In diversen Ländern und Regionen auf der Welt herrschen momentan ja bürgerkriegsähnliche Zustände, drohen Kriege oder andere gewaltsame Konflikte - wenn man sich Syrien anschaut, wird deutlich welche Dimensionen diese Konflikte haben und was sie für die betroffenen Regionen bedeuten.

Das Verhalten anderer Staaten, hauptsächlich der Anreinerstaaten, der großen, hauptsächlich westlichen, Militärmächte und des UN-Sicherheitsrates, oder auch der NATO usw. usf. variiert sehr stark - und während in einigen Konflikten garnicht eingegriffen wird, in anderen nur eine Seite von außen gestärkt wird, sei es mit Waffenlieferungen, mit Finanziellen Mitteln oder durch logistische Hilfe, wird in einigen Regionen, so etwa in Libyen, sogar militärisch interveniert - natürlich ist das hauptsächlich von politischen und wirtschaftlichen Interessen der Staaten abhängig, die tatsächlich großen Einfluss auf das vorgehen der vereinten Nationen/der Nato/sonstiger internationaler politischer/militärischer Bündnisse haben.

Aber ebenso gibt es ideologische Streitigkeiten bezüglich der Frage, wie mit solchen Konflikten umgegangen werden sollte - ist ein Eingreifen legitim, oder ist es anmaßend und kontraproduktiv?
Ist es vielleicht sogar die Pflicht von "hoch entwickelten Industrienationen" und "westlichen Demokratien" gegen Unrecht eines solchen Ausmaßes vorzugehen?
Mit welchem Ziel? Geht es um einen Regimewechsel oder "nur" darum, die aktuelle Krise zu beenden und weitere Tote zu verhindern?
Wessen Partei darf oder muss man ergreifen? Was sind legitime Methoden der Beeinflussung?
Und wie schlimm muss eine Krise sein, damit man eingreifen darf oder sogar muss?
Wäre eine militärische Intervention in Syrien angebracht oder verletzt man damit die Souveränität des Syrischen Staates zu sehr? Oder ist es das Risiko, dass ein zweites Afghanistan entsteht?

Ich habe überlegt, das in den "Nahostkonflikt"-Thread zu packen mache jetzt aber wohl doch einfach einen neuen Thread auf.
Entschuldigt mein unentschlossen-unsicheres Rumgefrage.

Heute habe ich gelernt:

Die Imperien der Menschheitsgeschichte beginnen und lenken Kriege - Nationalstaaten tragen sie aus.

Bei einigen Ländern tragen die "Industrienationen" (aka der Westen, was etwas nüchterner und weniger großspurig klingt) direkt oder indirekt die "Schuld" am Konflikt - Irak, Palästina/Istael sowie viele afrikanische Staaten, um einige zu nennen. Andere Staaten haben den Krieg oder den kriegsähnlichen Zustand wiederum "selbst provoziert".

Mit "Schuld" meine ich: die Entscheidungen, die zum Konflikt ebigetragen haben, liegen größenteils in den Entscheidungen der westlichen Nationen (zweiter Weltkrieg für Israel/Palästina oder amerikanische Einmischung in Irak und Afghanistan, die die Sache mMn nur verschlimmert haben, wobei letzteres eine voreingenommene Meinung von mir ist).

Mit "selbst provoziert" meine ich: die Bürger hatten genug und es war die Entscheidung mehrerer oder der meisten Bürger, eine Rebellion anzuzetteln (Syrien, Bahrain, Ägypten, Lybien...), oder die Staatsmacht schrammt mit ihren (meistens nicht vom Volk genehmigte) Entscheidungen an der Grenze der stabilen Beziehungen zwischen ihnen und anderen Staaten (Irak, China, obwohl letzteres weitgehend ignoriert wird weil man ja dem Westen hilfreich(er) ist, wie zB auch in Lybien der Fall war).

