Twitter hat angekündigt, dass es künftig gewisse Inhalte in gewissen Ländern zensieren wird, je nachdem, was die Verfassung des Landes erlaubt. Das würde zB bedeuten, dass in Deutschland holocaustleugnende Tweets zensiert werden, aber auch dass in arabischen Ländern FrauenrechtlerInnen nicht zu Wort kommen dürfen.
Und Google krempelt schon wieder die eigenen Richtlinien um und plant, alle Benutzerdaten schön durchsichtig zu machen um die Werbung verbessern zu können.
Was denkt ihr darüber?
Besonders interessiert mich der Fall Twitter - ist die Twitterzensur berechtigt? Gibt es einen Unterschied zwischen Zensur von Nazipropaganda (verboten in Deutschland) und Zensur von revolutonären Inhalten (verboten in Diktaturen wie vor kurzem in Lybien und Ägypten)? Wie weit darf man gehen, und warum?
(Nichts Vernünftiges, nur ein kurzer Kommentar:) Bei SOPA, PIPA und ACTA ist der Fall Recht eindeutig, das Zeug ist gefährlich.
Zur Twitter-Zensur hab ich allerdings einen Blogartikel gelesen, in dem gesagt wird, dass das eher ein Kompromiss zwischen Meinungsfreiheit und Gerichtsurteilen einzelner Länder ist? und dass betreffende Tweets momentan zwar nicht geblockt, aber gelöscht würden. (suchsuchsuch) Hier: http://technosociology.org/?p=678 (Hoffentlich steht da jetzt wirklich drin, was ich behaupte, ich hab nicht nochmal nachgelesen.) Schwer, sich zu entscheiden, ob das das kleinere Übel ist, oder der Anfang des Untergangs?
Twitter? Ist doch nur um den chinesischen Markt zu entern. Die Regierung dort hats bisher verboten, aber wo jetzt Zensur erlaubt ist kann Twitter auch dort Fuß fassen... Da beugen sich die lieben Kapitalisten den Diktaturen..
Vor SOPA und PIPA und ACTA und Vorratsdatenspeicherung graust mir ehrlich gesagt. Videozer, Videobb und andere löschen ja mittlerweile schon ihre Links aus Angst vor selbigem Schicksal wie Megaupload. Die Zeiten der einfachen und kostenlosen Unterhaltung sind wohl vorbei damit. Gespannt bin ich auf weitere Aktionen von Anonymous...
Ob Twitter in China erlaubt werden wird ist ja nicht so klar. Statt geblockten Tweets (für die es jeweils einen Gerichtsbeschluss braucht) wird ein Platzhalter angezeigt? Ist das nicht ein wenig zu auffällig? Von Investitionen Saudiarabiens hab ich mal gelesen, aber das war keine seriöse Quelle.
ZitatZensur von Nazipropaganda (verboten in Deutschland) und Zensur von revolutonären Inhalten (verboten in Diktaturen wie vor kurzem in Lybien und Ägypten)?
So prinzipiell ist Meinungsfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung natürlich extrem wichtig und grundlegend, entsprechend Zensur in der Regel abzulehnen. Dass die Meinungsfreiheit in bestimmten Fällen eingeschränkt werden kann halte ich allerdings für richtig. Dass man nicht Volksverhetzend durch die Straßen ziehen darf halte ich etwa für eine notwendige Einschränkung des Rechts auf freie Meinungsäußerung (ob auch alles, was vor deutschen Gerichten unter Volksverhetzung fällt welche ist sei mal dahingestellt.). Dass Holocaustläugnen verboten ist halt ich für richtig, dass man Menschen nicht einfach beleidigen oder verleumden darf halte ich für Richtig. Es wäre natürlich wunderschön, wenn das gewährleistet werden könnte, ohne dass der Staat zensierend eingreift. Aber das ist nunmal leider nicht der Fall - und dann wählt man halt das kleinere Übel und schrenkt die Freiheit des einen zugunsten der Freiheitsrechte des anderen ein, wenn sie im Widerspruch zueinander stehen. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, oder sollte es zumindest nicht sein, auch wenn er es in weiten Teilen ist. Kontrolle von Meinungsäußerungen ist extrem gefährlich und kann leicht missbraucht werden, sicher, aber das ist auch im s. g. "real life" der Fall - aber vieles, was per se noch nicht schlecht ist kann für schlechte Zwecke missbraucht werden, das ist nun mal leider so. Wie genau das Internet überwacht werden sollte - wie stark, wie die Strafverfolgung auszusehen hat, wer das ganze kontrolliert usw. ist eine andere Frage, aber im Prinzip halte ich das noch nicht für schlimm. Bei der praktischen Umsetzung stößt man halt auf einen Haufen Probleme und auf einen Berg gefährlicher Entwicklungen, die sich am Horizont abzeichnen. Nun denn - nein, ich denke nicht, dass man das Verbot von Nazipropaganda und das von revolutionären Inhalten gleichsetzen kann - beides ist Zensur, im einen Fall ist sie aber berechtigt im anderen nicht. Nazipropaganda ist scheiße, revolutionäre Inhalte von Menschenrechtsbewegungsmenschen in Diktaturen häufig unterstützenswert. Das eine ist gut, gerecht und richtig, das andere Ausdruck eines abstoßenden Menschenbildes, ebenso abstoßender politischer Überzeugungen und eine Gefahr für die Menschenrechte anderer. Insofern - "Zensur" klingt böse, ist aber mMn zumindest in der Theorie in manchen Fällen okay, sofern man den Begriff auch auf Inhalte anwendet, die zu verbreiten aus moralischer sicht fraglos schlecht ist. Umsetzbarkeit und die damit verbundenen Gefahren... sind ein anderes Thema. Und ob man solchen Inhalten durch Sperrung und Löschung begegnen muss, oder ob es andere Lösungsansätze gibt sei ebenfalls dahingestellt.
