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Der Marmorkuchen ist fast fertig. Er ist nach einem Rezept aus der "Guten Küche", einer österreichischen Kochbuchbibel mit dem bezeichnenden Kapitel Gemüsebeilagen. Vier Eier wurden durch eine Banane, einen Löffel Maizena und etwas mehr Flüssigkeit ersetzt. Die Flüssigkeit war wahrscheinlich noch immer zu wenig, mein Opus weigert sich, richtig schön aufzugehen oder oben (? unten ?) vulkanartige Krusten zu bilden. Das tat Mamas Guglehupf immer, auch der Marmorgugelhupf, und natürlich messe ich insgeheim daran. Noch verkneife ich mir die Panik und warte ab.

Nun steht der Kuchen in seiner Jenaerglasform am Tischherd. Gesetzt, die Kacheln sind fast kobaltblau, fast. Meine Eltern leben jetzt in einem Haus, das zumindest eine dreiviertel Stunde vom nächsten Bahnhof entfernt ist, 20 Minuten davon Schotterstraße, es ist die Endstation einer von Graz aus fahrenden S-Bahn. Hier ist nichts, das nächste Nachbarhaus ist so weit entfernt wie die slowenische Grenze. Es bereitet mir Unruhe, hier her kommen zu müssen. Von meinem Zimmer in Wien aus bin ich fünf Stunden lang unterwegs, bis ich hier ankomme, und das für eine Distanz von 272 Google-Maps-Kilometern, unendlich zäh, die Wirklichkeit verschwimmt vor meiner Ungeduld. Die neuen Vollkorn-Mannerschnitten sind noch sehr süß, aber die Schokoalde ist zu schmecken, das macht sie dem Original überlegen, sie sicherten mein Glücksgefühl unter der Provinzjugend, wie ich sie hochnäsig nennen kann, die, irgendwo weit unter Graz, ihr Fotzen-Schlampen-Wasweißich-Vokabular stolz zur Schau stellt. Aus Gründen hab ich den Steppenwolf gekauft, in der halben Stunde, die ich in Graz warten musste. Somit drei Bücher und ungezählte Erdnüsse in meiner Tasche, die ich werfen könnte, wenn ich soetwas denn täte, wenn.

Gerne sitze ich hier, momentan ganz alleine in einem Radius von zumindest einem halben Kilometer, in der Küche bei geöffnetem Fenster vor meinem Bildschirm. Es riecht nach Zitronenschale, die gute Küche fordert. Es klingt nach Gogol Bordello, seit einer Stunde oder zwei, drei wahrscheinlich nicht, iTunes nach Zufallsprinzip.

Ein Geräusch. Ein Knarren im Gebälk, in der Tramdecke, etwas verzieht sich oder wird angeknabbert oder, was weiß ich, die Sonne ist fast weg. Wenn die Welt einmal untergeht, will ich in Wien sein, dachte ich vor Stunden, nicht alleine hier und schon gar nicht mit Menschen, sollen die doch alleien überleben. Etwas rattert oder knarrt, ich schallte die Musik aus, etwas rutscht oder rennt, ich fauche, wie ich es tu, um eine Katze zu verscheuchen, wie ich es tat, als ich klein war und im Dunkeln Angst hatte vor fremden Katzen. Keinem Marder will ich nun begegnen, ich steh auf und rück den Sessel am Steinboden und mach sonstigen Lärm, und draußen seh ich eine kleine braune Maus, sie ist noch immer da und sieht mich nicht, und in der Decke über mir trappelt es und nun hab ich mich beruhigt, nur bin ich wirklich lieber alleine hier.
Das Haus ist rundherum offen, jemand kann hinten reingekommen sein oder an mir, am Fenster, am Glaseinsatz der Küchentür vorbeigehuscht, sagt das in mir erwachte Kind. Ich gehe nicht hinauf in das Zimmer über mir, sehe nicht nach, stampfe nicht auf den dortigen Boden. Es ist ein Tier, ein Marder vielleicht oder eine Mäusekolonie, in Holzhäusern kommt das vor.
In Wien stürbe ich lieber, wenn es dazu käme. Und ich denke an "Die Wand", Marlen Haushofer, Die Wand könnte ebensogut hier entstehen. Ein Mandala werd ich noch malen, beflügelte Fantasie. In einer halben Stunde kommen Mama und jüngeres kleines Brüderchen heim, ich werde den Gugelhupf stürzen, werde mein Denken in Bahnen führen, gehen lass ich mich hier ohnehin.
Ohne die Sehnsucht nach einer Stadt und einem Leben, ohen die Menschen wäre es, tatsächlich, schön hier. Schön. Am Berg gegenüber sind immer Höfe zu sehen.