Letztendlich ist alles eine politische Entscheidung, da Kriegsführung Geld kostet. Aber man gibt ja der "guten" Fraktion öffentlich Waffen (dh man redet groß über die Bewaffnung der Syrischen Rebellen, zum Beispiel) und gibt den "bösen" (oder "unsichtbaren", dh nicht mehr in den Medien auftauchenden Ländern wie zB Congo, Rwanda oder Uganda) unter der Hand Waffen, damit diese auf Effektivität getestet werden können. (Da ist Deutschland eines der größten Waffenherstell- und -exportländer, und ich frage mich, wohin alle Waffen exportiert werden. Und wer die importierten Waffen an wen weiterverkauft.)

Aber zurück zum moralischen Aspekt: ich bin strikt gegen Krieg, gegen jegliche Form von tödlicher Bewaffnung und bewaffnete Einmischung. Ich würde gerne sagen, dass man den kriegsgeplagten Ländern und deren Bürger militärisch helfen sollte (letztendlich weil ich denke, dass man die Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten, retten sollte), aber militärische Einmischung bedeutet zivile Opfer.

Wenn einige Menschen aus freien Willen sich entscheiden, sich gegenseitig abzuknallen, ist das weder mein Problem, noch habe ich das Recht, es denen zu verbieten, solange keine Menschen gegen ihren Willen eingewickelt werden. (Diese ist eine noch nicht gefestigte Meinung, ich würde gerne mehr, am besten Gegenargumente, dazu lesen)

Meine momentane Meinung ist, denke ich, im Moment: man sollte sich nicht militärisch einmischen, egal, wie die Situation aussieht. Humanitäre Hilfe allerdings ist, denke ich, ein Muss in diesen Konflikten (solange die humanitäre Hilfe nicht erschossen wird, wie es in Syrien momentan der Fall wäre. In dem Fall aber sollte man wenigstens Medikamente mir den Waffen mitschicken, aber von Medikamentenladungen habe ich wenig gelesen). Ich weiß nicht, wie es im Moment mit den westlichen Hilfen an die Türkei aussieht, die ja gerade viele Flüchtlinge aufnimmt. Irgendwelche guten Infos darüber?

Zitat von Stelmaria

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Bei einigen Ländern tragen die "Industrienationen" (aka der Westen, was etwas nüchterner und weniger großspurig klingt) direkt oder indirekt die "Schuld" am Konflikt - Irak, Palästina/Istael sowie viele afrikanische Staaten, um einige zu nennen. Andere Staaten haben den Krieg oder den kriegsähnlichen Zustand wiederum "selbst provoziert".

Mit "Schuld" meine ich: die Entscheidungen, die zum Konflikt ebigetragen haben, liegen größenteils in den Entscheidungen der westlichen Nationen (zweiter Weltkrieg für Israel/Palästina oder amerikanische Einmischung in Irak und Afghanistan, die die Sache mMn nur verschlimmert haben, wobei letzteres eine voreingenommene Meinung von mir ist).

Mit "selbst provoziert" meine ich: die Bürger hatten genug und es war die Entscheidung mehrerer oder der meisten Bürger, eine Rebellion anzuzetteln (Syrien, Bahrain, Ägypten, Lybien...), oder die Staatsmacht schrammt mit ihren (meistens nicht vom Volk genehmigte) Entscheidungen an der Grenze der stabilen Beziehungen zwischen ihnen und anderen Staaten (Irak, China, obwohl letzteres weitgehend ignoriert wird weil man ja dem Westen hilfreich(er) ist, wie zB auch in Lybien der Fall war).

Letztendlich ist alles eine politische Entscheidung, da Kriegsführung Geld kostet. Aber man gibt ja der "guten" Fraktion öffentlich Waffen (dh man redet groß über die Bewaffnung der Syrischen Rebellen, zum Beispiel) und gibt den "bösen" (oder "unsichtbaren", dh nicht mehr in den Medien auftauchenden Ländern wie zB Congo, Rwanda oder Uganda) unter der Hand Waffen, damit diese auf Effektivität getestet werden können. (Da ist Deutschland eines der größten Waffenherstell- und -exportländer, und ich frage mich, wohin alle Waffen exportiert werden. Und wer die importierten Waffen an wen weiterverkauft.)

