(Okay, vorneweg: Der Titel trifft nicht ganz, was ich meine.)

Ich hatte letztens ein sehr interessantes Gespräch mit einem Freund, das mich ein wenig ins Nachdenken gebracht hat.
Man kriegt ja so einiges mit an Skandalen, illegalen (teilweise politischen) Aktionen, Kriegen und so weiter.
Doch wie sieht es aus mit dem, über das nicht berichtet wird?
Ist das in den Nachrichten das meiste oder nur die Spitze des Eisbergs?
Die Antwort auf diese Frage wirft eine weitere Frage auf: Wie korrupt ist Deutschland in Wahrheit? Wie viel läuft da unter der Oberfläche, was entweder nicht entdeckt wird, oder wo sogar Zeitung und Fernsehen bewusst beeinflusst bzw. bestochen werden, damit es nicht an die breite Öffentlichkeit gelangt?
Also, als Fazit:
Wie weit ist der moralische Verfall unserer politischen und wirtschaftlichen Gesellschaft vorangeschritten?

Weiter als wir alle ahnen, vermutlich. Ich hab nicht die geringste Ahnung.

Meine Mutter arbeitet bei der Kirche, sodass ich zumindest aus diesem Bereich sagen kann, dass so viel wie möglich unter den Teppich gekehrt wird. Aber in anderen Bereichen wird das vermutlich auch nicht viel anders laufen.

Die Nachrichten sind auch in dem Sinne nur die Spitze des eisbergs, weil nur nach einzelnen ereignissen über einen Krieg oder Bürgerkrieg berichtet wird. Sehr viele Konflikte und wirklich Schlimme Dinge werden icht erwähnt, weil man das Thema vor fünf jahrn schon mal hatte. Wenn ich spontan alle Kriege und ähnliches aufzählen sollte, würden mir vlt 5 einfallen. Ich schätze aber, dass die Zahl sehr viel höher liegt vlt 20-25

Zeitungen mögen informativ und ehrlich sein, sie betreiben doch eine starke Selektion- was es nicht hinein schafft, das gibt es für uns nicht. Solange man daran denkt ist das aber? nicht so tragisch, find ich. Man weiß es ja, man darf bloß nicht glauben, das wäre alles, was auf der Welt passiert.

Aber die bewussten Täuschungen. Wo beginnen die denn?
Zeitungen verarbeiten an unangenehm vielen Stellen, was sie von Presseargenturen bekommen. Zeitungen können nur über Geschehnisse schreiben, was sie bedeuten muss erraten werden. Und Nachrichten braucht es viele, um zu unterhalten, die Tiefe kommt da mal sicher zu kurz.
Woher bekommt man weiterführende Informationen? Aus dem Internet. Aber woher? Expertenforums und ebensolche Blogs? Es kostet Zeit.

Zitat

---

Wie weit ist der moralische Verfall unserer politischen und wirtschaftlichen Gesellschaft vorangeschritten?

---

Ich sehe diesen Verfall nicht. Andauernd zerfällt etwas, zerbröckelt, wird zerfetzt. Nur hat sich das Sediment des letzen Niedergangs längst schon wieder verfestigt. Ich glaub fast, es bleibt alles sehr, sehr ähnlich, im Kern.

Ist es denn was schlechtes, das Zeitungen Selektion betreiben, Ereignisse auf bestimmte Art interpretieren und bewerten? Man will doch nicht das lesen, was eine Nachrichtenagentur alles von sich gibt, das wäre doch schon zeitlich unmöglich - eine Gesellschaft braucht doch irgendeine Institution, die diese Informationen sortiert, die Selektion betreibt und entscheidet, was ihnen erwähnenswert scheint - sonst ginge doch auch der Blick fürs Wichtige verloren. Wichtig ist halt, dass auch andere Informationswege offen stehen, sollte die Selektion nicht mehr unwichtiges aussortieren, sondern wichtige Entwicklungen verschweigen oder unzureichend darstellen, und dass es ein buntes Spektrum der Selektion betreibenden Zeitungen gibt - absolute Objektivität wird man nicht erreichen können, die Art der Wiedergabe von Ereignissen wird wohl notwendig von den Ansichten desjenigen, der das ganze erlebt hat, beeinflusst. Und ich finde es jetzt nicht unbedingt was schlechtes, dass wir die Zeit oder die FAZ haben, die alles von einem recht konservativen Standpunkt aus betrachten, und die Taz und die Süddeutsche, die eher links sind, wenn objektivität nur annäherungsweise erreichbar ist. Gehören Meinungen und Bewertungen nicht zu einer umfassenden Informierung sogar dazu?
Wie auch immer, ich drohe abzuschweifen ^^
"moralischer Verfall der Gesellschaft", das klingt mir zu sehr nach "die guten alten Zeiten" - ich möcht die gegenwart nicht schönreden, aber wenn man in die Vergangenheit schaut, sieht es da wirklich schöner aus? "Verfall" setzt ja voraus, dass es mal etwas gab, was nun langsam in sich zusammenbröckelt - und diesen hochpunkt kann ich nicht sehen - vom alten Rom, über das Mittelalter bis in die Moderne - "Skandale, illegale (teilweise politische) Aktionen, Kriege", von denen du sprichst, hat es immer gegeben, eine wirklich tolle, moralisch handelnde, vollkommene Gesellschaft - gabs das irgendwann mal?
Und dann stellt sich halt die Frage, ob die Geschichte in irgendeiner Form linear ist, ob sie eine Richtung hat und eine Entwicklung aufweist, zum positiven oder zum negativen, oder ob sie sich im Grunde immer wiederholt, in anderer Gestalt. The same procedure as every year?
Wie auch immer, Karthago wurde schließlich letzten endes doch zerstört...

Und ich fürchte es ist in sich widersprüchlich, die Frage, wie viel unter der Decke passiert, wovon man nichts mitkriegt, beantworten zu wollen - woher soll ich wissen, was alles passiert, ohne dass ich davon weiß?