Obwohl ich "alleine" bin, obwohl ich nicht jeden Tag so gut wie jede Minute Menschen um mich hab, die ich gerne um mich hab, ging es mir nun diese halbe Woche lang "gut", denke ich.
Heute das das ältere kleine Brüderchen abgeholt. Nachträglich zum Geburtstag ein Japanischbuch geschenkt. Es war teuer, was in Ordnung ist, er wird daraus lernen oder zumindest das Buch haben. Ich liebe Sprachlehrbücher, ich könnte sie sammeln, wenn mir sinnfreie Investitionen ein wenig weniger zuwider wären.
Er hat sich gefreut. Er ist toll, er ist wirklich toll, und das über ein Familienmitglied zu sagen? Ach. Wer hat über die Familie nicht zu jammern. Punkt, keine Frageintonation, da keine Frage. Ein Gemeinplatz, Wahrheitswerte belanglos, nie gefragt.
Im Auto, in der Sonne dagegen, da war mir klar, wie in Ordnung zuletzt vieles war, dank des kurzzeitigen Verzweifelns an etwas Eigenen. Natürlich, ganz normal, ab und an nicht gut drauf zu sein. In warmen VW-Bussen, mit Menschen rund um mich. Um mich alles, was launisch macht. Eine halbe Stunde oder Stunde, seither ist das Leben wieder schön. Ich stelle nur fest. Minute für Minute sollte ich mitzeichnen, denke ich, mich immer weiter in Details verlieren, in Stimmungen, in nichts als mich, ehrlich und offensichtlich an nichts anderes denken als mich selbst, akribisch erfassen, wie es sich anfühlt, sich erfassen zu wollen, Minute für Minute, was für eine wohltuende Kreisbewegung.
Ein Rezept! Tatsächlich, ich habe Zwiebelkuchen gemacht! Ein Grund, Stolz zu heucheln.
Das freudige Schwelgen in zutiefst zerstreuter Selbstironie, die andauernd Gefahr läuft, sich vor lauter Sprunghaftigkeit versehentlich ernst zu nehmen.

Wenn ich eine Tochter hätte, die einen einfachen Kuchen nach meinem Rezept gebacken hätte, allerdings die 4 Eier durch Apfelmus ersetzt, und ich den nun, frisch aus dem Ofen, stürzen würde, wobei er hängen bleiben, zerreißen und schließlich als Ansammlung kleinerer und größerer Brösel auf dem Teller zum Liegen kommen würde, wäre "Da hab ich anscheinend was falsch gemacht" eine angebrachte Äußerung meinerseits?
Kuchen zerfallen eher, wenn man sie nicht auskühlen lässt. Die Apfelmusmenge war frei geschätzt. Nicht die Mutter hat den Rand gelöst und war dabei möglicherweise ungenau, das war die Tochter.
Da auch ein zerfallener Kuchen gut schmeckt und dieser für keinerlei repräsentativen Zweck vorgesehen war, ist jegliche Schuldfeststellung fehl am Platz.
Ziellos und destruktiv erscheint sie der Tochter, die daneben steht (weil sie selbst die Glasform lieber auskühlen hätte lassen, um sie dann mit bloßen Händen anfassen zu können, statt mit dem unsicheren Topflappengriff). Sie fährt die Mutter wütend an, sie solle nicht so einen Scheiß reden. Das Streitgespräch spinnt sich fort. Sie sollte nicht jede ihrer Tätigkeiten so bedingungslos abwerten, meint die Tochter, das täte die Mutter immer und ihr habe sie es auch beigebracht und so könne man ja nicht leben. Es zu tun würden ihr ja alle einfach machen, auch die Tochter, meint die Mutter und geht. Die Tochter isst Kuchen, es stellt sich heraus, dass der unten wohl nur mit dem Stemmeisen zu lösen gewesen wäre.
Die Tochter reagiert damit, sich nicht weiter damit auseinanderzusetzen, sondern eher ein bisschen auszulagern.
Sie ist nicht der verdammte Versuch, weniger oft "ich" zu schreiben, aber etwas ähnlich ekelhaftes.