Aber zurück zum moralischen Aspekt: ich bin strikt gegen Krieg, gegen jegliche Form von tödlicher Bewaffnung und bewaffnete Einmischung. Ich würde gerne sagen, dass man den kriegsgeplagten Ländern und deren Bürger militärisch helfen sollte (letztendlich weil ich denke, dass man die Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten, retten sollte), aber militärische Einmischung bedeutet zivile Opfer.

Wenn einige Menschen aus freien Willen sich entscheiden, sich gegenseitig abzuknallen, ist das weder mein Problem, noch habe ich das Recht, es denen zu verbieten, solange keine Menschen gegen ihren Willen eingewickelt werden. (Diese ist eine noch nicht gefestigte Meinung, ich würde gerne mehr, am besten Gegenargumente, dazu lesen)

Meine momentane Meinung ist, denke ich, im Moment: man sollte sich nicht militärisch einmischen, egal, wie die Situation aussieht. Humanitäre Hilfe allerdings ist, denke ich, ein Muss in diesen Konflikten (solange die humanitäre Hilfe nicht erschossen wird, wie es in Syrien momentan der Fall wäre. In dem Fall aber sollte man wenigstens Medikamente mir den Waffen mitschicken, aber von Medikamentenladungen habe ich wenig gelesen). Ich weiß nicht, wie es im Moment mit den westlichen Hilfen an die Türkei aussieht, die ja gerade viele Flüchtlinge aufnimmt. Irgendwelche guten Infos darüber?

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Nur mal zum Inhalt deines Schreibens: sehr schön zusammengetragen.

Infos selber dazu habe ich leider nicht. Das Verhältnis der Türkei zu Deutschland ist etwas angespannt, da hier einige caritative Gemeinschaften kleinere Projekte zur Lebensverbesserung am Laufen haben und dazu der gewünschte Eintritt in die EU noch aussteht. Momentan konzentriert sich die Welt aus aktuellem Anlass auf Syrien.

Zitat

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Momentan konzentriert sich die Welt aus aktuellem Anlass auf Syrien.

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Heißt das denn nun, dass Aufgrund dieser Konzentration auf Syrien die Türkei mangelhaft unterstützt wird, oder sogar umgekehrt, dass, weil besagte Verbindung zu dem Konflikt in Syrien besteht, die Türkei gezielt gefördert wird, um größere Zahlen an Flüchtlingen aufnehmen zu können?
Ich bin jedenfalls auch mangelhaft informiert, bzw. ich habe ncihts über entsprechende Hilfen gehört.

(Im Übrigen scheint mir die Konzentration der Internationalen Politik auf Syrien nachgelassen zu haben... sieht recht düster aus, irgendwie.)

Zitat

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Die Imperien der Menschheitsgeschichte beginnen und lenken Kriege - Nationalstaaten tragen sie aus.

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Das ist wohl häufig der Fall, ja - solange die Konflikte, die über abhängige drittstaaten ausgetragen werden "kalt" bleiben. Wenn man über ein Kalter-Krieg-Stadium hinaus ist, hören in der Regel die Stellvertreterkriege auf und es kommt zur direkten Konfrontation, oder? Die Weltkriege, der Deutsch-Französische Krieg, die Kriege von Napoleon usw. usf. waren ja keine Stellvertreterkriege.

Zitat

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Bei einigen Ländern tragen die "Industrienationen" (aka der Westen, was etwas nüchterner und weniger großspurig klingt) direkt oder indirekt die "Schuld" am Konflikt - Irak, Palästina/Istael sowie viele afrikanische Staaten, um einige zu nennen. Andere Staaten haben den Krieg oder den kriegsähnlichen Zustand wiederum "selbst provoziert".

Mit "Schuld" meine ich: die Entscheidungen, die zum Konflikt ebigetragen haben, liegen größenteils in den Entscheidungen der westlichen Nationen (zweiter Weltkrieg für Israel/Palästina oder amerikanische Einmischung in Irak und Afghanistan, die die Sache mMn nur verschlimmert haben, wobei letzteres eine voreingenommene Meinung von mir ist).

