Hallo,

Neulich ging ich vorbei an einem großen Plakat, auf dem ein Weihnachtsmann abgebildet war, der eine Schale Erdbeeren in der Hand hielt.
Das ganze sollte eine Kampagne darstellen gegen den Kauf von Obst und Gemüse völlig entgegen der eigentlichen Saison (was natürlich dazu führt, dass diese Lebensmittel meist um den halben Erdball importiert werden).

Das ganze hat mal wieder einen altbekannten Gedankengang bei mir angeregt, denn eigentlich ist es mir doch schon lange bewusst, wie irrational ich manchmal einkaufe. Ohne Blick auf Herkunftsland oder so. Schöner grüner Apfel sticht schrumpeligen gelben Apfel. Vielleicht kennt ihr das auch.

Ich bekenne mich schuldig, dass mir das immer wieder unterläuft, und ich hab eigentlich ein schlechtes Gewissen deswegen. Und immer wieder Vorsätze.
Doch, wenn man mal bedenkt, was bei uns und in unserer näheren Umgebung so wächst, dann dürften wir vieles gar nicht mehr konsumieren:
Mangos? Pomelos? Ananas? Wassermelonen? Vieviele Tonnen Sprit wurden verballert, nur um diese leckeren Früchte, die fast jeder gerne isst, hierher in unser nördlich gelegenes Land zu bringen?

Ich liebe Mangos abgöttisch; sie sind mein Lieblingsobst, mit Abstand. Beinahe würde ich sagen, ich kann nicht auf mangos verzichten, dabei verzichte ich so schon (mal mehr, mal weniger erfolgreich) auf so vieles. Aber Mangos??
Doch andersrum gefragt: Braucht man all dieses Obst wirklich? Wenn wir keine Mangos kennen würden, dann würden sie uns doch auch nicht fehlen.
Muss man sowas wirklich kaufen, nur um sich ein südländisches Flair in die Küche zu holen?

Wenn wir 100% ethisch korrekt essen wollten, dann bliebe uns eigentlich kaum noch etwas übrig.
Von manchen von euch weiß ich ja sowieso, dass sie solche tollen Angebote nutzen wie "Kiste mit saisonalem Gemüse aus der Region" oder so Und ich bewundere und beneide das ein bisschen. Sollte mal mehr Motivation aufbringen, mich auch um sowas zu kümmern. Vielleicht mehr Geld investieren, wenn es sich doch auf diese Weise lohnt.
Und auch mehr Arbeit, um weniger vorverarbeitete Fertiglebensmittel zu kaufen. Den Wert von Essen wieder besser kennenlernen.

Im Supermarkt geht es ja schon los mit einem kleinen Blick auf das Schild "Herkunftsland" beim Kauf von Obst&Gemüse. Vielleicht die Entfernung in Kilometern abschätzen. Bisher hab ich hauptsächlich darauf geachtet.
Doch worauf man auch noch achten könnte/sollte, ist das hier:

http://www.vzhh.de/ernaehrung/30357/Sais...nder05-2010.pdf

Demzufolge gibt es z.B. im Januar die Wahl zwischen Äpfeln und Birnen, und beides zieht einen relativ hohen Energieaufwand mit sich.

Wie kauft ihr ein, besonders in der kalten Jahreszeit? Ist euch sowas wichtig? An welcher Stelle geht ihr Kompromisse ein?
Über eine Diskussion zu dem Thema würd ich mich freuen

Generell: Nein, man braucht dieses ganze exotische Obst und Gemüse eindeutig nicht. Und nein, ich will darauf trotzdem nicht verzichten. Viel zu lecker, viel zu erfrischen.

Ich achte ehrlich gesagt gar nicht auf das Herkunftsland. Und auf die Saison nur bei Erdbeeren und Kirschen. (Oh, wann ist wieder Kirschenzeit?). Sonst esse ich das, worauf ich Lust habe... Äpfel, Bananen, Melonen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen etc. Wenn es sie gibt, her damit. Und da informier ich mich nicht vorher, ob überhaupt Saison ist...

Aber ja, es wäre klüger, besser und sinnvoller, darauf zu achten.

Bei Äpfeln ist es ja so, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr ökologisch sinnvoller ist, die aus Chile zu kaufen als regionale, weil die Lagerung und Kühlung mehr CO2 in die Luft schleudern als der Import.
Wir kaufen schon möglichst saisonal und regional, aber immer geht das eben nicht. Und wenn es Obst ist, dass es nicht regional gibt, eben das, was einen kürzeren transportweg hat, zB lieber italienische Orangen als marokkanische.

