Ich hoffe mal trotz der "späten" Stunde finden sich noch ein paar Leute, die zusammen das sechste Türchen machen. Immerhin ist heute Nikolaus!


Ich habe heute Plätzchen gebacken (die nicht so jämmerlich schief gelaufen sind wie das letze Mal) und fühle mich sogar schon etwas weihnachtlich. Es ist zwar schade, dass das mein erster Nikolaus ohne meine Familie ist (und somit ohne das sonst übliche Zusammensitzen, Kakao trinken und Kerzen angucken), aber immerhin war ein Überraschungsei im Adventskalender.

Was habt ihr heute so gemacht? Was habt ihr sonst am Nikolaus gemacht?

Ich bin heute viel zu spät aufgestanden und als ich gerade zur Wohnungstür hinaus wollte um mir irgendwo ein Brot zu kaufen um was zu Essen in der Bude zu haben, da stolperte ich fast über ein rotes Säckchen mit dem Nikolaus Konterfei - und da viel mir wieder ein, welcher Tag heute ist

Drin waren Erdnüsse, Walnüsse und Mandarinen. Ganz so wie früher. Als der "Nikolaus" noch höchstpersönlich zu mir und meiner gleichaltrigen Cousine kam und uns fragte, ob wir denn brav gewesen wären (jaaaaa!). Der hatte immer einen verfilzten, gelbweißen Bart und ein komisches weißes Nachthemd an, außerdem einen großen Sack über die Schulter geschwungen, der gar nie so schwer war, wie er immer tat. Und einen Stab mit schönem Kringel oben dran. Vom Krampus hat er auch immer geredet, aber der war ja gar nicht da, also habe wir uns auch nicht gefürchtet...

Also, 6. Dezember heute: Ein Anruf bei der Mutter um mich für die Mandarinen und Nüsse zu bedanken. Weiter nichts. Letztes Jahr auch nichts. Da war ich aber gerade im Himalaya. Oooh ja genau, da war ja gerade dieses Neujahrsfest mit den traditionellen Maskentänzen in den Bergklöstern! Also auch dort verkleiden sie sich aus Tradition heraus am 6. Dezember. Auch dort wird Bezug auf Glaubensgeschichte genommen und auch dort haben die Männer dann lange nachthemdartige Kostüme bzw. Teufelsmasken auf. Ganz wie die guten alten Nikolaus und Krampus, die ich aus meiner Kindheit hier kenne! So schließen sich die Kreise.
Und jetzt einen schönen Nikolaus euch allen hier, ich gehe Mandarinen speisen

Wir haben Nikolaus wie immer gefeiert.
Meine Großeltern sind gekommen, wir haben Bratäpfel mit Himbeeren und Marzipan gegessen und Tee getrunken. Von den einen Großeltern haben mein Bruder und ich (wie immer) viel zu viele Süßigkeiten und viel zu viel Geld bekommen, von den anderen (wie immer) Studentenfutter und die Zusage, dass der nächste Theater- oder Musicalbesuch von ihnen gezahlt wird. Erst haben alle über ihre Wehwehchen gesprochen, wir haben meine Großmutter müterlicherseits dann überreden können, mit meiner Mutter in ein Spezialgeschäft für Lesehilfen zu gehen, weil sie mittlerweile nicht mal mehr mit Lupe lesen kann.
Dann hat mein Opa angefangen, von den schönen Theateraufnahmen, die er im Fernsehen gesehen hat zu erzählen, und dann ist er wie immer irgendwie auf "damals, in Russland" zu sprechen gekommen und hat erzählt. vom Bolschoi-Theater, vom Marionettentheater, wie er als vermutlich erster nicht-Sowjet die BAM befahren hat (dürfen), wie er bei -50° in St. Petersburg war... das sind immer die selben Geschichten, aber immer wieder so schön... Ich glaube, die viee Dinge, die ihm am meisten Freude bereiten, sind meine Oma, wir Enkelkinder, gutes Essen und die Erinnerungen an "damals, in Russland"...
Naja, das war Nikolaus heuer...

Diese ganz normalen Tage, abgesehen vom Familienanschluss, die so alltäglich verlaufen, dass man sich zusammenreißen muss, um etwas von der Stimmung einzufangen. Das meiste rührt daher, die erste Wintererkältung zu haben, was einen in beinah feierliche Stimmung versetzt.

Letztes Jahr, musste ich feststellen, hab ich was dazu geschrieben, zum Nikolaus und Groß-sein und überhaupt.