Mit "selbst provoziert" meine ich: die Bürger hatten genug und es war die Entscheidung mehrerer oder der meisten Bürger, eine Rebellion anzuzetteln (Syrien, Bahrain, Ägypten, Lybien...), oder die Staatsmacht schrammt mit ihren (meistens nicht vom Volk genehmigte) Entscheidungen an der Grenze der stabilen Beziehungen zwischen ihnen und anderen Staaten (Irak, China, obwohl letzteres weitgehend ignoriert wird weil man ja dem Westen hilfreich(er) ist, wie zB auch in Lybien der Fall war).

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Hm, tendentiell geb ich dir Recht, denk ich, auch wenn die Begriffe "selbst provoziert" und "von westlichen Militärmächten verschuldet" nicht immer ganz klar voneinander zu trennen ist - Das Beispiel Israel macht das wohl ebenso deutlich, wie Ägypten - Klar hat der Westen die Entstehung des Staates Israels mit beeinflusst, die zionistischen Bewegungen wurden aber nicht vom Westen ausgelöst bzw. in Gang gesetzt, sondern von der späteren Bevölkerung Israels. Im Übrigen stellt sich doch auch die Frage, was die alternativen gewesen wären.
Ägypten mag auf den ersten Blick aussehen wie "selbst provoziert", aber auch bei den Staaten des arabischen Frühlings, von Ägypten bis Libyen hatte der Westen ja die Finger im Spiel, hat manipuliert, die eine oder die andere Seite unterstützt - und die Diktatur in Ägypten hat bis dahin doch auch nur darum so gut funktioniert, weil sie gut Freund mit den USA, Deutschland usw. war.

Zitat

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(Da ist Deutschland eines der größten Waffenherstell- und -exportländer, und ich frage mich, wohin alle Waffen exportiert werden. Und wer die importierten Waffen an wen weiterverkauft.)

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Der drittgrößte, nach den USA und Russland, stimmt. Und die Einnahmen durch Waffenexporte haben sich zwischen 1999 und 2010 fast verdoppelt... naja.
Hauptabnehmer sind laut Wikipedia Griechenland, Südafrika und die Türkei. Der Großteil läuft wohl eh über die Nato und geht an verbündete westliche Staaten.
Wohin sie weiterverkauft werden, darüber kann man wohl nur mutmaßen, aber es ist klar, dass die Bundeswehr immer wieder gegen in Deutschland produzierte Waffen vorgeht... wie dem auch sei.

Zitat

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Ich würde gerne sagen, dass man den kriegsgeplagten Ländern und deren Bürger militärisch helfen sollte (letztendlich weil ich denke, dass man die Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten, retten sollte), aber militärische Einmischung bedeutet zivile Opfer.

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Und was ist, wenn ein Nicht-Einmischen mehr zivile Opfer kostet als wenn man sich einmischen würde?

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Wenn einige Menschen aus freien Willen sich entscheiden, sich gegenseitig abzuknallen, ist das weder mein Problem, noch habe ich das Recht, es denen zu verbieten, solange keine Menschen gegen ihren Willen eingewickelt werden.

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Stimmt wohl - Aber wann verabreden sich schonmal zwei Parteien (ohne unbeteiligte dritte zu involvieren) zum fröhlichen Rumballern? Freiwillig machen das wohl auch die wenigsten in Syrien...
Aggression folgt auf Aggression, klar - die eigentliche Ursache ist selten auszumachen und wenn das Vorgehen des einen "Notwehr" gegen die "Notwehr" des anderen ist... naja. - Ich denke auch die Revoluzzer, Rebellen, Aufständischen in den arabischen Ländern können sich schöneres vorstellen - aber vermutlich hat man irgendwann, angesichts der Unterdrückung, Ausbeutung usw. von Seiten des diktatorischen Staates nicht mehr das Gefühl, die Möglichkeit zu haben, sich n i c h t zur Wehr zu setzen, und sei es mit militärischen Mitteln.

