Ich denke, die Entscheidung war egoistisch in dem Sinne, das ich keine Lust hatte, mich den Konsequenzen (also dem möglichen Trauma und/oder Verdurstung) zu stellen, und den "einfachen" Weg aus der Situation raus genommen habe, und dem Anderen die Konsequenzen gelassen habe (mögliches Trauma wegen meiner Aufopferung), ohne meine Entscheidung mit ihm zu klären. Da meine Entscheidung sein Leben beeinflussen wird hätte ich ihn mit einbeziehen müssen.

Es war meine Entscheidung, das Seil zu zerschneiden, meine Entscheidung, mein Leben zu opfern, aus welchen Gründen auch immer. Der Andere weiß, dass ich sein Leben gerettet habe, aber ihn trifft keine Schuld, ich wüsste also nicht, warum ihn meine Entscheidung verfolgen müsste (außer natürlich aus dem Grund, dass er mich immer gut in Erinnerung halten wird weil ich mein Leben für ihn geopfert habe, aber ich persönlich würde es nicht als Fluch, sondern als Segen sehen).

Im Grunde kommt es lediglich auf die Motive an, aus denen heraus du dich so entscheidest, oder nicht? Wie eine Handlung moralisch zu bewerten bzw. in diesem Fall, ob sie als egoistisch oder altruistisch zu bezeichnen ist hängt m. E. nicht von den tatsächlichen Konsequenzen ab, sondern davon, von welchen Konsequenzen der Handelnde ausging, zu welchem Zweck er seine Handlung vornahm. (Wenn ich z. B. etwas mache in dem Glauben, damit einen Menschen zu retten, letztlich töte ich stattdessen jemanden, aufgrund eines Irrtums war die Handlung moralisch gesehen trotzdem richtig, geschah sie doch im Rahmen eines Versuches, zu helfen) - insofern kommt es hier nicht auf die äußeren Umstände an, denke ich, sondern um die Absicht desjenigen, der das Seil durchtrennt.
Und an dem Punkt bin ich mir nicht ganz sicher, wie deine Beschreibung der Situation gemeint war. Du verwendest ja erst den Begriff des Opfers - "Du entscheidest dich, dein Leben zu opfern". Den Ausdruck "sich opfern" halte ich im Zusammenhang mit egoistischem Verhalten kaum für anwendbar, aber da mag mein Sprachgefühl auch einfach ein wenig seltsam sein. "Sich opfern" impliziert m. E., dass die Handlung aus selbstlosen Motiven heraus vorgenommen wird, dass man die eigenen Interessen zugunsten derer eines anderen Menschen aufgibt.
Wenn der betreffende Mensch es nur um seines guten Gewissens willen macht, um nicht sein Leben lang Schuldgefühle zu haben, wie der restliche Teil des Satzes suggeriert (was ich für äußerst unrealistisch halte. Aber das ganze Beispiel ist ja völlig realitätsfern und konstruiert und dient nur der Veranschaulichung, von daher ist das wohl egal.), ist es sicher egoistisch - die eigenen Interessen stehen im Fordergrund, eine Schädigung des Anderen wird dafür in Kauf genommen, auch wenn es nicht um Leben und Tod, sondern um Schuld und Gewissen geht, aber das ist ja irrelevant. Ein und die selbe Handlung kann also egoistisch sein oder altruistisch, je nachdem, aus welchen Gründen sie vorgenommen wird, denke ich.

Sorry, Schildi, das ist dein Thread, aber passend zu dem Thema etwas, was mich schon mal interessieren würde, wenn es dich nicht stört ...
Haltet ihr euch persönlich für Egoistisch? Oder nur bis zu einem gewissen Grad? Und wie stehts mit der Menschheit allgemein? Alles Egoisten, also quasi Egoismus als menschlicher Grundinstinkt um zu überleben? Oder überwiegt eher der soziale Aspekt?