Da hab ich meine Schuhe geputzt
(wie zehn Jahre zuvor)
Springer- und keine Gummistiefel
Und fast wärs gewesen
Als wär ich klein.

Hast du schonmal Nüsse
In Springerstiefeln gesehen
Die so unschuldig
Auf der Fußmatte stehen?

Nicht alles geht voran,
manches bleibt.
Und wir wärmen unsere Seelen
An diesen Rudimenten der Zeit.

Ich weiß nicht, wieso du gesagt hast, wir sollen nicht lachen. ich finde das Gedicht einfach wunderbar. Wirklich.


Undnoch ein Nachtrag von mir, was ich grade in der Küche gefunden habe:

Im Laufe des Vormittags hab ich einmal kapiert, dass heute Nikolaus ist. Ich glaube, es war im Litauischkurs. In Litauen wird dieses Fest anscheinend nicht gefeiert. Irgendwann später hab ich mich einsam gefühlt, weil das nun das zweite Jahr ist, in dem ich nichts bekomme.
Letztes Jahr war das ja nur halb so: Als ich am Beginn der Weihnachtsferien nach Hause kam, lag in alter Manier auf meinem Sessel eines der stiefelförmigen Jutesäckchen. (Oder war es ein Korb? Vielleicht auch auf meinem Bett, wie die Briefe, die in meiner Abwesenheit kommen.)

Nikolausgeschenke sind ein Beweis für die eigene Existenz und Nicht-Gleichgültigkeit.
Das hätte ich früher nie gesagt, gerade heute erleb ich es aber so. Niemand schenkt mir Schokonikolaus (wahlweise auch Zotter-Schokolade), Erdnüsse und Mandarinen, und auch der Germteig-Krampus, der schon immer dazugehört, mit seiner Apfelschalenzunge, kann nicht so austrocknen und steinhart werden, wie er das all die Jahre getan hat, weil niemand ihn für mcih gebacken hat. Hier in Wien existiere ich nicht, ich bin anonym, ich bin eine "Hi!"-"Hallo!"-Bekanntschaft, die man vergisst, wenn man sie ein Semester lang nicht sieht.
Niemand schenkt mir etwas, also denkt niemand an meine Existenz.

Ja?
Nein.
Es ist ja lediglich eine Erinnerung daran, ein kurzer Hinweis. Niemand muss mir etwas schenken, weil das in der Familie so wäre, und von niemandem weiß ich, dass ich natürlich nichts bekomme, weil es Blödsinn ist, sich zum Nikolaus was zu schenken.
Ja?

Ich habe Datteln gegessen, die ich gestern zufällig gekauft hab. Auch Datteln waren oder sind in meiner Familie recht typisch.
Auch mein größerer kleiner Bruder hat diesen Tag anders erlebt als die Jahre zuvor. Ob sie im Internat kleine, flache Nikoläuse aus billiger Schokolade bekommen? Von diesem Betreuer, der doch ganz nett wirkte?
Für meine Mutter könnte dieser Tag heute ein grell blinkendes Zeichen des Älterwerdens, des Altwerdens sein. Zwei ihrer Kinder sind nicht da, sie rufen nicht an, weil sie ohnehin nie anrufen und weil Nikolaus zumindest für eines davon keinerlei Bedeutung hat, von dem großen, großen Aufmerksamkeitswunsch abgesehen. Wie wird das erst sein, wenn das dritte Kind fort ist? Und das zweite nicht mehr jedes Wochenende abgeholt, heimkutschiert und bekocht werden muss? Wenn das erste in Grönland sitzt oder in Taiwan oder wo es sich auch hinflüchten wird? Vielleicht wird sie nur nostalgisch und sentimental, vielleicht ist das ein weinerlicher Tag großer Selbstvorwürfe für sie. Und wie wurde Nikolaus gefeiert, als sie klein war? Großmutter bäckt Germteigkrampuse. Ob das wohl das einzige ist, was meine Mutter von der ihren übernommen hat? Nein. Was den sonst noch alles? Ob es vielleicht noch das beste ist von alledem?
Ich habe Gründe, anzunehmen, dass heute zumindest ab und zu solche Gedanken aufgetaucht sind. Schließlich weiß ich, von wem ich das Prinzip der bedingungslosen Selbstabwertung gelernt habe.