Ach, keine Ahnung. Ich bin wohl wirklich recht unentschlossen. Vielleicht geht es mir umgekehrt wie dir - dass ich gerne sagen würde, dass militärische Interventionen von Seiten des Auslandes/Westens/Völkerbundes/Whatever prinzipiell illegitim sind, dass ich aber manchmal nicht umhin komme, einen solchen bedingungslosen Pazifismus für kontraproduktiv und gefährlich zu halten.

Zitat

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Ägypten mag auf den ersten Blick aussehen wie "selbst provoziert", aber auch bei den Staaten des arabischen Frühlings, von Ägypten bis Libyen hatte der Westen ja die Finger im Spiel, hat manipuliert, die eine oder die andere Seite unterstützt - und die Diktatur in Ägypten hat bis dahin doch auch nur darum so gut funktioniert, weil sie gut Freund mit den USA, Deutschland usw. war.

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Da hast du recht - warscheinlich symphatisieren die Regierungen nur dann mit der entsprechenden (revolutionären) Partei, wenn die Bevölkerung groß mitmischt. Traurig, irgendwie.

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Und was ist, wenn ein Nicht-Einmischen mehr zivile Opfer kostet als wenn man sich einmischen würde?

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Hier muss ich ein wundervolles Zitat aus Fullmetal Alchemist mit einbringen - kann man Menschenleben mathematisch addieren und substrahieren?

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Ach, keine Ahnung. Ich bin wohl wirklich recht unentschlossen. Vielleicht geht es mir umgekehrt wie dir - dass ich gerne sagen würde, dass militärische Interventionen von Seiten des Auslandes/Westens/Völkerbundes/Whatever prinzipiell illegitim sind, dass ich aber manchmal nicht umhin komme, einen solchen bedingungslosen Pazifismus für kontraproduktiv und gefährlich zu halten.

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Ich bin ja auch unentschlossen - ich muss dir Recht geben in dem Sinne, dass blinder pazifismus in der Welt, in der wir leben, gefährlich ist, aber ich würde sehr gerne ein blinder pazifist sein. Nur leider sieht die Realität anders aus, und deshalb weiß ich auch nicht, ob man Militärs schicken sollte.

Das Hauptproblem liegt aber,glaube ich, an den Waffenlieferungen. Man will ja die syrischen Rebellen mit Waffen unterstützen - wen bitte hilft das? Es ist nur andes in dem Sinne, dass keine deutsche Soldaten in einem fremden Konflikt sterben.

Aber wenn ich jetzt schon anfange, von fremden Konflikten zu reden, wenn ich doch so gerne die Grenzen wegwünschen würde... Jaja, schon wieder blinder Pazifismus. Ach, ein kompliziertes Thema, in dem ich auch noch sehr unentschlossen bin.

Zitat

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Und was ist, wenn ein Nicht-Einmischen mehr zivile Opfer kostet als wenn man sich einmischen würde?

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Das ist so ein was-wäre-wenn-Spiel, das nicht aufgehen kann und wird. In dem Moment, in dem eingegriffen wird, ist der Fall vom Tisch, was bei einem "Nicht-Eingreifen" passiert wäre - eventuell unabsehbare Folgen.
Natürlich ist beides ethisch fragwürdig, oft wohl eher eine subjektive Ermessenssache, was sich schon darin widerspiegelt, dass bei den meisten Diskussionen über ein potentielles Eingreifen von außen genauso viel dafür wie dagegen argumentiert wird.

Allerdings gibt es vielleicht auch, mit dem nötigen Fach- und Detailwissen, die Möglichkeit, Einsätze genauer zu berechnen und vorauszusagen, sodass die Zahl von vermiedenen Opfern eventuell sogar ansatzweise quantifiziert werden kann. Doch wie es scheint, gibt es solche genauen Pläne leider viel zu selten, es wird auch eine Menge vertuscht.

