Am Wochenende war es dann so weit: Ich habe alle meine Vorurteile über Bord geschmissen und mir einen E-Reader gekauft. Und seit dem (also in 5 Tagen) habe ich so viele Bücher (darauf) gelesen wie schon lange nicht mehr ...
Ich war immer der Meinung, das E-Books nur was vorübergehendes sind, dass digitale Bücher quatsch sind, ja, mir kam es wie ein Verrat am "echten" Buch vor. E-Book-Lesende wurden von mir verurteilt als "oberflächliche" Leser, die nur lesen, weils digital ist, außerdem fand ich die Vorstellung schrecklich, ein Buch vor dem Lesen nicht durchblättern zu können und überhaupt alles ... bäh.
Und jetzt ... jetzt denke ich noch immer, dass ich mir "wertvolle" Bücher, also Bücher, die mir wichtig sind, auf die ich mich schon lange vorher freue, die einen tollen Einband haben oder von Autoren sind, die mir sehr viel bedeuten, in Papierform kaufen werde. Aber die anderen, die für zwischendurch, die, die nicht unbedingt im Regal stehen müssen, die "leichtere Kost", die sind super in digitaler Form. In der Bahn, im Bett, unterwegs ist das Ding echt praktisch, muss ich sagen. Und dann habe ich vor ein paar Tagen das "Projekt Gutenberg" entdeckt, wo es Titel, die nicht mehr dem Copyright unterliegen, für umsonst in gängigen Formaten zum Download gibt ... Und so kann ich jetzt Jane Austen, Charles Dickens, Thomas Mann und Shakespeare lesen, Peter Pan, Alice im Wunderland und die Abenteuer des Huckleberry Finn ... Hach

Wie seht ihr die Sache mit den E-Books? Glaubt ihr, sie werden irgendwann die "echten" Bücher verdrängen? Oder ist das mehr eine "Modeerscheinung"? Habt ihr selbst einen Reader bzw. überlegt, ob ihr euch einen kaufen sollt? Oder würdet ihr so ein Ding, wie ich bis vor zwei Wochen, niemals anfassen?
Auch ganz interessant ist der Self-publishing Aspekt: durch die Möglichkeit, digital zu publizieren, können Self-publisher viel einfacher veröffentlichen und für (geringe) Beträge ihr Buch verkaufen ... nicht so gut lektoriert und gesetzt, aber lesbar und gar nicht schlecht.

Ich habe den e-Reader von Weltbild (nicht den Tolino, den alten). Und ich handhabe das genauso wie Staubfinger: die Bücher, die ich eh nach einmal lesen für immer zurück ins Regal stellen würde, die kauf ich mir digital. Die, die wirklich toll sind, kommen als normale Bücher in meinen Schrank.
Für mich ist der e-Reader vor allem deswegen praktisch, weil ich nur 3 Tage in der Woche bei mir zu Hause bin, den Rest bei meinem Freund. Würde ich da meine Bücher immer hin und her schleifen müssen, und dann ist das, was ich jetzt grade lesen will, doch am falschen Ort... das würde viele meiner Nerven kosten.
So steck ich das kleine Ding ein und hab Auswahl zwischen etlichen Büchern.

Ich besitze keinen e-Book-Reader und habe auch nicht vor, in nächster Zeit einen zu kaufen. Die Vorteile liegen auf der Hand und ich finde es eigentlich sehr begrüßenswert, dass es ein solches Angebot gibt.
Ich selbst liebe Bücher aus echtem Papier, mit richtigem Einband, in denen ich blättern kann, in die ich was reinschreiben kann, die nach dem Lesen die Spuren des Gelesenwordenseins tragen. - Und ja, ich hör ja schon auf mit der naivverkitschten Buchromantik.

Ich lese bei weitem nicht so viel, wie ich gerne würde oder wie ich sollte und von dem Zeug, das ich lesen möchte, steht ganz viel zuhause bei meinen Eltern im Regal herum - sowohl was Stauraum betrifft, als auch bezüglich des Geldfaktors besteht bei mir also keine Notwendigkeit und auch wenn ich regelmäßig zwischen Städten hin und her pendle, hat das bei mir noch nie zu größeren Problemen geführt, insofern bin ich mit dem Status quo eigentlich recht zufrieden...