Irgendwann kam meine Mutter, die mich sicher durch die Wand tippen gehört hatte, in mein Zimmer und meinte, sie habe nicht streiten wollen. Ich auch nicht, blabla, Umarmung etcetera. Nur habe sie ja etwas falsch gemacht, und das habe sie ja bloß sagen wollen. Die Tochter widerspricht belanglos, weil die Schuldzuweisung aus der Luft gegriffen war, blabla, und in ihr oder mir verkrampft sich alles. Wenn die Mutter das so richtig finde, sei das in Ordnung, es tue der Tochter leid. Wenn sie es richtig fände.

Und irgendwie denk ich sehr oft: Einmal bin ich erwachsen, dann kann ich tun, als gäbe es die nicht.
Auch denk ich darüber nach, wie gut ich es hab. Und dass das der Beweis dafür ist, dass "es gut haben" eine Floskel ist, kein Maßstab. Natürlich haben meine Eltern Geld und Bildung und leben zusammen und was weiß ich. Natürlich bin ich privilegiert, ja klar.
Vorwürfe mach ich mir aber lieber für Dinge, auf die ich direkten Einfluss hab.
Und für anderes Misslingen, das sich mir zuschreiben ließe.
Dabei misslingt mir wenig, denn viel tu ich ja nicht. Wie einfach es ist, ihr die Schuld für alles Passive zu geben.

So viel gesagt hat sie. Auf ganz weniges hab ich geantwortet.
So, zu einer wichtigen Information bezüglich ihres Wohlbefindens:
"Das ist schön."

"Das ist schön. Hm, ja, oh, ah, hm."

Sie hat tatsächlich versucht, an mich heranzudringen. Weil ich kurz ehrlich zu ihr war, distanziert, aber ehrlich. Wollte wissen, ob ich einsam bin, und auf welche Art mir Menschen fehlen. Ich wusste es beim besten Willen nicht.

Nur, manches hätte ich gerne beantwortet. Nicht das, wo es um mich ging, das ist egal. Anderes. Es gab genug.
Jetzt bin ich wieder menschenlos. Wie das verunsichert.

Nach der Vorlesung, die sehr früh und sehr interessant war, gleich eine Internetbekanntschaft getroffen. Er hat viel geredet, ich wenig, wir haben sehr lange geredet, und es war toll.
Ich hab so ein bisschen gesagt, was mich momentan am Studieren stört. Dass das weniger das Strukturelle ist (obwohl das schon auch ein bisschen), sondern eher ich selbst. Nicht ganz so, aber ein bisschen eben.
Deswegen konnte ich mich noch zu keiner Antwort auf ShangriLas Bildungsthread aufraffen. Ich kann es so absolut nachvollziehen, dass Menschen aus verschiedenen Gründen nichts für die Uni tun. Manche verabscheu ich dafür, manche tun mir Leid, aber es ist doch alles das gleiche, für die Unterscheidung ist wohl ihre Frisur, ihre Augenfarbe, wasweißich was wichtiger als als ihr tatsächlicher Grund.
Wenn ich etwas zu tun hätte, mach ich das nicht oder am letzten Abdruck. Durch Prüfungen schummel ich mich irgendwie durch, üblicherweise. Nicht aus Desinteresse, eigentlich. Und viel mehr will ich dazu gar nicht sagen. Ich "nutz das System aus", das will ich einmal loswerden, und ich seh einfach keine andere Möglichkeit. Ich seh keinen Weg, mich zur Arbeit zu bewegen, und ich seh keine andere Möglichkeit, als weiter zu studieren. Zumindest keine zukunftsweisende, keine, die nicht noch schlechter ist.
Wie sollte ich mir so eine ehrliche Einschätzung der Pflichten der Uni gegenüber erlauben? Natürlich hab ich meine Ideale. Aber die liegen dort hinten irgendwo im Schlamm, die haben nichts mit der Realität zu tun, zählen einfach nicht.

...Und das einzusehen und trotzdem (erfolgreich) weiterzumachen, ist doch in Ordnung, du.
Wenn man sich eigene Demotivation nie eingestehen will, oder zumindest permanent vor anderen zu verschleiern versucht (und ich glaube einfach nicht, dass es möglich sein kann, jeden Tag zu 100% motiviert zu sein), dann hat das doch auch etwas prätenziöses, etwas darstellungssüchtiges.

Ich glaube auch, dass es in meinem Studiengang Menschen gibt, die noch viel, viel weniger machen als du... *unauffällig nach unten guck*

Solange man sich nicht grundschulmäßig damit brüstet, wie wenig man für die Schule/Uni tun würde, finde ich das ehrliche Reden darüber eher hilfreich.