Und ja, ich habe eine Menge Vorurteile bezüglich Eigeninteressen der eingreifenden Staaten, dass dafür auch gerne mal eine Menge vertuscht wird und sich ein Staat als humanitär inszeniert, obgleich das Hauptanliegen finanzielle oder machtpolitische Vorteile sind.

Ich fürchte, man MUSS Was-wäre-wenn-Spiele spielen - was bleibt einem anderes übrig? Man möchte doch die bestmögliche Handlungsoption finden - und das kann man nur, indem man Potentielles vergleicht. Alles der Reihe nach ausprobieren ist nunmal unmöglich...
Klar sind Kalkulationen immer sehr vage - und sie werden nie akurat sein können. Da spielt viel zu viel Zufall und menschliche Unberechenbarkeit/Willkür mit, sowie unbekannte Parameter, die man nicht mit einberechnen kann.

Ist denn zumindest klar, dass die Möglichkeit die beste ist, bei der die wenigsten Menschen sterben, oder gibt es andere Kriterien, die es zu beachten gibt? Machtverhältnisse zwischen Staaten, die ins Ungleichgewicht geraten, die Arroganz westlicher Staaten, die Souveränität der Völker usw.?

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Und ja, ich habe eine Menge Vorurteile bezüglich Eigeninteressen der eingreifenden Staaten, dass dafür auch gerne mal eine Menge vertuscht wird und sich ein Staat als humanitär inszeniert, obgleich das Hauptanliegen finanzielle oder machtpolitische Vorteile sind.

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Ich glaub nicht, dass das wirklich Vorurteile sind. Die wurden ja vielfach bestätigt. Natürlich handeln alle nach egoistischen Macht und Geldinteressen.
Aber was ändert das? Man muss die Realität nehmen, wie sie ist und das beste daraus machen, oder?
Und Interessen sind nicht nur bei Interventionen im Spiel, sondern leider auch beim Unterlassen der Selbigen - China und Russland haben sich nicht aus altruistischen Gründen gegen einen Einsatz in Syrien gesperrt...

Und zuguterletzt - aus rein pragmatischer Sicht ist es doch egal, oder? Aus welchen Gründen die Staaten so handeln, wie sie handeln ist nicht relevant - es kommt auf das Ergebnis an. Und mir ist es lieber, ein Staat reduziert aufgrund des Verfolgens egoistischer Interessen die Anzahl der Opfer, als dass er sie, ganz selbstlos, in die Höhe treibt, nur um nicht als Egoist dazustehen...

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Ich glaub nicht, dass das wirklich Vorurteile sind. Die wurden ja vielfach bestätigt. Natürlich handeln alle nach egoistischen Macht und Geldinteressen.
Aber was ändert das? Man muss die Realität nehmen, wie sie ist und das beste daraus machen, oder?
Und Interessen sind nicht nur bei Interventionen im Spiel, sondern leider auch beim Unterlassen der Selbigen - China und Russland haben sich nicht aus altruistischen Gründen gegen einen Einsatz in Syrien gesperrt...

Und zuguterletzt - aus rein pragmatischer Sicht ist es doch egal, oder? Aus welchen Gründen die Staaten so handeln, wie sie handeln ist nicht relevant - es kommt auf das Ergebnis an. Und mir ist es lieber, ein Staat reduziert aufgrund des Verfolgens egoistischer Interessen die Anzahl der Opfer, als dass er sie, ganz selbstlos, in die Höhe treibt, nur um nicht als Egoist dazustehen...

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Da stimme ich dir nicht zu. Wen die Realität so aussieht, dass der Staat aus macht- oder finanziellen anstatt aus humanitären Gründen sich entscheidet, Krieg zu führen (oder auch nicht), dann ist es nicht eine Realität, aus der ich das Beste machen will, sondern eine Realität, die ich ändern will (was, ja, extrem schwierig ist, denn so eine Partei wird es warschienlcih sehr schwer haben, sich an die Spitze zu schwingen).

