Unglücklichsein sollte niemals einem Menschen ein Vorwurf gemacht werden.

Oh, die American Dream-Problematik (die tatsächlich in beide Richtungen problematisch ist, m.E.) - ich halt mich da mal raus

Zitat

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Glücklich ist man dann, wenn alles so läuft wie vorgestellt:

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Kommt sehr darauf an, was eins sich vorstellt, oder? - Ganz davon abgesehen, dass Zukunftserwartungen nicht immer positiv sein müssen kann ich zumindest aus eigener Erfahrung sagen, dass meine größten Glücksmomente sich in der Regel gerade auf unerwartetes bezogen haben.

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Ein noch größerer Teil machen jedoch die Gene aus - wofür man nichts kann. Wer mit schlechten Genen geboren wird, wird von Anfang an schlechtere Chancen haben und muss sich viel mehr anstrengen, um das zu erreichen, was andere mit Leichtigkeit erreichen.

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Ich halte es für recht gefährlich, Glück so zu biologisieren. Weder dein Charakter, noch deine Intelligenz, noch dein Lebenslauf, noch dein Glück hängen primär von Genen ab (die sicher da reinspielen, klar...) - Ich denke, die soziale Rolle, in die du reinwächst, dein soziales Umfeld, gesellschaftliche Ideale und Machtstrukturen, unvorhergesehene Schicksalsschläge usw. spielen eine ungleich größere Rolle. Es gibt kein Außenseitergen, kein "diskriminiertwerden"-Gen oder sonstwas.
Wie das bei depressiven Erkrankungen ist weiß ich nicht - die können, soweit ich informiert bin, vererbbar sein, sind es aber beiweitem nicht in allen Fällen. Und auch wenn es vererbbar ist, ist die Frage, inwiefern es um die Erkrankung selbst oder um eine Disposition geht und inwiefern es reinspielen könnte, dass eins in einer Familie mit Depressionsproblematik aufwächst lässt sich kaum angemessen wissenschaftlich untersuchen, fürchte ich...

Glück, Charakter usw. mit Genen erklären zu wollen führt leider sehr schnell zu anderen mechanismen, u.A. zu sozialdarwinistischen Vorstellungen o.Ä. - indem nicht gesellschaftliche Mechanismen, frühkindliche Prägung, einschneidende Erlebnisse etc. als Hauptfaktoren anerkannt werden, sondern biologische Gründe gesucht werden werden Verantwortlichkeiten negiert, Beeinflussbarkeit ebenso etc. pp.

Zu Kleo: Ich stimm dir in fast allem zu, nur der Krebserkrankungsvergleich hinkt m.E. ein wenig - Denn da gibt es eben bis zu einem gewissen Grad beeinflussbare Faktoren und daneben eben Zufälligkeiten, das ist bei Glück, denke ich, etwas anders. Wie auch immer - Stigmatisierung und Beschuldigung erkrankter Menschen ist scheiße und kommt wie von dir beschrieben vor, stimmt.

Mhm, in blinden Fatalismus zu verfallen, apathisch da zu sitzen und Schicksalsgläubig zu werden ist auch falsch, denke ich auch...
Es sollte wohl noch erwähnt werden, dass eben auch die Ausgangspunkte unterschiedlich sind, dass es keine gemeinsame Basis aller Menschen gibt, keine Chancengleichheit, dass es einige Menschen halt sehr viel schwieriger haben als andere... (durch äußere, durchaus aber auch durch innere Faktoren...)