Aber, weil das Leben längst weitergegangen ist, darf nicht unerwähnt bleiben, was für ein schöner Tag heute war. Wir haben jetzt einen Adventkranz in der Küche stehen, die Kerzen sind von verschiedenster Art und alle schon stark gebraucht, er ist wunderbar.
Vielleicht sitze ich in fünfzehn Jahren in einem Wohnzimmer, das mir und meinem Partner oder meiner Partnerin mit Lebenszeitanspruch gehört, vielleicht haben wir ein kleines Kind, dem wir vormachen, es wäre der Nikolaus, der? Vielleicht sitze ich als etablierte oder weniger etablierte Wissenschaftlerin in einem kleinen Büro in einem hässlichen Institutsgebäude, das ich mit zwei anderen teile, und irgendjemand hat uns etwas Süßes besorgt, oder ich hab Kekse gebacken, die vielleicht noch immer vegan sind, und wir trinken am Abend noch Glühwein oder Punsch.

Immer dieses ziellose Herumschwimmen in der Zeit, hm?



edit:
Kleo- das ist schön. Reicht das nach meinem obigen Gejammer als Kompliment?

LadyOz- <3 (: Ich freu mich ein bisschen für dich mit. Also, ich lächle und kann nicht mehr aufhören.

Heute war ein stinknormaler Uni-Tag mit kleinen Ausnahmen... ein Kommilitone von mir hat Marzipanherzen und -sterne in meiner Arbeitsgruppe verteilt, ich habe eine große Tüte mit Gewürzspekulatius rumreichen lassen... und ein paar höhere Semester hatten Spaß daran uns Waffeln anzudrehen, die zur Feier des Tages gebacken und verkauft wurden... und in der Mensa gabs als Nachtisch Eis in Tannenbaumform... abgesehen davon war aber alles wie immer...
Achja und ein Kommilitone meinte, wir könnten heute seinen Namenstag feiern.^^

Zu Hause hab ich dann noch einen kleinen Kuchen von meiner Oma bekommen und einen Schoko-Nikolaus von meinen Eltern...
A propos: Vielleich sollte ich mich noch bei meiner Oma bedanken...

Irgendwie hatte ich früher mehr Freude an Nikolaus... die Vorfreude war so schön groß. Heute geht es irgendwie an einem vorbei, weil man so beschäftigt ist...

Bei uns kam früher immer ein "echter" Nikolaus, irgendein Mann aus der Pfarre. Ich hab mich immer gefürchtet, was aber nicht daran lag dass ich nicht brav war, sondern weil ich mich einfach grundsätzlich vor Männern mit Bart gefürchtet hab. Wenn er dann gegangen war, war ich aber ganz froh dass der nikolaus gekommen ist, und nicht ein Krampus oder gar ein Schiachpercht (so eine brauchtümliche Krampusfigur, nur noch viel hässlicher und böser), da hab ich mal eine leicht traumatische Erfahrung gemacht^^

-gelöscht-

Ich hatte heute auch eine ganz normalen Uni-Tag. Ich habe heute morgen noch eine Schokotafel eingepackt, weiße und dunkle mit etwas Kaffee in der Mischung (lecker!) un sie abends mit in die japanisch-Übungsgruppe mitzunehmen, da es dort immer mitgebrachte Kekse und Schoko für alle gibt. Im Foyer der Physik hatte der Fachschaftsrat auch einen Stand aufgebaut und Waffeln gebacken, dabei Spenden für Unicef gesammelt. Irgendwann während des Übungszettelrechnens in der Bibliothek (und zwei Waffeln später) ist mir endlich eingefallen, dass Nikolaus ist. Ich habe da noch kurz über die alten Zeiten gefreut, als wir unsere Schuhe abends vor unserer Zimmertür ließen, um sie morgens voller Schokolade zu finden; und als wir selber in das Schlafzimmer unserer Eltern schlichen, um Schoko in ihre Schuhe zu stecken, da sie immer vergaßen, ihre rauszustellen.

Ich habe dann noch eine Waffel mit einen Freund geteilt, und habe von ihm dann die letzte halbe Waffel bekommen, bevor der Teig alle war Danach bin ich zur Übungsgruppe geradelt, und wie jede Woche eine schöne Zeit verbracht. Und als ich nach Hause gekommen bin, ist es mir wieder eingefallen, dass Nikolaus ist - es ist für mich ein schöner Tag, weil man Schokolade bekommt, aber wir habe es zu Hause nie wirklich gefeiert, und ich vermisse heute nichts. Naja, vielleicht den großen Schoko-Nikolaus, den wir jedes Jahr bekommen haben, der war immer was ganz besonderes.

Danke euch allen für eure Texte

Edit: ein sehr lustiges Video, dass mir meine Mutter geschickt hat