Ich schliesse mich allen anderen an. Es darf nicht sein, dass Leute, die praktisch nicht wissen, wie man das Internet überhaupt nutzen soll, etwas darüber bestimmen wollen. Off-Topic: On. Shangri-La, glaubst du wirklich an Anonymous? Ich habe nämlich das Gefühl, immer wenn das Gesichtsbuch spinnt, geben die Leute Anonymous die Schuld. Ich bin zwar immer noch recht neu, aber es entsteht ein Riesenkult um den, dessen Existenz gar nicht gesichert ist. Bitte belehre mich, wenn das nicht stimmen sollte Off-Topic: Off.
Everything not saved will be lost. - Nintendo "Quit Screen" message
Der Laserdrucker ist das Nachtschattengewächs unter den Eichhörnchen. - Der DIE WELT-Praktikant
Was soll "glaubst du an anonymous" heißen? Mal davon abgesehen, dass das klingt, als sei das so eine Art religion geh ich mal davon aus, dass sich videos nicht selbst kreieren und hochladen und dass die Attacken auf Payback oder Sony nur ein moderner Mythos sind möchte ich auch bezweifeln. Es ist klar, dass es einen großen Haufen Menschen gibt, die sich damit identifizieren und selbst als anonymous bezeichnen - und mehr als ein führungsloses Internetkollektiv ohne in allen Fragen einheitliche Positionen zu vertreten zu sein beanspruchen die doch meines wissens garnicht?
ZitatAnonymous (amerikanisch-englische Aussprache [??n?n?m?s], vom griechischen ???????? für ?(der/die) Namenlose/n?) ist ein Deckname, der weltweit von verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen verwendet wird, um ? mit oder ohne Abstimmung mit anderen ? unter diesem Namen Aktionen und Veröffentlichungen durchzuführen.
Und das ist recht unbestreitbar der Fall, oder? Die Menschen die Guy Fawkes-Masken tragend gegen Scientology demonstrieren scheinen recht real zu sein, insofern versteh ich die Frage nicht so ganz...
Ob ich an Anonymous glaube? Ich glaube, was ich sehe, und das sind gehackte Seiten und leakende Infos. Aber auch ein chaotischer Haufen teilweise sehr undurchdachter bis unreifer Videobotschaften. Nichts desto trotz ist es eine gewisse Machtdemonstration des "Volkes", vor der sich die oberen Schichten zukünftig in Acht nehmen müssen. Und als solches glaube ich, werden wir noch viel von Anonymous und Cyber Wars hören, egal wer dahintersteckt und wie uneinig sich die sind.
Zitat von SchildkröteShangri-La, glaubst du wirklich an Anonymous? Ich habe nämlich das Gefühl, immer wenn das Gesichtsbuch spinnt, geben die Leute Anonymous die Schuld. Ich bin zwar immer noch recht neu, aber es entsteht ein Riesenkult um den, dessen Existenz gar nicht gesichert ist. Bitte belehre mich, wenn das nicht stimmen sollte
Glaub mir, Anonymous gibt es. Ich selbsthabe schon öfter die Masken-Menschen gehesen... die 20 Personen schienen mir doch relativ real zu sein. Davon abgesehen gibt es natürlich auch noch die "Anon OPs", bei denen eben gewisse Seiten gehackt werden und sonstiges... auch hier kann ich dirversichern, dass es eindeutig von Menschen gemachte "Operationen" sind.
Natürlich gibt es mehr als nur eine Person, die sagt "ich bin Anonymous" und die dann unter diesem Namen den größten Kack veröffentlicht. Das ist eben der Nachteil: Jeder, der will, kann mitmachen und dabei anonym bleiben. Aber es gibt doch eine recht beständige Kerngruppe an Leuten, die regelmäßig gewisse Aktionen unterstützen und ins Leben rufen.
It's like dancing in the sun, having trouble, having fun.
Dass "Anonymous" existiert, ist jetzt ja eindeutig geklärt
Aber meint ihr, dass sie etwas gegen Internetzensur bewirken können?
Gerade weil der Name von so unterschiedlichen Menschen (mit sehr unterschiedlichen Zielen und Einstellungen zu Kriminalität) benutzt wird, werden vielleicht einzelne Aktionen weniger ernst genommen.
(Außerdem suggeriert der Name - zumindest Leuten, die wenig mit dem Internet zu tun haben - es gäbe dort wirkliche Anonymität)
Otherboard
Thema drucken
28.01.2012 15:37
Antworten