Wir versuchen möglichst Früchte und Gemüse aus der Schweiz und Saisonal zu kaufen. Aber natürlich, auch ich mag Mango und auch ich esse sie ab und an auch mal im Winter, einfach nicht jede Woche sondern einmal im Monat, höchstens. Wir haben auch einen Garten, in dem meine Mutter Gemüse anbaut, denn der Bauer im Dorf verpachtet ("vermietet") kleine Gebiete an Siedlungen welche diese dann an ihre Bewohner, darunter auch meine familie weiterverpachten. Wir versuchenes soviel sei gesagt.

Lokal zu kaufen wird im Winter ja nicht einfacher. Wie sieht es bei euch aus? Pastinaken, Kraut und Rote Rüben?

So in der Art. aber wtf sind Pastinaken? und natürlich auch Fleisch. Aber, na ja, du bist halt Vegan...

Rote Rüben fürs Pferd
Also, wir versuchen auch, möglichst Saison-abhängig und regional zu kaufen, also Äpfel vom Obsthof im Dorf, da gibts auch immer ne Kiste mit "Handelsklasse 2" umsonst für die Pferde mit drauf, Möhren gibts jetzt im Winter auch ganz viele, da kommt zum Stall immer ein Lieferant, pro Sack 5 euro oder so, und die sind nicht nur für die Tiere lecker^^
Zwar gibt es mal Annanas, Mango oder Litschi, aber nicht allzuoft, eher sehr selten. Und Erdbeeren etc. auch nur in der Saison, weil es sonst auch einfach nicht schmeckt ... Heißt also schon, dass es im Winter bei uns weniger "Auswahl" gibt, da meine Eltern da schon bewusst drauf achten, vor allem, seit sie angefangen haben, fast alles im Bioladen zu kaufen^^

viel Kraut, ja. Und im Keller eingelagerte Erdäpfel vom Bauern, was aber auch nicht bei jedem geht, wir haben halt das Glück in einem alten Haus zu wohnen, das einen auf Einlagerung ausgelegten Keller hat.

je1: http://de.wikipedia.org/wiki/Pastinak

Wir versuchen auch, möglichst nur regional und saisongemäß zu kaufen, aber ich fürchte, dass wir das letzten Endes nicht konsequent tun. Ich bekenne mich schuldig, in der Küche Bananen gesehen zu haben, die sicher nicht auf unserem Balkon gewachsen sind.

Wobei mir jemand sagte, dass Bananen insofern eine Sonderform darstellen, als dass sie (anders als Kiwis etc.) nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Schiff gebracht werden. Ich will irgendwie immer denken, dass das etwas besseres sei. Die kommen grün nach Europa und werden hier künstlich nachgereift, und wahrscheinlich verbrauchen Schiffe, auch wenn sie ekelhafte Schweröl-Dreckschleudern sind, immer noch weniger als Flugzeuge, sind sie doch auch viel, viel langsamer.

(Hier so etwas Gefundenes zu Tankern.)

(Edit: Ach, blubbl, Pastinaken sind bestimmt ein tolles Gemüse, aber nachdem ich mich infolge meiner Weisheitszahn-OP vor einem Jahr jeweils eine Woche lang von Babygläschen zu ernähren versucht hab, es da bei den nicht-süßen Gläschen die Wahl gab zwischen drei verschiedenen Sorten, und eins davon Pastinake war...kann ich wohl einfach keine Pastinaken mehr sehen Gib mir ein Rezept, um mich von dieser Antipathie zu heilen!)

Zweiter Edit: Hab mal wieder den Link angeguckt und es heißt, im Januar/Jänner seien Grünkohl, Rosenkohl und ( ) Porree eine gute Wahl. Werde versuchen, mehr Grünkohl zu essen.

Grünkohl habe ich auch ewig nicht mehr gegessen, fürchte ich. Dafür Blumenkohl, Rotkohl, grad hab ich Rote Bete und Schwarzwurzeln gekauft...
Zu Kiwis - die kommen mittlerweile ja häufig aus Europa und werden garnicht geflogen oder mit dem Schiff gebracht. Wir hatten jedenfalls letzthin mal welche aus Frankreich.

Ad saisonales Zeug: Rhabarber ^__^
Ist das nicht wundervoll?

Ich hab schon Schokomuffins mit Rhabarber gemacht. Die waren etwas zu saftig und hielten deshalb nicht besonders gut zusammen. Aber dieser Geschmack. Ach.

Ich riech grad den in der Küche kalt werdenden Rhabarberkuchen. Ja, wunderbares Zeug, definitiv. Und wunderbar saisonal und regional zu bekommen, momentan, das stimmt...