Ich glaube im Übrigen nicht, dass eBooks "normale" Bücher verdrängen werden. Genausowenig glaube ich, dass sie nur ein kurzes Modephänomen sind... ich denke eher, dass es sich bei einer bestimmten Verteilung einpendeln wird, dass beide Formen weiterhin bestehen werden. Bei Büchern mache ich mir da noch weniger Sorgen als bezogen auf Zeitungen und Zeitschriften... Beide Medien haben eben enorme Vorteile - warum sollte eine Form in Gänze verschwinden? Ich halte eh die meisten der geläufigen Horrorgeschichten bezüglich einer zunehmend virtuellen/virtualisierten Welt für reichlich überzogen... However.

Meine Eltern haben sich vor zwei Jahren oder so einen Reade zugelegt - insbesondere mein Vater war zu Beginn extrem begeistert, was sich aber inzwischen ein wenig gelegt hat. Das Teil wird letztlich kaum benutzt, wenn ich das richtig beobachte, was aber u.U. daran liegen könnte, dass die nötige wissenschaftliche Literatur, die den Großteil der Neuanschaffungen von Büchern ausmachen, nicht als eBooks verfügbar sind und es für den Rest nicht notwendig wäre... wie dem auch sei.

Bezüglich des Self-Publishings hab ich wohl ebenfalls eine recht geteilte Meinung - einerseits ist es evt. für den Kulturbetrieb von Vorteil, wenn hürden Abgebaut werden, wenn die Bühne für einen größeren Teil der Bevölkerung zugänglich gemacht wird usw. usf. - Andererseits messe ich den "traditionellen" Verlagen einen ernormen Wert bei. Sowohl was ihre Rolle als qualitätssichernde Instanz betrifft (die trotz aller berechtigter Kritik zumindest teilweise gegeben ist...), als auch bezüglich der wichtigen Arbeit von Lektorinnen und Lektoren, Übersetzerinnen und Übersetzern, als auch bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit usw. - allein schon, um Autorinnen und Autoren die ganze stupide Verwaltungsarbeit abzunehmen, ihnen zumindest einen Mindestgrad an Sicherheit zu gewährleisten, sind Verlage m.E für einen schöpferischen Kulturbetrieb sehr hilfreich.

Mal eine andere Frage - könnt ihr euch denn vorstellen, eBooks zu verschenken/geschenkt zu bekommen? Gerade wenn es nicht nur um mich und ein Buch geht, sondern in irgendeiner Art und Weise um mich, einen anderen Menschen und ein Buch kann ich mir schwer vorstellen, dass eBooks "normale" Bücher ersetzen können... Ich denke eher, dass sie sie ergänzen werden.

Hm, auf Jaspers Frage- ja, E-Books geschenkt zu bekommen kann ich mir schon gut vorstellen. Das liegt sicher daran, dass mir die äußere Form eines Buches wirklich nicht so wichtig ist. Für mich wäre das "hey, awesome, du schenkst mir Lesestoff!" und viel mehr freue ich mich über ein gedrucktes Exemplar auch nicht. Ausnahmen sind natürlich (Farb-)Comics oder Bücher mit vielen Illustrationen. Hochauflösende Tablets mögen auch für diese Dinge toll sein, aber das sind halt nicht die Geräte, auf denen ich unbedingt lesen will.

Wenn es mir ums Lesen geht bevorzuge ich die relativ ablenkungsfreie E-Book-Sache- auf das Bild zu drücken lenkt mich anscheinend weniger ab, als physisch umzublättern, und dazu kommt, dass kein Buch offen gehalten werden muss. Klingt lächerlich, macht aber schon einen Unterschied. Die Hürde, das Gerät einzuschalten, ist auch irgendwie kleiner für mich, als ein echtes Buch aufzuklappen. Also, ich les öfter und länger auf die Art.
Wenn es mir aber um einen guten Überblick geht oder darum, etwas zu lernen, also mir im Detail Fakten zu merken, bevorzuge ich papierene Bücher, in denen ich schnell herumblättern und Dinge nachsehen kann. Klingt komisch, aber in dem Fall verstärkt das ganze E-Book-Ding einfach die Linearität eines Buches, es fehlt mir eine halbe Dimension oder so, und da ist immer die Angst, die aktuelle Position nicht mehr zu finden (nein, ich denk meist nicht dran Lesezeichen zu setzen, bevor ich zu meinen Markierungen zurückspringe und von dort 10 Seiten weiterblättere...)