Ich finde, die Gründe sind sehr relevant. Sie entscheiden, wo ein Staat sich einmischt, weil es daraus Profit ziehen kann. Der Staat sieht da Menscheleben als wertlos an, wo es keine Interessen gibt; und täuscht nicht nur den eigenen Bürgern emphatie und selbstlosigkeit vor, um weiterhin Menscheleben als Zahlen und "Kriegesopfer" zu sehen, die zwischen den begehrten ökonomisch/militärischen Ziel stehen. Nun, ich mag diese Mentalität gar nicht, und warschienlich bin ich deshalb eher gegen eine direkte, militärische Einmischung - weil ich nicht wissen kann, ob der Staat von Menschenleben profitiert.

Im Falle aber, dass humanitäre Hilfe (also Ärzte oder Lehrer, zum Beispiel) gesendet wird, wird den Bürgern eher geholfen. Ob es da zukünftlichen Profit geben kann? Ja, nein, man kann es nicht wissen. Aber da ist es mir egal(er) - denn dieser Profit wurde nicht mit toten, sondern mit lebenden Menschen gekauft.

Hm, es gibt Situationen, in denen humanitäre Hilfe alleine einen Konflikt nicht beenden kann und die Situation nicht grundsätzlich ändert, fürchte ich - Auch ein paar Ärzte und das technische Hilfswerk würden Syrien in der gegenwärtigen Situation nicht befrieden, fürchte ich...

Was die übrigen Punkte betrifft - vielleicht hab ich mich bei der Formulierung auch einfach ein bisschen doof angestellt.
Natürlich ist es wünschenswert, darauf hinzuwirken, dass Staaten/Regierungen/Whatever nicht rein aus Profitgier und Habsucht Partei in einem Konflikt ergreifen. - Aber es macht keinen Sinn, solange, bis man dieses Ziel erreicht hat, dazusitzen und nichts zu tun, in der Zeit sterben schließlich hunderttausende Menschen.
Dass die Motive eines Staates sich auf dessen Handlungen auswirken ist klar - in dieser Hinsicht sind die Motive, die Absichten, sehr relevant, das stimmt.
Mir ging es darum, dass es letztlich für das Resultat irrelevant ist, welche Motive hinter einer Handlung stehen, sofern diese genau gleich ist, unabhängig davon, ob nun egoistische oder altruistische Motive dahinterstehen.
Im prinzip ist es ein theoretisches Konstrukt, das man in der Realität nur annäherungsweise vorfinden wird. Aber es ist klar, dass egoistische Motive für und gegen ein Eingreifen sprechen können - und altruistische Motive können ebenfalls für oder gegen ein Eingreifen sprechen. Insofern kann man, wenn man beispielsweise gegen ein Eingreifen internationaler Truppen ist, weil man denkt, dass dadurch die Opferzahl reduziert würde, darauf hoffen, das sich der Machtblock, der aus egoistischen Machtinteressen heraus ein Eingreifen ablehnt, gegenüber den, der ein Eingreifen befürwortet durchsetzt, auch wenn beide die gleichen schändlichen, moralisch verwerflichen Absichten haben.
Ein guter Wille entscheidet darüber, wie etwas moralisch zu bewerten ist, nicht darüber, ob die Wirkungen auch toll sind. Und ein guter Wille allein macht erschossene Menschen nicht wieder lebendig.
Angenommen die USA, Großbritannien, Frankreich, whatever, befürworten ein Eingreifen in Srien, China und Russland lehnen ein Eingreifen ab. Beide Lager vertreten diese Position nur aus Machtinteressen, moralisch wäre also theoretisch niemand besser als der andere.
Aber trotzdem wird eine der beiden Varianten schlimmere Folgen haben als die andere.
Ich weiß nicht, welche das ist, aber wenn ich denke, dass die eine oder andere Handlungsoption weniger Tote verursachen wird, dann wäre es mir lieber, wenn der entsprechende Machtblock sich durchsetzt, als wenn der andere es täte. Auch wenn die Motive dahinter scheiße sind.

(Wargh... Sprache ist doch ein Arschloch.)