Wahrscheinlich stimm ich dir zu, Kleo.

Heute hab ich etwas für die Uni getan. Von 5 Nummern der Semantik-Hausübung hab ich eine gemacht und zwei zum Teil. Vor allem hab ich getwittert (nicht mal gut, nur so) und die Zeit sonstwie totgeschlagen. Wie ich das sonst auch meistens mache, nur heute von Semantik durchsetzt.
Eine Kombination aus mangelnder Konzentration & Motivation, eigentlich vorhandenem Interesse, hohen Ansprüchen an mich selbst und niedrigem Selbstvertrauen macht alles irgendwie nervig. Außerdem die Sinnhaftigkeit. Nein, ich finde das, was ich studiere nicht besonders wichtig. Auch andere Studien fände ich ziemlich willkürlich, auch anderes als Studieren fände ich hohl und leer. Viertes Semester, (my ass,) und nichts läuft, wie es mir passen würde. Seit es mich im Herbst einmal ausgehängt hat aus der Motivationsschiene komm ich da nicht mehr rein. Nur in den Semesterferien hab ich eine Woche lang was getan. Da hab ich mir den Tag mit Bibliotheksbesuchen strukturiert, das war ganz gut, die Prüfung (von der ich die Note noch immer nicht hab) werde ich dank dieses ungewöhnlichen Undsoweiter geschafft haben.
Was auch immer, die Semantik-Sache. Ich mag Semantik, hab aber fast mein gesamtes Syntaxwissen innerhalb von 2 Monaten verschludert. Die Aufgaben zu lösen, die das voraussetzen, ist vor allem frustrierend, ich kann mich nicht dazu bringen, nachzulesen, viel eher sitz ich da und möcht mich zerfleischen. Ich genüge ja überhaupt keinem Maßstab, der sich an mich legen ließe.
Was ich tun sollte: Meinen Kalender suchen. Einplanen, wann ich welche Arbeiten erledige. Das auch tun. Und zwar in der Bibliothek. Nachlesen, wenn ich mich nicht zurechtfinde. Menschen fragen, nachdem ich nachgelesen habe. Zur Entspannung Treffen mit den paar Bekanntschaften hier einplanen. Des Abends stolz und arbeitszufrieden müde hier sein und Skypen und twittern. Klingt das nicht irgendwie übertrieben? Wie? Kann es nicht vorerst ein Mittelding geben? Warum soll ich das überhaupt machen, wenn ich weder ein Ziel hab noch Sinn dahinter seh?
Random rant aus der Ferne. Heute hab ich ja was gemacht.
Litauisch werd ich verhauen, ich bin so weit hinten (der Test, 2 von 20 Punkten), die Dozentin kann ich nicht ausstehen.

Dass ich deine Art, zu schreiben, sehr, sehr gern hab, hab ich ja schon ein paar mal geschrieben - werden sehr gemocht, deine blogpostwesen.
Und "Auch denk ich darüber nach, wie gut ich es hab. Und dass das der Beweis dafür ist, dass "es gut haben" eine Floskel ist, kein Maßstab." ist ein Satz, den man sich aufschreiben sollte, irgendwo. Ach, du... entschuldige inhaltsleeres rumgespamme.

(Danke, Jasper <3)

Heute war so viel los. Ich glaube, heute war viel los.
Irgendwann am Nachmittag hab ich in einem Café, dessen Namen ich kannte, Menschen getroffen, von denen ich nur einen kannte. Es war gut. Ich glaube, ich hab viel geschwiegen, weiß das aber nicht. Jedenfalls war es ebenso erschöpfend wie schön. Ich mag diese Menschen.

Nun höre und hörte ich Musik. Ab und zu Lieder, die ich schon lange nicht mehr richtig wahrgenommen habe. Und Tocotronic. Die meisten Menschen beginnen ihre Tocotronicphase mit 16, glaube ich. Aber ach. Ist das toll. Ich kannte das ja fast gar nicht. Nur "Schall und Wahn", und natürlich "Kapitulation". Wobei ich letzteres unter Umständen nicht so toll fand.