Ich hab seit Weihnachten letztes Jahr einen Kindle Paperwhite (das ist der mit Touchscreen und Hintergrundlicht), weil ich ich ihn von meinen Eltern bekommen hab (deswegen fancy Touch statt billigeren Tasten) und mit der Auswahl ein bisschen überfordert war und mir dachte- egal, sobald ich weiß, was mir wichtig ist an so einem Gerät, kann ich immer noch auf sympathischere Firmen umsteigen, erstmal das, was erwiesenermaßen funktioniert. (In puncto Alternativen: Mein Mitbewohner hat inzwischen ein PocketBook Touch Lux, das ist anscheinend sehr sehr ähnlich.)
Das einzige, was mich daran bisher stört, ist, dass es zwar einen recht angenehmen Comic-Modus gibt, PDFs aber wirklich ein Problem sind. Bei manchen anderen Readern ist es möglich, da einen festen Zoom festzulegen und so auch gescannte Texte Stück für Stück weiterblätternd zu lesen. Beim Kindle ist es notwendig, die PDFs vorher in Stücke zu schneiden (zb halbe Seiten, dafür gibt es eh simple Programme, kein so ein Problem) - und dann drauf zu hoffen, dass das nicht viiiiiel zu klein ist zum Lesen, weil lächerlich viel nicht verstellbarer Seitenrand hinzugefügt wird. Also das hab ich eigentlich aufgegeben.

Die meisten Bücher kaufe ich über Amazon (außer, ich finde eine gute Alternative- wenn ich das Buch direkt von Autor*in/Verlag kaufen kann mach ich natürlich das), lad sie mir dann runter und entferne mit einem Calibre-Plugin das DRM, um sicherzugehen, dass ich das Buch hab, ohne weiter Amazon vertrauen zu müssen.

Schade finde ich die mangelnden Strukturen, um E-Books wie physische Bücher zu verleihen. Klar, ich kann Listen mit Freund*innen teilen und dann machen wir das per Dropbox oder E-Mail oder Jabber/Skype. Aber viel cooler wär es doch, eine Seite zu haben, über die ich auf alle Bücher von Leuten, mit denen ich befreundet bin, zugreifen kann... Ownshelf braucht einen Facebookaccount, und andere, coolere Seiten funktionieren über die offiziellen Leih-Systeme von Amazon und Barnes & Noble und funktionieren deshalb nur mit Accounts aus Ländern, in denen es die gibt (und jedes Kindle-Buch kann nur 1x verliehen werden und so Müll)... https://openlibrary.org/ muss ich mir noch einmal anschauen, das könnte cool sein.
Habt ihr damit Erfahrungen? Eine Festplatte herumgehen zu lassen, wie damals Mitte der 2000er mit Musik, wär natürlich eine Lösung.

(Und wenn das jetzt pro Piraterie klingt- ja, ist es, mit Vorbehalten. Das schöne ist, sobald man einmal einen E-Reader hat, zB geschenkt bekommen oder zusammengespart weil Probleme mit Papierbüchern, weil viele Reisen, etc, ist es prinzipiell möglich, auch dann zu lesen, wenn man kein Geld hat. Klar, nette Jugendbücher um 2,99? sind für wirklich viele Leute meistens leistbar- aber wennn ich mich zwischen einem akademischen Klassiker, der noch immer selbst digital um über 20? verkauft wird, und 2/3 meiner Öffi-Monatskarte entscheiden muss, naja. Ob man sich das illegal erstandene Buch dann doch noch kauft, sobald man es sich leisten kann, ist einfach eine Gewissensfrage. Die ich persönlich ziemlich individuell löse, zB danach, ob dier Autor*in noch lebt, ob das Buch bekannt oder unbekannt ist, ob ich es ok oder wirklich arg daneben fand etc.)
(Bibliotheken sind cool, aber haben halt auch nicht immer das gewünschte gerade vorrätig. Und hey, es gibt in Österreich sogar eine Landeshauptstadt ohne Stadtbücherei... (Klagenfurt.))