Ich bin sehr egoistisch. Solange ich niemanden damit ernsthaft schade, versuche ich das zu bekommen, was ich will. Wieso auch nicht, wenn jemand anderes davon keinen Nachteil hat? Mein Ziel ist es nunmal, dass ich glücklich bin und nicht alle anderen glücklich zu machen. Sollen die sich doch auch selbst um ihr eigenes Glück kümmern.

Allgemein will ich nichts dazu sagen, weil es einfach viel zu viele unterschiedliche Leute gibt. Solche wie mich, manche sind nur manchmal egoistisch, manche überhaupt nicht.

Müsste nicht ein Unterschied gemacht werden zwischen "jemanden vor den Kopf stoßen" und "jemandem schaden", außerdem zwischen den Gründen, aus denen Menschen zum Beispiel die Gasrfreundschaft verweigern, sich im Zug von gesprächigen Menschen abkapseln, mit dem in der Gemeinschaftsküche gebackenenn Kuchen in ihr Zimmer flüchten?

Naja, etwas nicht mit anderen zu teilen, die wissen, dass man es hat, um es (aus wlchen Gründen auch immer) alleine aufzuessen.

(Ich find das nämlich alles nicht so schlimm, es kommt ja niemand zu Schaden.)

Naja, man ist nicht moralisch dazu verpflichtet, immer offen zu sein, extrovertiert zu sein, auf andere zuzugehen, jedes Angebot zwischenmenschlicher Interaktion anzunehmen, auf jeden Zaunpfahlwink einzugehen, oder?
Ich bin froh, manchmal die Türe einfach hinter mir zumachen und allein sein zu können und wenn mich dann irgendwer anruft lasse ich das Telephon gelegentlich einfach klingeln, weil ich keinen Nerv habe, mich mit irgendwem zu unterhalten. So what? Für alle beteiligten das beste - denn auch für den anderen ist es doch eher unschön, sich mit jemandem zu unterhalten, der eine Weile allein sein will.
Sicher, man muss dann auch damit klarkommen können, selber zurückgewiesen zu werden, gelegentlich, aber es gibt schlimmeres. Und wenn Höflichkeitsregeln mich nötigen, Dinge zu tun, die mir unangenehm sind und deren Mehrwert mir nicht ersichtlich ist, sind es imho Scheißregeln.

Sicher muss man in jedem Einzelfall hinterfragen, ob es das wert ist - oder ob es nicht doch besser ist, etwas mir evt. unangenehmes hinzunehmen. Aber es ist auch nicht grundsätzlich verdammenswert, denk ich.

Wie immer ist es wohl auch hier von Vorteil, zu versuchen, den anderen zu verstehen, zu akzeptieren, wenn er keine Lust hat auf irgendwas und es ihm trotzdem nicht allzu übel zu nehmen. Ich denk, jeder ist manchmal gerne unsozial, oder? Und manchmal ist man dann wieder froh über jeden Menschen, der einem Gesellschaft leistet. Zwänge find ich generell scheiße - das gilt auch für den bereich sozialer Interaktion.

Sehe ich ähnlich wie du Jasper. Wenn ich auf irgendetwas keine Lust habe, dann tu ichs eben nicht - außer es ist unvermeidbar und ich sehe das ein^^
Wenn jemand mich besuchen kommt während ich sauge, kann er gerne reinkommen, aber je nachdem, wer das ist, würde ich auch erst zuende saugen. Also, bei guten Freunden jedenfalls. Das ich zu jedem Gefallen ja sagen würde ist ganz gewiss nicht der Fall, kommt wieder drauf an, wer fragt, was ich tun soll und vorallem auf die Art und Weise, wie die Frage gestellt wird.
Wenn ich im Zug nicht reden will, rede ich nicht. Nicht nur im Zug, das gilt für jede Lebenslage. Und wenn jemand nicht reden will, dann ist das doch seine Sache. Meistens verpasst man nix^^
Hingegen sind meine Erwartungen auch nicht sonderlich hoch, wenn jemand keinen Hunger hat, dann ist das eben so, soll er zusehen, wie ich esse^^