An anderen Orten des Internets sprechen sie darüber, wie es ihnen geht. Warum geht es ihnen nicht gut?
Warum widerspreche ich, werde ich schlimmstenfalls wütend, wenn Menschen ihr eigenes Schlechtgehen an dem Anderer messen? Wenn ich das dann auf mich selbst nicht anwende? Wie pseudo ich mich fühl. Als wäre das ein Wettbewerb des "ich krieg mein Leben nicht auf die Reihe".
Ich denke darüber nach und finde keine Lösung. Mir ist nie klar, ob es mir meiner Meinung nach gut geht oder nicht. Tatsache ist, dass Dinge sich spießen. Sicher halte ich an diesen Dingen auch fester fest, als ich es sollte. Sicher ist eine andere Lösung, die der Dinge, die sich spießen, nur ein Loslassen entfernt.
Das zu akzeptieren ist in alle Richtungen hilfreich. Hab ich es nicht längst getan? Habe ich es vor zu langem getan? Werde ich es tun? Ich habe noch Zeit, älter zu werden. Ich sage falsche Dinge. Ich werde erträglich wahrgenommen. Ich mag aufziehende Gewitter und ich mag Sonnenstrahlen, ich mag Torten und Menschendinge.

Es gibt hier doch nichts Aufzuschreibendes, ich erfasse und erstelle nur Hüllen. Auch das ist gut. Worüber echauffiere ich mich eigentlich, worüber verliere ich all meinen Atem?

Manches wäre besser als das, was ich tue. Doch den Vergleich zu scheuen ist nicht notwendig. Lediglich auf den Vergleich des Vergleichbaren sollte ich mich beschränken.

Ein anderer Schlusssatz wäre mir lieber, doch er wird dem unnötigen Mittelteil gerecht. Wenn ich denn alles posten muss? wenn ich das denn will? Der Schlusssatz ist keiner mehr.

?

Hier möchte ich immer noch mehr Emodinge reinschreiben!

Was auch immer. Was für ein Dienstag.
"Dienstag ist mein Montag" klänge flach und gut.
Ein viel zu langer Tag. Was ich heute schon alles gedacht hab. Das reicht doch für eine Woche, so hintergrundemotionsmäßig.

Es wird doch alles immer nur aussichtloser, hm? Ich möchte dieses Semester fallen lassen und irgendwann weiter machen. Ich will mich ausruhen, aber ich hab keinen Ort, wo ich das tun könnte. Wie gehetzt ich mich fühle, obwohl ich kaum jemals etwas tu.

Dabei bin ich so produktiv in letzter Zeit. Ich hab für diese Woche schon drei Mal Unisachen gemacht.

B fragt, ob ich denn gesundheitliche Probleme hab, wenn ich nichts Tierisches esse.
Nein, sag ich, und blass bin ich, weil ich nicht rausgeh.
Wie lieb es von ihr war, mit mir ihren Kornspitz mit Extrawurst teilen zu wollen, eigentlich. Nur sind manche ihrer Fragen so stereotyp, dass ich bissig werden möchte. Ich tu das ab und zu auch.
Gerade fällt mir nicht ein, wann das der Fall war, aber das eine oder andere Mal musste ich mich sehr zusammenreißen. (Als sie von glücklichen Bio- und Halal-Schlachttieren sprach, zum Beispiel.)

Versucht, K anzurufen, weil ich K alle zwei Wochen anrufen sollte und jetzt schon eine Woche hinterher bin und ich das blöd find und mich ärgere, sie aber nicht erreicht.

MI getroffen, auf der Wiese sitzend über Dinge geredet, das geht so irgendwie.

MAs Freund_innen kennengelernt und entsetzt gewesen, ein bisschen. Woah, Proletenkinder. Also, nicht so sehr. Im großen und ganzen haben mich zwei richtig genervt, drei wirkten wirklich nett. Nur, bei den blöden Witzen zogen fast alle mit. Wie gierig typische sich als Männer sehende und als solche lebende Menschen über Vergewaltigungen sprechen können! Und darüber, Mädchen beschützen zu müssen! Ja, wenn euch das so am Herzen liegt, seid ihr euch sicher, dass Ns kleine Schwester am Nova Rock größeren Gefahren ausgesetzt sein wird als, say, zu Hause oder unter euch? Was muss da im Hintergrund stehen, das sich derart verdrehte Tatsachen schaffen kann?
Und, "Lutscher" ist jetzt auch nicht die Beleidigung meiner Wahl. Sagt wenigstens Schwuchtel, dann ist alles klar und man muss nicht herumspekulieren, was ihr eigentlich über die Menschen denkt, anhand derer ihr Hetero-Blowjob-Witzchen macht.
(In favor of: "Homophobia is the product of patriarchy and distilled from misogyny. To be a gay man is to be like a woman. To be a lesbian is to be a woman who does not know her place." hier)
Und nein, "darüber denkt doch niemand nach, ich sag das ja nur so, ich mein es ja nicht" würde euch in meinem Ansehen kein bisschen steigen lassen. Leider ist dieses soziale Leben aus Spitzfindigkeiten konstruiert. Get the fuck over it! Als Computermenschen seht ihr euch eh als Expert_innen für alles, die den Rest hinfällig machen. Zeigt doch mal, das euer verdammtes Hirn, das ihr so hoch hält, mehr kann als die gewohnten Wege nachtrampeln. Aber nein, die Idee eines Bewusstseins und die Idee sozialer Interaktion, die nicht als reibungsloser Prozess mit Sender und Empfänger abläuft, ist euch irgendwie zuwider. Auch gut. Aber dann schweigt bitte still in euren Kämmerchen. Kein Teamspeak, sorry. So very pwned. /ignore