Ich gehöre zu denjenigen, die den E-Books anfangs kritisch gegenüberstanden und sich dann mehr und mehr damit angefreundet haben.
Meine Kritikpunkte waren unter anderem...
1. dass das Lesen auf einem E-Book-Reader deutlich anstrengender sein müsste aus einem Buch aus Papier.
2. dass mir das Gefühl und der Geruch von echten Büchern fehlen würden
3. dass E-Books über kurz oder lang die echten Bücher vom Markt verdrängen und damit auch den regionalen Buchhandel nachhaltig schädigen würden

Diejenigen von euch, die schon einmal einen Reader in der Hand hatten und eine Weile damit gelesen haben, können wahrscheinlich bestätigen, dass gerade Punkt 1 zu wiederlegen ist. Mit meinem tolino shine liest es sich angenehm und in jeder Position: Man braucht nur eine Hand, weil das Gerät schön leicht ist und man nicht physisch umblättern muss; der Hintergrund, ob beleuchtet oder unbeleuchtet, sieht zwar nicht ganz aus wie aus Papier, strengt meine Augen aber auch nicht an.

Überhaupt habe ich viele Vorteile eines E-Book-Readers ausmachen können.
Ich habe ihn geschenkt bekommen, damit ich für mein Jahr Schweden nicht kiloweise Bücher mitschleppen muss (noch ist mein Schwedisch non-existent, hier Bücher leihen/kaufen wäre also keine Alternative gewesen). Tatsächlich habe ich ihn aber schon vorher überall mit hingenommen, einfach, weil er so schön leicht und handlich ist und ich mir nicht schon zuhause den Kopf zerbrechen muss, nach welcher Lektüre mir später wohl der Sinn steht.
Dazu kommt, dass ich mir bisher nur ein einziges E-Book kaufen "musste". Die beiden Bibliotheken in der Umgebung, für die ich einen Ausweis habe, stellen im Netz eine ziemlich große E-Book-Auswahl zur Verfügung, heißt, ich kann mir jeden Monat um die 30 Bücher ausleihen, ohne das Haus verlassen zu müssen (Faulheit siegt).

Wenn ich ein Buch unbedingt haben will, kaufe ich es mir aus Papier; mittlerweile habe ich mir auch eines, das ich über die Online-Bibliothek ausgeliehen hatte, "in echt" gekauft. Denn so gerne und viel ich auch mit meinem Reader lese, so ganz kommt er dann doch nicht an das Original heran. Dementsprechend hatte ich mit meinem zweiten Kritikpunkt nicht ganz unrecht, es kommt einfach mehr Feeling rüber beim Lesen von Papier. Außerdem verlasse ich so gerne die Buchhandlung meines Vertrauens als stolzer Besitzer des angenehmen Gewichts in meiner Tasche (komischer Satz, ich hoffe, ihr wisst, was ich meine).

Apropos Buchhandlung meines Vertrauens. Was meinen dritten Punkt angeht, bin ich mir immer noch unsicher. In meinem Freundeskreis haben inzwischen so einige einen Reader und nutzen diesen auch rege. Und wo ich früher das, was ich in der Buchhandlung erstöbert habe, auch oft direkt gekauft habe, gucke ich jetzt oft erst, ob ich nicht in der Online-Bibliothek finde (soo oft war ich früher nicht in der Bücherei). Eine Freundin hat einen Kindle, mit dem sie dann noch nicht einmal mehr die Bücherei unterstützen kann, sondern nur noch Amazon.
Außerdem beobachte ich, dass viele Leute einfach auf ihrem Tablet oder Smartphone lesen, weil man dann im Prinzip nur noch dieses mitnehmen muss. Diese Gerätschaften, so praktisch sie auch sind, haben schon vieles vom Markt verdrängt oder sind zumindest gut dabei: Taschenkalender, Adressbücher, MP3-Player, Notizbücher, Stimmgeräte,...
Andererseits habe ich den Eindruck, dass auch die Buchhandlungen mit der Zeit gehen oder es zumindest versuchen. Ich kenne zum Beispiel mehrere, die mittlerweile neben Papierbüchern E-Books in Gutscheinform anbieten. Wenn man diese Angebote wahrnimmt, anstatt direkt im Internet zu bestellen (wo wir wieder bei der Faulheit wären), könnten die Buchhandlungen und die analogen Bücher sicherlich noch länger überleben - wenn man schonmal im Laden steht...

Sorgen mache ich mir aber um die Zeit nach "länger". Ich erlebe hier gerade live und in Farbe, wie die jüngste Generation aufwächst - Fernseher an, Tablet parallel dazu in der Hand. Im Alter von 2. Wer nicht mit richtigen Büchern aufwächst, wird sie auch nicht vermissen.