Ich bin ein Planer, hundertprozentig. Im Mai fliege ich für zwei Wochen nach Island (habe ich auch noch gar nicht erzählt, glaube ich) - das ist quasi minutiös geplant. Ich bekäme einen Herzinfarkt, wenn ich nicht wüsste, wo ich abends schlafen soll ich habe den Mietwagen gebucht (ich bin ein großer Freund von Mietwägen und nicht so der Fan von Bus, Zug oder Taxi), die Hotels allesamt, die Whale-Watching-Tour... und ich habe für jeden Tag eine Route geplant, die ich zurücklegen sollte, und was ich an diesen Tagen machen möchte. Entsprechend lange dauert meine Planungsphase, aber das ist für mich die größte Freude. Ich mache das wahnsinnig gerne, das macht mir einfach Spaß.

Es kommt natürlich hinzu, dass meine Ansprüche an meine Schlafgelegenheiten nicht so gering sind. Ich möchte ein Einzelzimmer, ein eigenes Bad und im Idealfall sogar noch Frühstück kostet mehr, bietet aber auch mehr Komfort. Den brauche ich, sonst fühle ich mich nicht wohl. Ich habe in England mal eine Nacht in einem Hostel in einem Raum mit sechs anderen Typen geschlafen - das heißt, ich hab's versucht, ich habe nämlich kein Auge zugetan. Es ist natürlich praktisch, dass ich jetzt im Moment mein normales Gehalt bekomme, aber keine Miete bezahle, weil ich ja noch daheim wohne - später kann ich mir sowas vermutlich nicht mehr so locker leisten, da werde ich länger sparen müssen, wenn ich mir diese Bequemlichkeit erhalten möchte

Ich mache mir eigentlich auch keine Gedanken darüber, dass ich irgendwo länger bleiben wollen könnte als gedacht, denn ich informiere mich im Vorfeld ja sehr genau und kann schon ganz gut einschätzen, was mich wie fesselt. Im Gegenteil - wenn ich diese genaue Planung nicht hätte, hätte ich immer Angst, irgendwas Tolles zu verpassen, nur weil ich vorher nichts davon gehört hatte.

Wenn ich alleine verreise, habe ich also einen sehr straffen, sehr kalkulierten Plan - letzten September war ich mit einem guten Freund ja in Schottland, da ging das natürlich nicht ganz so rigide. Wir hatten zwar schon eine ganz gute Vorstellung davon, was wir tun und sehen möchten, haben uns aber auch immer Zeit für andere, kurzfristige Unternehmungen offen gehalten. Das war auch schön, klar, aber ich persönlich hab lieber meine Liste griffbereit kommt natürlich auch auf das Land an; Schottland und Island sind ja schon ziemlich touristische Ziele. Eine Freundin von mir war mal ein paar Monate in Ostafrika unterwegs - wenn man acht Stunden auf einen Zug warten muss, der vielleicht kommt und vielleicht auch nicht, dann muss man natürlich zwangsläufig flexibler sein. Nicht meine Art zu verreisen, aber sie ist auch deutlich unerschrockener als ich, sonst wäre sie wohl kaum mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Ostafrika rumgegurkt, ohne echten Plan. Wir haben schon festgestellt, dass wir besser nicht miteinander verreisen sollten, denn unterschiedlicher könnten unsere Vorstellungen kaum sein.

Sparen tu ich beim Reisen eh ungern, da gibt's genug andere Gelegenheiten, um Geld abzuknapsen, aber beim Verreisen möchte ich eigentlich nicht unbedingt jeden Cent zweimal umdrehen müssen, ob ich mir das wirklich leisten kann. Lieber spare ich vorher ein bisschen länger und verzichte dann auf nicht so viel. Was ein Vorteil bei mir ist, ist, dass ich eigentlich komplett ohne Eintrittsgelder und so auskomme. Ich bin - oder war bisher zumindest - mehr oder weniger ein reiner Naturtourist in Reykjavik etwa werde ich im Mai etwa eine halbe Stunde verbringen, wenn ich auf dem Weg zurück zum Flughafen durch fahren muss. Ansonsten interessiert es mich nicht im Geringsten. Ich weiß nicht, eine große Stadt (und Reykjavik ist ja nicht mal wirklich groß, aber wenn man aus einem Dorf mit 20.000 Einwohnern kommt, wirkt es zumindest so) ist für mich wie jede andere auch, und die Sehenswürdigkeiten, die es dort zu bewundern gäbe - irgendwelche Kirchen oder Statuen oder Parks - reizen mich null. Je ländlicher die Gegend, umso besser. Ich war auch in Schottland bislang weder in Edinburgh noch in Glasgow und verspüre nicht den Wunsch, es nachzuholen, oder das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Natur kostet nichts und ist mir viel, viel lieber als irgendwelche Städte.

Ob man lieber viele Orte sieht oder wenige, um dafür mehr Zeit dort zu verbringen, hängt auch ein bisschen von den Attraktionen ab, die man einplant. Ich sehe jetzt keinen Grund, warum ich drei Stunden irgendeinen See anschauen sollte, wenn ich nach einer halben Stunde auch alles gesehen habe. Dann kann ich die Zeit sinnvoller nutzen. Andererseits möchte ich auch keinen Stress im Urlaub, ich plane also immer ein gewisses Zeitpolster ein. Sowohl Island als auch Schottland sind natürlich auch sehr kleine Länder und erleichtern die Auswahl. Wenn man in große Länder wie Brasilien reist (oder, wie ich, nächstes Jahr vermutlich nach Namibia), halte ich es für sinnvoller, sich lieber eine Region intensiv vorzunehmen, als auf Teufel komm raus so viel wie möglich sehen zu wollen. Dann kann man sich, denke ich, nicht so richtig einlassen auf das Land. Die Länder gibt's ja noch länger, wenn man sich also so sehr dafür interessiert, kann man ja immer nochmal hinfahren.