Yours truly,
verbitterter Gutmensch
[Trotz allem wissend, dass dieser Abend ein genossener war. Sie haben mich akzeptiert und ich hab mich eingeschleimt und mitgelacht, auch, wenn ich ihnen den Karnismus auf die Bernerwürsteln kotzen wollte. Und ja, ich beute Bienen aus! Ihr Idioten, wann war das denn lustig?! Beim zweiten und dritten Mal auch noch? Mehr rauchen oder doch was trinken hätte vielleicht geholfen. Aber das wollte ich nicht, denn, btw: Irgendwie kam ich mir vor wie Freiwild, und als zu meiner Gunsten die nette Person mit dem BMI von 22-oder-so ausgelacht wurde, hätte ich diese Deppen am liebsten erschlagen, alle miteinander.]

Das Gefühl, wenn die Gedanken diese dünnen Lehmwände einreißen und Angst kommt.
Die Genervtheit, wenn ich Musik höre und mich nicht voll auf die Texte konzentriere.
Die Hoffnung, Kaffee würde die Nacht produktiv machen.
Der Unwille, manches zu denken.

Gerne gedacht heute: Es gibt Menschen, mit denen zusammen würde ich gerne dichten. Weniger gern an die Entfernungskilometer gedacht. Kontaktmöglichkeiten gemieden.

Es war ein guter Tag, wisst ihr? Dieser Abend ist es, der weg sollte.
"Tocotronic höre ich ziemlich gerne, übrigens."

Ach, ach.

Ich hab zum ersten Mal hier in Wien mit einer Person gestritten, die ich erst hier kennen gelernt habe.
Nicht zum ersten Mal, nein, aber mehr als ein paar Kabbeleien (und ein oder zwei Mal mein heftiges Aufbegehren gegen ganz schlimme Aussagen) gab es nie.
Heute hab ich R nachgerufen, als er aus der Küche ging, weil er sein Abflusssieb nicht ausgeleert hatte. Ich vermute, dass er das fast nie tut. Also, es ausleeren. Er hörte mich nicht mehr oder ging einfach weiter, das weiß ich nicht, ich rief ihm nocheinmal nach, als er schon halb die Stiege hinunter war, und fragte ihn, ob das sein Dreck sei im Sieb. Nein, der wäre schon davor dagewesen. Aber seiner sei jetzt ja auch dabei, warum er nicht? Trappeltrappeltrappel die Stiege hinab. "Gott, bist du kindisch! (Aber ich mach schon sauber? *grummel*)" von mir, irgendeine unverständliche oder vergessene Antwort von ihm, ich knall die Küchentür zu und mach mich dran, Nudel-, Gemüse- und Saucenreste aus dem Sieb in den Kompost zu klopfen.
Warum mich das so stört, überleg ich. Naja, weil er mir dabei zugesehen hat, wie ich selbst das Sieb insgesamt drei mal sauber mach.
Als wir uns kurz danach über den Weg liefen, erwiederte er meinen (leicht verstimmten) Gruß jedenfalls nicht.

Jetzt liegt ein Zettel am Tisch und ich hab Angst, gehasst zu werden.

Edit: Dropbox hat Probleme und ich will das Bild nirgends sonstwo hochladen? so ein Meisterwerk ist meine Nachricht aber eh nicht. Geduldet euch.

Neinneinnein, ich werde jetzt warten, bis ich wieder weniger nervös bin, und erst dann den Twitteraccount reaktivieren.
(Mimimimimi scheiß Führerscheinsystem mit verpflichtendem Fahrsicherheitstrainig in einer Woche mimimi. Und der Zettel und Kaffee. Internetendlosschleifen.)