Und auch sonst muss ich zugeben, dass ich meistens erst überlege, was ich von einer Sache habe. Es hat ein wenig gedauert, aber mittlerweile hab ich verstanden, dass ich nicht glücklich werden kann, wenn ich immer nur an andere denke. Das entspricht nicht meiner Natur. Wenn man mit jemandem nichts zu tun haben möchte, sollte man das Recht haben, das auch umzusetzten. Allerdings versuche ich auch, kein "Kameradenschwein" zu sein und bei den Leuten, die mir wichtig sind, mache ich deshalb auch mal Zugeständnisse. Ich lebe wahrscheinlich nach dem Prinzip "Erst ich, dann meine Freunde. Und dann, wenns mir passt, die anderen." Denn irgendwie muss jeder selbst klarkommen in dieser Welt.

Hm, ich glaube nicht, dass ich nur an mich denke, nur weil ich es nicht schlimm finde, wenn man auch mal ein wenig Privatsphäre einfordert (und umgekehrt anderen zubilligt).
Du hast bewusst etwas überspitzt gesagt, bei uns käme das eigene Wohl zuerst, unsere Freunde könnten vor der Tür warten. Zunächsteinmal gefällt mir das "wir/ihr" nicht. Ich bin, nur weil ich, wie einige andere hier, nicht deiner Meinung bin nicht automatisch der gleichen Meinung wie ebendiese, ich glaube nicht, dass wir dir als einstimmiges Kollektiv gegenüberstehen, innerhalb dessen es keine Meinungsunterschiede gibt - genausowenig, wie das bei "den Norddeutschen" der Fall ist. Ich würde Staubfingers letzten Satz "Ich lebe wahrscheinlich nach dem Prinzip "Erst ich, dann meine Freunde. Und dann, wenns mir passt, die anderen." Denn irgendwie muss jeder selbst klarkommen in dieser Welt." z. B. nicht unterschreiben - in einigen Punkten bin ich ihrer Meinung, in anderen wiederum nicht. Ich glaub nicht, dass eine Veralgemeinerung da weiterhilft.
Im Übrigen weiß ich nicht, inwiefern die diskutierten Beispiele etwas mit einer Beeinträchtigung des Wohles des anderen zu tun haben. Wenn ich mich nicht mit jedem Menschen, neben dem ich in der Bahn sitze, unterhalte - schade ich ihm dann? Und wenn mir ein Freund sagt, er sei müde, erschöpft und wolle heute einfach mal seine Ruhe haben, ob man sich nicht einfach stattdessen wann anders treffen könne - inwiefern ist mein Wohl beeinträchtigt?
Ich denke mit gleichem Recht kann man umgekehrt sagen, dass es egoistisch ist von anderen eine dauerhafte Verfügbarkeit zu erwarten. Das kann man als ein Verweigern von Privatsphäre bezeichnen, wenn man es ein wenig überspitzt formuliert. Auch unter Freunden muss man nicht immer, in jeder Situation, zu allem bereit sein, denke ich.

Es geht also nicht unbedingt darum, ob dem eigenen Wohl, oder dem des Anderen der Vorrang gegeben wird - es geht darum, was wichtiger für das Wohlergehen eines Menschen ist, das Recht auf Privatsphäre oder bedingungslose Offenheit und Verfügbarkeit.

Und wenn ich sage, dass es für mich okay ist, wenn jemand mal keine Lust hat, sich mit mir zu unterhalten und dass ich kein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mich in der Bahn nicht neben einen anderen Menschen sondern auf eine leere Bank setze, dann heißt das nicht, dass ich einen Freund (oder auch einen Fremden) vor der Tür stehen ließe, wenn sein Wohlergehen irgendwie beeinträchtigt ist. Und wenn ich noch so müde, erschöpft, entnervt und lustlos bin, würde ich einem Freund zuhören, wenn ich merke, dass er wirklich jemanden zum Reden braucht. Und ich würde mein Zimmer im Notfall ein Jahr lang mit ihm teilen, wenn das aus irgendwelchen Gründen erforderlich sein sollte.